Margarete Croner geb. Heymann

Verlegeort
Burgstraße 3
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
20. September 2013
Geboren
30. März 1881 in Posen/ Poznan
Deportation
am 13. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
in Riga

Margarete Heymann wurde am 30. März 1881 in Posen an der Warthe (dem heutigen Poznań) geboren. Sie war die Tochter des ortsansässigen Kaufmanns Bentheim Heymann und seiner Frau Ernestine, geb. Cohn. Margaretes älterer Bruder Hermann war 1876 in Berlin zur Welt gekommen. Über das Elternhaus, die Jugend und Kindheit von Margarete und ihrem Bruder in Posen haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zur Zeit der Geburt von Margarete etwa 7.000 der rund 66.000 Einwohner zählten. Als Margarete neun Jahre alt war, starb ihre Mutter im Mai 1890. Ihr verwitweter Vater zog daraufhin mit ihr und ihrem Bruder in den 1890er-Jahren nach Berlin. Sie lebten in einer Wohnung in der Skalitzer Straße 53. Es ist nicht bekannt, ob Margarete eine Berufsausbildung erhielt. Ihr Bruder war in der Hauptstadt als Textilhändler tätig. Im Jahr 1907 heiratete Margarete den zwölf Jahre älteren Kaufmann Wilhelm Croner. Dieser hatte um die Jahrhundertwende in der Poststraße 29 im Nikolaiviertel ein Zigarrengeschäft eröffnet, das er später in die Poststraße 31 verlegte. Die Eheleute nahmen sich eine gemeinsame Wohnung in der Neuen Grünstraße 13 in Mitte nahe des Spittelmarkts. Zwei Jahre nach der Hochzeit kam im Februar 1909 ihre Tochter Gertrude zur Welt und die Familie zog 1910/1911 in die Skalitzer Straße 50 in Kreuzberg, 1914 schließlich in eine 5-Zimmerwohnung in der Burgstraße 3.

Die Tochter Gertrude Croner erinnerte sich später an ihre Kindheit und Jugend: „Das Geschäft meines Vaters ging sehr gut. Er unterhielt einen Buchhalter, der Prokura hatte, einen Verkäufer, einen Lageristen und auch Stadtvertreter. Er konnte seine Familie gut bürgerlich erhalten. […] Von früher Kindheit an machte ich mit den Eltern Auslandsreisen. Man hielt mir erst eine französische und später eine englische Gouvernante, ließ mir eine höhere Schulbindung (Städtisches Luisen-Lyzeum mit Oberlyzeum, Ziegelstr.) und später die Ausbildung auf dem Sozialarbeiter-Seminar angedeihen. Mein Vater wollte mir das Universitätsstudium der National-Ökonomie ermöglichten, was durch die Hitlerperiode vereitelt wurde.“ 1927/1928 eröffnete Wilhelm Croner ein weiteres Zigarrengeschäft in der Königstraße (heutige Rathausstraße) in unmittelbarer Nähe zum Kaufhaus „Nathan Israel“. Im März 1930 starb Margarete Vater im Alter von 82 Jahren in Berlin.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Margarete Croner und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 waren die Croners als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin erfuhren. Margaretes Tochter beschrieb später die Verfolgungssituation: „Im Jahre 1933/1934 fingen die Schikanierungen durch die Gestapo an und bald darauf – es war wohl im Jahre 1935 – wurden meinem Vater durch Verleumdung eines seiner Angestellten das Geschäft geschlossen und alles von der Gestapo beschlagnahmt. Durch diese Aufregungen erhielt mein Vater einen Riss in der Lunge.“ Aus den Berliner Adressbüchern geht hervor, das Wilhelm Croner sein Geschäft in der Königstraße 1933 aufgab und den Standort Poststraße 31 im Jahr 1935. Bereits ein Jahr zuvor waren Margarete und ihr Mann aus ihrer langjährigen Wohnung in der Burgstraße ausgezogen und in die Wallnertheaterstraße 10 gezogen. In den Jahren 1936 und 1937 versuchte Wilhelm Croner, am Köllnischen Fischmarkt 1 (heute Leipzigerstraße/Mühlendamm) in Mitte das Zigarrengeschäft noch einmal neu zu etablieren, bevor er es – vermutlich nach den Pogromen 1938 – endgültig aufgab und das Ehepaar als Privatiere in die Stralauer Straße 3–6 zogen. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben für die Eheleute in Berlin zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Margarete und Wilhelm Croner mussten Anfang 1942 ihre Wohnung verlassen und wurden in einem der Berliner Sammellager interniert. Von dort aus wurden sie am 13. Januar 1942 mit dem „8. Osttransport“ in das Ghetto Riga deportiert. Da beide Ehepartner in den Deportationslisten als „arbeitsfähig“ geführt wurden, haben sie möglicherweise noch im Ghetto – beziehungsweise in einem der dortigen Arbeitskommandos – Zwangsarbeit leisten müssen, bevor sie entweder durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mittels planvoller Mangelernährung und körperlichen Misshandlungen ermordet wurden. In jedem Fall gehörten sie nicht zu den wenigen Überlebenden, der nach Riga deportierten deutschen Juden.

Ihrer Tochter Gertrude Croner war im Mai 1937 die Flucht mit ihrem späteren Ehemann Bernhard Holländer nach England gelungen. Das Paar heiratete im Dezember 1937, überlebte die NS-Verfolgung im Exil in Irland und emigrierte später nach Israel. Margaretes Bruder Hermann Heymann hatte sich mit seiner Ehefrau Meta, geborene Mehsow, vor 1939 vor der NS-Verfolgung nach England retten können und überlebt.

