Dr. Kurt Aron

Verlegeort
Marschnerstr. 38
Bezirk/Ortsteil
Lichterfelde
Verlegedatum
16. Juli 2007
Geboren
03. April 1894 in Berlin
Verhaftet
14. August 1942 bis 19. November 1942 in Burgstr. 28
Deportation
am 19. November 1942 nach Buchenwald
Später deportiert
am 27. November 1942 nach Auschwitz
Ermordet
03. Dezember 1942 in Auschwitz

Dr. Aron lebte in einer sogenannten Mischehe mit Irmgard Aron. Zwei Töchter, Annemarie und Rosemarie wurden in der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Lichterfelde getauft.

Kurt Aron wurde am 3. April 1894 in Berlin geboren. Seine Eltern waren Anna Tobia Stern und Paul Bernhard Aron, die am 29. April 1888 geheiratet hatten.

Kurt Aron machte 1912 das Abitur am Askanischen Gymnasium und studierte anschließend in Freiburg, Berlin und München Griechisch, Latein und Geschichte für das Lehramt. Im Jahr 1918 bestand er in Berlin die Staatsprüfung und wurde nach zwei Jahren als Referendar Studienassessor.
1920 legte er in Erlangen seine Dissertation mit dem Titel »Beiträge zu den Persern des Timotheos« vor und gründete im selben Jahr einen Jugendverein für Gartenbau und Landwirtschaft.

Zunächst arbeitete Aron als Erzieher in einem Kinderheim der Jüdischen Gemeinde und trat dann 1932 in das Kollegium der Staatlichen Augusta-Schule in Berlin-Schöneberg (heute "Sophie-Scholl-Schule") ein. Diese wurde von der engagierten Schulleiterin Dr. Mayer-Kulenkampff geleitet, die 1934 den Eid auf Hitler verweigerte.

Kurt Aron war mit Irmgard, geborene Lachenauer, verheiratet, die christlichen Glaubens war.  Dr. Kurt Aron lebte somit in einer sogenannten »privilegierten Misch-Ehe«.  1931 wohnten Arons in Lichterfelde in der Lilienstr. 5. In diesem Jahr wurde die erste Tochter Annemarie Lilly Ruth geboren. Ab 1933 wohnte die Familie in der Marschnerstr. 18. Die zweite Tochter Rosemarie  wurde 1935 geboren. Beide Mädchen wurden in der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Lichterfelde getauft.

Bereits mit Ablauf des Schuljahres 1933 wurde Kurt Aron aus dem Schuldienst entlassen. Die rechtliche Grundlage dafür war der »Arierparagraph« im kurz zuvor verabschiedeten »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums«, das es den Nationalsozialisten möglich machte, alle Jüdinnen und Juden aus dem öffentlichen Dienst zu entlassen.
Nach seiner Entlassung arbeitete Aron zunächst an verschiedenen jüdischen Schulen; er wollte so lange wie möglich als Lehrer arbeiten und absolvierte noch einen Kurs zur Ausbildung als Werklehrer, der von der Jüdischen Gemeinde organisiert wurde.
1937 war die Familie in die Marschnerstr. 38 umgezogen. Die Bemühungen von Dr. Kurt Aron um eine Auswanderung ab 1938 scheiterten, da kein Staat bereit war ihn aufzunehmen.

Am 13. August 1942 wurde Arons Mutter Anna (geboren 1864) vom Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert. Als Kurt Aron seiner Mutter noch etwas Proviant für die »Reise« mitgeben und von ihr Abschied nehmen wollte, wurde er von einem Gestapo-Mitarbeiter daran gehindert und zum nächsten Morgen in das Judenreferat der Gestapo in der Burgstraße 28 bestellt. Hier befand sich ein sogenanntes Schutzgefängnis, in dessen Kellern Häftlinge gefoltert und ermordet wurden. Von dort aus wurde auch die Deportation von rund 55.000 Berliner Jüdinnen und Juden in den Tod organisiert.
Am 14. August meldete sich Aron wie befohlen bei der Gestapo in der Burgstraße und wurde sofort verhaftet. Als Haftgrund wurde angegeben: »Verstoß gegen Vorschriften«. Er sollte nie mehr zu seiner Familie zurückkehren.

Die Zeitzeugin Gertrud Kollinsky berichtete am 1951 in ihrem Gedächtnis-Protokoll über die Burgstr. 28:
»In Berlin musste sich mein Mann alle 14 Tage bei der Gestapo stellen. Im November 1939 wurde er in das Gestapo-Gebäude […] zur Arbeitsleistung herangezogen, was die Grundlage für seinen frühen Tod bedeutete. Die Arbeitsräume lagen 1 ½ Stock tiefer unter der Erde ohne Tageslicht, wo Ausländer*innen und Juden/Jüdinnen Arbeit verrichten mussten. Die "Bezahlung" bestand nur aus  »Verpflegung« …

Kurt Arons Erfahrungen deckten sich vermutlich weitgehend mit den Schilderungen von Gertrud Kollinsky. Nach vier Monaten Haft wurde Aron am 19. November 1942 in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht und am 27. November 1942 weiter nach Auschwitz deportiert. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 78586.
Am 3. Dezember 1942 wurde Dr. Kurt Aron im Häftlingskrankenbau Block 28 des Stammlagers Auschwitz I ermordet. An diesem Tag wurden insgesamt 64 kranke Häftlinge durch Phenolinjektionen getötet. Die auf den Totenbescheinigungen genannten »Herzlähmungen« waren fingiert.

Kurts Mutter Anna Aron, geborene Stern, starb am 20. Januar 1943 im Ghetto Theresienstadt.

Arons Ehefrau Irmgard und seine Töchter überlebten den Krieg. Irmgard Aron wohnte bis zu ihrem Lebensende im Jahre 1992 in Berlin-Steglitz. Die beiden Töchter wanderten nach Schweden aus.