Emma (Esther) Herrmann geb. Gumpel

Verlegeort
Schorlemer Allee 20
Bezirk/Ortsteil
Dahlem
Verlegedatum
09. Oktober 2020
Geboren
10. September 1867 in Lübeck
Deportation
am 25. August 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
08. September 1942 in Theresienstadt

Emma (Esther) Gumpel kam am 10. September 1867 in Lübeck als Tochter des Kaufmanns Falck Salomon (Ferdinand) Gumpel und seiner Frau Cecilie geborene Bernhardt zur Welt. Ihr Vater handelte mit Leder- und Galanteriewaren.
Sie war die Älteste, es folgten Salomon, geboren am 25. November 1868, Berthold, geboren am 20. Mai 1870, dann kamen Julie, 14. März 1872, Martha, 10. Dezember 1874 und Hermann, 22. März 1876.
Emma (Esther) heiratete am 21. Mai 1886 in Berlin den Kaufmann Salomon Herrmann, der am 19. November 1853 in Landsberg an der Warthe geboren war. Er war Hutfabrikant zusammen mit seinen Brüdern Moritz und Gustav. Emma (Esther) und Salomon Herrmann lebten dann in Luckenwalde, 1887 in der Beelitzer Straß 35a, 1889 in der Wilhelmstraße 9, 1893 in der Schützenstraße 42a.
Die Kinder kamen zur Welt: Julie am 12. März 1887, Martha am 27. Juni 1889, Fritz am 17. November 1890, Heinrich am 21. November 1893, Siegfried (Stephan) am 20. April 1902 und David Kurt am 24. Dezember 1903.
Mitte der Zwanziger Jahre erwarb Salomon Herrmann ein Grundstück in Berlin-Dahlem, Schorlemerallee 20 und bebaute es mit einem Haus. Ab 1926 war er als Eigentümer eingetragen. Um 1929 muss er verstorben sein, 1930 waren seine Frau Emma (Esther) und sein Sohn David Kurt als Eigentümer eingetragen.
David Kurt emigrierte 1938 nach Australien, sein Bruder Siegfried Stephan in die USA. Auch alle anderen Geschwister konnten noch entfliehen. Emma (Esther) Herrmann blieb bis 1939 Eigentümerin und Bewohnerin des Hauses in der Schorlemerallee, dann zog sie als Untermieterin zu einer Witwe Conrad in die Prinzregentenstraße 6 . Aus dieser Wohnung wurde sie am 25. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 8. September 1942 starb.

Von ihren Geschwistern starben früh Hermann und Julie , beide 1929. Ihr Bruder Salomon wurde am 25. November 1942 nach Theresienstadt deportiert, und am 26. September 1942 weiter in das VernichtungslagerTreblinka.
Ihre Schwester Martha Pinner, die bereits verwitwet war, beging am 5. Juni 1942 Suizid, ihr Bruder Berthold war mit seiner Frau Martha geboren Meinungen und ihrem Sohn Fritz in die Schweiz und nach Südfrankreich geflohen, sie wurden über das Sammellager Drancy 1942 bzw. 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Von Emmas (Esthers) Kindern entkamen Julie mit ihrem Mann Dr. Karl Geisenberg, und den Kindern Yitzchak, Alice und Hans, Julie starb in New York. Martha heiratete einen Herrn Markus, aus Montevideo stellte sie Wiedergutmachungsansprüche. Das Schicksal von Fritz konnte noch nicht ermittelt werden, Heinrich starb 1981 in New York. Siegfried, der sich später Stephan nannte, heiratete Ruth Insterburg, ihre Tochter Suselotte wurde noch in Heilbronn geboren. Alle emigrierten in die USA, Suselotte (Susan) heiratete Jack Mannheim, ihre Kinder sind Linda und Bruce, Bruce wiederum hat 3 Kinder.
David Kurt heiratete und floh nach Australien. Die Tochter Judith widmete Emma (Esther) Herrmann wie schon ihr Vater eine Page of Testimony bei Yad Vashem.

Emma Gumpel kam am 10. September 1867 in Lübeck zur Welt. Ihre Eltern waren Falck Salomon (Ferdinand) Gumpel und seine Frau Cecilie, geborene Bernhardt.

Emmas Vater handelte mit Leder- und Galanteriewaren. Sie war das älteste Kind; es  folgten fünf Geschwister: Salomon, geboren am 25. November 1868,  Berthold, geboren am 20. Mai 1870, Julie, geboren am 14. März 1872, Martha, geboren am 10. Dezember 1874 und Hermann, geboren am 22. März 1876.

Emma, die in der Familie auch Esther genannt wurde, heiratete am  21. Mai 1886 in Berlin den Kaufmann Salomon Herrmann, der am 19. November  1853 in Landsberg an der Warthe geboren war.

