Cato Bontjes van Beek

Verlegeort
Kaiserdamm 22
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
12. Juni 2009
Geboren
14. November 1920 in Bremen
Hingerichtet
05. August 1943 in Berlin-Plötzensee

Als Hitler 1933 an die Macht kam, war Cato Bontjes van Beek zwölf Jahre alt. Sie hatte gerade einen zweijährigen Aufenthalt bei ihrer Tante in Amsterdam hinter sich, sprach fließend Niederländisch und freute sich, endlich wieder in Fischerhude zu sein. Sie genoss das Leben im Dorf an der Wümme unweit von Bremen und wusste sich mit ihrer resoluten Art Respekt zu verschaffen.<br />
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Selbst ihrem Lehrer bot sie Paroli. Der Schulmeister hatte seine liebe Not mit den Bontjes-Kindern, die bei der Hitler-Jugend einfach nicht mitmachen wollten. Während die anderen Schüler Fahnenhissen und Marschieren übten, musste er ihnen Unterricht erteilen. „Ihr könnt doch nicht ewig gegen den Strom schwimmen!“ rief er ihnen eines Tages zu. Cato erwiderte: „Doch, wir können es!“<br />
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Für Uniformen und Marschmusik konnten Cato und ihre beiden Geschwister Mietje und Tim sich nicht begeistern. Stattdessen liebten sie Wanderungen ins Teufelsmoor und im Sommer das Baden in der Wümme. Die freie Natur, vor allem aber das Elternhaus, bewahrte sie vor dem braunen Bazillus. Die Mutter Olga Bontjes van Beek, Ausdruckstänzerin und Malerin, machte sich über Hitler lustig. Bei den Besuchern, die zuhause ein- und ausgingen, handelte es sich ebenfalls durchweg um NS-Gegner. Das waren Literaten, Künstler und Philosophen wie Theodor Lessing, der mit den Kindern die Moor- und Heidelandschaft erkundete. Jeder in Fischerhude wusste: Die Bontjes stehen links. Jan, der Vater, dessen Eltern aus den Niederlanden stammten, war als „roter Matrose“ ins Dorf gekommen. Man ließ ihn und die anderen gewähren.<br />
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Die 1930er-Jahre verliefen für Cato weitgehend ohne Konflikte. Daran änderte auch die Scheidung der Eltern kaum etwas. Jan Bontjes van Beek zog nach Berlin, gründete dort eine Keramikwerkstatt und heiratete zum zweiten Mal, und zwar eine Innenarchitektin mit jüdischen Vorfahren.<br />
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Die Briefe, die Cato 1937 von einem halbjährigen Aufenthalt als Au-pair-Mädchen in Südengland schickte, blieben im Ton weiter unbeschwert. In dieser Zeit kam sie durch einen Freund, den Agrarstudenten John Hall, mit der fernöstlichen Philosophie in Berührung. Gemeinsam begaben sie sich auf eine Reise ins geistige Reich der großen Denker und Philosophen Chinas und Indiens.<br />
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Ende 1937 besuchte Cato eine kaufmännische Fachschule in Berlin und absolvierte eine Lehre als Keramikerin in der Werkstatt ihres Vaters. In dessen Wohnung lernte sie im September 1940 Libertas Schulze-Boysen kennen, die Frau von Harro Schulze-Boysen, der neben Arvid Harnack der Kopf der von der Gestapo so genannten Roten Kapelle war. Durch sie geriet Cato sofort ins Zentrum der Widerstandsgruppe und erfuhr von den Gräueltaten, die an der Ostfront an Polen, Russen und Ukrainern verübt wurden.<br />
<br />
Zusammen mit ihrem Freund Heinz Strelow stellte sie sich gegen das verbrecherische NS-Regime. Cato wirkte an der Herstellung und Verteilung von Flugblättern mit und versteckte Verfolgte. Sie half französischen Kriegsgefangenen und ukrainischen Zwangsarbeiterinnen.<br />
<br />
Ein von der deutschen Abwehr abgefangener und entschlüsselter Funkspruch aus Moskau, der die Klarnamen der führenden Köpfe der Berliner Roten Kapelle nannte, wurde der Gruppe zum Verhängnis. Die Zerschlagung einer der größten Widerstandsgruppen mit dem zugleich höchsten Anteil an Frauen begann im Herbst 1942. Die Gestapo verhaftete etwa 130 Anhänger, darunter Cato Bontjes van Beek. Im Januar 1943 verurteilte das Reichskriegsgericht sie und weitere Mitglieder der Gruppe, darunter ihren Freund Strelow, zum Tode. Fast zehn Monate verbrachte die junge Frau in Berliner Gefängnissen, bevor sie am 5. August 1943 in Plötzensee hingerichtet wurde. Sie war 22 Jahre alt.<br />
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In der Haft hatte ihr geistiger Widerstand begonnen. Ihre Briefe und Aufzeichnungen wie auch die Zeugnisse ihrer Mithäftlinge belegen, dass es dem Regime nicht gelungen war, sie zu brechen. „Ich habe nicht um mein Leben gebettelt“, schrieb sie. Ruhig und aufrecht ging sie aufs Schafott. Die Liebe zu ihren nächsten Angehörigen und Freunden und zur Landschaft in Fischerhude bewahrte sie bis zuletzt.

