Siegfried Sternweiler

Verlegeort
Munsterdamm 24
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
November 2016
Geboren
11. April 1885 in Walldorf, Baden
Beruf
Bankkaufmann
Zwangsarbeit
Gartenarbeiter und Tiefbauarbeiter (Stadtpark Steglitz u.a.)
Flucht in den Tod
14. Juni 1941 in Berlin

Siegfried Sternweiler wurde am 11. April 1885 in Walldorf bei Heidelberg geboren. Er besuchte die Realschule und absolvierte anschließend eine Banklehre. Um 1905 kam er nach Berlin und arbeitete beim Bankhaus Gebr. Merzbach. Seinen Militärdienst leistete er von 1907 bis 1908 und war dann bis zur Einberufung zu Beginn des Ersten Weltkrieges bei verschiedenen Bankhäusern in Berlin tätig. Von 1918 bis 1920 arbeitete er beim „Treuhänder für das feindliche Vermögen“ in Berlin.<br />
1920 heiratete Siegfried Sternweiler Edith Schneller, die nicht jüdisch war. 1921 und 1923 wurden die Söhne Joachim und Hans geboren. In den 1920er Jahren bis Ende 1937 war Siegfried Sternweiler beim Bankhaus Cohn & Bernstein beschäftigt. Die Familie Sternweiler lebte von 1929 bis 1934 in der Altmarktstraße in Steglitz und zog 1934 in eine Wohnung am Munsterdamm 24. 1930 war der dritte Sohn Dieter geboren worden. Am 14. Juni 1935 wurde Siegfried Sternweiler mit dem „Ehrenkreuz für Frontkämpfer“ für seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet. Zum 31. Dezember 1937 erhielt er die Kündigung bei Cohn & Bernstein wegen Auflösung des Bankhauses.<br />
Im Juni 1938 wurde Siegfried Sternweilers Bruder Ernst aus Landau in das Konzentrationslager Dachau und später in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Im Sommer 1939 entließ man ihn, weil er es erreicht hatte, in die USA auswandern zu können.<br />
Als die Juden 1938 gezwungen wurden, den Zusatznamen „Israel“ oder „Sara“ anzunehmen, wenn sie keinen in einer Liste aufgeführten Vornamen für Juden trugen, entschied Siegfried Sternweiler, seinen Vornamen Siegfried amtlich in „Salo“ ändern zu lassen. Damit umging er den Zusatznamen „Israel“. Erhielt er Briefe an „Salo Israel Sternweiler“, protestierte er umgehend dagegen.<br />
Im Zuge der Entrechtung der Juden wurde am 30. April 1939 das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ als Grundlage für die Vertreibung von Juden aus ihren Wohnungen verabschiedet. Juden sollten nun in „Judenhäusern“ leben. Bereits Ende 1938 versuchte die gemeinnützige Siedlungsbaugesellschaft „Heimat“ A.G. mit Sitz in Zehlendorf, die Familie Sternweiler per Räumungsklage aus ihrer Wohnung am Munsterdamm 24 zu werfen. Dagegen setzten sich Siegfried und Edith Sternweiler zur Wehr. Siegfried Sternweiler wurde von Rechtsanwalt Ernst Pinner vertreten, der aufgrund der NS-Gesetzgebung nur noch als „Konsulent für Juden“ zugelassen war. Edith Sternweiler suchte sich einen „arischen“ Anwalt. Der erste lehnte ab. Rechtsanwalt Dr. Danckert übernahm die Vertretung und schaffte es letztendlich, die Räumungsklage abzuwenden – Anfang 1940.<br />
In der Räumungsklage gegen die Familie Sternweiler ging es darum, ob die drei Söhne als Juden zu gelten hatten oder als „Mischlinge Ersten Grades“ – was ihnen erlaubt hätte, in der Wohnung zu bleiben. Die Einordnung als „Mischlinge Ersten Grades“ erfolgte offiziell am 8. Dezember 1939 und führte zu einem neuen Termin in der Wohnungsangelegenheit am 19. Januar 1940. Wegen dieser Vorgänge bemühte sich die Familie nun doch um eine Auswanderung in die USA, was jedoch misslang.<br />
Nach seiner Entlassung beim Bankhaus Cohn & Bernstein war Siegfried Sternweiler zunächst arbeitslos, danach musste er bei verschiedenen Firmen Tiefbauarbeiten ausführen. Zwangsweise setzte ihn das Bezirksamt Schöneberg als Schnee-Hilfsarbeiter ein. Ebenso zwang man ihn, bei weiteren Firmen im Tiefbau zu arbeiten, wozu er körperlich kaum in der Lage war. Das Bezirksamt Steglitz beschäftigte ihn als Zwangsarbeiter im Stadtpark Steglitz. Seine letzte Station als Zwangsarbeiter war die Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik in Borsigwalde.<br />
Im Oktober 1940 wurden die Juden aus Baden – unter ihnen zahlreiche Verwandte Siegfried Sternweilers – nach Frankreich in das Lager Gurs deportiert. Siegfried Sternweiler erfuhr, dass sein Cousin Josef Levi am 18. März 1941 im Lager Gurs gestorben war.<br />
Zermürbt nahm sich Siegfried Sternweiler am 14. Juni 1941 das Leben. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Grab seines Vaters Simon Sternweiler beigesetzt. Seine Ehefrau und die Nachkommen wohnten weiter in Steglitz.<br />

