Dina Tabaksmann

Verlegeort
Choriner Str. 1
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
Mai 2006
Geboren
18. Juni 1938 in Berlin
Deportation
am 09. Dezember 1942 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Dina Tabaksmanns kurzes Leben hatte kaum begonnen, als es gewaltsam in Auschwitz endete. Sie wurde am 18. Juni 1938 in Berlin geboren. Am 9. Dezember 1942 wurde die Vierjährige mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.<br />
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Dina war die Tochter von Baila Brandla Tabaksmann, geboren 1910 in Warschau (Warszawa), und des Schneiders Franz Ferdinand Kornguth, geboren 1910 in Berlin. Ihre Eltern müssen sich Ende der 1920er-Jahre oder Anfang der 1930er-Jahre in Berlin kennengelernt haben. Dina hatte zwei ältere Geschwister: Ihr Bruder Helmut (auch Herbert genannt) und ihre Schwester Annie waren 1932 und 1934 in Berlin geboren worden. Im Jahr der Geburt von Dina verließ ihr Vater die Hauptstadt – es ist möglich, dass er im Rahmen der „Polenaktion“ Ende Oktober 1938 an die polnische Grenze ins Sammellager Bentschen (Zbąszyń) deportiert wurde. Anfang der 1940er-Jahre befand er sich im Warschauer Ghetto. In der Lagerzeitung „Gazeta Zydowska“ findet sich am 2. November 1941 eine Suchanfrage des Judenrats, mit der Franz Ferdinand Kornguth, „ca. 30 Jahre alt, von Beruf Schneider, aus Berlin, bis letztes Jahr wohnhaft in Warschau bei Ul. Zamenhofa [Ludwika-Zamenhofa-Straße, in der heute das Denkmal des Warschauer Aufstands steht]“ aufgefordert wird, sich persönlich oder schriftlich bei der Abteilung für Registerangelegenheiten zu melden. Es handelt sich um die letzte dokumentierte Spur zu ihm. Laut Familienangaben wurde er 1943 im Warschauer Ghetto ermordet.<br />
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In Berlin gelang es Baila Brandla Tabaksmann unterdessen, ihre beiden älteren Kinder, Annie und Helmut Tabaksmann, 1939 mit einem der sogenannten Kindertransporte nach Großbritannien in Sicherheit zu bringen. Mit ihrer Tochter Dina verblieb Baila Brandla in einer Wohnung in der Rückerstraße 6 in Mitte. Es ist nicht bekannt, ob sie Pläne verfolgte, aus Deutschland zu entkommen. Sollte sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Mutter und Tochter in Berlin zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte sich Baila Brandla Tabaksmann mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Seit Anfang der 1940-Jahre wurde sie außerdem zu Zwangsarbeit herangezogen, zuletzt als Arbeiterin in der Einlegesohlenfabrik „Gu-Krau GmbH“ in der Tegeler Straße 6 im Wedding. Am 9. September 1941 bekam sie ein weiteres Kind, den Sohn Denny, nähere Angaben zum Vater sind nicht bekannt. Mit ihren Kindern zog Baila Brandla Tabaksmann in den 1940er-Jahren in ihre letzte Berliner Unterkunft. Sie nahm sich ein Zimmer zur Untermiete bei Abrahamsohn in der Hirtenstraße 18 in Mitte. Es kann für Baila Brandla Tabaksmann nicht leicht gewesen sein, die Kleinkinder Anfang der 1940er-Jahre angemessen zu versorgen. Für die Mittel des täglichen Bedarfs reichten die diskriminierenden Lebensmittelkarten für Juden kaum aus, die nur in bestimmten Geschäften und zu beschränkten Zeiten zum Bezug von Nahrung berechtigten. Ab dem Jahre 1942 wurden auch diese Mittel noch einmal drastisch eingeschränkt. Sie erhielten beispielsweise kein Fleisch, keine Eier und keine Milch mehr, außerdem keine Weizenerzeugnisse wie Mehl und Weißbrot.<br />
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Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die vierjährige Dina Tabaksmann wurde zusammen mit ihrer Mutter und ihrem einjährigen Bruder im Winter 1942 im Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden die drei mit dem „24. Osttransport“ am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft am folgenden Tag ermordet. Dinas Geschwister Helmut und Annie überlebten die NS-Verfolgung im Exil in Großbritannien. Sie lebten später in den USA, genauso wie ein Onkel mütterlicherseits, Isaak Tabaksmann, der sich über Shanghai in die USA retten konnte.