Als Hitler 1933 an die Macht kam, war Cato Bontjes van Beek zwölf Jahre alt. Sie hatte gerade einen zweijährigen Aufenthalt bei ihrer Tante in Amsterdam hinter sich, sprach fließend Niederländisch und freute sich, endlich wieder in Fischerhude zu sein. Sie genoss das Leben im Dorf an der Wümme unweit von Bremen und wusste sich mit ihrer resoluten Art Respekt zu verschaffen.

Selbst ihrem Lehrer bot sie Paroli. Der Schulmeister hatte seine liebe Not mit den Bontjes-Kindern, die bei der Hitler-Jugend einfach nicht mitmachen wollten. Während die anderen Schüler Fahnenhissen und Marschieren übten, musste er ihnen Unterricht erteilen. „Ihr könnt doch nicht ewig gegen den Strom schwimmen!“ rief er ihnen eines Tages zu. Cato erwiderte: „Doch, wir können es!“

Für Uniformen und Marschmusik konnten Cato und ihre beiden Geschwister Mietje und Tim sich nicht begeistern. Stattdessen liebten sie Wanderungen ins Teufelsmoor und im Sommer das Baden in der Wümme. Die freie Natur, vor allem aber das Elternhaus, bewahrte sie vor dem braunen Bazillus. Die Mutter Olga Bontjes van Beek, Ausdruckstänzerin und Malerin, machte sich über Hitler lustig. Bei den Besuchern, die zuhause ein- und ausgingen, handelte es sich ebenfalls durchweg um NS-Gegner. Das waren Literaten, Künstler und Philosophen wie Theodor Lessing, der mit den Kindern die Moor- und Heidelandschaft erkundete. Jeder in Fischerhude wusste: Die Bontjes stehen links. Jan, der Vater, dessen Eltern aus den Niederlanden stammten, war als „roter Matrose“ ins Dorf gekommen. Man ließ ihn und die anderen gewähren.

Die 1930er-Jahre verliefen für Cato weitgehend ohne Konflikte. Daran änderte auch die Scheidung der Eltern kaum etwas. Jan Bontjes van Beek zog nach Berlin, gründete dort eine Keramikwerkstatt und heiratete zum zweiten Mal, und zwar eine Innenarchitektin mit jüdischen Vorfahren.

Die Briefe, die Cato 1937 von einem halbjährigen Aufenthalt als Au-pair-Mädchen in Südengland schickte, blieben im Ton weiter unbeschwert. In dieser Zeit kam sie durch einen Freund, den Agrarstudenten John Hall, mit der fernöstlichen Philosophie in Berührung. Gemeinsam begaben sie sich auf eine Reise ins geistige Reich der großen Denker und Philosophen Chinas und Indiens.

Ende 1937 besuchte Cato eine kaufmännische Fachschule in Berlin und absolvierte eine Lehre als Keramikerin in der Werkstatt ihres Vaters. In dessen Wohnung lernte sie im September 1940 Libertas Schulze-Boysen kennen, die Frau von Harro Schulze-Boysen, der neben Arvid Harnack der Kopf der von der Gestapo so genannten Roten Kapelle war. Durch sie geriet Cato sofort ins Zentrum der Widerstandsgruppe und erfuhr von den Gräueltaten, die an der Ostfront an Polen, Russen und Ukrainern verübt wurden.

Zusammen mit ihrem Freund Heinz Strelow stellte sie sich gegen das verbrecherische NS-Regime. Cato wirkte an der Herstellung und Verteilung von Flugblättern mit und versteckte Verfolgte. Sie half französischen Kriegsgefangenen und ukrainischen Zwangsarbeiterinnen.

Ein von der deutschen Abwehr abgefangener und entschlüsselter Funkspruch aus Moskau, der die Klarnamen der führenden Köpfe der Berliner Roten Kapelle nannte, wurde der Gruppe zum Verhängnis. Die Zerschlagung einer der größten Widerstandsgruppen mit dem zugleich höchsten Anteil an Frauen begann im Herbst 1942. Die Gestapo verhaftete etwa 130 Anhänger, darunter Cato Bontjes van Beek. Im Januar 1943 verurteilte das Reichskriegsgericht sie und weitere Mitglieder der Gruppe, darunter ihren Freund Strelow, zum Tode. Fast zehn Monate verbrachte die junge Frau in Berliner Gefängnissen, bevor sie am 5. August 1943 in Plötzensee hingerichtet wurde. Sie war 22 Jahre alt.

In der Haft hatte ihr geistiger Widerstand begonnen. Ihre Briefe und Aufzeichnungen wie auch die Zeugnisse ihrer Mithäftlinge belegen, dass es dem Regime nicht gelungen war, sie zu brechen. „Ich habe nicht um mein Leben gebettelt“, schrieb sie. Ruhig und aufrecht ging sie aufs Schafott. Die Liebe zu ihren nächsten Angehörigen und Freunden und zur Landschaft in Fischerhude bewahrte sie bis zuletzt.