Herta Basch geb. Berlowitz

Verlegeort
Keithstr. 14
Historischer Name
Lutherstr. 51
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
18. Juni 2010
Geboren
12. April 1894 in Elbing (Westpreußen) / Elbląg
Deportation
am 14. Dezember 1942 nach Auschwitz
Schicksal unbekannt
in Auschwitz

Herta Berlowitz war die älteste von fünf Schwestern, sie wurde am 12. April 1894 in Elbing geboren. Ihr Vater, Felix Pincus Berlowitz (* 30.12.1862 in Goldap/ Ostpreußen – 16.2.1939 in Dresden), war ein angesehener Unternehmer, der in Elbing eine gutgehende Stroh- und Filzhutfabrik mit etwa 120 Beschäftigten führte. Hertas Mutter, Franziska Berlowitz, geborene Friedländer stammte aus Rüdersdorf (* 19.12.1867 – 14.11.1937 in Dresden). Herta war der besondere Stolz ihres Vaters, gerne verwöhnte er seine Älteste noch ein wenig mehr als ihre Schwestern. In der Sicherheit ihres großbürgerlichen Elternhauses wuchs Herta zu einer gutaussehenden jungen Frau heran. Im Alter von zwanzig Jahren heiratete Herta Berlowitz 1914 Sigismund Basch, einen Fabrikanten aus Posen. Es war eine standesgemäße Heirat, der 34jährige Ehemann stellte landwirtschaftliche Maschinen her und entsprach dem gesellschaftlichen Umfeld der Familie Berlowitz. Bald schon war die Ehe durch den Ersten Weltkrieg und die darauf folgenden wirtschaftlichen Krisenjahre der Weimarer Republik schweren Belastungen ausgesetzt. <br />
<br />
Das Ehepaar Basch hatte zwei Kinder, die am 11. November 1915 in Posen geborene Tochter Hildegard und den am 25. April 1920 ebenfalls in Posen geborenen Sohn Heinz Hermann. <br />
Etwa ein Jahr nach der Geburt des Sohnes zog die Familie nach Berlin. Hier fand sie in der Lutherstr. 51, heute Keithstraße 14, unweit des KaDeWe eine gehobenen Ansprüchen genügende Fünfzimmer-Wohnung mit Balkon. Hertas Mann Sigismund war als Handelsvertreter für landwirtschaftliche Maschinen tätig, doch immer wieder gab es schwierige Zeiten zu überstehen. Als die Firma für die Sigismund Basch tätig war in der großen Inflation Anfang der 1920er Jahre bankrott ging, war die Familie zeitweise auf die materielle Unterstützung von Hertas Vater Felix Berlowitz angewiesen Nach einiger Zeit fand Hertas Mann Sigismund wieder Arbeit, er war nun als Vertreter für Minimax-Feuerlöscher im Außendienst unterwegs, verdiente bei weitem nicht mehr so gut wie früher. Herta Basch kam mit den veränderten Lebensumständen nur schwer zurecht. Diese wurden mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft bald noch schwieriger, da die Familie die soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung durch die anti-jüdischen Maßnahmen der Nazis ertragen musste.<br />
<br />
Hertas Tochter Hildegard legte 1933 ihr Abitur an der angesehenen Auguste Viktoria Schule in der Nürnberger Str. 63 ab, sie wollte nun studieren. Doch wegen der Zulassungsbegrenzungen für jüdische Studierende erhielt sie keinen Studienplatz. Herta half ihrer Tochter, eine Arbeitsstelle in einem Verlag für Frauenmagazine zu finden.<br />
<br />
Der fünf Jahre jüngere Sohn Heinz hingegen konnte seine Schullaufbahn nicht wie vorgesehen mit dem Abitur beenden, da ihn die Ausgrenzungsgesetze für Juden im höheren Schulwesen trafen. Wiederum wurde Herta aktiv, sie konnte für ihren Sohn die Anstellung in einem Teppichgeschäft organisieren.<br />
<br />
Weder für sich noch für ihren Mann konnte Herta Basch sich ein Leben in der Emigration vorstellen, zudem waren die finanziellen Mittel zu beschränkt um eine realistische Auswanderungsmöglichkeit für die gesamte Familie in Betracht ziehen zu können. Jedoch versuchte sie gemeinsam mit ihrem Mann Sigismund sowohl den Sohn wie die Tochter zur Emigration zu ermutigen und Aufnahmeländer zu finden. Welche Schritte sie, ihr Mann und auch ihr Vater dazu unternahmen ist im einzelnen nicht nachzuvollziehen. Aus einem Brief der Enkelin Hilde an ihren Großvater Felix Berlowitz vom 18. Oktober 1938 geht hervor, dass ihr Bruder Heinz ein Affidavit erhalten hatte. Genaues schreibt seine Schwester dazu nicht, nur dass es bis zur Zuteilung wohl noch zwei Jahre dauern werde. (vgl. Brief von Hildegard an ihren Großvater vom 18.Oktober 1938, Album Basch) <br />
<br />
Für die Tochter Hildegard konnte der Vater einen Geschäftsfreund in England als Bürgen gewinnen. Hildegard zögerte zunächst, doch nach der Reichspogromnacht war ihr klar, dass sie nicht länger in ihrer Heimat bleiben konnte. Im März 1939 reiste die 23 Jährige nach Lincolnshire in England. Welche Lücke das im Familienleben der Baschs und besonders bei der Mutter Herta hinterließ, kann man nur erahnen. Die Tochter versuchte sofort, Ausreisemöglichkeiten für die Eltern zu finden, der jüngere Bruder Heinz hatte ja das sicher scheinende Affidavit. <br />
<br />
Über das Leben von Herta Basch nach der Emigration ihrer Tochter wissen wir nur das Wenige, das aus der Akte des Oberfinanzpräsidenten herauszulesen ist, mit der die vollkommene Ausplünderung vor ihrer Deportation dokumentiert ist. Daraus ist zu erfahren, dass Herta und ihrer Familie 1940 Untermieter zugewiesen wurden. Es war die vierköpfige Familie Loewenheim, die zwei Zimmer der Wohnung belegte und dafür 80,-- RM Miete bezahlen musste. <br />
<br />
Im Dezember 1942 erhielten Herta und ihre Familie die sogenannten Listen, im offiziellen Sprachgebrauch der Nazi-Bürokratie Vermögenserklärung genannt. Am 13. Dezember 1942 füllte Herta Basch diese „Vermögenserklärung“ aus. Danach besaß sie bei der Deutschen Bank noch Wertpapiere und Bargeld in Höhe von ca. 10.000,-- RM, doch schon lange konnte sie darüber nicht mehr frei verfügen. <br />
Am 14. Dezember 1942 wurde Herta Basch zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn vom Güterbahnhof Moabit in der Putlitzstraße nach Auschwitz deportiert. Es gibt keine weiteren Lebensspuren mehr von ihr. <br />

