Walter Lichtenstein

Verlegeort
Helgoländer Ufer 6
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
17. November 2015
Geboren
19. Juni 1890 in Berlin
Beruf
Kaufmann für Schirme
Flucht in den Tod
20. Juni 1935 in Berlin

Der gebürtige Berliner Walter Lichtenstein war Kaufmann in der Schirmbranche. Er besaß eine Fabrik und mehrere Filialen. In erster Ehe war Walter Lichtenstein mit Frieda Mannheim verheiratet. Die beiden bekamen am 21. September 1921 ihre Tochter Tony. Doch die Mutter der jungen Familie verstarb schon 1924 an Brustkrebs. Walter Lichtenstein konnte den Verlust seiner Frau nur schwer ertragen. Der plötzlich alleinstehende Vater war auch mit der kleinen Tochter Tony überfordert, was bei ihm zu Depressionen führte. 1925 jedoch lerne er Ruth Katzenstein kennen, und die beiden heirateten ein Jahr später. 1927 kam ihr Sohn, Hans Lichtenstein, zur Welt. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, ging es dem jüdischen Schirmfabrikanten wirtschaftlich immer schlechter. Die Geschäfte wurden boykottiert, er verlor seine Arbeit und somit die Lebensgrundlage für seine Familie. Das führte bei Walter Lichtenstein erneut zu Depressionen und endete 1935 in seinem Freitod in einem Gasthof in Bernau bei Berlin. Walter Lichtenstein wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee in Sichtweite des Grabes seiner ersten Frau beerdigt (Urnenfeld 1, Platz 170).<br />
Walters Sohn Hans musste 1938 – drei Jahre nach dem Tod des Vaters – als jüdisches Kind die „normale“ Schule verlassen. 1939 konnte er mit einem Kindertransport nach England entkommen, wo er bis heute (2015) lebt. Er heiratete, konvertierte zum Christentum und bekam drei Kinder, zu denen er noch zwei weitere adoptierte. Dies tat er auch als Reaktion darauf, dass er seinerzeit selber schon mit zwölf Jahren in einem fremden Land auf sich allein gestellt gewesen war. Walter Lichtensteins Tochter Tony flüchtete 1940 über Holland nach Palästina. Sie heiratete dort und bekam drei Kinder. Tony starb 1983, wie ihre Mutter, an Brustkrebs. Walter Lichtensteins zweite Ehefrau Ruth, Juden-Sternträgerin seit September 1941, konnte in Deutschland überleben, weil ihre „arische“ Mutter einen Meineid schwor, in dem sie dem Gericht „vorgaukelte“, sie hätte eine Nacht vor ihrer Hochzeit mit Ruths Vater, Siegfried Katzenstein, ein intimes Verhältnis mit ihrem „arischen“ Cousin gehabt. Die Mutter gab vor, bei ihrer Liaison wäre Ruth entstanden; denn diese ist 9 Monate nach der Hochzeit zur Welt gekommen. Nach einigen „offiziellen“ Unterlagen, wie einem erbbiologischen Gutachten, glaubte das Gericht dieser Darstellung in einem Prozess 1942 und Ruth wurde somit als „arisch“ eingestuft und konnte in Deutschland überleben. 1943 heiratete Ruth Lichtenstein den Kommunisten Heinz Gützlaff. Die beiden lebten später in der DDR, zunächst in Brodowin, dann in Berlin. Zusammen bekamen sie die Kinder Kathrin und Franz. Ruth starb 1988 im Alter von 82 Jahren in Berlin.<br />

Der gebürtige Berliner Walter Lichtenstein war Kaufmann in der Schirmbranche. Er besaß eine Fabrik und mehrere Filialen. In erster Ehe war Walter Lichtenstein mit Frieda Mannheim verheiratet. Die beiden bekamen am 21. September 1921 ihre Tochter Tony. Doch die Mutter der jungen Familie verstarb schon 1924 an Brustkrebs. Walter Lichtenstein konnte den Verlust seiner Frau nur schwer ertragen. Der plötzlich alleinstehende Vater war auch mit der kleinen Tochter Tony überfordert, was bei ihm zu Depressionen führte. 1925 jedoch lerne er Ruth Katzenstein kennen, und die beiden heirateten ein Jahr später. 1927 kam ihr Sohn, Hans Lichtenstein, zur Welt. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, ging es dem jüdischen Schirmfabrikanten wirtschaftlich immer schlechter. Die Geschäfte wurden boykottiert, er verlor seine Arbeit und somit die Lebensgrundlage für seine Familie. Das führte bei Walter Lichtenstein erneut zu Depressionen und endete 1935 in seinem Freitod in einem Gasthof in Bernau bei Berlin. Walter Lichtenstein wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee in Sichtweite des Grabes seiner ersten Frau beerdigt (Urnenfeld 1, Platz 170).
Walters Sohn Hans musste 1938 – drei Jahre nach dem Tod des Vaters – als jüdisches Kind die „normale“ Schule verlassen. 1939 konnte er mit einem Kindertransport nach England entkommen, wo er bis heute (2015) lebt. Er heiratete, konvertierte zum Christentum und bekam drei Kinder, zu denen er noch zwei weitere adoptierte. Dies tat er auch als Reaktion darauf, dass er seinerzeit selber schon mit zwölf Jahren in einem fremden Land auf sich allein gestellt gewesen war. Walter Lichtensteins Tochter Tony flüchtete 1940 über Holland nach Palästina. Sie heiratete dort und bekam drei Kinder. Tony starb 1983, wie ihre Mutter, an Brustkrebs. Walter Lichtensteins zweite Ehefrau Ruth, Juden-Sternträgerin seit September 1941, konnte in Deutschland überleben, weil ihre „arische“ Mutter einen Meineid schwor, in dem sie dem Gericht „vorgaukelte“, sie hätte eine Nacht vor ihrer Hochzeit mit Ruths Vater, Siegfried Katzenstein, ein intimes Verhältnis mit ihrem „arischen“ Cousin gehabt. Die Mutter gab vor, bei ihrer Liaison wäre Ruth entstanden; denn diese ist 9 Monate nach der Hochzeit zur Welt gekommen. Nach einigen „offiziellen“ Unterlagen, wie einem erbbiologischen Gutachten, glaubte das Gericht dieser Darstellung in einem Prozess 1942 und Ruth wurde somit als „arisch“ eingestuft und konnte in Deutschland überleben. 1943 heiratete Ruth Lichtenstein den Kommunisten Heinz Gützlaff. Die beiden lebten später in der DDR, zunächst in Brodowin, dann in Berlin. Zusammen bekamen sie die Kinder Kathrin und Franz. Ruth starb 1988 im Alter von 82 Jahren in Berlin.