Herbert Tawrigowski genannt Friedländer

Verlegeort
Barbarossastr. 8
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
29. Juli 2005
Geboren
03. März 1905 in Berlin
Deportation
am 26. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Herbert Josef Tawrigowski wurde am 3. März 1905 in Berlin geboren. Die Eltern Isaak Tawrigowski, genannt Friedländer, und Berta, geb. Luft, hatten vier Söhne, neben Herbert noch Martin, Paul und Benno. <br />
<br />
Herbert war von Beruf Herrenschneider; er heiratete die drei Jahre ältere Elsa (s. dort), geb. Lohde. Mit den beiden Kindern Gerhard (s. dort), geboren 1934, und Bella (s. dort), geboren 1941, sowie dem Schwiegervater Siegfried Lohde (s. dort) wohnten sie zunächst in der Barbarossastraße 53. <br />
<br />
Nach der Deportation von Siegfried Lohde 1942 musste die Familie Tawrigowski zur Untermiete in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Barbarossastraße 8 umziehen.<br />
<br />
Nachdem seine Frau durch die bedrückenden Umstände krank geworden war, plante Herbert Tawrigowski zusammen mit seinen Brüdern Benno und Paul die Flucht in die Schweiz. Für die genaue Planung fuhren die Brüder ins südbadische Dreiländereck an den Rhein, um die Lage zu erkunden. Sie erfuhren dort, dass es in Lörrach die Möglichkeit geben sollte, gegen Geld in die Schweiz geschleust zu werden. Der Bruder Paul Tawrigowski und seine Familie entschieden sich jedoch gegen die Flucht; sie blieben in Berlin.<br />
<br />
Bruder Benno Tawrigowski und seine Familie fuhren bereits vier Tage vor Herbert und Elsa nach Lörrach. Sie wollten sich dann in der Schweiz wieder treffen. Ein Freund der Familie, Alfred Wohlgemuth, der in die Fluchtpläne eingeweiht worden war, hatte sich bereit erklärt, ihnen zu helfen. Er hatte sein NSDAP-Parteibuch und seinen Ausmusterungsschein zur Verfügung gestellt und ein befreundeter Grafiker hatte die Fotos ausgetauscht und die Stempel gefälscht. Die SS kannte jedoch den von vielen genutzten Fluchtweg in die Schweiz. Benno, seine Frau und seine Tochter wurden deshalb schon im Zug nach Lörrach verhaftet, nach Berlin gebracht und dort voneinander getrennt. <br />
<br />
Auch Alfred Wohlgemuth wurde verhaftet, inhaftiert und gefoltert; er verlor aufgrund der Misshandlungen ein Auge und starb 1950 nach Jahren großer beruflicher Schwierigkeiten. Die Anträge der Witwe Maria auf Wiedergutmachung in den 1950er Jahren wurden beide Male abschlägig beschieden, mit der Begründung, Alfred Wohlgemuth habe ja einen Mitgliedsausweis der NSDAP besessen!<br />
<br />
Die Flucht von Herbert Tawrigowski und Familie misslang ebenfalls. Auf dem Bahnhof Lörrach wurde er von seiner Frau Elsa, seinem Sohn Gerhard und seiner Tochter Bella getrennt und nach Berlin zurückgebracht. Aus der Haft gelang es ihm noch, seinen Verwandten einen Brief zukommen zu lassen. Darin teilte er der daheim gebliebenen Familie des Bruders Paul die Geschehnisse mit. Die wertvollsten Möbel aus der Barbarossastraße 8, wie ein komplettes Schlafzimmer, eine Frisiertoilette und eine Kommode, hatte Herbert Tawrigowski bereits vor seiner Flucht bei Verwandten untergestellt, in der Hoffnung, dass man diese dann in die Schweiz überstellen würde. <br />
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Etwa einen Monat nach der Festnahme wurde er mit dem „30. Osttransport“ vom 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Todesdatum ist unbekannt.

Herbert Josef Tawrigowski wurde am 3. März 1905 in Berlin geboren. Die Eltern Isaak Tawrigowski, genannt Friedländer, und Berta, geb. Luft, hatten vier Söhne, neben Herbert noch Martin, Paul und Benno.

Herbert war von Beruf Herrenschneider; er heiratete die drei Jahre ältere Elsa (s. dort), geb. Lohde. Mit den beiden Kindern Gerhard (s. dort), geboren 1934, und Bella (s. dort), geboren 1941, sowie dem Schwiegervater Siegfried Lohde (s. dort) wohnten sie zunächst in der Barbarossastraße 53.

Nach der Deportation von Siegfried Lohde 1942 musste die Familie Tawrigowski zur Untermiete in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Barbarossastraße 8 umziehen.

Nachdem seine Frau durch die bedrückenden Umstände krank geworden war, plante Herbert Tawrigowski zusammen mit seinen Brüdern Benno und Paul die Flucht in die Schweiz. Für die genaue Planung fuhren die Brüder ins südbadische Dreiländereck an den Rhein, um die Lage zu erkunden. Sie erfuhren dort, dass es in Lörrach die Möglichkeit geben sollte, gegen Geld in die Schweiz geschleust zu werden. Der Bruder Paul Tawrigowski und seine Familie entschieden sich jedoch gegen die Flucht; sie blieben in Berlin.

Bruder Benno Tawrigowski und seine Familie fuhren bereits vier Tage vor Herbert und Elsa nach Lörrach. Sie wollten sich dann in der Schweiz wieder treffen. Ein Freund der Familie, Alfred Wohlgemuth, der in die Fluchtpläne eingeweiht worden war, hatte sich bereit erklärt, ihnen zu helfen. Er hatte sein NSDAP-Parteibuch und seinen Ausmusterungsschein zur Verfügung gestellt und ein befreundeter Grafiker hatte die Fotos ausgetauscht und die Stempel gefälscht. Die SS kannte jedoch den von vielen genutzten Fluchtweg in die Schweiz. Benno, seine Frau und seine Tochter wurden deshalb schon im Zug nach Lörrach verhaftet, nach Berlin gebracht und dort voneinander getrennt.

Auch Alfred Wohlgemuth wurde verhaftet, inhaftiert und gefoltert; er verlor aufgrund der Misshandlungen ein Auge und starb 1950 nach Jahren großer beruflicher Schwierigkeiten. Die Anträge der Witwe Maria auf Wiedergutmachung in den 1950er Jahren wurden beide Male abschlägig beschieden, mit der Begründung, Alfred Wohlgemuth habe ja einen Mitgliedsausweis der NSDAP besessen!

Die Flucht von Herbert Tawrigowski und Familie misslang ebenfalls. Auf dem Bahnhof Lörrach wurde er von seiner Frau Elsa, seinem Sohn Gerhard und seiner Tochter Bella getrennt und nach Berlin zurückgebracht. Aus der Haft gelang es ihm noch, seinen Verwandten einen Brief zukommen zu lassen. Darin teilte er der daheim gebliebenen Familie des Bruders Paul die Geschehnisse mit. Die wertvollsten Möbel aus der Barbarossastraße 8, wie ein komplettes Schlafzimmer, eine Frisiertoilette und eine Kommode, hatte Herbert Tawrigowski bereits vor seiner Flucht bei Verwandten untergestellt, in der Hoffnung, dass man diese dann in die Schweiz überstellen würde.

Etwa einen Monat nach der Festnahme wurde er mit dem „30. Osttransport“ vom 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Todesdatum ist unbekannt.