Herta Berlowitz war die älteste von fünf Schwestern, sie wurde am 12. April 1894 in Elbing geboren. Ihr Vater, Felix Pincus Berlowitz (* 30.12.1862 in Goldap/ Ostpreußen – 16.2.1939 in Dresden), war ein angesehener Unternehmer, der in Elbing eine gutgehende Stroh- und Filzhutfabrik mit etwa 120 Beschäftigten führte. Hertas Mutter, Franziska Berlowitz, geborene Friedländer stammte aus Rüdersdorf (* 19.12.1867 – 14.11.1937 in Dresden). Herta war der besondere Stolz ihres Vaters, gerne verwöhnte er seine Älteste noch ein wenig mehr als ihre Schwestern. In der Sicherheit ihres großbürgerlichen Elternhauses wuchs Herta zu einer gutaussehenden jungen Frau heran. Im Alter von zwanzig Jahren heiratete Herta Berlowitz 1914 Sigismund Basch, einen Fabrikanten aus Posen. Es war eine standesgemäße Heirat, der 34jährige Ehemann stellte landwirtschaftliche Maschinen her und entsprach dem gesellschaftlichen Umfeld der Familie Berlowitz. Bald schon war die Ehe durch den Ersten Weltkrieg und die darauf folgenden wirtschaftlichen Krisenjahre der Weimarer Republik schweren Belastungen ausgesetzt.