Das Ehepaar lebte in Luckenwalde, wo auch ihre sechs Kinder zur Welt kamen: Julie am 12. März 1887, Martha am 27. Juni 1889, Fritz am 17. November 1890, Heinrich am 21. November 1893, Siegfried am 20. April 1902 und Kurt am 24. Dezember 1903.

1887, ein Jahr nach der Hochzeit, wohnte die Familie zunächst in der Beelitzer Straß 35a, 1889 in der Wilhelmstraße 9 und schließlich ab 1893 in der Schützenstraße 42a.

Salomon Herrmann war Hutfabrikant und gründete zusammen mit seinem Bruder Moritz eine Fabrik in Luckenwalde.

Die Hutproduktion war in der modernen Industriestadt Luckenwalde einer der wichtigsten Industriezweige. Die Hutfabrik Herrmann & Co. wurde 1883 gegründet und expandierte rasch. Die Familie Herrmann empfand den Erfolg als Verpflichtung gegenüber der Stadt und ihren Bürgern und engagierte sich in vielfältiger Weise für die Bürgerschaft Luckenwaldes: So initiierte Salomon Herrmann den Bau der Luckenwalder Synagoge, und sein Neffe Gustav – der Sohn von Moritz – gründete den Luckenwalder Bauverein. 1918 stifteten beide die Salomon-und Gustav-Herrmann-Stiftung.

Der noch unbekannte Architekt Erich Mendelsohn hatte Gustav Herrmann 1919 in Berlin kennengelernt. Durch ihn erhielt er mit der Arbeitersiedlung des von den Herrmanns mitbegründeten Luckenwalder Bauvereins (1919–1920) und dem Gartenpavillon der Familie Herrmann 1920 seine ersten bedeutenden Aufträge. In der Folge entwickelte sich eine langjährige Freundschaft zwischen den Familien Mendelsohn und Herrmann.

Nachdem im Januar 1921 die beiden Hutfabriken Steinberg und Herrmann zur Firma Friedrich Steinberg Herrmann & Co., zur größten Hutfabrik der Stadt fusioniert hatten, konnten sie einen gemeinsamen Fabrikneubau im neuen Industriegebiet realisieren, mit dem Erich Mendelsohn beauftragt wurde.

Von 1921 bis 1923 wurde die neue Hutfabrik errichtet. Der expressionistische Bau mit dem großen „Hutdach“ ist bis heute eines der herausragendsten Beispiele moderner Industriearchitektur.

1932 starb Gustav Herrmann. 1934 wurde die Firma zwangsweise an die Norddeutsche Maschinenbau AG verkauft.

Teile der Fabrik wurden abgerissen und umgebaut. Bereits 1976 wurde die Mendelsohn’sche Hutfabrik wegen ihrer architektonischen Bedeutung in die Denkmalliste aufgenommen, doch erst seit dem Jahr 2003 werden Sanierungsmaßnahmen an dem genialen Bau durchgeführt und werden sich noch länger hinziehen.

Salomon Herrmann hatte die Leitung der Fabrik bereits 1919 an seinen Neffen Gustav übergeben und Mitte der zwanziger Jahre ein Grundstück in Berlin-Dahlem, Schorlemerallee 20 erworben und darauf ein Landhaus für seine große Familie bauen lassen. Ab 1926 war er als Eigentümer im Grundbuch eingetragen. Salomon Herrmann starb am 17.2.1929. Ab dem darauffolgenden Jahr waren seine Frau Emma und sein Sohn Kurt als Eigentümer eingetragen. Kurt und Heinrich lebten zu dieser Zeit bei ihrer Mutter in dem Haus Schorlemerallee.

Emma Herrmanns Haus wurde im Dezember 1938 zwangsverkauft. In den Jahren 1939 und 40 musste sie als Judenvermögensabgabe und weitere Einzelabgaben 127.000 RM zahlen.

Schließlich musste sie zur Untermiete bei einer Witwe Conrad in die Prinzregentenstraße 6 wohnen. Aus dieser Wohnung wurde sie am 25. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie zwei Tage vor ihrem 75. Geburtstag am 8. September 1942 starb.

(Mit dem Transport I/51 wurden 100 Menschen nach Theresienstadt deportiert, acht von ihnen überlebten.)

Von ihren Geschwistern waren Hermann und Julie, beide 1929, gestorben.

Ihr Bruder Salomon wurde am 25. November 1942 nach Theresienstadt deportiert, und am  26. September  1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka.          

Ihre Schwester Martha Pinner, die bereits verwitwet war, beging am 5. Juni 1942 Suizid.

Ihr Bruder Berthold war mit seiner Frau Martha, geborene Meinungen und ihrem Sohn Fritz in die Schweiz und nach Südfrankreich geflohen. Sie wurden 1942 in das Sammellager Drancy und 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Die sechs Kinder von Emma und Salomon Herrmann waren emigriert:

Die älteste Tochter Julie hatte 1907 in Luckenwalde Dr. Karl Geisenberg geheiratet und emigrierte mit ihm und den drei Kindern Joachim Itzhak, Alice und Hans nach New York.

