Margarete Zuelzer

Verlegeort
Eichkampstr. 108
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
24. Juli 2012
Geboren
07. Februar 1877 in Haynau (Schlesien) / Chojnów
Flucht
7.10.1939 Flucht nach Holland
Ermordet
in Westerbork

Dr. Margarete (Margarethe Hedwig) Zuelzer wurde am 7. Februar 1877 im schlesischen Haynau (heute: Chojnów/Polen) geboren. Sie war die jüngste Tochter des Tuchfabrikanten Julius Zuelzer (1838–1889) und seiner Frau Henriette geb. Friedländer (1852–1931) und bis 1933 eine anerkannte und erfolgreiche Wissenschaftlerin. Margarete blieb unverheiratet und studierte Naturwissenschaften. 1904 an der Universität Heidelberg promoviert, gehörte sie zur ersten Generation regulär studierender Frauen in Deutschland. Sie wurde Spezialistin in der Protozoenforschung, einem Gebiet der Biologie. Von 1916 bis April 1933 arbeitete sie im Reichsgesundheitsamt Berlin, zuerst als Assistentin, später als Direktorin des Protozoenlaboratoriums und Regierungsrätin; 1926 war sie die einzige Frau unter 17 Regierungsräten. Aufgrund ihrer Arbeiten zur Weil’schen Krankheit war sie im Auftrag der niederländischen Regierung von 1926 bis 1928 zu Forschungen auf Sumatra, Java und Bali. Von 1932 bis 1933 forschte sie als wissenschaftlicher Gast im Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem. Sie wurde aufgrund der NS-Gesetzgebung im April 1933 entlassen. Am 7. Oktober 1939 emigrierte sie nach Amsterdam und konnte im Exil noch partiell wissenschaftlich arbeiten. Sie wohnte zuerst Bachplein 13, später Merwedeplein 24 II. Von dort wurde sie am 1. August 1943 in das KZ Westerbork verschleppt, wo sie am 23. August 1943 umkam; sie wurde noch am gleichen Tag eingeäschert.<br />
<br />
Ihre Schwester Anneliese (Anna Luise) Zuelzer (1872–1948) hatte den sozialdemokratischen Politiker und Journalisten Albert Südekum (1871–1944) geheiratet, mit dem sie drei Kinder hatte. Nach dessen Tod überlebte sie im Untergrund die NS-Verfolgungen. Margarete Zuelzers älteste Schwester Gertrud (1873–1968), wie Margarete unverheiratet, war eine bekannte Malerin und Künstlerin. Sie wurde im September 1942 beim Fluchtversuch an der Schweizer Grenze verhaftet und in das KZ Theresienstadt deportiert, das sie als eine der wenigen aus Berlin dorthin Verschleppten überlebte.<br />
<br />
Bis 1936 gehörte das Haus Eichkampstr. 108 dem Kammergerichtsrat Dr. Hans Hamburger und seiner Frau Charlotte geb. Liepmann. Dr. Hans Hamburger war von 1926 bis 1930 Erster Vorsitzender des Siedlervereins Eichkamp. Die Familie mit vier kleinen Kindern flüchtete über London nach Sao Paulo.

Dr. Margarete (Margarethe Hedwig) Zuelzer wurde am 7. Februar 1877 im schlesischen Haynau (heute: Chojnów/Polen) geboren. Sie war die jüngste Tochter des Tuchfabrikanten Julius Zuelzer (1838–1889) und seiner Frau Henriette geb. Friedländer (1852–1931) und bis 1933 eine anerkannte und erfolgreiche Wissenschaftlerin. Margarete blieb unverheiratet und studierte Naturwissenschaften. 1904 an der Universität Heidelberg promoviert, gehörte sie zur ersten Generation regulär studierender Frauen in Deutschland. Sie wurde Spezialistin in der Protozoenforschung, einem Gebiet der Biologie. Von 1916 bis April 1933 arbeitete sie im Reichsgesundheitsamt Berlin, zuerst als Assistentin, später als Direktorin des Protozoenlaboratoriums und Regierungsrätin; 1926 war sie die einzige Frau unter 17 Regierungsräten. Aufgrund ihrer Arbeiten zur Weil’schen Krankheit war sie im Auftrag der niederländischen Regierung von 1926 bis 1928 zu Forschungen auf Sumatra, Java und Bali. Von 1932 bis 1933 forschte sie als wissenschaftlicher Gast im Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem. Sie wurde aufgrund der NS-Gesetzgebung im April 1933 entlassen. Am 7. Oktober 1939 emigrierte sie nach Amsterdam und konnte im Exil noch partiell wissenschaftlich arbeiten. Sie wohnte zuerst Bachplein 13, später Merwedeplein 24 II. Von dort wurde sie am 1. August 1943 in das KZ Westerbork verschleppt, wo sie am 23. August 1943 umkam; sie wurde noch am gleichen Tag eingeäschert.

Ihre Schwester Anneliese (Anna Luise) Zuelzer (1872–1948) hatte den sozialdemokratischen Politiker und Journalisten Albert Südekum (1871–1944) geheiratet, mit dem sie drei Kinder hatte. Nach dessen Tod überlebte sie im Untergrund die NS-Verfolgungen. Margarete Zuelzers älteste Schwester Gertrud (1873–1968), wie Margarete unverheiratet, war eine bekannte Malerin und Künstlerin. Sie wurde im September 1942 beim Fluchtversuch an der Schweizer Grenze verhaftet und in das KZ Theresienstadt deportiert, das sie als eine der wenigen aus Berlin dorthin Verschleppten überlebte.

Bis 1936 gehörte das Haus Eichkampstr. 108 dem Kammergerichtsrat Dr. Hans Hamburger und seiner Frau Charlotte geb. Liepmann. Dr. Hans Hamburger war von 1926 bis 1930 Erster Vorsitzender des Siedlervereins Eichkamp. Die Familie mit vier kleinen Kindern flüchtete über London nach Sao Paulo.