Paula Cronheim geb. Ludnowsky

Verlegeort
Dortmunder Str. 6
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
August 2011
Geboren
11. Juli 1872 in Gleiwitz (Schlesien) / Gliwice
Deportation
am 25. Januar 1942 nach Riga
Ermordet

Paula Cronheim kam am 11. Juli 1872 im oberschlesischen Gleiwitz (heute: Gliwice / Polen) als Tochter des jüdischen Ehepaares Selma und Marcus Ludnowski zur Welt. Ihr Geburtsname wird in vielen Quellen fälschlicherweise mit Lüdrowski angegeben. <br />
Am 16. April 1901 heiratete sie im Alter von 28 Jahren in Berlin den Kaufmann Ludwig Cronheim. Im folgenden Frühjahr wurde am 6. Februar 1902 ihr einziges Kind Frieda (genannt Friedel) geboren. Mit ihrer Familie wohnte Paula Cronheim anfangs in Kreuzberg am Elisabethufer (heute: Leuschnerdamm), dann in der Alten Jakobstraße 66 und schließlich mehr als zwanzig Jahre lang in der Beuthstraße 9 in der Nähe des Spittelmarkts. Ihr Ehemann Ludwig führte eine Firma, die Damenmäntel herstellte und vertrieb. <br />
Die Tochter Frieda machte nach dem Abschluss des Victoria-Lyzeums eine Ausbildung zur Buchhalterin und arbeitete nach Stationen in einer Bank und einer Anwaltskanzlei im Geschäft ihres Vaters. 1929 heiratete Frieda Dr. Ernst Kaeber, der seit 1913 Direktor des Berliner Stadtarchivs –Vorläufer des heutigen Landesarchivs – war. <br />
Am 12. Mai 1932, zwei Monate vor Paula Cronheims 60. Geburtstag, starb ihr Ehemann Ludwig. Im September 1934 zog sie zu ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in deren neu bezogene Wohnung in der Dortmunder Straße 6. Infolge eines Oberschenkelbruchs war die inzwischen 62-Jährige körperlich stark beeinträchtigt und im Alltag auf Unterstützung angewiesen. Da ihr Schwiegersohn sich weigerte, sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen, wurde er ohne Zahlung einer Rente zum 1. Oktober 1937 zwangspensioniert. <br />
Paula Cronheim zog am 18. September 1941 ins Jüdische Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26. Ihr Auszug aus der Wohnung ihrer Tochter war eine unmittelbare Folge der kurz zuvor verhängten Verpflichtung, einen sogenannten „Judenstern“ tragen zu müssen. Paula Cronheims Tochter Frieda war von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen, da sie in einer „privilegierten Mischehe“ lebte. In ihrem Anfang der 1950er-Jahre gestellten Antrag auf Entschädigung schreibt sie: „Durch die Sternträgerverordnung war meine Mutter gezwungen, aus unserem Haushalt auszuziehen und in das Jüdische Altersheim in der Gr. Hamburger Straße überzusiedeln. Denn sonst wäre unser Haushalt, da zu diesem ein Sternträger gehörte, ein jüdischer Haushalt geworden und ich hätte auch einen Stern tragen müssen und wäre wahrscheinlich auch der Deportation anheim gefallen.“<br />
Wenige Monate später, am 25. Januar 1942, wurde Paula Cronheim im Alter von 69 Jahren nach Riga deportiert. Vom Bahnhof Grunewald aus wurden 1000 Berliner Jüdinnen und Juden in eisiger Kälte in ungeheizten Güterwaggons auf den mehrere Tage dauernden Transport geschickt. Viele von ihnen erfroren unterwegs, alle anderen wurden nach der Ankunft in den Wäldern bei Riga erschossen.<br />

Paula Cronheim kam am 11. Juli 1872 im oberschlesischen Gleiwitz (heute: Gliwice / Polen) als Tochter des jüdischen Ehepaares Selma und Marcus Ludnowski zur Welt. Ihr Geburtsname wird in vielen Quellen fälschlicherweise mit Lüdrowski angegeben.
Am 16. April 1901 heiratete sie im Alter von 28 Jahren in Berlin den Kaufmann Ludwig Cronheim. Im folgenden Frühjahr wurde am 6. Februar 1902 ihr einziges Kind Frieda (genannt Friedel) geboren. Mit ihrer Familie wohnte Paula Cronheim anfangs in Kreuzberg am Elisabethufer (heute: Leuschnerdamm), dann in der Alten Jakobstraße 66 und schließlich mehr als zwanzig Jahre lang in der Beuthstraße 9 in der Nähe des Spittelmarkts. Ihr Ehemann Ludwig führte eine Firma, die Damenmäntel herstellte und vertrieb.
Die Tochter Frieda machte nach dem Abschluss des Victoria-Lyzeums eine Ausbildung zur Buchhalterin und arbeitete nach Stationen in einer Bank und einer Anwaltskanzlei im Geschäft ihres Vaters. 1929 heiratete Frieda Dr. Ernst Kaeber, der seit 1913 Direktor des Berliner Stadtarchivs –Vorläufer des heutigen Landesarchivs – war.
Am 12. Mai 1932, zwei Monate vor Paula Cronheims 60. Geburtstag, starb ihr Ehemann Ludwig. Im September 1934 zog sie zu ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in deren neu bezogene Wohnung in der Dortmunder Straße 6. Infolge eines Oberschenkelbruchs war die inzwischen 62-Jährige körperlich stark beeinträchtigt und im Alltag auf Unterstützung angewiesen. Da ihr Schwiegersohn sich weigerte, sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen, wurde er ohne Zahlung einer Rente zum 1. Oktober 1937 zwangspensioniert.
Paula Cronheim zog am 18. September 1941 ins Jüdische Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26. Ihr Auszug aus der Wohnung ihrer Tochter war eine unmittelbare Folge der kurz zuvor verhängten Verpflichtung, einen sogenannten „Judenstern“ tragen zu müssen. Paula Cronheims Tochter Frieda war von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen, da sie in einer „privilegierten Mischehe“ lebte. In ihrem Anfang der 1950er-Jahre gestellten Antrag auf Entschädigung schreibt sie: „Durch die Sternträgerverordnung war meine Mutter gezwungen, aus unserem Haushalt auszuziehen und in das Jüdische Altersheim in der Gr. Hamburger Straße überzusiedeln. Denn sonst wäre unser Haushalt, da zu diesem ein Sternträger gehörte, ein jüdischer Haushalt geworden und ich hätte auch einen Stern tragen müssen und wäre wahrscheinlich auch der Deportation anheim gefallen.“
Wenige Monate später, am 25. Januar 1942, wurde Paula Cronheim im Alter von 69 Jahren nach Riga deportiert. Vom Bahnhof Grunewald aus wurden 1000 Berliner Jüdinnen und Juden in eisiger Kälte in ungeheizten Güterwaggons auf den mehrere Tage dauernden Transport geschickt. Viele von ihnen erfroren unterwegs, alle anderen wurden nach der Ankunft in den Wäldern bei Riga erschossen.