Eva Johanna Cohn

Verlegeort
Berlinickestr. 10
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
16. Juni 2018
Geboren
29. August 1886 in Berlin
Beruf
Korrespondentin
Deportation
am 17. November 1941 nach Kowno
Ermordet
in Kowno

Eva Johanna Cohn wurde am 29. August 1886 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren die Eheleute Rechtsanwalt Norbert Cohn und Hedwig Philippsborn, beide mosaischer Religionszugehörigkeit. <br />
Die Familie wohnte nahe der Französischen Straße (Berlin-Mitte), in der Kanonierstraße 10 bei Häßler. Die Hebamme Auguste Lau, die wenige Häuser weiter in der Kanonierstr. 42 wohnte, zeigte die Geburt von Eva Johanna an.<br />
<br />
Eva Cohn blieb ledig. Sie war Korrespondentin und wohnte seit Mitte der Zwanzigerjahre in der Berlinickestr. 10. Seit 1925 war sie im Berliner Adressbuch verzeichnet. Im Jüdischen Adressbuch von 1931 findet sich Eva Cohn in der Berlinickestr. 10 mit Zusatz „bei Philippsborn“. Eventuell könnte ein Elternteil oder Geschwister mütterlicherseits ursprünglich Mieter der Wohnung Berlinickestr. 10 gewesen sein. Allerdings ist kein „Philippsborn“ oder „Philipsborn“ in den Verzeichnissen mit gleichlautender Adresse zu finden. <br />
Laut der Volkszählung von 1939 lebte die nichtjüdische Adolfine Lühr als Untermieterin bei Eva Cohn in der Wohnung Berlinickestr. 10. <br />
<br />
1940 taucht Eva Cohn nicht mehr im Berliner Adressbuch auf, denn zum September 1940 musste sie ihre Wohnung räumen. <br />
Zum 1. November 1940 schloss sie einen Mietvertrag für eine 3-Zimmer-Wohnung mit Küche in der Düppelstr. 32 ab. Die Wohnung lag im Vorderhaus, 1. Etage rechts. Das Haus gehörte Fanny und Dorothea Badrian, die ebenfalls jüdisch waren, weshalb sie jüdische Mieter aufnehmen durften. Die „Friedensmiete“ betrug 525 Reichsmark im Monat, der Vertrag war auf elf Monate bis zum 30. September 1941 befristet. Laut Mietvertrag wurde ihr gestattet, einen Untermieter aufzunehmen, wofür sie „ein Entgelt von RM 2,- p. Monat neben der laufenden Miete zu zahlen hat“.<br />
<br />
Am 12. November 1941 musste Eva Cohn die Vermögenserklärung ausfüllen. Aus den darin gemachten Angaben geht hervor, dass sie als Hilfsarbeiterin bei der Firma C. Pose, Berlin 34, Boxhagener Str. 16, die Wehrausrüstungen herstellte, eingesetzt war. Ihr Lohn betrug 16 bis 18 Reichsmark wöchentlich. <br />
Am 17. November 1941 wurde sie gemeinsam mit anderen jüdischen Menschen, darunter auch Ludwig Friede, der ebenfalls in der Düppelstr. 32 wohnte, zum Vorortbahnhof Berlin-Grunewald geführt. Von dort wurden 1006 Berliner Juden nach Kowno deportiert. Es handelte sich um eine der ersten Deportationen, die von den Behörden als „6. Osttransport” registriert wurde. Für den Zug war als Ziel zunächst Riga angegeben, eigentliches Fahrtziel war aber das Ghetto Kowno (Kaunas) im heutigen Litauen. <br />
In Kowno kam der Transport am 25. November 1941 an. Alle Deportierten aus diesem Zug wurden am 25. November 1941 im Fort IX von Kowno ermordet.<br />
<br />
Kowno war wegen Auseinandersetzungen Heinrich Himmlers mit den Behörden in Lodz/Litzmannstadt ein Ausweichort. Während die Transporte nach Riga und Minsk längerfristig vorbereitet wurden, wurde Kowno kurzfristig unter die Ziele der Sonderzüge aufgenommen. Die im November 1941 aus dem Reichsgebiet eingetroffenen Juden wurden auf dem Bahnhofgelände von Kowno durch litauische „Partisanen“ und Reste des Polizeibataillons 11 aus den Zügen geholt. Sie wurden nicht in das Ghetto gebracht, sondern liefen entlang der Straße durch das geteilte Ghetto zum Fort IX, der historischen Stadtbefestigung, wo sie erschossen wurden.<br />
<br />
Das „Geldvermögen“ und die Habseligkeiten von Eva Cohn wurden konfisziert. Die noch ausstehenden Lohnzahlungen der Firmen Pose und Blaupunkt wurden im Dezember 1941 vom Finanzamt Moabit eingefordert. Ebenso wurde das vorhandene Vermögen von ca. 50 Reichsmark aus der Renten- und Zusatzversicherung für Angestellte sowie Einrichtungsgegenstände („schadhaft“), „alte“ Noten und ein Gebetbuch ins Reichsvermögen überführt.<br />
Der Untermieter von Eva Cohn, Herr Nürnburger, verblieb nach ihrer Deportation nur noch kurzfristig in der Wohnung. Über sein Schicksal ist nichts bekannt. Der Hausverwalter der Düppelstr. 32 schrieb am 13. Dezember 1941 an das Finanzamt Moabit, dass der Mieter Israel Nürnburger „entfernt“ werden solle, da die Wohnung versiegelt werden sollte. Außerdem stehe die Miete für Dezember noch aus. <br />
<br />
Im Januar 1942 bestätigte die Jüdische Kultusvereinigung, dass die Wohnung der früheren Mieterin Cohn seit 20. Dezember 1941 an die Familie Lewin übergeben worden war.<br />
Heinz Lewin (geboren 1909) und seine Ehefrau Agathe Hirschfeld (geboren 1910) zogen mit den beiden Schwestern Gertrud Lewin (geboren 1906) und Gerda Lewin (geboren 1916) in die Wohnung, die Eva Cohn einen Monat zuvor hatte verlassen müssen.<br />
<br />
Zehn Monate später, am 26. Oktober 1942, wurden Heinz Lewin und seine beiden Schwestern Gertrud und Gerda nach Riga deportiert und drei Tage später ermordet. <br />
Agathe Hirschfeld wohnte nach der Deportation ihres Mannes und ihrer Schwägerinnen am 26. Oktober 1942 noch weitere vier Monate in der Wohnung. Am 28. Februar wurde sie verhaftet, am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Eva Johanna Cohn wurde am 29. August 1886 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren die Eheleute Rechtsanwalt Norbert Cohn und Hedwig Philippsborn, beide mosaischer Religionszugehörigkeit.
Die Familie wohnte nahe der Französischen Straße (Berlin-Mitte), in der Kanonierstraße 10 bei Häßler. Die Hebamme Auguste Lau, die wenige Häuser weiter in der Kanonierstr. 42 wohnte, zeigte die Geburt von Eva Johanna an.

