Heinemann Grünbaum

Verlegeort
Bleibtreustraße 17
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
14. April 2015
Geboren
02. August 1865 in Adelsberg
Deportation
am 14. September 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
11. Februar 1943 in Theresienstadt

Heinemann Grünbaum wurde am 2. August 1865 in Adelsberg bei Gemünden geboren (1971 zu Gemünden eingemeindet). Seine Eltern Hirsch Naftali Grünbaum und Regina geb. Winheimer stammten auch aus Adelsberg. Um 1860 lebten rund 50 Juden in dem kleinen Ort. Hirsch Grünbaum war Mohel, d.h. Beschneider der jüdischen Gemeinde. Heinemann hatte 6 Geschwister. Wie viele Juden der Gegend wurde er auch Viehhändler, und zwar in Gemünden. Wahrscheinlich auch dort heiratete er Sophie geb. Kaufmann aus Altenstein. Am 3. September 1894 wurde ihre erste Tochter geboren, nach der Großmutter Regina benannt. Im nächsten Jahr, am 15. Juni 1895, kam die zweite Tochter, Frieda, zur Welt. Gemünden hatte zu diesem Zeitpunkt eine jüdische Gemeinde von etwa 100 Juden. Familie Grünbaum lebte in der Mühltorstraße 142 (heute Scherenberger Straße 11).<br />
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1920 heiratete Regina Grünbaum den Kaufmann Simon Loeb aus Goldbach (Kreis Aschaffenburg) und zog mit ihm nach Aschaffenburg in die Elisenstraße 2. Noch im gleichen Jahr bekamen Heinemann und Sophie ihr erstes Enkelkind, Helmut Loeb. Zwei Enkelinnen folgten, Hanne-Lore 1924 und Ingeborg 1929. Simon Loeb war zunächst auch Viehhändler, dann Weißwarenhändler und zuletzt Kohlenhändler. Die Zweite Tochter Heinemann Grünbaums, Frieda, heiratete 1922 Luitpold Goldmeier aus Memmelsdorf in Unterfranken, ebenfalls aus einer Viehhändlerfamilie. Nach dem Krieg hatte er sich in Würzburg niedergelassen und dort mit seinem Bruder Siegfried eine Weinhandlung gegründet. Frieda zog also nach Würzburg und hatte zwei Söhne, Ludwig, 1923 geboren, und Hans, Jahrgang 1928.<br />
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In Gemünden wurden die Nationalsozialisten und mit ihnen auch der Antisemitismus schon in den 20er Jahren stark, Heinemann Grünbaum wird das zu spüren bekommen haben. Auch in Würzburg war die Entwicklung wohl abzusehen, denn 1932 entschlossen sich Luitpold und Frieda Goldmeier, mit ihren Kindern nach Berlin zu ziehen, nachdem Luitpolds Bruder Siegfried dort schon ein paar Jahre vorher eine Weingroßhandlung aufgemacht hatte. Luitpold öffnete ebenfalls einen Weinladen in der Rosenheimer Straße 21, wo die Familie auch wohnte. Inzwischen war Heinemann Grünbaum verwitwet, wir wissen nicht genau wann. Wahrscheinlich war Sophie in Gemünden gestorben. Heinemann zog nun nach Berlin zu seiner Tochter.<br />
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Auch da dürfte das Leben Heinemann Grünbaums immer schwieriger geworden sein. Die Nationalsozialisten, inzwischen an die Macht gekommen, schürten den Judenhass und erließen zahlreiche Juden diskriminierende Verordnungen. Ziel war es, Juden aus der Gesellschaft auszuschließen und sie zur Emigration zu treiben. In Aschaffenburg machte sich Reginas Familie Gedanken darüber: es gelang ihnen, den noch 16-jährigen Helmut, Beruf „Lehrling“, im September 1937 mit dem Dampfer „Stuttgart“ nach New York zu schicken. Für den Rest der Familie reichte vielleicht das Geld nicht, denn Sondersteuern, Visagebühren und durch die erhöhte Nachfrage überteuerte Schiffspassagenpreise erschwerten die Auswanderung beträchtlich. Familie Goldmeier betrieb in Berlin ihre Emigration mit mehr Erfolg: im September 1938 konnten Frieda, Luitpold, und die Söhne Ludwig und Hans von Le Havre aus mit der „Washington“ ebenfalls nach New York fahren. <br />
<br />