Margarete Heymann wurde am 30. März 1881 in Posen an der Warthe (dem heutigen Poznań) geboren. Sie war die Tochter des ortsansässigen Kaufmanns Bentheim Heymann und seiner Frau Ernestine, geb. Cohn. Margaretes älterer Bruder Hermann war 1876 in Berlin zur Welt gekommen. Über das Elternhaus, die Jugend und Kindheit von Margarete und ihrem Bruder in Posen haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zur Zeit der Geburt von Margarete etwa 7.000 der rund 66.000 Einwohner zählten. Als Margarete neun Jahre alt war, starb ihre Mutter im Mai 1890. Ihr verwitweter Vater zog daraufhin mit ihr und ihrem Bruder in den 1890er-Jahren nach Berlin. Sie lebten in einer Wohnung in der Skalitzer Straße 53. Es ist nicht bekannt, ob Margarete eine Berufsausbildung erhielt. Ihr Bruder war in der Hauptstadt als Textilhändler tätig. Im Jahr 1907 heiratete Margarete den zwölf Jahre älteren Kaufmann Wilhelm Croner. Dieser hatte um die Jahrhundertwende in der Poststraße 29 im Nikolaiviertel ein Zigarrengeschäft eröffnet, das er später in die Poststraße 31 verlegte. Die Eheleute nahmen sich eine gemeinsame Wohnung in der Neuen Grünstraße 13 in Mitte nahe des Spittelmarkts. Zwei Jahre nach der Hochzeit kam im Februar 1909 ihre Tochter Gertrude zur Welt und die Familie zog 1910/1911 in die Skalitzer Straße 50 in Kreuzberg, 1914 schließlich in eine 5-Zimmerwohnung in der Burgstraße 3.

Die Tochter Gertrude Croner erinnerte sich später an ihre Kindheit und Jugend: „Das Geschäft meines Vaters ging sehr gut. Er unterhielt einen Buchhalter, der Prokura hatte, einen Verkäufer, einen Lageristen und auch Stadtvertreter. Er konnte seine Familie gut bürgerlich erhalten. […] Von früher Kindheit an machte ich mit den Eltern Auslandsreisen. Man hielt mir erst eine französische und später eine englische Gouvernante, ließ mir eine höhere Schulbindung (Städtisches Luisen-Lyzeum mit Oberlyzeum, Ziegelstr.) und später die Ausbildung auf dem Sozialarbeiter-Seminar angedeihen. Mein Vater wollte mir das Universitätsstudium der National-Ökonomie ermöglichten, was durch die Hitlerperiode vereitelt wurde.“ 1927/1928 eröffnete Wilhelm Croner ein weiteres Zigarrengeschäft in der Königstraße (heutige Rathausstraße) in unmittelbarer Nähe zum Kaufhaus „Nathan Israel“. Im März 1930 starb Margarete Vater im Alter von 82 Jahren in Berlin.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Margarete Croner und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 waren die Croners als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. Margaretes Tochter beschrieb später die Verfolgungssituation: „Im Jahre 1933/1934 fingen die Schikanierungen durch die Gestapo an und bald darauf – es war wohl im Jahre 1935 – wurden meinem Vater durch Verleumdung eines seiner Angestellten das Geschäft geschlossen und alles von der Gestapo beschlagnahmt. Durch diese Aufregungen erhielt mein Vater einen Riss in der Lunge.“ Aus den Berliner Adressbüchern geht hervor, das Wilhelm Croner sein Geschäft in der Königstraße 1933 aufgab und den Standort Poststraße 31 im Jahr 1935. Bereits ein Jahr zuvor waren Margarete und ihr Mann aus ihrer langjährigen Wohnung in der Burgstraße ausgezogen und in die Wallnertheaterstraße 10 gezogen. In den Jahren 1936 und 1937 versuchte Wilhelm Croner, am Köllnischen Fischmarkt 1 (heute Leipzigerstraße/Mühlendamm) in Mitte das Zigarrengeschäft noch einmal neu zu etablieren, bevor er es – vermutlich nach den Pogromen 1938 – endgültig aufgab und das Ehepaar als Privatiere in die Stralauer Straße 3–6 zogen. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben für die Eheleute in Berlin zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Margarete und Wilhelm Croner mussten Anfang 1942 ihre Wohnung verlassen und wurden in einem der Berliner Sammellager interniert. Von dort aus wurden sie am 13. Januar 1942 mit dem „8. Osttransport“ in das Ghetto Riga deportiert. Da beide Ehepartner in den Deportationslisten als „arbeitsfähig“ geführt wurden, haben sie möglicherweise noch im Ghetto – beziehungsweise in einem der dortigen Arbeitskommandos – Zwangsarbeit leisten müssen, bevor sie entweder durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mittels planvoller Mangelernährung und körperlichen Misshandlungen ermordet wurden. In jedem Fall gehörten sie nicht zu den wenigen Überlebenden, der nach Riga deportierten deutschen Juden.

Ihrer Tochter Gertrude Croner war im Mai 1937 die Flucht mit ihrem späteren Ehemann Bernhard Holländer nach England gelungen. Das Paar heiratete im Dezember 1937, überlebte die NS-Verfolgung im Exil in Irland und emigrierte später nach Israel. Margaretes Bruder Hermann Heymann hatte sich mit seiner Ehefrau Meta, geborene Mehsow, vor 1939 vor der NS-Verfolgung nach England retten können und überlebt.