Johanna Seligmann

Verlegeort
Blücherstraße 18
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
20. März 2007
Geboren
26. Oktober 1922 in Jüterbog (Brandenburg)
Deportation
am 01. November 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Tot
14. April 1943 in Łódź / Litzmannstadt

Johanna Seligmann wurde am 26. Oktober 1922 in der brandenburgischen Kleinstadt Jüterbog geboren, die etwa 60 Kilometer südwestlich von Berlin liegt. Ihre Eltern waren der aus der ostpreußischen Kleinstadt Gilgenburg (dem heutigen Dąbrówno) stammende Kaufmann Alfred Seligmann und die in Exin (Kcynia) in der damaligen preußischen Provinz Posen geborene Gertrud Seligmann, geb. Salomon.<br />
<br />
Leider haben sich zu den Mitgliedern der Familie Seligmann kaum Quellen und Informationen erhalten, die ein Licht auf die Verhältnisse und das Leben der einzelnen Familienangehörigen in Brandenburg und Berlin der 1920er und 1930er Jahre werfen könnten. Aus den wenigen erhaltenen Daten zur Familie aus der NS-Zeit lässt sich eine äußerst bruchstückhafte Skizze ihrer Verfolgungsgeschichte rekonstruieren. Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Seligmann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus Ausbildung, Berufs- und Wirtschaftsleben.<br />
<br />
Durch die Maßnahmen im Bildungswesen wurde den antisemitischen Anfeindungen durch Mitschüler und Lehrer, denen sich jüdische Schüler regelmäßig ausgesetzt sahen, auch rechtlich Vorschub geleistet. So sah ein Erlass von 1935 eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ durch die „Einrichtung gesonderter jüdischer Schulen“ vor. Johanna Seligmann war zu diesem Zeitpunkt 12 Jahre alt. Bereits im April 1933 hatte man ihr durch das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ das Recht auf höhere Schulbildung entzogen. 1938 wurden schließlich alle Juden vom allgemeinen Schulbesuch „entbunden“.<br />
<br />
Im Mai 1939 wohnte Johanna zusammen mit ihren Eltern und ihrer Tante, Elfriede Seligmann, in einer Wohnung in der Schloßstraße 9 in Berlin-Charlottenburg. Die Familie zog anschließend in die Blücherstraße 18 in Kreuzberg. Am 1. November 1941 wurden alle vier Familienmitglieder aus ihrer Berliner Wohnung mit dem Transport „Welle IV“ (4. Osttransport) in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Dort wurde ihnen eine Baracke in der Alexanderhofstraße 39/31 zugewiesen.<br />
<br />
Die Lebensumstände im Ghetto zielten auf die Ermordung der hier Internierten durch Überanstrengung, Kälte, Unterernährung, Mangelversorgung und die allgemein katastrophalen hygienischen Zustände ab. Es ist nicht genau bekannt wann und unter welchen Umständen Johannas Mutter, Gertrud Seligmann, im Ghetto starb. Sie wurde aber weder in eines der Vernichtungslager weiterdeportiert, noch gehörte sie zu den wenigen Überlebenden. Gleiches gilt für ihre Tante. Ihr Vater arbeitete seit Dezember 1941 und mindestens bis Januar 1943 im Feuerwehrkommando des Lagers. Auch er wurde im Ghetto ermordet. Johanna starb am 14. April 1943 im Alter von 20 Jahren in Litzmannstadt. Kaum verlässlich ist die notierte offizielle Todesursache „Gehirngeschwulst“, da die Lagerärzte die tatsächlichen Todesumstände im Ghetto mit verschleiernden Sammelbegriffen verdeckten.

Johanna Seligmann wurde am 26. Oktober 1922 in der brandenburgischen Kleinstadt Jüterbog geboren, die etwa 60 Kilometer südwestlich von Berlin liegt. Ihre Eltern waren der aus der ostpreußischen Kleinstadt Gilgenburg (dem heutigen Dąbrówno) stammende Kaufmann Alfred Seligmann und die in Exin (Kcynia) in der damaligen preußischen Provinz Posen geborene Gertrud Seligmann, geb. Salomon.

Leider haben sich zu den Mitgliedern der Familie Seligmann kaum Quellen und Informationen erhalten, die ein Licht auf die Verhältnisse und das Leben der einzelnen Familienangehörigen in Brandenburg und Berlin der 1920er und 1930er Jahre werfen könnten. Aus den wenigen erhaltenen Daten zur Familie aus der NS-Zeit lässt sich eine äußerst bruchstückhafte Skizze ihrer Verfolgungsgeschichte rekonstruieren. Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Seligmann. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus Ausbildung, Berufs- und Wirtschaftsleben.

Durch die Maßnahmen im Bildungswesen wurde den antisemitischen Anfeindungen durch Mitschüler und Lehrer, denen sich jüdische Schüler regelmäßig ausgesetzt sahen, auch rechtlich Vorschub geleistet. So sah ein Erlass von 1935 eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ durch die „Einrichtung gesonderter jüdischer Schulen“ vor. Johanna Seligmann war zu diesem Zeitpunkt 12 Jahre alt. Bereits im April 1933 hatte man ihr durch das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ das Recht auf höhere Schulbildung entzogen. 1938 wurden schließlich alle Juden vom allgemeinen Schulbesuch „entbunden“.

Im Mai 1939 wohnte Johanna zusammen mit ihren Eltern und ihrer Tante, Elfriede Seligmann, in einer Wohnung in der Schloßstraße 9 in Berlin-Charlottenburg. Die Familie zog anschließend in die Blücherstraße 18 in Kreuzberg. Am 1. November 1941 wurden alle vier Familienmitglieder aus ihrer Berliner Wohnung mit dem Transport „Welle IV“ (4. Osttransport) in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Dort wurde ihnen eine Baracke in der Alexanderhofstraße 39/31 zugewiesen.

Die Lebensumstände im Ghetto zielten auf die Ermordung der hier Internierten durch Überanstrengung, Kälte, Unterernährung, Mangelversorgung und die allgemein katastrophalen hygienischen Zustände ab. Es ist nicht genau bekannt wann und unter welchen Umständen Johannas Mutter, Gertrud Seligmann, im Ghetto starb. Sie wurde aber weder in eines der Vernichtungslager weiterdeportiert, noch gehörte sie zu den wenigen Überlebenden. Gleiches gilt für ihre Tante. Ihr Vater arbeitete seit Dezember 1941 und mindestens bis Januar 1943 im Feuerwehrkommando des Lagers. Auch er wurde im Ghetto ermordet. Johanna starb am 14. April 1943 im Alter von 20 Jahren in Litzmannstadt. Kaum verlässlich ist die notierte offizielle Todesursache „Gehirngeschwulst“, da die Lagerärzte die tatsächlichen Todesumstände im Ghetto mit verschleiernden Sammelbegriffen verdeckten.