Ruth Josel

Verlegeort
Wrangelstr. 6 -7
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
01. Juni 2017
Geboren
27. September 1901 in Danzig
Deportation
am 14. September 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
in Auschwitz

Ruth Josel kam am 27. September 1901 in Danzig als Tochter des Fleischermeisters Joseph Josel und seiner Frau Martha auf die Welt. <br />
Ihre Eltern kamen ursprünglich aus Graudenz, dort wohnten 1901 drei Fleischermeister mit dem Namen Josel: Albert, Mathias und Kaspar Josel, ferner die Witwe Johanna Josel. Es ist anzunehmen, dass Joseph Josel ein Sohn oder Bruder war, der seine berufliche Zukunft eher in Danzig als in Graudenz sah. 1901 wurde in Danzig Ruth geboren, 1905 folgte ihre Schwester Frieda, die aber im Alter von 5 Monaten verstarb. Zudem gab es noch einen Bruder. Die Eltern Joseph und Martha Josel zogen in den 1930er Jahren wieder nach Graudenz. <br />
<br />
Ruth Josel erblindete, also sie 7 Jahre alt war, und besuchte die Blindenschule. Ihr Bruder war ebenfalls beeinträchtigt, er litt an Optikusatropie.<br />
<br />
Ruth Josel wurde in der Graudenzer Augenheilanstalt und in den 1930er Jahren im Krankenhaus in Berlin-Charlottenburg behandelt. Die ärztliche Diagnose lautete „beiderseits Atropie und Keratitis“ (Hornhautentzündung). Ruth Josel wurde Bürstenmacherin und lebte in der Jüdischen Blindenanstalt in der Wrangelstraße 6/7, seit wann wissen wir nicht. Bescheinigt wurde ihr ein freundliches Wesen, dass sie besonnen und aufmerksam war. <br />
<br />
Der Kreisarzt von Berlin Lankwitz zeigte Ruth Josel am 26. Februar 1935 fälschlicherweise unter Bezug auf das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 5. Dezember 1933 an, an erblicher Blindheit bzw. Taubheit zu leiden. Das zuständige Gesundheitsamt korrigierte die Anzeige. Damit entging Ruth Josel einer nach dem Gesetz möglichen Zwangssterilisierung. <br />
<br />
Mit 39 weiteren Bewohnern lebte sie zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 in der Jüdischen Blindenanstalt, mit einigen Bewohnern musste sie im Herbst 1941 in das Blinden- und Taubstummenheim nach Weißensee in die Parkstraße 22 ziehen. Von dort wurde sie am 14. September 1942 mit 15 ihrer ehemaligen Mitbewohner aus der Wrangelstraße und in einer Gruppe von 82 Personen aus dem Blinden- und Taubstummenheim nach Theresienstadt deportiert und am 16. Oktober 1944 zusammen mit Henriette Breitbarth und Martha Pariser, mit denen sie schon in der Wrangelstraße gelebt hatte, weiter in das KZ Auschwitz gebracht. Mit dem Transport des RSHA wurden aus dem Getto in Theresienstadt 1500 jüdische Frauen, Männer und Kinder eingeliefert. Nach der Selektion wurden die Jungen und Gesunden in das Durchgangslager eingewiesen, darunter 157 Frauen. Die übrigen, unter ihnen vermutlich Ruth Josel, wurden in der Gaskammer des Krematoriums III getötet.<br />
<br />
Nach der Deportation stellte die Vermögensverwertungsstelle fest, dass Ruth Josel nichts besessen habe.

Ruth Josel kam am 27. September 1901 in Danzig als Tochter des Fleischermeisters Joseph Josel und seiner Frau Martha auf die Welt.
Ihre Eltern kamen ursprünglich aus Graudenz, dort wohnten 1901 drei Fleischermeister mit dem Namen Josel: Albert, Mathias und Kaspar Josel, ferner die Witwe Johanna Josel. Es ist anzunehmen, dass Joseph Josel ein Sohn oder Bruder war, der seine berufliche Zukunft eher in Danzig als in Graudenz sah. 1901 wurde in Danzig Ruth geboren, 1905 folgte ihre Schwester Frieda, die aber im Alter von 5 Monaten verstarb. Zudem gab es noch einen Bruder. Die Eltern Joseph und Martha Josel zogen in den 1930er Jahren wieder nach Graudenz.

Ruth Josel erblindete, also sie 7 Jahre alt war, und besuchte die Blindenschule. Ihr Bruder war ebenfalls beeinträchtigt, er litt an Optikusatropie.

Ruth Josel wurde in der Graudenzer Augenheilanstalt und in den 1930er Jahren im Krankenhaus in Berlin-Charlottenburg behandelt. Die ärztliche Diagnose lautete „beiderseits Atropie und Keratitis“ (Hornhautentzündung). Ruth Josel wurde Bürstenmacherin und lebte in der Jüdischen Blindenanstalt in der Wrangelstraße 6/7, seit wann wissen wir nicht. Bescheinigt wurde ihr ein freundliches Wesen, dass sie besonnen und aufmerksam war.

Der Kreisarzt von Berlin Lankwitz zeigte Ruth Josel am 26. Februar 1935 fälschlicherweise unter Bezug auf das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 5. Dezember 1933 an, an erblicher Blindheit bzw. Taubheit zu leiden. Das zuständige Gesundheitsamt korrigierte die Anzeige. Damit entging Ruth Josel einer nach dem Gesetz möglichen Zwangssterilisierung.

Mit 39 weiteren Bewohnern lebte sie zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 in der Jüdischen Blindenanstalt, mit einigen Bewohnern musste sie im Herbst 1941 in das Blinden- und Taubstummenheim nach Weißensee in die Parkstraße 22 ziehen. Von dort wurde sie am 14. September 1942 mit 15 ihrer ehemaligen Mitbewohner aus der Wrangelstraße und in einer Gruppe von 82 Personen aus dem Blinden- und Taubstummenheim nach Theresienstadt deportiert und am 16. Oktober 1944 zusammen mit Henriette Breitbarth und Martha Pariser, mit denen sie schon in der Wrangelstraße gelebt hatte, weiter in das KZ Auschwitz gebracht. Mit dem Transport des RSHA wurden aus dem Getto in Theresienstadt 1500 jüdische Frauen, Männer und Kinder eingeliefert. Nach der Selektion wurden die Jungen und Gesunden in das Durchgangslager eingewiesen, darunter 157 Frauen. Die übrigen, unter ihnen vermutlich Ruth Josel, wurden in der Gaskammer des Krematoriums III getötet.

Nach der Deportation stellte die Vermögensverwertungsstelle fest, dass Ruth Josel nichts besessen habe.