Auguste Loewenthal geb. Zipprich

Verlegeort
Stuttgarter Straße 53
Bezirk/Ortsteil
Neukölln
Verlegedatum
26. April 2014
Geboren
09. Juni 1877 in Halle / Saale
Überlebt

Auguste Zipprich wurde am 9. Juni 1877 in Halle an der Saale geboren. Sie zog im August 1903 vermutlich von Kattowitz (heute: Katowice / Polen) nach Hamburg, wo sie am 22. August 1905 Leonhard Loewenthal heiratete. Unmittelbar danach verließ das Ehepaar Hamburg in Richtung Berlin.<br />
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Leonhard Loewenthal, geboren am 30. Juni 1871 in Brandenburg an der Havel, war Kaufmann und Bücherrevisor, moderner: vereidigter Buchprüfer bzw. Wirtschaftsprüfer. Sein Arbeitsbuch von 1936 deutet darauf hin, dass er 1902–1904 als Bücherrevisor und kaufmännischer Sachverständiger für das Landgericht Bautzen tätig war. Leonhard Loewenthal hatte vier jüdische Großelternteile, Auguste Loewenthal keine. Leonhard und Auguste hatten vier gemeinsame Kinder: Else, geb. am 15. Oktober 1903 in Hamburg, verst. am 30. Juli 1928 in Berlin; Lilli, geb. am 6. Oktober 1906 in Rixdorf; Harry, geb. am 30. Juni 1910 in Rixdorf, verst. am 18. November 1910; Ruth, geb. am 4. Mai 1912 in Neukölln. Auguste und Leonhard Loewenthal zogen 1912 mit ihren drei Kindern in die Stuttgarter Straße 53, Vorderhaus, 1. Stock. Dort wohnten sie insgesamt 30 Jahre lang. Ihre beiden Töchter, Ruth und Lilli, zogen aus und wanderten 1939 mit ihren Ehemännern Walter Pally und Ernest E. Baum nach England bzw. in die USA aus. Der laut Militärpass 168,5 cm große Leonhard Loewenthal war von November 1915 bis 1918 Soldat. Ob er dem 1918 gegründeten Neuköllner „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ angehörte, ist nicht bekannt, aber sicher bestimmte die Teilnahme am Ersten Weltkrieg für ihn wie für viele andere jüdische Frontkämpfer das eigene Verhältnis zu Deutschland in den Jahren danach. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt er eine Anstellung als Buchprüfer in der Wohl & Heymann-Herrenwäschefabrik. Außerdem verwaltete er von 1928 bis 1933 städtische Häuser in Neukölln und prüfte die Buchführung verschiedener kleinerer Geschäftsunternehmen. Die Anstellung bei der Stadt verlor er 1933. 1936 wurde ihm aufgrund der NS-Sondergesetzgebung die Erlaubnis, als vereidigter Buchprüfer zu arbeiten, entzogen. Von April 1941 bis Juni 1942, also noch im Alter von 70 Jahren, musste er Zwangsarbeit leisten. Wie alle Juden und Jüdinnen in Deutschland war Leonhard Loewenthal ab September 1941 gezwungen, den Judenstern zu tragen. Im März 1942 erhielten die Loewenthals einen Räumungsbefehl für die Stuttgarter Straße 53. Es folgten mehrere erzwungene Umzüge und Wohungszuweisungen, bei denen sie große Teile ihres Eigentums verloren. Im März 1944 wurden Auguste und Leonhard Loewenthal verhaftet und ins Gestapo-Sammellager Große Hamburger Straße gebracht, von wo aus mehr als 55 000 Juden in die Vernichtungslager des Ostens deportiert wurden. Aber da ihre Ehe als „Mischehe“ anerkannt wurde – Auguste Loewenthal galt als „arisch“ –, wurden beide wieder freigelassen. Ihre meldepolizeiliche Adresse ab 3. März 1944 lautete Curthdamm 24 (heute: Segitzdamm) bei Cohn. Das Haus wurde im April 1945 ausgebombt. Ihre letzten Habseligkeiten sind dort verbrannt, aber die Loewenthals überlebten und wohnten nach der Befreiung wieder in der Stuttgarter Straße 53, im 3. Stock als Untermieter bei Familie Käthe Stutz. Am 11. Dezember 1945 starb Leonhard Loewenthal im Jüdischen Krankenhaus. „Durch die jahrelange Verfolgung, moralische Erniedrigung und körperliche Entkräftigung war seine Gesundheit im höchsten Grade ruiniert. Diese Schädigung seines Zustandes verursachte seinen Tod“, schrieb Auguste Loewenthal. Leonhard Loewenthal wurde am 14. Dezember 1945 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. Er wurde 74 Jahre alt. Auguste Loewenthal wurde 1946 als Opfer des Faschismus anerkannt. Sie wanderte am 5. Juli 1946 nach Chicago, USA, aus, wo inzwischen ihre beiden Töchter lebten. Auguste Loewenthal starb dort 85-jährig am 8. Mai 1963.