Eva Cohn blieb ledig. Sie war Korrespondentin und wohnte seit Mitte der Zwanzigerjahre in der Berlinickestr. 10. Seit 1925 war sie im Berliner Adressbuch verzeichnet. Im Jüdischen Adressbuch von 1931 findet sich Eva Cohn in der Berlinickestr. 10 mit Zusatz „bei Philippsborn“. Eventuell könnte ein Elternteil oder Geschwister mütterlicherseits ursprünglich Mieter der Wohnung Berlinickestr. 10 gewesen sein. Allerdings ist kein „Philippsborn“ oder „Philipsborn“ in den Verzeichnissen mit gleichlautender Adresse zu finden.
Laut der Volkszählung von 1939 lebte die nichtjüdische Adolfine Lühr als Untermieterin bei Eva Cohn in der Wohnung Berlinickestr. 10.

1940 taucht Eva Cohn nicht mehr im Berliner Adressbuch auf, denn zum September 1940 musste sie ihre Wohnung räumen.
Zum 1. November 1940 schloss sie einen Mietvertrag für eine 3-Zimmer-Wohnung mit Küche in der Düppelstr. 32 ab. Die Wohnung lag im Vorderhaus, 1. Etage rechts. Das Haus gehörte Fanny und Dorothea Badrian, die ebenfalls jüdisch waren, weshalb sie jüdische Mieter aufnehmen durften. Die „Friedensmiete“ betrug 525 Reichsmark im Monat, der Vertrag war auf elf Monate bis zum 30. September 1941 befristet. Laut Mietvertrag wurde ihr gestattet, einen Untermieter aufzunehmen, wofür sie „ein Entgelt von RM 2,- p. Monat neben der laufenden Miete zu zahlen hat“.