Dies war vielleicht der Zeitpunkt, an dem Heinemann Grünbaum, der nun allein zurückblieb, zur Untermiete in die Bleibtreustraße 17 zog, wo er bei der Volkszählung im Mai 1939 erfasst wurde. Inzwischen, waren nach den Pogromen im November 1938, in kurzem Abstand weitere Verordnungen erlassen worden, die nun Juden gesellschaftlich und wirtschaftlich völlig isolierten und das Leben gänzlich unerträglich machten. Aber auch eine Flucht war mittlerweile praktisch unmöglich. Heinemann Grünbaum durfte nur noch zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Bezirken auf die Straße gehen, nur zu festgesetzten Stunden und in festgesetzten Läden einkaufen, musste nicht nur alle Wertsachen abgeben, sondern auch Gegenstände des täglichen Lebens, etwa ein Radio, konnte, wenn überhaupt, nur über ein auf das Existenzminimum beschränktes „Sicherheitskonto“ verfügen. Er wurde genötigt, wieder umzuziehen, diesmal in die Ludendorffstraße 97, vermutlich in ein Zimmer zur Untermiete. Schließlich brachte ihn die Gestapo in das jüdische Altersheim in der Artilleriestraße 31 (heute Tucholskystraße 40). In diesem ehemaligen Gemeindezentrum und Rabbinerseminar von Addas Jisroel wurden Anfang der 1940er-Jahre alte Personen untergebracht. 1942 war es aber auch vorübergehendes Sammellager für Menschen, die nach Theresienstadt deportiert werden sollten. Denn obwohl diese Deportationen in der Regel Gruppen von 100 Opfern umfassten, plante die Gestapo nun „Transporte“ von 1000 und mehr Juden auf einmal, und das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 reichte für diese große Anzahl nicht aus. <br />
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Wir wissen nicht, ob Heinemann Grünbaum schon länger als pflegebedürftiger Mensch in der Artilleriestraße wohnte oder erst im Zuge der Deportation dorthin gelangte. Eine „Vermögenserklärung“ unterschrieb er erst dort, am 3. September 1942. Kurz darauf, am 14. September, verließ den Bahnhof Moabit ein verplombter Zug mit 1000 Insassen, Heinemann Grünbaum war unter ihnen. In Theresienstadt erwarteten den 77-jährigen Überfüllung, Hunger, Kälte, Krankheit, und Seuchen infolge unsäglicher hygienischer Zustände. Er wurde in das Gebäude 312, Zimmer 04 eingewiesen und hielt es dort bis Mitte Februar des folgenden Jahres aus. Am 11. Februar 1943 erlag er - laut offizieller „Todesfallanzeige“ – einem Gehirnschlag, letztendlich aber den mörderischen Lebensbedingungen in dem Lager Theresienstadt. Für Heinemann Grünbaum wurde in Gemünden 2009 ein Stolperstein vor der Scherenberger Straße 11 verlegt. (https://de.wikipedia.org/wiki/List…)<br />
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Heinemann Grünbaums Tochter Regina, ihr Ehemann Simon Loeb und deren Töchter Hanne-Lore und Ingeborg wurden am 23. April 1942 mit weiteren 124 Aschaffenburger Juden nach Würzburg gebracht, um am 25. April zusammen mit noch 951 Juden aus Mainfranken nach Krasnystaw im Distrikt Lublin deportiert zu werden. Alle wurden im Raum Lublin umgebracht. Für die Familie Loeb liegen Stolpersteine vor der Elisenstraße 2a in Aschaffenburg. (http://www.aschaffenburg-stolperst…)<br />
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Heinemann Grünbaum wurde am 2. August 1865 in Adelsberg bei Gemünden geboren (1971 zu Gemünden eingemeindet). Seine Eltern Hirsch Naftali Grünbaum und Regina geb. Winheimer stammten auch aus Adelsberg. Um 1860 lebten rund 50 Juden in dem kleinen Ort. Hirsch Grünbaum war Mohel, d.h. Beschneider der jüdischen Gemeinde. Heinemann hatte 6 Geschwister. Wie viele Juden der Gegend wurde er auch Viehhändler, und zwar in Gemünden. Wahrscheinlich auch dort heiratete er Sophie geb. Kaufmann aus Altenstein. Am 3. September 1894 wurde ihre erste Tochter geboren, nach der Großmutter Regina benannt. Im nächsten Jahr, am 15. Juni 1895, kam die zweite Tochter, Frieda, zur Welt. Gemünden hatte zu diesem Zeitpunkt eine jüdische Gemeinde von etwa 100 Juden. Familie Grünbaum lebte in der Mühltorstraße 142 (heute Scherenberger Straße 11).

