Hedwig Harrwitz geb. Peierls

Verlegeort
Normannenstraße 2
Bezirk/Ortsteil
Nikolassee
Verlegedatum
10. September 2010
Geboren
10. Oktober 1885 in Breslau (Schlesien) / Wrocław
Deportation
am 10. September 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 16. Mai 1944 nach Auschwitz
Schicksal unbekannt
in Auschwitz

Hedwig Harrwitz, geb. Peierls, wurde am 10. Oktober 1885 als älteste von zwei<br />
Töchtern der Eheleute Julius und Amalie Peierls, geb. Brieger, in Breslau geboren.<br />
<br />
Wann Max Harrwitz und Hedwig Peierls geheiratet haben, ist nicht bekannt. Sie soll<br />
( s )eine Schachpartnerin gewesen sein.<br />
<br />
Ihrer jüngeren Schwester Else, 1888 in Breslau geboren, gelang es zusammen mit<br />
ihrem Mann Salo Loeb und ihren drei Kindern, 1940 in die USA zu entkommen.<br />
Maximilian Gideon Albrecht Willibald Harrwitz, so sein vollständiger Name, wurde<br />
am 2. Dezember 1860 als jüngster Sohn des Verlegers Dr. Julius Harrwitz (geh. 1819<br />
in Breslau, gest.1875 in Berlin), Mitinhaber des Dümmler-Verlages, und seiner zweiten<br />
Frau Emilie, geh. Milch, in Berlin geboren. Er besuchte das Askanische Gymnasium,<br />
eine humanistische Eliteschule in der Halleschen Straße 24-26 in der Berliner<br />
Friedrichsvorstadt.<br />
<br />
Wie sein Vater wurde Max Harrwitz Verleger, Buchhändler und Antiquar. Bis 1908<br />
befanden sich seine Geschäftsräume in der Potsdamer Straße. Dann siedelte er<br />
zusammen mit seinem Bruder Fritz (1859-1936), der u.a. die "Zeitschrift fiir<br />
Feinmechanik'' herausgab, in das gemeinsame Haus in der Normannenstr. 2 in<br />
Nikolassee über. Beide hatten bis dahin in der Wichmannstr. 17 gewohnt.<br />
Max Harrwitz verlegte vielfach vergriffene Werke der Weltliteratur, schrieb auch selbst<br />
als Bibliophiler und Fachmann fiir Exlibris Beiträge in Büchern und Fachzeitschriften.<br />
Er war Mitglied in zahlreichen Vereinen, darunter in der Berliner Sektion des DeutschÖsterreichischen<br />
Alpenvereins, der Gesellschaft fiir Deutsche Literatur, der<br />
Gesellschaft der Bibliophilen und dem Schwäbischen Schiller-Verein. Zudem war er<br />
ein begeisterter Schachspieler.<br />
Bis 1921 erschienen zahlreiche Antiquariatskataloge, die sich in verschiedenen<br />
Bibliotheken erhalten haben. Eine Autographensammlung mit 75 Korrespondenten hat<br />
er 1938 an die Sammlung Darmstädter, eine damals eigenständige Institution, heute im<br />
Bestand der Handschriftenabteilung der Berliner Staatsbibliothek, verkauft. Vermutlich<br />
brauchte er Geld.<br />
<br />
Max Harrwitz wurde 1936 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und zur<br />
Auflösung seines Geschäfts gezwungen. Die Eheleute verkauften ihr Haus 1939 an den<br />
Chef der Rigaer Feuerwehr. Noch vorher verloren sie ihren Bücherbestand, den die<br />
Gestapo Ende 1938 aus der Normannenstraße abholen ließ. Das Paar konnte das Haus<br />
weiter bewohnen und nahm in der Folgezeit mehrere Juden als Untermieter auf. Vier<br />
von ihnen konnten emigrieren. Ernst Reichenbach starb 1940 in der Normannenstraße,<br />
seine Frau Rosalie überlebte das KZ. Jeannette Reichenbach wurde einen Tag nach<br />
dem Ehepaar Harrwitz aus dem Hause abgeholt und starb sechs Wochen später in<br />
Theresienstadt. Martha Reichenbach verlor ihr Leben 1943 in Auschwitz.<br />
<br />
Nach einem langwierigen Restitutionsverfahren (1949-1960) erhielt die Erbin Else<br />
Loeb das Haus zurück erstattet. Als Entschädigung fiir den verlorenen Bücherbestand<br />
wurden ihr 5000 DM zugesprochen. Das Landgericht setzte sich damit über<br />
Zeugenaussagen hinweg. So hatten drei Nikolasseer Bürger aus Eigennutz versucht,<br />
den Verkaufspreis des Hauses als angemessen darzustellen und Max Harrwitz' Ruf<br />
nachträglich zu schädigen - mit dem Vorwurf, er habe pornografische Literatur<br />
vertrieben.