Auguste Zipprich wurde am 9. Juni 1877 in Halle an der Saale geboren. Sie zog im August 1903 vermutlich von Kattowitz (heute: Katowice / Polen) nach Hamburg, wo sie am 22. August 1905 Leonhard Loewenthal heiratete. Unmittelbar danach verließ das Ehepaar Hamburg in Richtung Berlin.

Leonhard Loewenthal, geboren am 30. Juni 1871 in Brandenburg an der Havel, war Kaufmann und Bücherrevisor, moderner: vereidigter Buchprüfer bzw. Wirtschaftsprüfer. Sein Arbeitsbuch von 1936 deutet darauf hin, dass er 1902–1904 als Bücherrevisor und kaufmännischer Sachverständiger für das Landgericht Bautzen tätig war. Leonhard Loewenthal hatte vier jüdische Großelternteile, Auguste Loewenthal keine. Leonhard und Auguste hatten vier gemeinsame Kinder: Else, geb. am 15. Oktober 1903 in Hamburg, verst. am 30. Juli 1928 in Berlin; Lilli, geb. am 6. Oktober 1906 in Rixdorf; Harry, geb. am 30. Juni 1910 in Rixdorf, verst. am 18. November 1910; Ruth, geb. am 4. Mai 1912 in Neukölln. Auguste und Leonhard Loewenthal zogen 1912 mit ihren drei Kindern in die Stuttgarter Straße 53, Vorderhaus, 1. Stock. Dort wohnten sie insgesamt 30 Jahre lang. Ihre beiden Töchter, Ruth und Lilli, zogen aus und wanderten 1939 mit ihren Ehemännern Walter Pally und Ernest E. Baum nach England bzw. in die USA aus. Der laut Militärpass 168,5 cm große Leonhard Loewenthal war von November 1915 bis 1918 Soldat. Ob er dem 1918 gegründeten Neuköllner „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ angehörte, ist nicht bekannt, aber sicher bestimmte die Teilnahme am Ersten Weltkrieg für ihn wie für viele andere jüdische Frontkämpfer das eigene Verhältnis zu Deutschland in den Jahren danach. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt er eine Anstellung als Buchprüfer in der Wohl & Heymann-Herrenwäschefabrik. Außerdem verwaltete er von 1928 bis 1933 städtische Häuser in Neukölln und prüfte die Buchführung verschiedener kleinerer Geschäftsunternehmen. Die Anstellung bei der Stadt verlor er 1933. 1936 wurde ihm aufgrund der NS-Sondergesetzgebung die Erlaubnis, als vereidigter Buchprüfer zu arbeiten, entzogen. Von April 1941 bis Juni 1942, also noch im Alter von 70 Jahren, musste er Zwangsarbeit leisten. Wie alle Juden und Jüdinnen in Deutschland war Leonhard Loewenthal ab September 1941 gezwungen, den Judenstern zu tragen. Im März 1942 erhielten die Loewenthals einen Räumungsbefehl für die Stuttgarter Straße 53. Es folgten mehrere erzwungene Umzüge und Wohungszuweisungen, bei denen sie große Teile ihres Eigentums verloren. Im März 1944 wurden Auguste und Leonhard Loewenthal verhaftet und ins Gestapo-Sammellager Große Hamburger Straße gebracht, von wo aus mehr als 55 000 Juden in die Vernichtungslager des Ostens deportiert wurden. Aber da ihre Ehe als „Mischehe“ anerkannt wurde – Auguste Loewenthal galt als „arisch“ –, wurden beide wieder freigelassen. Ihre meldepolizeiliche Adresse ab 3. März 1944 lautete Curthdamm 24 (heute: Segitzdamm) bei Cohn. Das Haus wurde im April 1945 ausgebombt. Ihre letzten Habseligkeiten sind dort verbrannt, aber die Loewenthals überlebten und wohnten nach der Befreiung wieder in der Stuttgarter Straße 53, im 3. Stock als Untermieter bei Familie Käthe Stutz. Am 11. Dezember 1945 starb Leonhard Loewenthal im Jüdischen Krankenhaus. „Durch die jahrelange Verfolgung, moralische Erniedrigung und körperliche Entkräftigung war seine Gesundheit im höchsten Grade ruiniert. Diese Schädigung seines Zustandes verursachte seinen Tod“, schrieb Auguste Loewenthal. Leonhard Loewenthal wurde am 14. Dezember 1945 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. Er wurde 74 Jahre alt. Auguste Loewenthal wurde 1946 als Opfer des Faschismus anerkannt. Sie wanderte am 5. Juli 1946 nach Chicago, USA, aus, wo inzwischen ihre beiden Töchter lebten. Auguste Loewenthal starb dort 85-jährig am 8. Mai 1963.