Otto Hermann Gustav Janssen

Verlegeort
Ilsensteinweg 11
Historischer Name
Albrechtstr. 11, 1937-47 Hoensbroechstraße 11
Bezirk/Ortsteil
Schlachtensee
Verlegedatum
29. April 2019
Geboren
11. März 1898 in
Verhaftet
21. Mai 1937 bis 21. Mai 1942 im Zuchthaus Brandenburg
Verhaftet
21. Mai 1942 bis 30. Juli 1942 im Polizeipräsidium Bln.-Alexanderplatz
Deportation
am 30. Juli 1942 nach Buchenwald
Ermordet
24. August 1944 in Buchenwald

Otto Hermann Gustav Janssen kam am 11. März 1898 in Gütergotz, dem heutigen Güterfelde als Sohn des Chausseearbeiters Hermann und dessen Ehefrau Anna Janssen zur Welt. Er wuchs mit neun Geschwistern auf und musste daher schon recht frühzeitig zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Auch eine Ausbildung blieb ihm daher verwehrt – diese konnten sich die Janssens schlichtweg nicht leisten. Bis zu seinem 18. Lebensjahr half er in der Landwirtschaft seines Onkels aus. Der Erste Weltkrieg führte ihn dann zur Eisenbahn. Als sogenannter „Armierungssoldat“ eingezogen, wurde er im Hinterland beim Eisenbahnbau eingesetzt und vor einem Fronteinsatz verschont. Auch nach Ende des Krieges blieb er bei der Reichsbahn - zunächst als Bahnunterhaltungsarbeiter in der Bahnmeisterei 74 in Zehlendorf, von wo ihn der Weg über die Bahnmeisterei Wildpark und den Güterbahnhof Seddin bis ins Präsidialbüro der Reichsbahndirektion Berlin führte, wo er zuletzt im Juli 1932 als Werkhelfer im Einsatz war. <br />
1920 lernte Otto in seinem Heimatdorf das Hausmädchen Gertrud Stahlberg kennen. Am 19. Mai 1923 heiratete das junge Paar. Ein knappes Jahr später gründeten sie ihren eigenen Hausstand in der damaligen Albrechtstraße 11 in Berlin-Zehlendorf, heute Ilsensteinweg. Ob er zu diesem Zeitpunkt bereits gewerkschaftlich aktiv war, ist nicht bekannt. Dem Deutschen Eisenbahnerverband bzw. ab 1925 dem Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands gehörte er zu diesem Zeitpunkt jedoch auf jeden Fall schon seit mehreren Jahren an. Belegt ist außerdem, dass er sich ab 1928 als Kassierer bei den örtlichen Mitgliedern des freigewerkschaftlichen Verbandes engagierte. Vermutlich fungierte er darüber hinaus auf seiner Arbeitsstelle als Vertrauensperson, war aber in jedem Fall auch hier gewerkschaftlich aktiv. So trat er 1932 als vom Betriebsrat benannter Zeuge in einem Verfahren gegen die Deutsche Reichsbahn auf, was wenig später zu seiner Entlassung – angeblich wegen Arbeitsmangels – führte. Zwar gelang es seinem Anwalt nachzuweisen, dass es sich dabei vielmehr um eine Maßregelung handelte und Janssens Wiedereinstellung zu erlangen. Diese war jedoch nur von kurzer Dauer. <br />
Im Zuge des Aufbaus seiner Diktatur hatte Adolf Hitler nicht nur die Gewerkschaften zerschlagen, sondern mit dem Erlass des sogenannten Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ für Arbeitgeber die Möglichkeit geschaffen, sich unliebsamer Beschäftigter unkompliziert, unter dem Schleier der „politischen Unzuverlässigkeit“, zu entledigen. So wurde auch Otto Janssen im Juli 1933 endgültig aus dem Reichsbahndienst entfernt. Seine Aktivitäten gegen das arbeitnehmerfeindliche neue Regime, die Beteiligung am Aufbau einer Widerstandsgruppe ehemaliger Eisenbahngewerkschafter hatten zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen. Wie Erich Niendorf – ebenfalls 1932 gemaßregelter Eisenbahner und bezirklicher Spitzenfunktionär der kommunistisch orientierten Gewerkschaft, der IG Eisenbahn in der RGO – später gegenüber der Gestapo angab, einigten sie sich bereits im Frühjahr 1933, nach dem Verbot der KPD, darauf, „für den kommunistischen Gedanken weiter zu arbeiten, und zwar mit allen links stehenden Arbeitern.“ <br />
In den folgenden Monaten zog sich Niendorf zunehmend aus der illegalen Eisenbahnergruppe zurück, die zwischenzeitlich in die Strukturen des illegalen KPD-Unterbezirks Schöneberg integriert worden war und daneben auch über Verbindungen in den benachbarten UB, nach Steglitz verfügte. Janssen hatte spätestens Anfang 1934 die alleinige Führung der Eisenbahnergruppe übernommen und leitete später selbst zwei kommunistische Parteizellen an, die zumindest zu Teilen aus dieser Gruppe hervorgingen. Er war im Wesentlichen am Aufbau der illegalen Zellen beteiligt, organisierte dort die Beitragskassierung sowie den Vertrieb illegaler Schriften und nahm an Schulungsabenden teil. Außerdem hatte er direkten Kontakt zu Führungspersonen des illegalen Unterbezirks der KPD sowie auch zur illegalen Bezirksleitung und beteiligte sich dort ebenfalls an konspirativen Treffen. <br />