1920 heiratete Regina Grünbaum den Kaufmann Simon Loeb aus Goldbach (Kreis Aschaffenburg) und zog mit ihm nach Aschaffenburg in die Elisenstraße 2. Noch im gleichen Jahr bekamen Heinemann und Sophie ihr erstes Enkelkind, Helmut Loeb. Zwei Enkelinnen folgten, Hanne-Lore 1924 und Ingeborg 1929. Simon Loeb war zunächst auch Viehhändler, dann Weißwarenhändler und zuletzt Kohlenhändler. Die Zweite Tochter Heinemann Grünbaums, Frieda, heiratete 1922 Luitpold Goldmeier aus Memmelsdorf in Unterfranken, ebenfalls aus einer Viehhändlerfamilie. Nach dem Krieg hatte er sich in Würzburg niedergelassen und dort mit seinem Bruder Siegfried eine Weinhandlung gegründet. Frieda zog also nach Würzburg und hatte zwei Söhne, Ludwig, 1923 geboren, und Hans, Jahrgang 1928.

In Gemünden wurden die Nationalsozialisten und mit ihnen auch der Antisemitismus schon in den 20er Jahren stark, Heinemann Grünbaum wird das zu spüren bekommen haben. Auch in Würzburg war die Entwicklung wohl abzusehen, denn 1932 entschlossen sich Luitpold und Frieda Goldmeier, mit ihren Kindern nach Berlin zu ziehen, nachdem Luitpolds Bruder Siegfried dort schon ein paar Jahre vorher eine Weingroßhandlung aufgemacht hatte. Luitpold öffnete ebenfalls einen Weinladen in der Rosenheimer Straße 21, wo die Familie auch wohnte. Inzwischen war Heinemann Grünbaum verwitwet, wir wissen nicht genau wann. Wahrscheinlich war Sophie in Gemünden gestorben. Heinemann zog nun nach Berlin zu seiner Tochter.

Auch da dürfte das Leben Heinemann Grünbaums immer schwieriger geworden sein. Die Nationalsozialisten, inzwischen an die Macht gekommen, schürten den Judenhass und erließen zahlreiche Juden diskriminierende Verordnungen. Ziel war es, Juden aus der Gesellschaft auszuschließen und sie zur Emigration zu treiben. In Aschaffenburg machte sich Reginas Familie Gedanken darüber: es gelang ihnen, den noch 16-jährigen Helmut, Beruf „Lehrling“, im September 1937 mit dem Dampfer „Stuttgart“ nach New York zu schicken. Für den Rest der Familie reichte vielleicht das Geld nicht, denn Sondersteuern, Visagebühren und durch die erhöhte Nachfrage überteuerte Schiffspassagenpreise erschwerten die Auswanderung beträchtlich. Familie Goldmeier betrieb in Berlin ihre Emigration mit mehr Erfolg: im September 1938 konnten Frieda, Luitpold, und die Söhne Ludwig und Hans von Le Havre aus mit der „Washington“ ebenfalls nach New York fahren.

