Betty Brasch geb. Berg

Verlegeort
Kirchstraße 22
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
06. Juni 2013
Geboren
05. März 1868 in Groß Stehlitz / Strzelce Opolskie
Deportation
am 14. September 1942 nach Theresienstadt
Tot
19. April 1943 in Theresienstadt

Betty Berg wurde am 5. März 1868 im oberschlesischen Groß Stehlitz (dem heutigen Strzelce Opolski in Polen) geboren. Die Stadt liegt etwa 35 Kilometer nordwestlich von Gleiwitz (Gliwice) entfernt. Betty war die Tochter des ortsansässigen Kaufmanns Martin Berg und seiner Frau Berta, geb. Hadra. Betty wuchs im Kreis von drei Geschwistern auf: Ihr älterer Bruder Arthur war 1868 geboren worden, ihre jüngeren Schwestern Hedwig und Anna in den Jahren 1870 und 1872. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Betty Berg und ihren Geschwistern in Groß Stehlitz haben sich keine Zeugnisse erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde des Ortes, zur der zur Zeit der Geburt von Betty Brasch etwa 450 der ungefähr 3700 Einwohner zählten.

Im Jahr 1888 heiratete Betty Berg in Berlin den aus Teupitz in Brandenburg stammenden Kaufmann Julius Adolf Brasch. Ihr Ehemann war dreizehn Jahre älter als Betty und Mitinhaber der Engros-Handlung für Papier, Pappen und Leim „Wahrenberg & Brasch“, die Ende der 1880er-Jahre in Berlin in der Neuen Königstraße 30 (heute Otto-Braun-Straße) ihren Firmensitz hatte. In späteren Jahren wird Adolf Brasch in den Berliner Adressbüchern als Handelsvertreter auswärtiger Häuser geführt. Zwei Jahre nach der Hochzeit kam am 18. November 1890 Bettys Tochter Frieda Nora zur Welt. Zum Zeitpunkt der Geburt lebte die Familie in einer Wohnung in der Elsässer Straße 76 (heute Torstraße) in Mitte. Um die Jahrhundertwende folgten mehrere Umzüge, zunächst Ende der 1890er-Jahre in die Weinmeisterstraße 9 (1895–1901), dann in die Spenerstraße 1 in Moabit (1902) und ab 1903 in die Alexanderstraße 68 in Mitte, bevor sich die Familie ab 1907 schließlich in der Kirchstraße 22 in Moabit niederließ. Im selben Jahr 1907 verstarb Bettys Vater Martin Berg in Ratibor (Racibórz). Ihre Mutter Berta lebte später in Charlottenburg und verstarb 1927 im Alter von 86 Jahren als Patientin der Städtischen Heilstätten Berlin-Wittenau.

Bettys Ehemann Julius Adolf war bereits zehn Jahre zuvor, am 17. Juli 1917, im Alter von 62 Jahren verstorben. Betty Brasch lebte als verwitwete Privatiere weiter in der Berliner Wohnung in der Kirchstraße 22. Ihre Tochter Frieda war ebenfalls an dieser Adresse gemeldet und war als Bürobeamtin in Berlin beschäftigt. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Betty Brasch und ihrer Tochter im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Betty Brasch. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität, Erlasse und Sondergesetze drängten Betty Brasch zunehmend in die Position einer Rechtlosen. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Betty Brasch erhielt den Deportationsbescheid im Spätsommer 1942. Im September 1942 musste die 74-Jährige ihre langjährige Wohnung in der Kirchstraße 22 räumen, in der sie zuletzt fünf jüdische Untermieter aufgenommen hatte, und wurde in einem der Berliner Sammellager interniert. Am 14. September 1942 wurde Betty Brasch mit dem „2. großen Alterstransport“ aus Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebte nur wenige Monate im Ghetto, bevor sie am 19. April 1943 in Theresienstadt ermordet wurde – entweder durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mittels planvoller Mangelernährung, versagter Medikamente, Kälte und körperlichen Misshandlungen.

Ihre Tochter Frieda Nora Brasch wurde im Rahmen der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, Ende Februar 1943 in Berlin verhaftet, am 1. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Bettys Geschwister Arthur Berg und Hedwig Hirschmann, geborene Berg, waren 1919 und 1936 in Berlin verstorben. Ihre Schwester Anna Beer, geborene Berg, geschiedene Ehrenfeld, war nach späteren Angaben von Bettys Nichte Hulda David, geborene Hirschmann, mit ihrem Sohn Miksa Ehrenfeld aus Wien deportiert und ermordet worden.

