Heinz Simon

Verlegeort
Badstraße 44
Bezirk/Ortsteil
Gesundbrunnen
Verlegedatum
07. März 2018
Geboren
25. Oktober 1935 in
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
März 1943 in Auschwitz

Heinz Simon wurde am 25. Oktober 1935 in Berlin geboren. Er und seine zwei Jahre ältere Schwester Erika Esther wuchsen in einem rituell geführten jüdischen Haushalt auf, ihre Eltern Käthe und Leopold Simon betrieben ein gut laufendes Juwelier- und Goldwarengeschäft in der Grunewaldstraße in Berlin Schöneberg. Ihre Wohnung lag hinter dem Ladengeschäft. Wir wissen kaum etwas über seine frühe Kindheit, aber sie war vermutlich geprägt von den immer stärker werdenden Drangsalierungen der jüdischen Bevölkerung in Deutschland. <br />
Als Dreijähriger musste Heinz erleben, wie das Geschäft seiner Eltern in der Pogromnacht im November 1938 vollständig zerstört und geplündert wurde, seine Tante gab später davon Zeugnis: „In der Kristallnacht drangen mehrere Personen von der Straße in das Goldwarengeschäft ein. Meine Schwester verließ darauf fluchtartig durch das auf den Hof hinausgehende Fenster mit ihrer Familie die Wohnung und kam so zu meinen Eltern. Das Uhrwarengeschäft und die sich daran anschließende Wohnung wurden in der Kristallnacht vollkommen zerstört, nachdem die Wertgegenstände geplündert waren.“ Die Panik der Eltern, die mit ihren beiden kleinen Kindern fluchtartig ihr Zuhause verlassen mussten, wird sich mit Sicherheit auf die Kinder übertragen haben. Der gewalttätige Mob auf der Straße, die Plünderungen und Brandschatzungen in der Nacht des 9. November 1938 werden auf sie einen tiefen Eindruck gemacht haben. Heinz und seine Familie kamen bei den Großeltern Leschnik in der Weddinger Badstraße unter, er sah sein altes Zuhause nie wieder. <br />
Sein Großvater Michaelis Leschnik war ein erfolgreicher Uhrmacher und Juwelier, dessen Weddinger Geschäft in der Pogromnacht ebenfalls zerstört wurde. Aus Verzweiflung über den Verlust seines Lebenswerkes und Angst vor dem Kommenden nahm er sich im Frühjahr 1939 in der benachbarten Panke das Leben. Auch dies wird ein einschneidendes, furchtbares Ereignis im Leben des dreijährigen Heinz gewesen sein. Dann musste er erleben, wie seine Großmutter Johanna Leschnik gezwungen wurde, in den weit entfernten Westen in eine sogenannte Judenwohnung zu ziehen. Schließlich erhielten auch Heinz und seine Familie die Anweisung, ab sofort bei einem jüdischen Fleischer in der Oranienburger Straße zu leben. Eine Freundin seiner Mutter beschrieb die Wohnung als „die Räucherkammern einer Schlächterei“. <br />
Am 11. Juni 1941 kam hier Heinz’ kleiner Bruder Micha zur Welt, sein Name sollte an den Großvater Michaelis Leschnik erinnern. Doch durften seine Eltern ihn so nicht nennen, da die Nationalsozialisten mit der Namensänderungsverordnung vom August 1938 jüdischen Eltern keine freie Namenswahl mehr erlaubten. Sie waren gezwungen, aus einer vorgegebenen Liste mit vermeintlich jüdischen Namen, die die Kinder als Juden identifizierbar machen sollten, einen auszusuchen und wählten „Mechel“, da dies dem Namen Micha nahekam. Auf dem Gedenkstein an Michaelis Leschnik und seine Familie, den Heinz’ Tante Irene Zimmt nach dem Krieg auf dem Jüdischen Friedhof errichten ließ, ist „Micha“ zu lesen und nicht „Mechel“. <br />