Dina Tabaksmanns kurzes Leben hatte kaum begonnen, als es gewaltsam in Auschwitz endete. Sie wurde am 18. Juni 1938 in Berlin geboren. Am 9. Dezember 1942 wurde die Vierjährige mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder aus Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Dina war die Tochter von Baila Brandla Tabaksmann, geboren 1910 in Warschau (Warszawa), und des Schneiders Franz Ferdinand Kornguth, geboren 1910 in Berlin. Ihre Eltern müssen sich Ende der 1920er-Jahre oder Anfang der 1930er-Jahre in Berlin kennengelernt haben. Dina hatte zwei ältere Geschwister: Ihr Bruder Helmut (auch Herbert genannt) und ihre Schwester Annie waren 1932 und 1934 in Berlin geboren worden. Im Jahr der Geburt von Dina verließ ihr Vater die Hauptstadt – es ist möglich, dass er im Rahmen der „Polenaktion“ Ende Oktober 1938 an die polnische Grenze ins Sammellager Bentschen (Zbąszyń) deportiert wurde. Anfang der 1940er-Jahre befand er sich im Warschauer Ghetto. In der Lagerzeitung „Gazeta Zydowska“ findet sich am 2. November 1941 eine Suchanfrage des Judenrats, mit der Franz Ferdinand Kornguth, „ca. 30 Jahre alt, von Beruf Schneider, aus Berlin, bis letztes Jahr wohnhaft in Warschau bei Ul. Zamenhofa [Ludwika-Zamenhofa-Straße, in der heute das Denkmal des Warschauer Aufstands steht]“ aufgefordert wird, sich persönlich oder schriftlich bei der Abteilung für Registerangelegenheiten zu melden. Es handelt sich um die letzte dokumentierte Spur zu ihm. Laut Familienangaben wurde er 1943 im Warschauer Ghetto ermordet.

In Berlin gelang es Baila Brandla Tabaksmann unterdessen, ihre beiden älteren Kinder, Annie und Helmut Tabaksmann, 1939 mit einem der sogenannten Kindertransporte nach Großbritannien in Sicherheit zu bringen. Mit ihrer Tochter Dina verblieb Baila Brandla in einer Wohnung in der Rückerstraße 6 in Mitte. Es ist nicht bekannt, ob sie Pläne verfolgte, aus Deutschland zu entkommen. Sollte sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Mutter und Tochter in Berlin zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte sich Baila Brandla Tabaksmann mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Seit Anfang der 1940-Jahre wurde sie außerdem zu Zwangsarbeit herangezogen, zuletzt als Arbeiterin in der Einlegesohlenfabrik „Gu-Krau GmbH“ in der Tegeler Straße 6 im Wedding. Am 9. September 1941 bekam sie ein weiteres Kind, den Sohn Denny, nähere Angaben zum Vater sind nicht bekannt. Mit ihren Kindern zog Baila Brandla Tabaksmann in den 1940er-Jahren in ihre letzte Berliner Unterkunft. Sie nahm sich ein Zimmer zur Untermiete bei Abrahamsohn in der Hirtenstraße 18 in Mitte. Es kann für Baila Brandla Tabaksmann nicht leicht gewesen sein, die Kleinkinder Anfang der 1940er-Jahre angemessen zu versorgen. Für die Mittel des täglichen Bedarfs reichten die diskriminierenden Lebensmittelkarten für Juden kaum aus, die nur in bestimmten Geschäften und zu beschränkten Zeiten zum Bezug von Nahrung berechtigten. Ab dem Jahre 1942 wurden auch diese Mittel noch einmal drastisch eingeschränkt. Sie erhielten beispielsweise kein Fleisch, keine Eier und keine Milch mehr, außerdem keine Weizenerzeugnisse wie Mehl und Weißbrot.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die vierjährige Dina Tabaksmann wurde zusammen mit ihrer Mutter und ihrem einjährigen Bruder im Winter 1942 im Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden die drei mit dem „24. Osttransport“ am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft am folgenden Tag ermordet. Dinas Geschwister Helmut und Annie überlebten die NS-Verfolgung im Exil in Großbritannien. Sie lebten später in den USA, genauso wie ein Onkel mütterlicherseits, Isaak Tabaksmann, der sich über Shanghai in die USA retten konnte.