Fanny Lindemann geb. Abrahamsohn

Verlegeort
Karl-Marx-Straße 69
Historischer Name
Berliner Str. 73
Bezirk/Ortsteil
Neukölln
Verlegedatum
27. Oktober 2010
Geboren
30. Oktober 1869 in Berent (Westpreußen) / Kościerzyna
Deportation
am 17. März 1943 nach Theresienstadt
Ermordet
30. Mai 1944 im Ghetto Theresienstadt

Fanny Abrahamsohn wurde am 30. Oktober 1869 im westpreußischen Berent (heute: Kościerzyna / Polen) als Tochter von Jacob Abrahamsohn und Jenny Jeanette Lindemann geboren. Sie stammte aus einer großen jüdischen Familie und hatte drei Schwestern und einen Bruder. Ihre Schwester Henriette war mit Lewin Lindemann, dem Bruder ihres Ehemannes Siegfried Lindemann, verheiratet. <br />
Fanny Abrahamsohn war ohne Berufsausbildung, nicht ungewöhnlich zu dieser Zeit, in der Frauen kaum Zugang zu Ausbildung und Berufen hatten. Am 15. Februar 1897 heiratete sie in Berent den 1873 geborenen Klempner Siegfried Lindemann, Sohn eines Fuhrunternehmers in Berent und ebenfalls aus einer großen Familie stammend. Das Ehepaar bekam drei Kinder: 1897 wurde der Sohn Leo geboren, 1901 der Sohn Kurt und 1902 als jüngstes Kind die Tochter Dorothea. <br />
Seit 1903 wohnte die Familie in Berlin. Wahrscheinlich besaß Siegfried Lindemann anfangs eine gemeinsame Firma mit seinem Schwiegervater Jacob Abrahamsohn. Im Berliner Adressbuch für das Jahr 1918 wird Siegfried Lindemann als Haushaltsvorstand das erste Mal in der Berliner Straße 73 (heute Karl-Marx-Straße 69) aufgeführt. Er arbeitete nun als Werkmeister in der Industrie. Angestellt war er zuletzt in der Metallwarenfabrik Emil Stein, bei einer der zahlreichen Firmen im Jakobshof in der Alten Jakobstr. 23/24 in Berlin-Kreuzberg. 1935 wurde Siegfried Lindemann entlassen. Von 1940 bis zum Februar 1943 musste er als Zwangsarbeiter bei der Firma Alfred Hanne, einer Blech- und Eisenwarenfabrik in Berlin-Weißensee, arbeiten. <br />
Die letzte Anschrift von Siegfried und Fanny Lindemann war die Reichenberger Straße 120 in Kreuzberg. Dort wohnte auch ihr Sohn Kurt, der als Fahrstuhlführer gearbeitet hatte. <br />
Siegfried Lindemann wurde wohl im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ vom 27. Februar 1943 inhaftiert. Fanny Lindemann wurde gemeinsam mit ihrem Ehemann mit dem „4. großen Alterstransport“ am 17. März 1943 vom Güterbahnhof Moabit aus in das Ghettolager Theresienstadt deportiert. <br />
Siegfried Lindemann kam im April 1944 im Ghetto Theresienstadt um, seine Ehefrau Fanny starb ebenfalls dort, am 30. Mai 1944. <br />
<br />
Sohn Kurt Lindemann wurde am 8. Dezember 1944 von Berlin aus in das KZ Sachsenhausen deportiert und dort ermordet. Die Tochter Dorothea war bereits am 2. März 1943 gemeinsam mit ihrem Ehemann Martin Ledermann nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. (Stolperstein Karl-Marx-Straße 43) Allein der Sohn Leo Lindemann überlebte: Er war 1938 in den Irak geflüchtet. Von 1939 bis 1945 lebte er im Internierungslager Ferramonti di Tarsia in Italien, zuerst als Häftling, nach der Befreiung im Jahr 1943 als Geschäftsführer eines DP-Lagers. Nach Berlin zurückgekehrt, wohnte Leo Lindemann wieder in Neukölln. <br />

Fanny Abrahamsohn wurde am 30. Oktober 1869 im westpreußischen Berent (heute: Kościerzyna / Polen) als Tochter von Jacob Abrahamsohn und Jenny Jeanette Lindemann geboren. Sie stammte aus einer großen jüdischen Familie und hatte drei Schwestern und einen Bruder. Ihre Schwester Henriette war mit Lewin Lindemann, dem Bruder ihres Ehemannes Siegfried Lindemann, verheiratet.
Fanny Abrahamsohn war ohne Berufsausbildung, nicht ungewöhnlich zu dieser Zeit, in der Frauen kaum Zugang zu Ausbildung und Berufen hatten. Am 15. Februar 1897 heiratete sie in Berent den 1873 geborenen Klempner Siegfried Lindemann, Sohn eines Fuhrunternehmers in Berent und ebenfalls aus einer großen Familie stammend. Das Ehepaar bekam drei Kinder: 1897 wurde der Sohn Leo geboren, 1901 der Sohn Kurt und 1902 als jüngstes Kind die Tochter Dorothea.
Seit 1903 wohnte die Familie in Berlin. Wahrscheinlich besaß Siegfried Lindemann anfangs eine gemeinsame Firma mit seinem Schwiegervater Jacob Abrahamsohn. Im Berliner Adressbuch für das Jahr 1918 wird Siegfried Lindemann als Haushaltsvorstand das erste Mal in der Berliner Straße 73 (heute Karl-Marx-Straße 69) aufgeführt. Er arbeitete nun als Werkmeister in der Industrie. Angestellt war er zuletzt in der Metallwarenfabrik Emil Stein, bei einer der zahlreichen Firmen im Jakobshof in der Alten Jakobstr. 23/24 in Berlin-Kreuzberg. 1935 wurde Siegfried Lindemann entlassen. Von 1940 bis zum Februar 1943 musste er als Zwangsarbeiter bei der Firma Alfred Hanne, einer Blech- und Eisenwarenfabrik in Berlin-Weißensee, arbeiten.
Die letzte Anschrift von Siegfried und Fanny Lindemann war die Reichenberger Straße 120 in Kreuzberg. Dort wohnte auch ihr Sohn Kurt, der als Fahrstuhlführer gearbeitet hatte.
Siegfried Lindemann wurde wohl im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ vom 27. Februar 1943 inhaftiert. Fanny Lindemann wurde gemeinsam mit ihrem Ehemann mit dem „4. großen Alterstransport“ am 17. März 1943 vom Güterbahnhof Moabit aus in das Ghettolager Theresienstadt deportiert.
Siegfried Lindemann kam im April 1944 im Ghetto Theresienstadt um, seine Ehefrau Fanny starb ebenfalls dort, am 30. Mai 1944.

Sohn Kurt Lindemann wurde am 8. Dezember 1944 von Berlin aus in das KZ Sachsenhausen deportiert und dort ermordet. Die Tochter Dorothea war bereits am 2. März 1943 gemeinsam mit ihrem Ehemann Martin Ledermann nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden. (Stolperstein Karl-Marx-Straße 43) Allein der Sohn Leo Lindemann überlebte: Er war 1938 in den Irak geflüchtet. Von 1939 bis 1945 lebte er im Internierungslager Ferramonti di Tarsia in Italien, zuerst als Häftling, nach der Befreiung im Jahr 1943 als Geschäftsführer eines DP-Lagers. Nach Berlin zurückgekehrt, wohnte Leo Lindemann wieder in Neukölln.