Je älter Heinz wurde, desto schlimmer wurden die Zustände um ihn herum. Im Januar 1943 beging seine Großtante angesichts ihrer bevorstehenden Deportation Selbstmord. Dann wurde im Juni 1943 seine Großmutter nach Sobibor deportiert. Die Sorge der Eltern, die von der Großmutter keine Lebenszeichen mehr bekamen, wird er wahrgenommen haben. Am schlimmsten wird Heinz aber die Verhaftung seiner Mutter Käthe getroffen haben, die im Dezember 1942 in Untersuchungshaft in Moabit genommen wurde, weil sie einem untergetauchten Widerstandskämpfer der Herbert-Baum-Gruppe ein Obdach organisiert hatte. <br />
Sein Vater Leopold musste in dieser Zeit Zwangsarbeit leisten, seine Schwester Erika, mit ihren zehn Jahren die Älteste, war tagsüber vermutlich allein für das Wohl ihrer kleinen Geschwister verantwortlich. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Am 27. Februar 1943 wurde Leopold Simon, vermutlich direkt vom Arbeitsplatz, im Rahmen der „Fabrikaktion“ verhaftet und in ein Sammellager gebracht. Heinz und seine zwei Geschwister waren die nächsten Tage ohne Nachricht vom Vater und auf sich gestellt, denn sie wurden erst kurz vor der anstehenden Deportation aus der Wohnung geholt und mit ihrem Vater am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Es ist nicht gesagt, dass sie die Reise in den Tod gemeinsam erlebt haben, denn Leopold findet man unter der Nr. 336 auf der Transportliste, während die Namen der Kinder mit den Nummern 1839 bis 1841 versehen wurden. Heinz und seine Geschwister sind, wie auch ihr Vater, direkt nach der Ankunft in Auschwitz ermordet worden. <br />
Heinz’ Mutter Käthe wurde aus dem Gefängnis heraus nach Auschwitz deportiert. Sie wurde von ihrer Schwester nach dem Krieg auf einem Bild von der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen erkannt, doch verliert sich damit ihre Spur.<br />

Heinz Simon wurde am 25. Oktober 1935 in Berlin geboren. Er und seine zwei Jahre ältere Schwester Erika Esther wuchsen in einem rituell geführten jüdischen Haushalt auf, ihre Eltern Käthe und Leopold Simon betrieben ein gut laufendes Juwelier- und Goldwarengeschäft in der Grunewaldstraße in Berlin Schöneberg. Ihre Wohnung lag hinter dem Ladengeschäft. Wir wissen kaum etwas über seine frühe Kindheit, aber sie war vermutlich geprägt von den immer stärker werdenden Drangsalierungen der jüdischen Bevölkerung in Deutschland.
Als Dreijähriger musste Heinz erleben, wie das Geschäft seiner Eltern in der Pogromnacht im November 1938 vollständig zerstört und geplündert wurde, seine Tante gab später davon Zeugnis: „In der Kristallnacht drangen mehrere Personen von der Straße in das Goldwarengeschäft ein. Meine Schwester verließ darauf fluchtartig durch das auf den Hof hinausgehende Fenster mit ihrer Familie die Wohnung und kam so zu meinen Eltern. Das Uhrwarengeschäft und die sich daran anschließende Wohnung wurden in der Kristallnacht vollkommen zerstört, nachdem die Wertgegenstände geplündert waren.“ Die Panik der Eltern, die mit ihren beiden kleinen Kindern fluchtartig ihr Zuhause verlassen mussten, wird sich mit Sicherheit auf die Kinder übertragen haben. Der gewalttätige Mob auf der Straße, die Plünderungen und Brandschatzungen in der Nacht des 9. November 1938 werden auf sie einen tiefen Eindruck gemacht haben. Heinz und seine Familie kamen bei den Großeltern Leschnik in der Weddinger Badstraße unter, er sah sein altes Zuhause nie wieder.