Wie den erhalten gebliebenen Gerichtsakten entnommen werden kann, standen für den alten Gewerkschafter Janssen bei der Gewinnung neuer Mitstreiter gewerkschaftliche Themen im Vordergrund. So gewann er Fritz Bobert im Mai 1934 unter anderem dadurch, dass er sich mit ihm über die allgemeine politische Lage unterhielt, „wobei er auch bemerkte, dass die Arbeiterlöhne zu gering seien“; Karl Hafner dadurch, dass er mit ihm u. a. auch über die zu lange Arbeitszeit sprach. <br />
Am 21. Mai 1937 wurde Janssen durch die Gestapo verhaftet. Ab 12. August 1937 befand er sich im Untersuchungsgefängnis Moabit in U-Haft. Seine Verurteilung erfolgte am 21. September 1938 durch den 1. Strafsenat des Kammergerichts Berlin, nach Sitzung vom 19. bis 21. September 1938. Die Richter verurteilten Janssen wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust. Seine Strafe verbüßte er vom 21. September 1938 bis zum 21. Mai 1942 im Zuchthaus Brandenburg-Görden und wurde von dort nach dem Polizeigefängnis Berlin entlassen. Die Gestapo behielt ihn zunächst im Polizeipräsidium am Berliner Alexanderplatz in Schutzhaft und verschleppte ihn am 30. Juli 1942 ins KZ Buchenwald. Hier wurde Otto Janssen als Häftling Nummer 8132 registriert und zunächst im Block 48, später im Block 12 untergebracht. Ab 5. August 1942 war er dem Baukommando II als Arbeiter zugeteilt und gehörte nach Angaben der Ehefrau zur KZ-Feuerwehr. Otto Janssen starb am 24. August 1944 im KZ Buchenwald. Höchstwahrscheinlich fiel er einem Luftangriff zum Opfer, den die alliierten Bomber an diesem Tag gegen Rüstungsfabriken geflogen hatten, in denen zahlreiche Zwangsarbeiter aus dem KZ zum Einsatz kamen. <br />

Otto Hermann Gustav Janssen kam am 11. März 1898 in Gütergotz, dem heutigen Güterfelde als Sohn des Chausseearbeiters Hermann und dessen Ehefrau Anna Janssen zur Welt. Er wuchs mit neun Geschwistern auf und musste daher schon recht frühzeitig zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Auch eine Ausbildung blieb ihm daher verwehrt – diese konnten sich die Janssens schlichtweg nicht leisten. Bis zu seinem 18. Lebensjahr half er in der Landwirtschaft seines Onkels aus. Der Erste Weltkrieg führte ihn dann zur Eisenbahn. Als sogenannter „Armierungssoldat“ eingezogen, wurde er im Hinterland beim Eisenbahnbau eingesetzt und vor einem Fronteinsatz verschont. Auch nach Ende des Krieges blieb er bei der Reichsbahn - zunächst als Bahnunterhaltungsarbeiter in der Bahnmeisterei 74 in Zehlendorf, von wo ihn der Weg über die Bahnmeisterei Wildpark und den Güterbahnhof Seddin bis ins Präsidialbüro der Reichsbahndirektion Berlin führte, wo er zuletzt im Juli 1932 als Werkhelfer im Einsatz war.
1920 lernte Otto in seinem Heimatdorf das Hausmädchen Gertrud Stahlberg kennen. Am 19. Mai 1923 heiratete das junge Paar. Ein knappes Jahr später gründeten sie ihren eigenen Hausstand in der damaligen Albrechtstraße 11 in Berlin-Zehlendorf, heute Ilsensteinweg. Ob er zu diesem Zeitpunkt bereits gewerkschaftlich aktiv war, ist nicht bekannt. Dem Deutschen Eisenbahnerverband bzw. ab 1925 dem Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands gehörte er zu diesem Zeitpunkt jedoch auf jeden Fall schon seit mehreren Jahren an. Belegt ist außerdem, dass er sich ab 1928 als Kassierer bei den örtlichen Mitgliedern des freigewerkschaftlichen Verbandes engagierte. Vermutlich fungierte er darüber hinaus auf seiner Arbeitsstelle als Vertrauensperson, war aber in jedem Fall auch hier gewerkschaftlich aktiv. So trat er 1932 als vom Betriebsrat benannter Zeuge in einem Verfahren gegen die Deutsche Reichsbahn auf, was wenig später zu seiner Entlassung – angeblich wegen Arbeitsmangels – führte. Zwar gelang es seinem Anwalt nachzuweisen, dass es sich dabei vielmehr um eine Maßregelung handelte und Janssens Wiedereinstellung zu erlangen. Diese war jedoch nur von kurzer Dauer.
