Gisela Springer

Verlegeort
Bayreuther Straße 42
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
08. Oktober 2015
Geboren
09. November 1872 in Wien
Deportation
am 18. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Später deportiert
im Mai 1942 nach Chełmno / Kulmhof
Ermordet
08. Mai 1942 in Chełmno / Kulmhof

Gisela Springer wurde am 09. November 1872 in Wien in eine wohlhabende jüdische Familie geboren, trat aber schon 1897 zum Katholizismus über. Sie war nicht verheiratet. Kritiken berichten wohlwollend über ihre Konzerttätigkeit vor dem Ersten Weltkrieg bis in die frühen 30er Jahre. Daneben arbeitete sie als Klavierlehrerin.<br />
Sie schrieb auch musikphilosophische Werke. 1914 erschien in Wien das Buch "Vom Hörenlernen". In einem Zeitungsbericht wurde erwähnt, sie habe eine Partitur gefunden und neu aufgeführt.<br />
Wann Gisela Springer von Wien nach Berlin umzog, ist nicht bekannt. Bis 1930 nahm jedenfalls Ilse Trauer geb. Selle Klavierstunden bei ihr. Als eine Generation jüngere Schülerin entstand ein mütterlich/töchterliches Freundschaftsverhältnis zu ihrer Lehrerin. Auch nach der Zeit des Unterrichts blieben die Frauen in Kontakt, so half Ilse Trauer ihrer Lehrerin Anfang der 1930er Jahre bei Steuerangelegenheiten.<br />
Nach ihrer Heirat gab Ilse Trauer die Idee einer Karriere als Pianistin auf, übernahm aber Gisela Springers Verpflichtungen jüdischen Schülern gegenüber, als ihrer Lehrerind as Berufsverbot ausgesprochen wurde. Das war riskant, wie sich Ilse Trauers Tocher Brigitte erinnert: Sie ging mit ihrem Vater und dem jüngeren Bruder abends los, um ihre Mutter von den Wohnungen der jüdischen Klavierschüler abzuholen. Den Kindern wurde eingeschärft, darüber strikt zu schweigen.<br />
Noch 1941 schrieb Gisela Springer eine Karte voller Anteilnahme am Leben ihrer ehemaligen Schülerin, ohne über ihre eigen Lage ein Wort zu verlieren. Kurz darauf wurde sie mit dem allerersten Deportationszug ab Bahnhof Grunewald am 18. Oktober 1941 mit 1013 Menschen nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Dort musste sie fast sieben Monate lang im Ghetto leben und wurde dann nach Chelmno/Kulmhof weitertransportiert und am 08. Mai 1942 im Alter von knapp 60 Jahren ermordet.<br />
Bis an ihr Lebensende war Ilse Trauer tieftraurig über ihr Unvermögen der verehrten Lehrerin zu helfen. Sie hatte Gisela Springer oft zugeredet, mit Hilfe ihrer wohlhabenden Familie zu emigrieren, aber daraus wurde nichts. <br />
Über das Schicksal der Angehörigen ist nichts bekannt.<br />
Literatur von Gisela Springer: Vom Hörenlernen. Wien 1914, 75 Seiten mit Notenbeispielen<br />

Gisela Springer wurde am 09. November 1872 in Wien in eine wohlhabende jüdische Familie geboren, trat aber schon 1897 zum Katholizismus über. Sie war nicht verheiratet. Kritiken berichten wohlwollend über ihre Konzerttätigkeit vor dem Ersten Weltkrieg bis in die frühen 30er Jahre. Daneben arbeitete sie als Klavierlehrerin.
Sie schrieb auch musikphilosophische Werke. 1914 erschien in Wien das Buch "Vom Hörenlernen". In einem Zeitungsbericht wurde erwähnt, sie habe eine Partitur gefunden und neu aufgeführt.
Wann Gisela Springer von Wien nach Berlin umzog, ist nicht bekannt. Bis 1930 nahm jedenfalls Ilse Trauer geb. Selle Klavierstunden bei ihr. Als eine Generation jüngere Schülerin entstand ein mütterlich/töchterliches Freundschaftsverhältnis zu ihrer Lehrerin. Auch nach der Zeit des Unterrichts blieben die Frauen in Kontakt, so half Ilse Trauer ihrer Lehrerin Anfang der 1930er Jahre bei Steuerangelegenheiten.
Nach ihrer Heirat gab Ilse Trauer die Idee einer Karriere als Pianistin auf, übernahm aber Gisela Springers Verpflichtungen jüdischen Schülern gegenüber, als ihrer Lehrerind as Berufsverbot ausgesprochen wurde. Das war riskant, wie sich Ilse Trauers Tocher Brigitte erinnert: Sie ging mit ihrem Vater und dem jüngeren Bruder abends los, um ihre Mutter von den Wohnungen der jüdischen Klavierschüler abzuholen. Den Kindern wurde eingeschärft, darüber strikt zu schweigen.
Noch 1941 schrieb Gisela Springer eine Karte voller Anteilnahme am Leben ihrer ehemaligen Schülerin, ohne über ihre eigen Lage ein Wort zu verlieren. Kurz darauf wurde sie mit dem allerersten Deportationszug ab Bahnhof Grunewald am 18. Oktober 1941 mit 1013 Menschen nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Dort musste sie fast sieben Monate lang im Ghetto leben und wurde dann nach Chelmno/Kulmhof weitertransportiert und am 08. Mai 1942 im Alter von knapp 60 Jahren ermordet.
Bis an ihr Lebensende war Ilse Trauer tieftraurig über ihr Unvermögen der verehrten Lehrerin zu helfen. Sie hatte Gisela Springer oft zugeredet, mit Hilfe ihrer wohlhabenden Familie zu emigrieren, aber daraus wurde nichts.
Über das Schicksal der Angehörigen ist nichts bekannt.
Literatur von Gisela Springer: Vom Hörenlernen. Wien 1914, 75 Seiten mit Notenbeispielen