Margarete Riesenfeld geb. Heymann

Verlegeort
Bergmannstraße 30
Historischer Name
Bergmannstraße 30
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
16. November 2015
Geboren
30. November 1872 in Gollnow (Pommern) / Goleniów
Beruf
Eigentümerin eines Damenputzgeschäfts
Deportation
am 09. September 1942 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 29. September 1942 nach Treblinka
Ermordet
in Treblinka

Margarete Riesenfeld war offensichtlich eine für ihre Zeit sehr selbstbewusste und selbstständige Frau. Seit dem Jahr 1908 war sie in den Berliner Adressbüchern als Geschäftsinhaberin einer Putzwarenhandlung im Haus Zossener Straße 21 verzeichnet. Als Putzwaren wurden ehedem modische Accessoires wie Borten, Spitzen und Bordüren bezeichnet, mit denen vor allem wohlhabendere Damen ihre Kleidung „aufputzten“. Somit war sie bereits mehr als ein Jahrzehnt als erfolgreiche Geschäftsfrau tätig, ehe sie im Jahr 1919 den 1871 in Berlin geborenen Kaufmann Otto Riesenfeld heiratete. <br />
Sie stammte aus einer Großfamilie, die in der damaligen Provinz Pommern beheimatet war. Am 30. November 1872 wurde sie in Gollnow (heute: Goleniów / Polen) geboren, dem Heimatort ihrer Mutter Flora Cohn (1838-1903). Ihr Vater, der 1830 in Naugard geborene Kaufmann Carl Heymann, siedelte um 1900 mit der mehrköpfigen Familie nach Berlin über und lebte fortan im Stadtteil Friedrichshain. Zur Familie gehörten neben der Schwester Hedwig, ab 1912 verheiratete Engel, unter anderem auch die Brüder Willy (1878-1914) und Julius (1879-1944), die ebenfalls in Berlin geheiratet hatten und mit ihren Familien in Prenzlauer Berg wohnten.<br />
Einige Familienereignisse machte die Familie von Margarete Riesenfeld in den damaligen Zeitungen öffentlich. Neben Heirats- und Todesanzeigen findet sich auch eine Danksagung des Vaters Carl Heymann anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahre 1910. Zehn Jahre später verstarb der Vater von Margarete Riesenfeld kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahres und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt.<br />
Margarete Riesenfeld bezog nach der Heirat mit ihrem Mann eine Wohnung in der Nähe ihres Geschäftes in der Kreuzberger Heimstraße. Sie führte die Putzwarenhandlung in der Zossener Straße bis zu Beginn der 1930er Jahre weiter. Um 1932 verlagerte sie ihre Geschäftsräume in die Bergmannstraße 30 am Marheineckeplatz und änderte auch das Sortiment, da sie fortan mit Damenhüten handelte. Ehemann Otto Riesenfeld, der ab 1933 im selben Haus eine Buchdruckerei führte, verstarb am 13. September 1938 im Jüdischen Krankenhaus an der Iranischen Straße in Berlin-Wedding infolge eines Schlaganfalls. Margarete Riesenfeld musste auf Druck der Nationalsozialisten ihr Geschäft aufgeben und versuchte ihren Lebensunterhalt durch die Vermietung zweier Zimmer ihrer Wohnung zu bestreiten, wofür sie im Jüdischen Nachrichtenblatt Annoncen schaltete. <br />
Auch ihre Schwester Hedwig Engel, deren Mann 1930 in Kolberg (Kolobrzeg) verstorben war, wohnte inzwischen in derselben Wohnung. Am 9. September 1942 wurden beide Frauen mit einem täglich vom Anhalter Bahnhof nach Prag verkehrenden Zug in einem angegliederten Waggon in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort trafen sie wahrscheinlich ihren Bruder Julius Heymann wieder, der einen Monat zuvor dorthin deportiert worden war und 1944 in Theresienstadt ums Leben kam. Margarete Riesenfeld wurde drei Wochen nach ihrer Ankunft in Theresienstadt gemeinsam mit ihrer Schwester nach Treblinka verschleppt, wo beide Frauen ermordet wurden.<br />
Im Jahr 1955 reiste ein Neffe von Margarete Riesenfeld von New York nach Europa. Werner Heymann, Sohn des Bruders Willy Heymann, war die Immigration in die USA geglückt, wo er seit Mitte der 1930er Jahre in New York lebte. Im selben Jahr stellte er für die beiden Schwestern beim sogenannten Wiedergutmachungsamt einen Antrag auf Rückerstattung von deren Vermögen – der bisher einzige Hinweis auf überlebende Mitglieder der Familie von Margarete Riesenfeld, geb. Heymann.