Im Zuge des Aufbaus seiner Diktatur hatte Adolf Hitler nicht nur die Gewerkschaften zerschlagen, sondern mit dem Erlass des sogenannten Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ für Arbeitgeber die Möglichkeit geschaffen, sich unliebsamer Beschäftigter unkompliziert, unter dem Schleier der „politischen Unzuverlässigkeit“, zu entledigen. So wurde auch Otto Janssen im Juli 1933 endgültig aus dem Reichsbahndienst entfernt. Seine Aktivitäten gegen das arbeitnehmerfeindliche neue Regime, die Beteiligung am Aufbau einer Widerstandsgruppe ehemaliger Eisenbahngewerkschafter hatten zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen. Wie Erich Niendorf – ebenfalls 1932 gemaßregelter Eisenbahner und bezirklicher Spitzenfunktionär der kommunistisch orientierten Gewerkschaft, der IG Eisenbahn in der RGO – später gegenüber der Gestapo angab, einigten sie sich bereits im Frühjahr 1933, nach dem Verbot der KPD, darauf, „für den kommunistischen Gedanken weiter zu arbeiten, und zwar mit allen links stehenden Arbeitern.“
In den folgenden Monaten zog sich Niendorf zunehmend aus der illegalen Eisenbahnergruppe zurück, die zwischenzeitlich in die Strukturen des illegalen KPD-Unterbezirks Schöneberg integriert worden war und daneben auch über Verbindungen in den benachbarten UB, nach Steglitz verfügte. Janssen hatte spätestens Anfang 1934 die alleinige Führung der Eisenbahnergruppe übernommen und leitete später selbst zwei kommunistische Parteizellen an, die zumindest zu Teilen aus dieser Gruppe hervorgingen. Er war im Wesentlichen am Aufbau der illegalen Zellen beteiligt, organisierte dort die Beitragskassierung sowie den Vertrieb illegaler Schriften und nahm an Schulungsabenden teil. Außerdem hatte er direkten Kontakt zu Führungspersonen des illegalen Unterbezirks der KPD sowie auch zur illegalen Bezirksleitung und beteiligte sich dort ebenfalls an konspirativen Treffen.
Wie den erhalten gebliebenen Gerichtsakten entnommen werden kann, standen für den alten Gewerkschafter Janssen bei der Gewinnung neuer Mitstreiter gewerkschaftliche Themen im Vordergrund. So gewann er Fritz Bobert im Mai 1934 unter anderem dadurch, dass er sich mit ihm über die allgemeine politische Lage unterhielt, „wobei er auch bemerkte, dass die Arbeiterlöhne zu gering seien“; Karl Hafner dadurch, dass er mit ihm u. a. auch über die zu lange Arbeitszeit sprach.
Am 21. Mai 1937 wurde Janssen durch die Gestapo verhaftet. Ab 12. August 1937 befand er sich im Untersuchungsgefängnis Moabit in U-Haft. Seine Verurteilung erfolgte am 21. September 1938 durch den 1. Strafsenat des Kammergerichts Berlin, nach Sitzung vom 19. bis 21. September 1938. Die Richter verurteilten Janssen wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust. Seine Strafe verbüßte er vom 21. September 1938 bis zum 21. Mai 1942 im Zuchthaus Brandenburg-Görden und wurde von dort nach dem Polizeigefängnis Berlin entlassen. Die Gestapo behielt ihn zunächst im Polizeipräsidium am Berliner Alexanderplatz in Schutzhaft und verschleppte ihn am 30. Juli 1942 ins KZ Buchenwald. Hier wurde Otto Janssen als Häftling Nummer 8132 registriert und zunächst im Block 48, später im Block 12 untergebracht. Ab 5. August 1942 war er dem Baukommando II als Arbeiter zugeteilt und gehörte nach Angaben der Ehefrau zur KZ-Feuerwehr. Otto Janssen starb am 24. August 1944 im KZ Buchenwald. Höchstwahrscheinlich fiel er einem Luftangriff zum Opfer, den die alliierten Bomber an diesem Tag gegen Rüstungsfabriken geflogen hatten, in denen zahlreiche Zwangsarbeiter aus dem KZ zum Einsatz kamen.