Am 12. November 1941 musste Eva Cohn die Vermögenserklärung ausfüllen. Aus den darin gemachten Angaben geht hervor, dass sie als Hilfsarbeiterin bei der Firma C. Pose, Berlin 34, Boxhagener Str. 16, die Wehrausrüstungen herstellte, eingesetzt war. Ihr Lohn betrug 16 bis 18 Reichsmark wöchentlich.
Am 17. November 1941 wurde sie gemeinsam mit anderen jüdischen Menschen, darunter auch Ludwig Friede, der ebenfalls in der Düppelstr. 32 wohnte, zum Vorortbahnhof Berlin-Grunewald geführt. Von dort wurden 1006 Berliner Juden nach Kowno deportiert. Es handelte sich um eine der ersten Deportationen, die von den Behörden als „6. Osttransport” registriert wurde. Für den Zug war als Ziel zunächst Riga angegeben, eigentliches Fahrtziel war aber das Ghetto Kowno (Kaunas) im heutigen Litauen.
In Kowno kam der Transport am 25. November 1941 an. Alle Deportierten aus diesem Zug wurden am 25. November 1941 im Fort IX von Kowno ermordet.

Kowno war wegen Auseinandersetzungen Heinrich Himmlers mit den Behörden in Lodz/Litzmannstadt ein Ausweichort. Während die Transporte nach Riga und Minsk längerfristig vorbereitet wurden, wurde Kowno kurzfristig unter die Ziele der Sonderzüge aufgenommen. Die im November 1941 aus dem Reichsgebiet eingetroffenen Juden wurden auf dem Bahnhofgelände von Kowno durch litauische „Partisanen“ und Reste des Polizeibataillons 11 aus den Zügen geholt. Sie wurden nicht in das Ghetto gebracht, sondern liefen entlang der Straße durch das geteilte Ghetto zum Fort IX, der historischen Stadtbefestigung, wo sie erschossen wurden.

Das „Geldvermögen“ und die Habseligkeiten von Eva Cohn wurden konfisziert. Die noch ausstehenden Lohnzahlungen der Firmen Pose und Blaupunkt wurden im Dezember 1941 vom Finanzamt Moabit eingefordert. Ebenso wurde das vorhandene Vermögen von ca. 50 Reichsmark aus der Renten- und Zusatzversicherung für Angestellte sowie Einrichtungsgegenstände („schadhaft“), „alte“ Noten und ein Gebetbuch ins Reichsvermögen überführt.
Der Untermieter von Eva Cohn, Herr Nürnburger, verblieb nach ihrer Deportation nur noch kurzfristig in der Wohnung. Über sein Schicksal ist nichts bekannt. Der Hausverwalter der Düppelstr. 32 schrieb am 13. Dezember 1941 an das Finanzamt Moabit, dass der Mieter Israel Nürnburger „entfernt“ werden solle, da die Wohnung versiegelt werden sollte. Außerdem stehe die Miete für Dezember noch aus.

Im Januar 1942 bestätigte die Jüdische Kultusvereinigung, dass die Wohnung der früheren Mieterin Cohn seit 20. Dezember 1941 an die Familie Lewin übergeben worden war.
Heinz Lewin (geboren 1909) und seine Ehefrau Agathe Hirschfeld (geboren 1910) zogen mit den beiden Schwestern Gertrud Lewin (geboren 1906) und Gerda Lewin (geboren 1916) in die Wohnung, die Eva Cohn einen Monat zuvor hatte verlassen müssen.

Zehn Monate später, am 26. Oktober 1942, wurden Heinz Lewin und seine beiden Schwestern Gertrud und Gerda nach Riga deportiert und drei Tage später ermordet.
Agathe Hirschfeld wohnte nach der Deportation ihres Mannes und ihrer Schwägerinnen am 26. Oktober 1942 noch weitere vier Monate in der Wohnung. Am 28. Februar wurde sie verhaftet, am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.