Das Ehepaar Basch hatte zwei Kinder, die am 11. November 1915 in Posen geborene Tochter Hildegard und den am 25. April 1920 ebenfalls in Posen geborenen Sohn Heinz Hermann.
Etwa ein Jahr nach der Geburt des Sohnes zog die Familie nach Berlin. Hier fand sie in der Lutherstr. 51, heute Keithstraße 14, unweit des KaDeWe eine gehobenen Ansprüchen genügende Fünfzimmer-Wohnung mit Balkon. Hertas Mann Sigismund war als Handelsvertreter für landwirtschaftliche Maschinen tätig, doch immer wieder gab es schwierige Zeiten zu überstehen. Als die Firma für die Sigismund Basch tätig war in der großen Inflation Anfang der 1920er Jahre bankrott ging, war die Familie zeitweise auf die materielle Unterstützung von Hertas Vater Felix Berlowitz angewiesen Nach einiger Zeit fand Hertas Mann Sigismund wieder Arbeit, er war nun als Vertreter für Minimax-Feuerlöscher im Außendienst unterwegs, verdiente bei weitem nicht mehr so gut wie früher. Herta Basch kam mit den veränderten Lebensumständen nur schwer zurecht. Diese wurden mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft bald noch schwieriger, da die Familie die soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung durch die anti-jüdischen Maßnahmen der Nazis ertragen musste.

Hertas Tochter Hildegard legte 1933 ihr Abitur an der angesehenen Auguste Viktoria Schule in der Nürnberger Str. 63 ab, sie wollte nun studieren. Doch wegen der Zulassungsbegrenzungen für jüdische Studierende erhielt sie keinen Studienplatz. Herta half ihrer Tochter, eine Arbeitsstelle in einem Verlag für Frauenmagazine zu finden.

Der fünf Jahre jüngere Sohn Heinz hingegen konnte seine Schullaufbahn nicht wie vorgesehen mit dem Abitur beenden, da ihn die Ausgrenzungsgesetze für Juden im höheren Schulwesen trafen. Wiederum wurde Herta aktiv, sie konnte für ihren Sohn die Anstellung in einem Teppichgeschäft organisieren.

Weder für sich noch für ihren Mann konnte Herta Basch sich ein Leben in der Emigration vorstellen, zudem waren die finanziellen Mittel zu beschränkt um eine realistische Auswanderungsmöglichkeit für die gesamte Familie in Betracht ziehen zu können. Jedoch versuchte sie gemeinsam mit ihrem Mann Sigismund sowohl den Sohn wie die Tochter zur Emigration zu ermutigen und Aufnahmeländer zu finden. Welche Schritte sie, ihr Mann und auch ihr Vater dazu unternahmen ist im einzelnen nicht nachzuvollziehen. Aus einem Brief der Enkelin Hilde an ihren Großvater Felix Berlowitz vom 18. Oktober 1938 geht hervor, dass ihr Bruder Heinz ein Affidavit erhalten hatte. Genaues schreibt seine Schwester dazu nicht, nur dass es bis zur Zuteilung wohl noch zwei Jahre dauern werde. (vgl. Brief von Hildegard an ihren Großvater vom 18.Oktober 1938, Album Basch)

Für die Tochter Hildegard konnte der Vater einen Geschäftsfreund in England als Bürgen gewinnen. Hildegard zögerte zunächst, doch nach der Reichspogromnacht war ihr klar, dass sie nicht länger in ihrer Heimat bleiben konnte. Im März 1939 reiste die 23 Jährige nach Lincolnshire in England. Welche Lücke das im Familienleben der Baschs und besonders bei der Mutter Herta hinterließ, kann man nur erahnen. Die Tochter versuchte sofort, Ausreisemöglichkeiten für die Eltern zu finden, der jüngere Bruder Heinz hatte ja das sicher scheinende Affidavit.

Über das Leben von Herta Basch nach der Emigration ihrer Tochter wissen wir nur das Wenige, das aus der Akte des Oberfinanzpräsidenten herauszulesen ist, mit der die vollkommene Ausplünderung vor ihrer Deportation dokumentiert ist. Daraus ist zu erfahren, dass Herta und ihrer Familie 1940 Untermieter zugewiesen wurden. Es war die vierköpfige Familie Loewenheim, die zwei Zimmer der Wohnung belegte und dafür 80,-- RM Miete bezahlen musste.

Im Dezember 1942 erhielten Herta und ihre Familie die sogenannten Listen, im offiziellen Sprachgebrauch der Nazi-Bürokratie Vermögenserklärung genannt. Am 13. Dezember 1942 füllte Herta Basch diese „Vermögenserklärung“ aus. Danach besaß sie bei der Deutschen Bank noch Wertpapiere und Bargeld in Höhe von ca. 10.000,-- RM, doch schon lange konnte sie darüber nicht mehr frei verfügen.
Am 14. Dezember 1942 wurde Herta Basch zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn vom Güterbahnhof Moabit in der Putlitzstraße nach Auschwitz deportiert. Es gibt keine weiteren Lebensspuren mehr von ihr.