Hedwig Harrwitz, geb. Peierls, wurde am 10. Oktober 1885 als älteste von zwei
Töchtern der Eheleute Julius und Amalie Peierls, geb. Brieger, in Breslau geboren.

Wann Max Harrwitz und Hedwig Peierls geheiratet haben, ist nicht bekannt. Sie soll
( s )eine Schachpartnerin gewesen sein.

Ihrer jüngeren Schwester Else, 1888 in Breslau geboren, gelang es zusammen mit
ihrem Mann Salo Loeb und ihren drei Kindern, 1940 in die USA zu entkommen.
Maximilian Gideon Albrecht Willibald Harrwitz, so sein vollständiger Name, wurde
am 2. Dezember 1860 als jüngster Sohn des Verlegers Dr. Julius Harrwitz (geh. 1819
in Breslau, gest.1875 in Berlin), Mitinhaber des Dümmler-Verlages, und seiner zweiten
Frau Emilie, geh. Milch, in Berlin geboren. Er besuchte das Askanische Gymnasium,
eine humanistische Eliteschule in der Halleschen Straße 24-26 in der Berliner
Friedrichsvorstadt.

Wie sein Vater wurde Max Harrwitz Verleger, Buchhändler und Antiquar. Bis 1908
befanden sich seine Geschäftsräume in der Potsdamer Straße. Dann siedelte er
zusammen mit seinem Bruder Fritz (1859-1936), der u.a. die "Zeitschrift fiir
Feinmechanik'' herausgab, in das gemeinsame Haus in der Normannenstr. 2 in
Nikolassee über. Beide hatten bis dahin in der Wichmannstr. 17 gewohnt.
Max Harrwitz verlegte vielfach vergriffene Werke der Weltliteratur, schrieb auch selbst
als Bibliophiler und Fachmann fiir Exlibris Beiträge in Büchern und Fachzeitschriften.
Er war Mitglied in zahlreichen Vereinen, darunter in der Berliner Sektion des DeutschÖsterreichischen
Alpenvereins, der Gesellschaft fiir Deutsche Literatur, der
Gesellschaft der Bibliophilen und dem Schwäbischen Schiller-Verein. Zudem war er
ein begeisterter Schachspieler.
Bis 1921 erschienen zahlreiche Antiquariatskataloge, die sich in verschiedenen
Bibliotheken erhalten haben. Eine Autographensammlung mit 75 Korrespondenten hat
er 1938 an die Sammlung Darmstädter, eine damals eigenständige Institution, heute im
Bestand der Handschriftenabteilung der Berliner Staatsbibliothek, verkauft. Vermutlich
brauchte er Geld.

Max Harrwitz wurde 1936 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und zur
Auflösung seines Geschäfts gezwungen. Die Eheleute verkauften ihr Haus 1939 an den
Chef der Rigaer Feuerwehr. Noch vorher verloren sie ihren Bücherbestand, den die
Gestapo Ende 1938 aus der Normannenstraße abholen ließ. Das Paar konnte das Haus
weiter bewohnen und nahm in der Folgezeit mehrere Juden als Untermieter auf. Vier
von ihnen konnten emigrieren. Ernst Reichenbach starb 1940 in der Normannenstraße,
seine Frau Rosalie überlebte das KZ. Jeannette Reichenbach wurde einen Tag nach
dem Ehepaar Harrwitz aus dem Hause abgeholt und starb sechs Wochen später in
Theresienstadt. Martha Reichenbach verlor ihr Leben 1943 in Auschwitz.

Nach einem langwierigen Restitutionsverfahren (1949-1960) erhielt die Erbin Else
Loeb das Haus zurück erstattet. Als Entschädigung fiir den verlorenen Bücherbestand
wurden ihr 5000 DM zugesprochen. Das Landgericht setzte sich damit über
Zeugenaussagen hinweg. So hatten drei Nikolasseer Bürger aus Eigennutz versucht,
den Verkaufspreis des Hauses als angemessen darzustellen und Max Harrwitz' Ruf
nachträglich zu schädigen - mit dem Vorwurf, er habe pornografische Literatur
vertrieben.