Dr. Martin Happ

Verlegeort
Chausseestr. 6
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
Juli 2007
Geboren
17. Januar 1886 in Pleschen (Posen) / Pleszew
Beruf
Rechtsanwalt
Deportation
am 04. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Martin Happ wurde am 17. Januar 1886 in Pleschen (heute: Pleszew / Polen) in der preußischen Provinz Posen geboren. Zu dieser Zeit gab es in Pleschen eine große jüdische Gemeinde mit mehreren hundert Mitgliedern. Martins Vater Moritz Happ (1861–1942) stammte ursprünglich aus der Stadt Witkowo. In Pleschen arbeitete er als Lehrer an einer deutschen Schule. Die Mutter Emma Happ wurde 1863 als Emma Raesener in Strasburg (Uckermark) geboren. Martin Happ hatte noch drei Geschwister. Die Familie gehörte zur deutschen Bevölkerungsminderheit in der Provinz Posen.<br />
<br />
Nach einem Studium der Rechtswissenschaften promovierte Martin Happ 1910 an der Universität von Erlangen zum Dr. jur. und 1913 erhielt er seine Zulassung als Rechtsanwalt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Martin Happ seinen Wohnsitz in Berlin-Charlottenburg in der Pestalozzistr. 24, wo er zur Untermiete wohnte. In Berlin lernte er seine spätere Ehefrau Sophie Bach kennen. Die beiden heirateten 1915. Das Ehepaar zog zunächst zurück in die Provinz Posen nach Hohensalza (Inowrocław). Dort eröffnete Martin Happ eine eigene Kanzlei. Am 2. August 1919 wurde sein Sohn Wolfgang Wilhelm geboren.<br />
<br />
Infolge des Posener Aufstands (1918–1919) trat die deutsche Regierung die Provinz an Polen ab. Martin Happ, der die deutsche Staatsbürgerschaft hatte, wurde zusammen mit seiner Familie ausgewiesen. Er musste seine Praxis in Hohensalza aufgeben und einen Großteil seines Besitzes dort zurücklassen.<br />
<br />
Ab 1920 lebte die Familie Happ in Schönebeck an der Elbe. Gleichzeitig mit seinem Umzug nach Schönebeck trat Martin Happ in die SPD ein, der er bis 1932 angehörte. Er eröffnete eine Anwaltspraxis in der Friedrichstraße 23, die er zusammen mit dem Rechtsanwalt Dr. Brauer führte. Die Familie Happ wohnte in der Tolbergstraße 4a. Ab 1927 war Martin Happ alleiniger Eigentümer des Hauses. Der Sohn Wolfgang besuchte in Schönebeck erst vier Jahre lang die Volksschule und anschließend das Realgymnasium. Am 1. September 1926 kam das zweite gemeinsame Kind Vera zur Welt.<br />
<br />
Direkt nach der Machtübernahme im Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der Ausgrenzung von Juden aus verschiedenen Berufsgruppen. Am 8. April 1933 musste Martin Happ die von allen jüdischen Anwälten geforderte Loyalitätserklärung gegenüber der neuen Regierung abgeben. Ab September 1933 durfte er nicht mehr als Notar arbeiten. Noch während er um seine berufliche Existenz kämpfen musste, erkrankte Martin Happ. Im Juli 1933 stellte er daher einen Referendar aus Magdeburg ein, der in den folgenden Monaten als sein Vertreter fungierte. Im November 1934 verlor Martin Happ auch seine Zulassung als Rechtsanwalt.<br />
<br />
Die Familie zog daraufhin nach Berlin zu den Schwiegereltern von Martin Happ, die ein Mehrfamilienhaus in der Chausseestraße 6 besaßen. Von dort zogen sie verschiedenen Quellen zufolge vorübergehend in die Jagowstraße 1–3 in Berlin-Grunewald. Martin Happ, der infolge seiner Erkrankung das Gehör verloren hatte und an Gleichgewichtsstörungen litt, erhielt Invalidenrente. Martin und Sophie Happ bemühten sich verzweifelt um Visa, um vor der zunehmenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu fliehen. Sie wollten nach England emigrieren, wohin die beiden Geschwister von Sophie Happ bereits ausgewandert waren. Ohne entsprechende Sprachkenntnisse und ohne Aussicht auf eine Anstellung für Martin Happ bekamen sie jedoch keine Genehmigung für die Einreise. Es gelang ihnen aber, ihre beiden Kinder außer Landes zu bringen. Die Tochter Vera kam 1939 mit einem Kindertransport nach England. 1940 verstarb sie in Cardiff an einer Meningitis-Erkrankung. Der Sohn Wolfgang gelangte über Italien nach England. Dort wurde er 1941 aufgrund seiner deutschen Staatsbürgerschaft als „feindlicher Ausländer“ interniert und nach Kanada gebracht.<br />
<br />
1940 wurde das Haus in der Chausseestraße 6 „arisiert“. Sophie Happ und ihre Geschwister, die es gemeinsam geerbt hatten, waren gezwungen, es unter Wert an deutsche Eigentümer zu verkaufen. Der Vermögenserklärung zufolge, die das Ehepaar Happ bei der Gestapo abgeben musste, waren sie 1941 wieder in das Elternhaus zurückgezogen und bewohnten dort eine 3-Zimmer-Wohnung, in die sie noch ein jüdisches Paar als Untermieter aufgenommen hatten. Am 4. März 1943 wurden Martin und Sophie Happ von der Gestapo in ihrer Wohnung verhaftet. Sie wurden mit dem „34. Osttransport“ in das KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet.<br />
<br />
Die Eltern von Martin Happ kamen 1942 im Ghetto Theresienstadt ums Leben. Seine Schwester Regina Happ (verh. Gutmann) starb 1944 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Bruder Fritz Happ konnte nach Bolivien auswandern. Über das Schicksal des zweiten Bruders ist nichts bekannt.<br />
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Martin Happ wurde am 17. Januar 1886 in Pleschen (heute: Pleszew / Polen) in der preußischen Provinz Posen geboren. Zu dieser Zeit gab es in Pleschen eine große jüdische Gemeinde mit mehreren hundert Mitgliedern. Martins Vater Moritz Happ (1861–1942) stammte ursprünglich aus der Stadt Witkowo. In Pleschen arbeitete er als Lehrer an einer deutschen Schule. Die Mutter Emma Happ wurde 1863 als Emma Raesener in Strasburg (Uckermark) geboren. Martin Happ hatte noch drei Geschwister. Die Familie gehörte zur deutschen Bevölkerungsminderheit in der Provinz Posen.

