Ernst Collin

Location 
Cicerostr. 61
District
Wilmersdorf
Stone was laid
01 April 2014
Born
31 May 1886 in Berlin
Deportation
on 09 December 1942 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Ernst Collin wurde am 31.5.1886 in Berlin geboren. Sein Großvater war Wilhelm Collin (12.7.1820 bis 1893), seine Eltern Max Georg Collin (22.10.1851 bis 24.12.1918) und Regina (geb. Joseph). Er war wie sein Vater Hofbuchbinder der preußischen Könige und der deutschen Kaiser und Träger des Kronenordens. Ernst Collin war außerdem Schriftsteller, Redakteur und Antiquar.<br />
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Über seine Frau Else Collin, geb Cronheim, geboren am 18.3.1890, ist nichts bekannt. Das Ehepaar hatte keine Kinder. Anfangs wohnten Ernst und Else Collin in der Sachsenwaldstraβe 25 in Steglitz und zogen 1929 in die Cicerostraβe 61 in Wilmersdorf um.<br />
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Ernst Collin folgte zunächst der Familientradition und wurde Buchbinder. Wo er seine Lehre absolviert hat, ist nicht bekannt, jedoch notierte er selbst, dass er 1904 an der Berliner Buchbinderfachschule für Kunstbuchbinderei eingeschrieben war. Ernst schlug aber eine andere Laufbahn ein, wurde Schriftsteller und Redakteur und schrieb überwiegend über Buchbinderei und grafische Künste. Ebenso befasste er sich mit der Kunst allgemein, mit Wirtschaftsthemen und Politik. Er hatte auβerdem eine Stellung in der Schriftleitung der Berliner Volkszeitung inne. In seinem Corvinus-Antiquariat Ernst Collin in der Mommsenstraβe 27 in Charlottenburg verkaufte er “Erstausgaben, Seltene Bilder, Luxus- und Pressedrucke, Bibeldrucke, schön gebundene Bücher“ und andere Kostbarkeiten.<br />
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Sein bekanntestes Werk, der Pressbengel (1922), ein “Gesprächsbüchlein zwischen dem ästhetischen Bücherfreund und seinem in allen Sätteln gerechten Buchbinder”, widmete er seinem Vater Georg. In dem illustrierten Werk stellte Collin die verschiedenen Techniken vor und beschrieb die Lage des Handwerks in Deutschland. Trotz der immer enger werdenden Schlinge von Schikanen und Drohungen der Nazis, unter anderem in Anlehnung an das Schriftleitergesetz von 1933, gelang es Collin, zumindest bis 1936 seine Schriften im Allgemeiner Anzeiger für Buchbindereien zu veröffentlichen.<br />
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Die Deportation der Eheleute Ernst und Else Collin fand am 9. Dezember 1942 statt – mit 1000 Menschen vom Bahnhof Grunewald nach Auschwitz, wo sie ermordet wurden.<br />
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Biografie: Peter D. Verheyen, Syracuse, NY/USA. 2014

Ernst Collin wurde am 31.5.1886 in Berlin geboren. Sein Großvater war Wilhelm Collin (12.7.1820 bis 1893), seine Eltern Max Georg Collin (22.10.1851 bis 24.12.1918) und Regina (geb. Joseph). Er war wie sein Vater Hofbuchbinder der preußischen Könige und der deutschen Kaiser und Träger des Kronenordens. Ernst Collin war außerdem Schriftsteller, Redakteur und Antiquar.

Über seine Frau Else Collin, geb Cronheim, geboren am 18.3.1890, ist nichts bekannt. Das Ehepaar hatte keine Kinder. Anfangs wohnten Ernst und Else Collin in der Sachsenwaldstraβe 25 in Steglitz und zogen 1929 in die Cicerostraβe 61 in Wilmersdorf um.

Ernst Collin folgte zunächst der Familientradition und wurde Buchbinder. Wo er seine Lehre absolviert hat, ist nicht bekannt, jedoch notierte er selbst, dass er 1904 an der Berliner Buchbinderfachschule für Kunstbuchbinderei eingeschrieben war. Ernst schlug aber eine andere Laufbahn ein, wurde Schriftsteller und Redakteur und schrieb überwiegend über Buchbinderei und grafische Künste. Ebenso befasste er sich mit der Kunst allgemein, mit Wirtschaftsthemen und Politik. Er hatte auβerdem eine Stellung in der Schriftleitung der Berliner Volkszeitung inne. In seinem Corvinus-Antiquariat Ernst Collin in der Mommsenstraβe 27 in Charlottenburg verkaufte er “Erstausgaben, Seltene Bilder, Luxus- und Pressedrucke, Bibeldrucke, schön gebundene Bücher“ und andere Kostbarkeiten.

Sein bekanntestes Werk, der Pressbengel (1922), ein “Gesprächsbüchlein zwischen dem ästhetischen Bücherfreund und seinem in allen Sätteln gerechten Buchbinder”, widmete er seinem Vater Georg. In dem illustrierten Werk stellte Collin die verschiedenen Techniken vor und beschrieb die Lage des Handwerks in Deutschland. Trotz der immer enger werdenden Schlinge von Schikanen und Drohungen der Nazis, unter anderem in Anlehnung an das Schriftleitergesetz von 1933, gelang es Collin, zumindest bis 1936 seine Schriften im Allgemeiner Anzeiger für Buchbindereien zu veröffentlichen.

Die Deportation der Eheleute Ernst und Else Collin fand am 9. Dezember 1942 statt – mit 1000 Menschen vom Bahnhof Grunewald nach Auschwitz, wo sie ermordet wurden.

Biografie: Peter D. Verheyen, Syracuse, NY/USA. 2014