Sein Großvater Michaelis Leschnik war ein erfolgreicher Uhrmacher und Juwelier, dessen Weddinger Geschäft in der Pogromnacht ebenfalls zerstört wurde. Aus Verzweiflung über den Verlust seines Lebenswerkes und Angst vor dem Kommenden nahm er sich im Frühjahr 1939 in der benachbarten Panke das Leben. Auch dies wird ein einschneidendes, furchtbares Ereignis im Leben des dreijährigen Heinz gewesen sein. Dann musste er erleben, wie seine Großmutter Johanna Leschnik gezwungen wurde, in den weit entfernten Westen in eine sogenannte Judenwohnung zu ziehen. Schließlich erhielten auch Heinz und seine Familie die Anweisung, ab sofort bei einem jüdischen Fleischer in der Oranienburger Straße zu leben. Eine Freundin seiner Mutter beschrieb die Wohnung als „die Räucherkammern einer Schlächterei“.
Am 11. Juni 1941 kam hier Heinz’ kleiner Bruder Micha zur Welt, sein Name sollte an den Großvater Michaelis Leschnik erinnern. Doch durften seine Eltern ihn so nicht nennen, da die Nationalsozialisten mit der Namensänderungsverordnung vom August 1938 jüdischen Eltern keine freie Namenswahl mehr erlaubten. Sie waren gezwungen, aus einer vorgegebenen Liste mit vermeintlich jüdischen Namen, die die Kinder als Juden identifizierbar machen sollten, einen auszusuchen und wählten „Mechel“, da dies dem Namen Micha nahekam. Auf dem Gedenkstein an Michaelis Leschnik und seine Familie, den Heinz’ Tante Irene Zimmt nach dem Krieg auf dem Jüdischen Friedhof errichten ließ, ist „Micha“ zu lesen und nicht „Mechel“.
Je älter Heinz wurde, desto schlimmer wurden die Zustände um ihn herum. Im Januar 1943 beging seine Großtante angesichts ihrer bevorstehenden Deportation Selbstmord. Dann wurde im Juni 1943 seine Großmutter nach Sobibor deportiert. Die Sorge der Eltern, die von der Großmutter keine Lebenszeichen mehr bekamen, wird er wahrgenommen haben. Am schlimmsten wird Heinz aber die Verhaftung seiner Mutter Käthe getroffen haben, die im Dezember 1942 in Untersuchungshaft in Moabit genommen wurde, weil sie einem untergetauchten Widerstandskämpfer der Herbert-Baum-Gruppe ein Obdach organisiert hatte.
Sein Vater Leopold musste in dieser Zeit Zwangsarbeit leisten, seine Schwester Erika, mit ihren zehn Jahren die Älteste, war tagsüber vermutlich allein für das Wohl ihrer kleinen Geschwister verantwortlich. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Am 27. Februar 1943 wurde Leopold Simon, vermutlich direkt vom Arbeitsplatz, im Rahmen der „Fabrikaktion“ verhaftet und in ein Sammellager gebracht. Heinz und seine zwei Geschwister waren die nächsten Tage ohne Nachricht vom Vater und auf sich gestellt, denn sie wurden erst kurz vor der anstehenden Deportation aus der Wohnung geholt und mit ihrem Vater am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Es ist nicht gesagt, dass sie die Reise in den Tod gemeinsam erlebt haben, denn Leopold findet man unter der Nr. 336 auf der Transportliste, während die Namen der Kinder mit den Nummern 1839 bis 1841 versehen wurden. Heinz und seine Geschwister sind, wie auch ihr Vater, direkt nach der Ankunft in Auschwitz ermordet worden.
Heinz’ Mutter Käthe wurde aus dem Gefängnis heraus nach Auschwitz deportiert. Sie wurde von ihrer Schwester nach dem Krieg auf einem Bild von der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen erkannt, doch verliert sich damit ihre Spur.