Betty Berg wurde am 5. März 1868 im oberschlesischen Groß Stehlitz (dem heutigen Strzelce Opolski in Polen) geboren. Die Stadt liegt etwa 35 Kilometer nordwestlich von Gleiwitz (Gliwice) entfernt. Betty war die Tochter des ortsansässigen Kaufmanns Martin Berg und seiner Frau Berta, geb. Hadra. Betty wuchs im Kreis von drei Geschwistern auf: Ihr älterer Bruder Arthur war 1868 geboren worden, ihre jüngeren Schwestern Hedwig und Anna in den Jahren 1870 und 1872. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Betty Berg und ihren Geschwistern in Groß Stehlitz haben sich keine Zeugnisse erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde des Ortes, zur der zur Zeit der Geburt von Betty Brasch etwa 450 der ungefähr 3700 Einwohner zählten.

Im Jahr 1888 heiratete Betty Berg in Berlin den aus Teupitz in Brandenburg stammenden Kaufmann Julius Adolf Brasch. Ihr Ehemann war dreizehn Jahre älter als Betty und Mitinhaber der Engros-Handlung für Papier, Pappen und Leim „Wahrenberg & Brasch“, die Ende der 1880er-Jahre in Berlin in der Neuen Königstraße 30 (heute Otto-Braun-Straße) ihren Firmensitz hatte. In späteren Jahren wird Adolf Brasch in den Berliner Adressbüchern als Handelsvertreter auswärtiger Häuser geführt. Zwei Jahre nach der Hochzeit kam am 18. November 1890 Bettys Tochter Frieda Nora zur Welt. Zum Zeitpunkt der Geburt lebte die Familie in einer Wohnung in der Elsässer Straße 76 (heute Torstraße) in Mitte. Um die Jahrhundertwende folgten mehrere Umzüge, zunächst Ende der 1890er-Jahre in die Weinmeisterstraße 9 (1895–1901), dann in die Spenerstraße 1 in Moabit (1902) und ab 1903 in die Alexanderstraße 68 in Mitte, bevor sich die Familie ab 1908 schließlich in der Kirchstraße 22 in Moabit niederließ. Ein Jahr zuvor war Bettys Vater Martin Berg 1907 in Ratibor (Racibórz) verstorben. Ihre Mutter Berta lebte später in Charlottenburg und verstarb 1927 im Alter von 86 Jahren als Patientin der Städtischen Heilstätten Berlin-Wittenau.

Bettys Ehemann Julius Adolf war bereits zehn Jahre zuvor, am 17. Juli 1917, im Alter von 62 Jahren verstorben. Betty Brasch lebte als verwitwete Privatiere weiter in der Berliner Wohnung in der Kirchstraße 22. Ihre Tochter Frieda war ebenfalls an dieser Adresse gemeldet und war als Bürobeamtin in Berlin beschäftigt. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Betty Brasch und ihrer Tochter im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Betty Brasch. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität, Erlasse und Sondergesetze drängten Betty Brasch zunehmend in die Position einer Rechtlosen. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Betty Brasch erhielt den Deportationsbescheid im Spätsommer 1942. Im September 1942 musste die 74-Jährige ihre langjährige Wohnung in der Kirchstraße 22 räumen, in der sie zuletzt fünf jüdische Untermieter aufgenommen hatte, und wurde in einem der Berliner Sammellager interniert. Am 14. September 1942 wurde Betty Brasch mit dem „2. großen Alterstransport“ aus Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebte nur wenige Monate im Ghetto, bevor sie am 19. April 1943 in Theresienstadt ermordet wurde – entweder durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mittels planvoller Mangelernährung, versagter Medikamente, Kälte und körperlichen Misshandlungen.

Ihre Tochter Frieda Nora Brasch wurde im Rahmen der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, Ende Februar 1943 in Berlin verhaftet, am 1. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Bettys Geschwister Arthur Berg und Hedwig Hirschmann, geborene Berg, waren 1919 und 1936 in Berlin verstorben. Ihre Schwester Anna Beer, geborene Berg, geschiedene Ehrenfeld, war nach späteren Angaben von Bettys Nichte Hulda David, geborene Hirschmann, mit ihrem Sohn Miksa Ehrenfeld aus Wien deportiert und ermordet worden.