Dr. Kurt Moser

Verlegeort
Bayerischer Platz 4
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
25. September 2015
Geboren
01. August 1891 in Kolberg (Pommern) / Kołobrzeg
Beruf
Arzt
Deportation
am 04. August 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Dr. Kurt Moser war der vierte Sohn der Eheleute Albert und Julie Moses geb. Lubszynski. Er wurde am 01.08.1891 in Kolberg/Pommern (heute Kolobrzeg, Polen) unter dem Familiennahmen "Moses" geboren. Er hatte fünf Brüder: Dr. Arthur, Georg, Dr. Ernst, Fritz und Dr. Günther Moser. Sie entstammten einer wohlhabenden Familie. Sein Vater war Getreidehändler und Schiffseigentümer in Kolberg: In 1919 wurde er zum Stadtrat von Kolberg gewählt.<br />
Dr. Moser studierte Medizin an den Universitäten von Berlin und Greifswald und erhielt die Approbation als Arzt. Er diente während des 1. Weltkrieges als Oberstabsarzt an der Westfront und wurde mehrfach verletzt. Für seine Verdienste wurde er mit dem "Eisernen Kreuz II Klasse" ausgezeichnet. Nach dem Kriegsende setzte er seine Studien fort, spezialisierte sich im Bereich Frauenheilkunde (Seuchenbekämpfung) und führte den Titel Medizinalrat.<br />
Nach mehreren Jahren Tätigkeit im Berliner Polizeipräsidium praktizierte er ab Mitte 1920 als Kreisarzt in Crossen an der Oder (heute Krosno Odrzanskie, Polen). Der evangelische Pfarrer Hans-Joachim Seilkopf aus Crossen kannte Dr. Moser persönlich und beschrieb ihn wie folgt: "Dr, Moser war hochgeschätzt wegen seiner Sachlichkeit im Urteil betreff ärztlicher und sozial-hygienischer Fragen. Besonderes Vertrauen genoss er überall dort, wo er als Hausarzt begeht war."<br />
Seine Mutter Julie starb am 11.11.1929 in Crossen an der Oder. Anfang 1930 kehrte Dr. Moser nach Berlin zurück. Zunächste praktizierte und wohnte er im Bezirk Wilmersdorf in der Würzburger Straße, ab Mitte 1930 in einer 2,5 Zimmerwohnung am Bayrischen Platz 4 (Gartenhaus, Erdgeschoss) in Berlin-Schöneberg. Hier lebte er mit seiner älteren jüdischen Haushälterin und Praxishilfe Fräulein Selma Prinz. Ein Zimmer der Wohnung nutzte er als Praxisraum für seine Patienten, das weitere für seinen persönlichen Bedarf und in dem halben Zimmer wohnte Fräulein Prinz.<br />
1922 änderte Dr. Moser wie auch seine Brüder den Familiennamen von "Moses" in "Moser". Im Juni 1925 konvertierte er zum Christentum.<br />
Dr. Moser war unverheiratet und hatte keine Kinder. Er unterstützte seinen alleinlebenden Brunder Günther, der sukzessive erblindete, seit 1933 arbeitslos war und in der Rosenheimer Str. 30 in Berlin-Schöneberg wohnte. Bruder Ernst lebte mit seiner Familie in der nah gelegenen Bayreuther Str. 27/28 in Berlin-Schöneberg; Bruder Fritz in der Prinzregentenstr. 7 in Berlin-Wilmersdorf. Die vier Brüder hatten engen Kontakt.<br />
Bereits 1933 wurden vom nationalsozialistischen System erste Anordnungen erlassen um jüdische Ärzte aus dem öffentlichen Gesundheitswesen zu vertreiben. Medizinische Behandlungen bei jüdischen Ärzten wurden nicht mehr gestattet. Gemäß der 4. Verordnung zum Reichsbürgergesetz erloschen die Approbationen der jüdischen Ärzte in Deutschland zum 30.09.1938. Da die noch im Reich lebenden Juden medizinisch versorgt werden mussten un Nichtjuden dies nicht erlaubt war, wurde für einige Ärzte eine Ausnahmeregelung erlassen. Dr. Moser erhielt diese Genehmigung und durfte unter der diskriminierenden Bezeichnung "Judenbehandler" ausschließlich jüdische Patienten behandeln. Das Praxisschild war entsprechend zu kennzeichnen.<br />
Während des "Novemberprogoms" im November 1938 fürchtete er um seine Praxis un deren medizinische Einrichtung. Er versteckte sich bei Freunden und Patienten. Im Jahre 1939 wurde er erstmalig verhaftet und im Polizeipräsidium am Alexanderplatz verhört. Sein Bruder Ernst setzte sich für ihn ein und Dr. Moser wurde freigelassen.<br />
Am 21.11.1942 erschien die Gestapo in der Wohnung von Dr. Kurt Moser am Bayrischen Platz 4 um ihn zu verhaften. Er und sein Bruder Fritz konnten noch rechtzeitig von der Haushälterin Fräulein Prinz gewarnt werden und entgingen somit ihrer sicheren Verhaftung. Fräulein Selma Prinz wurde noch an diesem Abend von der Gestapo mitgenommen und Tage später nach Auschwitz deportiert. Dr. Moser kehrte in dieser Nacht das letzte Mal in seine Wohnung zurück. Sein Bruder Fritz begleitete ihn und sie nahmen Decken und Winterkleidung mit. Am nächten Tag wurde die Wohnung von der Gestapo versiegelt.<br />