Margarete Riesenfeld war offensichtlich eine für ihre Zeit sehr selbstbewusste und selbstständige Frau. Seit dem Jahr 1908 war sie in den Berliner Adressbüchern als Geschäftsinhaberin einer Putzwarenhandlung im Haus Zossener Straße 21 verzeichnet. Als Putzwaren wurden ehedem modische Accessoires wie Borten, Spitzen und Bordüren bezeichnet, mit denen vor allem wohlhabendere Damen ihre Kleidung „aufputzten“. Somit war sie bereits mehr als ein Jahrzehnt als erfolgreiche Geschäftsfrau tätig, ehe sie im Jahr 1919 den 1871 in Berlin geborenen Kaufmann Otto Riesenfeld heiratete.
Sie stammte aus einer Großfamilie, die in der damaligen Provinz Pommern beheimatet war. Am 30. November 1872 wurde sie in Gollnow (heute: Goleniów / Polen) geboren, dem Heimatort ihrer Mutter Flora Cohn (1838-1903). Ihr Vater, der 1830 in Naugard geborene Kaufmann Carl Heymann, siedelte um 1900 mit der mehrköpfigen Familie nach Berlin über und lebte fortan im Stadtteil Friedrichshain. Zur Familie gehörten neben der Schwester Hedwig, ab 1912 verheiratete Engel, unter anderem auch die Brüder Willy (1878-1914) und Julius (1879-1944), die ebenfalls in Berlin geheiratet hatten und mit ihren Familien in Prenzlauer Berg wohnten.
Einige Familienereignisse machte die Familie von Margarete Riesenfeld in den damaligen Zeitungen öffentlich. Neben Heirats- und Todesanzeigen findet sich auch eine Danksagung des Vaters Carl Heymann anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahre 1910. Zehn Jahre später verstarb der Vater von Margarete Riesenfeld kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahres und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt.
Margarete Riesenfeld bezog nach der Heirat mit ihrem Mann eine Wohnung in der Nähe ihres Geschäftes in der Kreuzberger Heimstraße. Sie führte die Putzwarenhandlung in der Zossener Straße bis zu Beginn der 1930er Jahre weiter. Um 1932 verlagerte sie ihre Geschäftsräume in die Bergmannstraße 30 am Marheineckeplatz und änderte auch das Sortiment, da sie fortan mit Damenhüten handelte. Ehemann Otto Riesenfeld, der ab 1933 im selben Haus eine Buchdruckerei führte, verstarb am 13. September 1938 im Jüdischen Krankenhaus an der Iranischen Straße in Berlin-Wedding infolge eines Schlaganfalls. Margarete Riesenfeld musste auf Druck der Nationalsozialisten ihr Geschäft aufgeben und versuchte ihren Lebensunterhalt durch die Vermietung zweier Zimmer ihrer Wohnung zu bestreiten, wofür sie im Jüdischen Nachrichtenblatt Annoncen schaltete.
Auch ihre Schwester Hedwig Engel, deren Mann 1930 in Kolberg (Kolobrzeg) verstorben war, wohnte inzwischen in derselben Wohnung. Am 9. September 1942 wurden beide Frauen mit einem täglich vom Anhalter Bahnhof nach Prag verkehrenden Zug in einem angegliederten Waggon in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort trafen sie wahrscheinlich ihren Bruder Julius Heymann wieder, der einen Monat zuvor dorthin deportiert worden war und 1944 in Theresienstadt ums Leben kam. Margarete Riesenfeld wurde drei Wochen nach ihrer Ankunft in Theresienstadt gemeinsam mit ihrer Schwester nach Treblinka verschleppt, wo beide Frauen ermordet wurden.
Im Jahr 1955 reiste ein Neffe von Margarete Riesenfeld von New York nach Europa. Werner Heymann, Sohn des Bruders Willy Heymann, war die Immigration in die USA geglückt, wo er seit Mitte der 1930er Jahre in New York lebte. Im selben Jahr stellte er für die beiden Schwestern beim sogenannten Wiedergutmachungsamt einen Antrag auf Rückerstattung von deren Vermögen – der bisher einzige Hinweis auf überlebende Mitglieder der Familie von Margarete Riesenfeld, geb. Heymann.