Fritz Elsas

Verlegeort
Patschkauer Weg 41
Bezirk/Ortsteil
Lichterfelde
Verlegedatum
März 2009
Geboren
11. Juli 1890 in Cannstatt
Hingerichtet
04. Januar 1945 in Sachsenhausen

„<i>Ich suche aus Steiniger </i>[DNVP-Stadtverordneter und Mitglied im Preußischen Staatsrat]<i> herauszubekommen, was eigentlich nach den Wahlen wird. Seit zwei Tagen ist das Gerücht verbreitet, dass im preußischen Ministerium des Innern eine Verordnung vorbereitet wird, wonach auch die kommunalen Wahlbeamten zwangsweise beurlaubt werden können. Wenn das wahr ist, fliegen wir wohl alle raus.</i>“<br />
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Fritz Elsas, Tagebucheintrag vom 27. 2. 1933<br />
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Fritz Elsas stammte aus einer jüdischen Industriellenfamilie. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften, erwarb 1912 den Doktortitel und konvertierte zum christlichen Glauben. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, wurde abgewiesen und arbeitete ab 1915 für die Stadt Stuttgart, zuletzt als Direktor des städtischen Lebensmittelamtes. 1919 trat er in die DDP ein und wurde zum Stadtrat von Stuttgart gewählt. Obwohl er gute Aussichten hatte, gewählt zu werden, verzichtete er 1921 wegen antisemitischer Angriffe auf eine Kandidatur bei der Oberbürgermeisterwahl. Von 1924 bis 1926 war Elsas Mitglied des Württembergischen Landtages. 1926 wurde er zum Vizepräsidenten und geschäftsführenden Vorstandsmitglied beim Deutschen und Preußischen Städtetag in Berlin berufen. Im April 1931 wählte die Berliner Stadtverordnetenversammlung ihn zum Bürgermeister. Am 14. 3. 1933 reichte Elsas ein Urlaubsgesuch ein, um einer förmlichen Amtsenthebung zuvorzukommen. Ein halbes Jahr später wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft in den Ruhestand versetzt. In den nächsten Jahren arbeitete er als Wirtschafts- und Devisen-Sachverständiger. Im Juni 1937 wurde Elsas unter dem Vorwand von Devisenvergehen festgenommen und saß bis November 1937 in Untersuchungshaft. Bereits seit 1934 hatte er Verbindungen zu einem liberalen Widerstandskreis um den Berliner Landgerichtsrat Ernst Strassmann und den Hamburger Kaufmann Hans Robinsohn geknüpft. Elsas, der auch enge Kontakte zu Carl Goerdeler unterhielt, arbeitete in dessen Auftrag an einer Proklamation, mit der Goerdeler nach dem Attentat auf Hitler an die Öffentlichkeit gehen wollte. Er war als Leiter der Reichskanzlei in der neuen Regierung vorgesehen. Am 10. 8. 1944 wurde er von der Gestapo festgenommen und schwer misshandelt. Er kam in Sonderhaft in das Gefängnis Lehrter Straße in Berlin. Ende Dezember 1944 überführte man Elsas in das KZ Sachsenhausen. Dort wurde er Anfang Januar 1945 erschossen. Am 18. 1. 1945 meldete der Deutsche Reichsanzeiger die Einziehung seines Nachlasses zugunsten des Deutschen Reiches. Marie Elsas und ihre Töchter wurden in „Sippenhaft“ genommen. Sie waren in Berlin-Moabit, im KZ Buchenwald und im Frauen-KZ Ravensbrück in Haft und wurden erst bei Kriegsende befreit. Am 20. 7. 1954, dem zehnten Jahrestag des Umsturzversuches, wurde in Anwesenheit von Bundespräsident Heuss eine Straße im Bezirk Schöneberg nach Fritz Elsas benannt.<br />
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Fritz Elsas war Magistratsmitglied 1931 – 1933 (Staatspartei)

Ich suche aus Steiniger [DNVP-Stadtverordneter und Mitglied im Preußischen Staatsrat] herauszubekommen, was eigentlich nach den Wahlen wird. Seit zwei Tagen ist das Gerücht verbreitet, dass im preußischen Ministerium des Innern eine Verordnung vorbereitet wird, wonach auch die kommunalen Wahlbeamten zwangsweise beurlaubt werden können. Wenn das wahr ist, fliegen wir wohl alle raus.

Fritz Elsas, Tagebucheintrag vom 27. 2. 1933

Fritz Elsas stammte aus einer jüdischen Industriellenfamilie. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften, erwarb 1912 den Doktortitel und konvertierte zum christlichen Glauben. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, wurde abgewiesen und arbeitete ab 1915 für die Stadt Stuttgart, zuletzt als Direktor des städtischen Lebensmittelamtes. 1919 trat er in die DDP ein und wurde zum Stadtrat von Stuttgart gewählt. Obwohl er gute Aussichten hatte, gewählt zu werden, verzichtete er 1921 wegen antisemitischer Angriffe auf eine Kandidatur bei der Oberbürgermeisterwahl. Von 1924 bis 1926 war Elsas Mitglied des Württembergischen Landtages. 1926 wurde er zum Vizepräsidenten und geschäftsführenden Vorstandsmitglied beim Deutschen und Preußischen Städtetag in Berlin berufen. Im April 1931 wählte die Berliner Stadtverordnetenversammlung ihn zum Bürgermeister. Am 14. 3. 1933 reichte Elsas ein Urlaubsgesuch ein, um einer förmlichen Amtsenthebung zuvorzukommen. Ein halbes Jahr später wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft in den Ruhestand versetzt. In den nächsten Jahren arbeitete er als Wirtschafts- und Devisen-Sachverständiger. Im Juni 1937 wurde Elsas unter dem Vorwand von Devisenvergehen festgenommen und saß bis November 1937 in Untersuchungshaft. Bereits seit 1934 hatte er Verbindungen zu einem liberalen Widerstandskreis um den Berliner Landgerichtsrat Ernst Strassmann und den Hamburger Kaufmann Hans Robinsohn geknüpft. Elsas, der auch enge Kontakte zu Carl Goerdeler unterhielt, arbeitete in dessen Auftrag an einer Proklamation, mit der Goerdeler nach dem Attentat auf Hitler an die Öffentlichkeit gehen wollte. Er war als Leiter der Reichskanzlei in der neuen Regierung vorgesehen. Am 10. 8. 1944 wurde er von der Gestapo festgenommen und schwer misshandelt. Er kam in Sonderhaft in das Gefängnis Lehrter Straße in Berlin. Ende Dezember 1944 überführte man Elsas in das KZ Sachsenhausen. Dort wurde er Anfang Januar 1945 erschossen. Am 18. 1. 1945 meldete der Deutsche Reichsanzeiger die Einziehung seines Nachlasses zugunsten des Deutschen Reiches. Marie Elsas und ihre Töchter wurden in „Sippenhaft“ genommen. Sie waren in Berlin-Moabit, im KZ Buchenwald und im Frauen-KZ Ravensbrück in Haft und wurden erst bei Kriegsende befreit. Am 20. 7. 1954, dem zehnten Jahrestag des Umsturzversuches, wurde in Anwesenheit von Bundespräsident Heuss eine Straße im Bezirk Schöneberg nach Fritz Elsas benannt.

Fritz Elsas war Magistratsmitglied 1931 – 1933 (Staatspartei)