Siegfried Sternweiler wurde am 11. April 1885 in Walldorf bei Heidelberg geboren. Er besuchte die Realschule und absolvierte anschließend eine Banklehre. Um 1905 kam er nach Berlin und arbeitete beim Bankhaus Gebr. Merzbach. Seinen Militärdienst leistete er von 1907 bis 1908 und war dann bis zur Einberufung zu Beginn des Ersten Weltkrieges bei verschiedenen Bankhäusern in Berlin tätig. Von 1918 bis 1920 arbeitete er beim „Treuhänder für das feindliche Vermögen“ in Berlin.
1920 heiratete Siegfried Sternweiler Edith Schneller, die nicht jüdisch war. 1921 und 1923 wurden die Söhne Joachim und Hans geboren. In den 1920er Jahren bis Ende 1937 war Siegfried Sternweiler beim Bankhaus Cohn & Bernstein beschäftigt. Die Familie Sternweiler lebte von 1929 bis 1934 in der Altmarktstraße in Steglitz und zog 1934 in eine Wohnung am Munsterdamm 24. 1930 war der dritte Sohn Dieter geboren worden. Am 14. Juni 1935 wurde Siegfried Sternweiler mit dem „Ehrenkreuz für Frontkämpfer“ für seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet. Zum 31. Dezember 1937 erhielt er die Kündigung bei Cohn & Bernstein wegen Auflösung des Bankhauses.
Im Juni 1938 wurde Siegfried Sternweilers Bruder Ernst aus Landau in das Konzentrationslager Dachau und später in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Im Sommer 1939 entließ man ihn, weil er es erreicht hatte, in die USA auswandern zu können.
Als die Juden 1938 gezwungen wurden, den Zusatznamen „Israel“ oder „Sara“ anzunehmen, wenn sie keinen in einer Liste aufgeführten Vornamen für Juden trugen, entschied Siegfried Sternweiler, seinen Vornamen Siegfried amtlich in „Salo“ ändern zu lassen. Damit umging er den Zusatznamen „Israel“. Erhielt er Briefe an „Salo Israel Sternweiler“, protestierte er umgehend dagegen.
Im Zuge der Entrechtung der Juden wurde am 30. April 1939 das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ als Grundlage für die Vertreibung von Juden aus ihren Wohnungen verabschiedet. Juden sollten nun in „Judenhäusern“ leben. Bereits Ende 1938 versuchte die gemeinnützige Siedlungsbaugesellschaft „Heimat“ A.G. mit Sitz in Zehlendorf, die Familie Sternweiler per Räumungsklage aus ihrer Wohnung am Munsterdamm 24 zu werfen. Dagegen setzten sich Siegfried und Edith Sternweiler zur Wehr. Siegfried Sternweiler wurde von Rechtsanwalt Ernst Pinner vertreten, der aufgrund der NS-Gesetzgebung nur noch als „Konsulent für Juden“ zugelassen war. Edith Sternweiler suchte sich einen „arischen“ Anwalt. Der erste lehnte ab. Rechtsanwalt Dr. Danckert übernahm die Vertretung und schaffte es letztendlich, die Räumungsklage abzuwenden – Anfang 1940.
In der Räumungsklage gegen die Familie Sternweiler ging es darum, ob die drei Söhne als Juden zu gelten hatten oder als „Mischlinge Ersten Grades“ – was ihnen erlaubt hätte, in der Wohnung zu bleiben. Die Einordnung als „Mischlinge Ersten Grades“ erfolgte offiziell am 8. Dezember 1939 und führte zu einem neuen Termin in der Wohnungsangelegenheit am 19. Januar 1940. Wegen dieser Vorgänge bemühte sich die Familie nun doch um eine Auswanderung in die USA, was jedoch misslang.
Nach seiner Entlassung beim Bankhaus Cohn & Bernstein war Siegfried Sternweiler zunächst arbeitslos, danach musste er bei verschiedenen Firmen Tiefbauarbeiten ausführen. Zwangsweise setzte ihn das Bezirksamt Schöneberg als Schnee-Hilfsarbeiter ein. Ebenso zwang man ihn, bei weiteren Firmen im Tiefbau zu arbeiten, wozu er körperlich kaum in der Lage war. Das Bezirksamt Steglitz beschäftigte ihn als Zwangsarbeiter im Stadtpark Steglitz. Seine letzte Station als Zwangsarbeiter war die Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik in Borsigwalde.
Im Oktober 1940 wurden die Juden aus Baden – unter ihnen zahlreiche Verwandte Siegfried Sternweilers – nach Frankreich in das Lager Gurs deportiert. Siegfried Sternweiler erfuhr, dass sein Cousin Josef Levi am 18. März 1941 im Lager Gurs gestorben war.
Zermürbt nahm sich Siegfried Sternweiler am 14. Juni 1941 das Leben. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Grab seines Vaters Simon Sternweiler beigesetzt. Seine Ehefrau und die Nachkommen wohnten weiter in Steglitz.