Im Zeitraum von Ende 1942 bis Anfang 1943 gingen Dr. Moser ebenso wie seine beiden Brüder Ernst und Fritz in den Untergrund. Sie standen im engen Kontakt und trafen sich heimlich an öffentlichen Plätzen in Berlin. Ihr blinder Bruder Günther wurde im Februar 1943 in seiner Wohnung in der Rosenheimer St. 30 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Der älteste Bruder Arthur wurde Ende Juni 1943 in Kolberg verhaftet, ebenso nach Auschwitz deportiert und ist am 09.12.1944 im KZ Neuengamme verstorben.<br />
Am 06.06.1943 wurden sein Bruder Fritz und dessen jüdische Begleiterin Maria Weiß von ihrer Vermieterin denunziert und an ihrem Wohnort Deutsch Wusterhausen (heute Königs Wusterhausen) verhaftet.<br />
Ab April 1942 wurde jüdischen Bürgern die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln untersagt. Trotzdem fuhr Dr. Moser einige Tage später, am 11.06.1943, mit dem Zug nach Deutsch Wusterhausen um dort seinen Bruder Fritz zu besuchen, dieser war zu einem vereinbarten Treff nicht erschienen. Auch Dr. Moser wurde von der Vermieterin seines Bruder verraten. Er schöpfte Verdacht, versuchte noch vor der Polizei zu flüchten und wurde dabei auf offener Straße angeschossen. Die Polizei übergab ihn der Gestapo und brachte ihn zunächst in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße; zu diesem Zeitpunkt das alleinige Sammellager in Berlin. Hier erfolgten vor der Deportation die Vorbereitungen für den Transport, sowie der Einzug des Vermögens. Dr. Kurt Moser traf dort ein letztes Mal seinen inhaftierten Bruder Fritz.<br />
Kurt Moser wurde aufgrund seiner Schussverletzung von der Gestapo in das Jüdische Krankenhaus in Berlin-Wedding eingeliefert. Dort versuchte er sich das Leben zu nehmen. Er wurde gerettet, annähernd gesund gepflegt und am 04.08.1943 mit dem 40. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Er gilt als verschollen.<br />
Die Wohnungs- und Praxiseinrichtungen wurden von der Gestapo veräußert. Der Einzug seines Privatvermögens erfolgte zum 01.07.1943.<br />
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Dr. Kurt Moser war der vierte Sohn der Eheleute Albert und Julie Moses geb. Lubszynski. Er wurde am 01.08.1891 in Kolberg/Pommern (heute Kolobrzeg, Polen) unter dem Familiennahmen "Moses" geboren. Er hatte fünf Brüder: Dr. Arthur, Georg, Dr. Ernst, Fritz und Dr. Günther Moser. Sie entstammten einer wohlhabenden Familie. Sein Vater war Getreidehändler und Schiffseigentümer in Kolberg: In 1919 wurde er zum Stadtrat von Kolberg gewählt.
Dr. Moser studierte Medizin an den Universitäten von Berlin und Greifswald und erhielt die Approbation als Arzt. Er diente während des 1. Weltkrieges als Oberstabsarzt an der Westfront und wurde mehrfach verletzt. Für seine Verdienste wurde er mit dem "Eisernen Kreuz II Klasse" ausgezeichnet. Nach dem Kriegsende setzte er seine Studien fort, spezialisierte sich im Bereich Frauenheilkunde (Seuchenbekämpfung) und führte den Titel Medizinalrat.
Nach mehreren Jahren Tätigkeit im Berliner Polizeipräsidium praktizierte er ab Mitte 1920 als Kreisarzt in Crossen an der Oder (heute Krosno Odrzanskie, Polen). Der evangelische Pfarrer Hans-Joachim Seilkopf aus Crossen kannte Dr. Moser persönlich und beschrieb ihn wie folgt: "Dr, Moser war hochgeschätzt wegen seiner Sachlichkeit im Urteil betreff ärztlicher und sozial-hygienischer Fragen. Besonderes Vertrauen genoss er überall dort, wo er als Hausarzt begeht war."
Seine Mutter Julie starb am 11.11.1929 in Crossen an der Oder. Anfang 1930 kehrte Dr. Moser nach Berlin zurück. Zunächste praktizierte und wohnte er im Bezirk Wilmersdorf in der Würzburger Straße, ab Mitte 1930 in einer 2,5 Zimmerwohnung am Bayrischen Platz 4 (Gartenhaus, Erdgeschoss) in Berlin-Schöneberg. Hier lebte er mit seiner älteren jüdischen Haushälterin und Praxishilfe Fräulein Selma Prinz. Ein Zimmer der Wohnung nutzte er als Praxisraum für seine Patienten, das weitere für seinen persönlichen Bedarf und in dem halben Zimmer wohnte Fräulein Prinz.