Martha hatte ebenfalls in Luckenwalde geheiratet, und zwar 1912 den Kaufmann Otto Markus. Sie emigrierte mit ihm nach Südamerika und lebte in Montevideo, Uruguay.

Fritz kämpfte im Ersten Weltkrieg, wurde Unteroffizier und erhielt das Eiserne Kreuz. 1917 geriet er in französische Kriegsgefangenschaft. Er heiratete 1935 in Berlin Käthe Rosenthal. In der Pogromnacht im November 1938 wurde er im KZ Sachsenhausen bis zum 7. Dezember inhaftiert. 1939 emigrierte er nach Luxemburg und 1950 ging er nach New York.

Heinrich wurde Geschäftsführer bei Henkel & Co. – ebenfalls eine Hutfabrik – in Luckenwalde und heiratete Gertrud Borchardt. Sie hatten eine Tochter, Helga. Auch Heinrich kämpfte im Ersten Weltkrieg und erhielt das Eiserne Kreuz. Die Familie emigrierte nach New York.

Kurt änderte seinen Namen in David. Er arbeitete als Handelsvertreter in der elterlichen Firma. 1934 heiratete er Irma Isacson. Sie flohen 1939 von Berlin-Schöneberg nach Australien über Amsterdam und London. Sie lebten in Melbourne und hatten zwei Kinder: Judith Jenny und Michael-Scholem, der 1945 in Melbourne geboren wurde.

Siegfried war erst Handlungsreisender, bevor er ebenfalls in einer Hutgroßhandlung Gesellschafter wurde. Er heiratete Ruth Jeanette Berman. Ihre Tochter Susan Lotte wurde 1927 in Heilbronn geboren. Die Familie emigrierte ebenfalls nach New York. Siegfried nannte sich hier Stephen.

Die Tochter Susan heiratete Jack Mannheim. Sie hatten zwei Kinder: Bruce und Linda.

Linda hat den Stolperstein beantragt, der für ihre Urgroßmutter Emma verlegt wird.

Linda schrieb, dass ihre Mutter Susan wunderbare Erinnerungen an die Großmutter hatte. Susan erzählte ihrer Tochter Linda, dass sie einen Gemüsegarten an ihrem Haus in Heilbronn hatten und dass sie gern Erdbeeren dort gepflanzt hätte. Eines Tages, als sie von der Schule nach Hause kam, fand sie einige reife Erdbeeren auf dem Gartenboden und dachte sich sofort, dass ihre Großmutter, die aus Berlin zu Besuch war, sie dort für sie hingelegt hatte.

Und weiter: “Meine Mutter hatte ihre Großmutter sehr sehr gern und eines der letzten Dinge, die sie tat, bevor sie 1938 in die USA emigrierte, war der Besuch bei ihr.“

Judi, die Tochter von Emmas jüngstem Sohn Kurt, der mit seiner Familie nach Australien emigriert war, erfuhr von ihrem Vater, dass diejenigen Geschwister, die in die USA emigriert waren, Briefe an Eleanor Roosevelt und Cordell Hull, dem damaligen Außenminister der USA, schrieben, um das beantragte Visum für ihre Großmutter zu beschleunigen, doch vergeblich.

Einem Brief des Berliner Anwalts von Emma Herrmann an ihren Sohn Kurt in Australien ist zu entnehmen, dass ihr Sohn Siegfried aus New York für die Mutter ein Affidavit gesandt hatte sowie zusätzlich eine weitere Bürgschaftserklärung eines Freundes. Außerdem hatten Emmas Kinder die Passagekosten für die Mutter beim American Express in New York hinterlegt. Mit diesen Unterlagen hatte der Anwalt 1940 bei der Konsularabteilung einen neuen Termin zur Visumerteilung beantragt. In diesem Brief an Kurt schrieb der Anwalt aber auch deutlich, dass die Aussichten, das Visum zu erhalten, eher schlecht stünden und selbst, wenn das Visum erteilt würde, eine freie Schiffspassage nach Amerika gefunden werden müsse.

Das Visum wurde nicht erteilt, dennoch musste Emma Herrmann neben den verschiedenen Abgaben auch noch eine Reichsfluchtsteuer in Höhe von etwa 68.000 RM zahlen.

Auch Kurt schrieb an offizielle Persönlichkeiten in Canberra, um ein Visum für Emma zu bekommen, doch wurde ihm mitgeteilt, dass sie zu alt sei.

Judi hatte erst kürzlich in einem alten Fotoalbum einen Brief ihrer Großmutter Emma gefunden, den diese ihr 1941 zu ihrem vierten Geburtstag geschrieben hatte. Sie wusste nichts mehr von dem Brief und hatte auch keine Erinnerung an ihre Großmutter, kannte nur einige Fotografien. Das Wiederauftauchen dieses Schatzes traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel und verursachte mehr Emotionen als beim Erhalt des Briefes an ihrem vierten Geburtstag.