Nach einem Studium der Rechtswissenschaften promovierte Martin Happ 1910 an der Universität von Erlangen zum Dr. jur. und 1913 erhielt er seine Zulassung als Rechtsanwalt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Martin Happ seinen Wohnsitz in Berlin-Charlottenburg in der Pestalozzistr. 24, wo er zur Untermiete wohnte. In Berlin lernte er seine spätere Ehefrau Sophie Bach kennen. Die beiden heirateten 1915. Das Ehepaar zog zunächst zurück in die Provinz Posen nach Hohensalza (Inowrocław). Dort eröffnete Martin Happ eine eigene Kanzlei. Am 2. August 1919 wurde sein Sohn Wolfgang Wilhelm geboren.

Infolge des Posener Aufstands (1918–1919) trat die deutsche Regierung die Provinz an Polen ab. Martin Happ, der die deutsche Staatsbürgerschaft hatte, wurde zusammen mit seiner Familie ausgewiesen. Er musste seine Praxis in Hohensalza aufgeben und einen Großteil seines Besitzes dort zurücklassen.

Ab 1920 lebte die Familie Happ in Schönebeck an der Elbe. Gleichzeitig mit seinem Umzug nach Schönebeck trat Martin Happ in die SPD ein, der er bis 1932 angehörte. Er eröffnete eine Anwaltspraxis in der Friedrichstraße 23, die er zusammen mit dem Rechtsanwalt Dr. Brauer führte. Die Familie Happ wohnte in der Tolbergstraße 4a. Ab 1927 war Martin Happ alleiniger Eigentümer des Hauses. Der Sohn Wolfgang besuchte in Schönebeck erst vier Jahre lang die Volksschule und anschließend das Realgymnasium. Am 1. September 1926 kam das zweite gemeinsame Kind Vera zur Welt.

Direkt nach der Machtübernahme im Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der Ausgrenzung von Juden aus verschiedenen Berufsgruppen. Am 8. April 1933 musste Martin Happ die von allen jüdischen Anwälten geforderte Loyalitätserklärung gegenüber der neuen Regierung abgeben. Ab September 1933 durfte er nicht mehr als Notar arbeiten. Noch während er um seine berufliche Existenz kämpfen musste, erkrankte Martin Happ. Im Juli 1933 stellte er daher einen Referendar aus Magdeburg ein, der in den folgenden Monaten als sein Vertreter fungierte. Im November 1934 verlor Martin Happ auch seine Zulassung als Rechtsanwalt.

Die Familie zog daraufhin nach Berlin zu den Schwiegereltern von Martin Happ, die ein Mehrfamilienhaus in der Chausseestraße 6 besaßen. Von dort zogen sie verschiedenen Quellen zufolge vorübergehend in die Jagowstraße 1–3 in Berlin-Grunewald. Martin Happ, der infolge seiner Erkrankung das Gehör verloren hatte und an Gleichgewichtsstörungen litt, erhielt Invalidenrente. Martin und Sophie Happ bemühten sich verzweifelt um Visa, um vor der zunehmenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu fliehen. Sie wollten nach England emigrieren, wohin die beiden Geschwister von Sophie Happ bereits ausgewandert waren. Ohne entsprechende Sprachkenntnisse und ohne Aussicht auf eine Anstellung für Martin Happ bekamen sie jedoch keine Genehmigung für die Einreise. Es gelang ihnen aber, ihre beiden Kinder außer Landes zu bringen. Die Tochter Vera kam 1939 mit einem Kindertransport nach England. 1940 verstarb sie in Cardiff an einer Meningitis-Erkrankung. Der Sohn Wolfgang gelangte über Italien nach England. Dort wurde er 1941 aufgrund seiner deutschen Staatsbürgerschaft als „feindlicher Ausländer“ interniert und nach Kanada gebracht.

1940 wurde das Haus in der Chausseestraße 6 „arisiert“. Sophie Happ und ihre Geschwister, die es gemeinsam geerbt hatten, waren gezwungen, es unter Wert an deutsche Eigentümer zu verkaufen. Der Vermögenserklärung zufolge, die das Ehepaar Happ bei der Gestapo abgeben musste, waren sie 1941 wieder in das Elternhaus zurückgezogen und bewohnten dort eine 3-Zimmer-Wohnung, in die sie noch ein jüdisches Paar als Untermieter aufgenommen hatten. Am 4. März 1943 wurden Martin und Sophie Happ von der Gestapo in ihrer Wohnung verhaftet. Sie wurden mit dem „34. Osttransport“ in das KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Die Eltern von Martin Happ kamen 1942 im Ghetto Theresienstadt ums Leben. Seine Schwester Regina Happ (verh. Gutmann) starb 1944 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Bruder Fritz Happ konnte nach Bolivien auswandern. Über das Schicksal des zweiten Bruders ist nichts bekannt.