Dies war vielleicht der Zeitpunkt, an dem Heinemann Grünbaum, der nun allein zurückblieb, zur Untermiete in die Bleibtreustraße 17 zog, wo er bei der Volkszählung im Mai 1939 erfasst wurde. Inzwischen, waren nach den Pogromen im November 1938, in kurzem Abstand weitere Verordnungen erlassen worden, die nun Juden gesellschaftlich und wirtschaftlich völlig isolierten und das Leben gänzlich unerträglich machten. Aber auch eine Flucht war mittlerweile praktisch unmöglich. Heinemann Grünbaum durfte nur noch zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Bezirken auf die Straße gehen, nur zu festgesetzten Stunden und in festgesetzten Läden einkaufen, musste nicht nur alle Wertsachen abgeben, sondern auch Gegenstände des täglichen Lebens, etwa ein Radio, konnte, wenn überhaupt, nur über ein auf das Existenzminimum beschränktes „Sicherheitskonto“ verfügen. Er wurde genötigt, wieder umzuziehen, diesmal in die Ludendorffstraße 97, vermutlich in ein Zimmer zur Untermiete. Schließlich brachte ihn die Gestapo in das jüdische Altersheim in der Artilleriestraße 31 (heute Tucholskystraße 40). In diesem ehemaligen Gemeindezentrum und Rabbinerseminar von Addas Jisroel wurden Anfang der 1940er-Jahre alte Personen untergebracht. 1942 war es aber auch vorübergehendes Sammellager für Menschen, die nach Theresienstadt deportiert werden sollten. Denn obwohl diese Deportationen in der Regel Gruppen von 100 Opfern umfassten, plante die Gestapo nun „Transporte“ von 1000 und mehr Juden auf einmal, und das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 reichte für diese große Anzahl nicht aus.

Wir wissen nicht, ob Heinemann Grünbaum schon länger als pflegebedürftiger Mensch in der Artilleriestraße wohnte oder erst im Zuge der Deportation dorthin gelangte. Eine „Vermögenserklärung“ unterschrieb er erst dort, am 3. September 1942. Kurz darauf, am 14. September, verließ den Bahnhof Moabit ein verplombter Zug mit 1000 Insassen, Heinemann Grünbaum war unter ihnen. In Theresienstadt erwarteten den 77-jährigen Überfüllung, Hunger, Kälte, Krankheit, und Seuchen infolge unsäglicher hygienischer Zustände. Er wurde in das Gebäude 312, Zimmer 04 eingewiesen und hielt es dort bis Mitte Februar des folgenden Jahres aus. Am 11. Februar 1943 erlag er - laut offizieller „Todesfallanzeige“ – einem Gehirnschlag, letztendlich aber den mörderischen Lebensbedingungen in dem Lager Theresienstadt. Für Heinemann Grünbaum wurde in Gemünden 2009 ein Stolperstein vor der Scherenberger Straße 11 verlegt. (https://de.wikipedia.org/wiki/List…)

Heinemann Grünbaums Tochter Regina, ihr Ehemann Simon Loeb und deren Töchter Hanne-Lore und Ingeborg wurden am 23. April 1942 mit weiteren 124 Aschaffenburger Juden nach Würzburg gebracht, um am 25. April zusammen mit noch 951 Juden aus Mainfranken nach Krasnystaw im Distrikt Lublin deportiert zu werden. Alle wurden im Raum Lublin umgebracht. Für die Familie Loeb liegen Stolpersteine vor der Elisenstraße 2a in Aschaffenburg. (http://www.aschaffenburg-stolperst…)