1922 änderte Dr. Moser wie auch seine Brüder den Familiennamen von "Moses" in "Moser". Im Juni 1925 konvertierte er zum Christentum.
Dr. Moser war unverheiratet und hatte keine Kinder. Er unterstützte seinen alleinlebenden Brunder Günther, der sukzessive erblindete, seit 1933 arbeitslos war und in der Rosenheimer Str. 30 in Berlin-Schöneberg wohnte. Bruder Ernst lebte mit seiner Familie in der nah gelegenen Bayreuther Str. 27/28 in Berlin-Schöneberg; Bruder Fritz in der Prinzregentenstr. 7 in Berlin-Wilmersdorf. Die vier Brüder hatten engen Kontakt.
Bereits 1933 wurden vom nationalsozialistischen System erste Anordnungen erlassen um jüdische Ärzte aus dem öffentlichen Gesundheitswesen zu vertreiben. Medizinische Behandlungen bei jüdischen Ärzten wurden nicht mehr gestattet. Gemäß der 4. Verordnung zum Reichsbürgergesetz erloschen die Approbationen der jüdischen Ärzte in Deutschland zum 30.09.1938. Da die noch im Reich lebenden Juden medizinisch versorgt werden mussten un Nichtjuden dies nicht erlaubt war, wurde für einige Ärzte eine Ausnahmeregelung erlassen. Dr. Moser erhielt diese Genehmigung und durfte unter der diskriminierenden Bezeichnung "Judenbehandler" ausschließlich jüdische Patienten behandeln. Das Praxisschild war entsprechend zu kennzeichnen.
Während des "Novemberprogoms" im November 1938 fürchtete er um seine Praxis un deren medizinische Einrichtung. Er versteckte sich bei Freunden und Patienten. Im Jahre 1939 wurde er erstmalig verhaftet und im Polizeipräsidium am Alexanderplatz verhört. Sein Bruder Ernst setzte sich für ihn ein und Dr. Moser wurde freigelassen.
Am 21.11.1942 erschien die Gestapo in der Wohnung von Dr. Kurt Moser am Bayrischen Platz 4 um ihn zu verhaften. Er und sein Bruder Fritz konnten noch rechtzeitig von der Haushälterin Fräulein Prinz gewarnt werden und entgingen somit ihrer sicheren Verhaftung. Fräulein Selma Prinz wurde noch an diesem Abend von der Gestapo mitgenommen und Tage später nach Auschwitz deportiert. Dr. Moser kehrte in dieser Nacht das letzte Mal in seine Wohnung zurück. Sein Bruder Fritz begleitete ihn und sie nahmen Decken und Winterkleidung mit. Am nächten Tag wurde die Wohnung von der Gestapo versiegelt.
Im Zeitraum von Ende 1942 bis Anfang 1943 gingen Dr. Moser ebenso wie seine beiden Brüder Ernst und Fritz in den Untergrund. Sie standen im engen Kontakt und trafen sich heimlich an öffentlichen Plätzen in Berlin. Ihr blinder Bruder Günther wurde im Februar 1943 in seiner Wohnung in der Rosenheimer St. 30 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Der älteste Bruder Arthur wurde Ende Juni 1943 in Kolberg verhaftet, ebenso nach Auschwitz deportiert und ist am 09.12.1944 im KZ Neuengamme verstorben.
Am 06.06.1943 wurden sein Bruder Fritz und dessen jüdische Begleiterin Maria Weiß von ihrer Vermieterin denunziert und an ihrem Wohnort Deutsch Wusterhausen (heute Königs Wusterhausen) verhaftet.
Ab April 1942 wurde jüdischen Bürgern die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln untersagt. Trotzdem fuhr Dr. Moser einige Tage später, am 11.06.1943, mit dem Zug nach Deutsch Wusterhausen um dort seinen Bruder Fritz zu besuchen, dieser war zu einem vereinbarten Treff nicht erschienen. Auch Dr. Moser wurde von der Vermieterin seines Bruder verraten. Er schöpfte Verdacht, versuchte noch vor der Polizei zu flüchten und wurde dabei auf offener Straße angeschossen. Die Polizei übergab ihn der Gestapo und brachte ihn zunächst in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße; zu diesem Zeitpunkt das alleinige Sammellager in Berlin. Hier erfolgten vor der Deportation die Vorbereitungen für den Transport, sowie der Einzug des Vermögens. Dr. Kurt Moser traf dort ein letztes Mal seinen inhaftierten Bruder Fritz.
Kurt Moser wurde aufgrund seiner Schussverletzung von der Gestapo in das Jüdische Krankenhaus in Berlin-Wedding eingeliefert. Dort versuchte er sich das Leben zu nehmen. Er wurde gerettet, annähernd gesund gepflegt und am 04.08.1943 mit dem 40. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Er gilt als verschollen.
Die Wohnungs- und Praxiseinrichtungen wurden von der Gestapo veräußert. Der Einzug seines Privatvermögens erfolgte zum 01.07.1943.