Kurt Bernhardt

Verlegeort
Ackerstr. 15
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
Mai 2008
Geboren
19. Januar 1901 in Breslau (Schlesien) / Wrocław
Beruf
Apotheker
Deportation
am 28. September 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Am 19. Januar 1901 wurde Kurt Friedrich Moritz Bernhardt in Breslau (Wrocław) geboren. Seine Mutter war Elfriede Bernhardt geb. Lippmann aus Wronke (Wronki). Der Vorname seines Vaters ist nicht bekannt, er soll Inhaber einer Großdestillation in Breslau gewesen sein. Beide Eltern waren jüdischen Glaubens. Kurt Bernhardt hatte noch eine zwölf Jahre ältere Schwester namens Else. Er verbrachte seine Kindheit mit seiner Familie in Breslau. Nach dem Abschluss des Abiturs machte er eine Ausbildung als Apotheker und Laborant. In den 1920er Jahren zog er von Breslau nach Berlin. 1923 trat er dort der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei und blieb bis 1927 Parteimitglied. <br />
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Am 12. März 1928 heiratete Kurt Bernhardt Charlotte Stabbert. Sie war fünf Jahre jünger als er, in Berlin geboren und kam aus einer protestantischen Familie. Wenig später, am 12. April 1928, kam der gemeinsame Sohn Rolf Kurt Friedrich Bernhardt zur Welt. Auf Wunsch des Vaters wurde er im jüdischen Glauben erzogen. Die Familie lebte in einer 2-Zimmer-Wohnung in der Ackerstraße 14/15 in Berlin-Mitte. Kurt Bernhardt konnte in Berlin nicht in seinem Beruf als Apotheker und Laborant arbeiten. Bis 1928 soll er für die Jüdische Gemeinde tätig gewesen sein und zeitweilig auch als Vertreter für Seifen, Parfum und Kosmetik. Seinem Sohn zufolge arbeitete er außerdem für die Zeitschrift „Medizinische Welt“. Nach der Machtnahme durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 fiel es ihm zunehmend schwer, Arbeit zu finden. Seine Frau Charlotte war als kaufmännische Angestellte tätig. Sie verlor allerdings mehrfach ihre Anstellung, nachdem ihrem jeweiligen Arbeitgeber die jüdische Abstammung ihres Ehemannes bekannt wurde. Dem gemeinsamen Sohn Rolf war der Schulbesuch verboten.<br />
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Um der zunehmenden antisemitischen Ausgrenzung und Verfolgung zu entgehen, bemühte sich Kurt Bernhardt ab 1937 verzweifelt um die Möglichkeit der Auswanderung für sich und seine Familie – zunächst nach Kolumbien, dann nach Shanghai. Doch es gelang ihm letztlich nicht, die nötigen Schiffspassagen zu bekommen.<br />
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Nach dem Scheitern der Ausreisebemühungen beschlossen die Eltern ihren damals 12jährigen Sohn Rolf im Juni 1940 christlich taufen zu lassen. Etwa drei Monate später, am 24. September 1940, ließen sie ihre Ehe scheiden. Diese Entscheidung trafen sie, um ihren Sohn zu schützen und ihm den weiteren Schulbesuch zu ermöglichen. Die geschiedene Charlotte Stabbert zog mit dem Sohn zu ihrer Mutter in die Luxemburgerstraße im Berliner Wedding. Dort konnte Rolf Bernhardt die Gemeindeschule in der Müllerstraße Ecke Triftstraße besuchen. Auch nach dieser „Scheinscheidung“ blieb die Familie in engem Kontakt und Charlotte Stabbert unterstütze ihren geschiedenen Mann weiterhin. Dabei musste sie sehr vorsichtig sein. Mehrfach wurden sie von den Nachbarn in der Ackerstraße angefeindet und mit einer Denunziation wegen „Rassenschande“ bedroht. Charlotte Stabbert zufolge musste ihr früherer Mann ab 1939 Zwangsarbeit für die Tiefbau-Firma Wilhelm Pless auf einem Baugelände in Berlin-Tegel leisten. Im August 1941 zog Charlotte Stabbert berufsbedingt nach Bromberg (Bydgoszcz), Rolf Bernhardt folgte seiner Mutter im April 1942 nach dem er die Schule in Berlin beendet hatte.<br />
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Kurt Bernhardt engagierte sich politisch gegen das NS-Regime. Er gehörte einer oppositionellen Gruppe an, die aus der Liga für Menschenrechte hervorgegangen war und stand außerdem in enger Verbindung zu der jüdischen kommunistischen Widerstandsgruppe um Herbert Baum. Nachdem die „Gruppe Baum“, wie sie die Gestapo nannte, am 18. Mai 1942 einen Anschlag auf die NS- Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ verübt hatte, erhöhte sich der Verfolgungsdruck. Zwei Mitglieder dieser Gruppe, Lotte Paech und Herbert Budzislawski, die untertauchten mussten, versteckte Kurt Bernhardt in seiner Wohnung in der Ackerstraße. Die Gruppe wurde schließlich enttarnt und viele der Mitglieder verhaftet. Im November 1942 erfuhr die Gestapo, auch von dem Versteck Herbert Budzislawskis in der Ackerstraße. Sie verhafteten sowohl ihn als auch Kurt Bernhardt am 13. November 1942. Kurt Bernhardt kam in die Untersuchungshaftanstalt beim Kriminalgericht in Berlin-Moabit. Dort konnte ihn sein Sohn einmal während der Haft besuchen. Am 20. Mai 1943 wurde Kurt Bernhardt zusammen mit drei weiteren Beschuldigten vor das Sondergericht II beim Landgericht Berlin gestellt. Er war angeklagt, mit illegal beschafften Schwerarbeiterzuglagekarten für Brot, Fleisch und Fett den bei ihm zuhause untergetauchten Herbert Budzislawski versorgt zu haben. Das Gericht verurteilte ihn wegen Kriegswirtschaftsverbrechen zu sechs Monaten Gefängnis.<br />
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Aus der Haft wurde Kurt Bernhardt am 28. September 1943 mit dem 43. Osttransport von Berlin nach Auschwitz deportiert. Es ist davon auszugehen, dass er noch am Tag seiner Ankunft in Auschwitz ermordet wurde.<br />
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Auch seine Mutter Elfriede Peiser (verwitwete Bernhardt) fiel der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer. Sie wurde am 27. Juli 1942 von Breslau nach Theresienstadt deportiert, wo sie verstarb. Seine Schwester Else nahm sich am 21. Oktober 1941 das Leben, einen Monat bevor ihr Mann Hans Berliner aus der gemeinsamen Wohnung in Berlin deportiert und ermordet wurde. Sein Sohn Rolf Bernhardt wurde im Oktober 1944 von der Gestapo in ein Zwangsarbeiterlager nach Jena verbracht. Er überlebte dort das Kriegsende.<br />
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Am 19. Januar 1901 wurde Kurt Friedrich Moritz Bernhardt in Breslau (Wrocław) geboren. Seine Mutter war Elfriede Bernhardt geb. Lippmann aus Wronke (Wronki). Der Vorname seines Vaters ist nicht bekannt, er soll Inhaber einer Großdestillation in Breslau gewesen sein. Beide Eltern waren jüdischen Glaubens. Kurt Bernhardt hatte noch eine zwölf Jahre ältere Schwester namens Else. Er verbrachte seine Kindheit mit seiner Familie in Breslau. Nach dem Abschluss des Abiturs machte er eine Ausbildung als Apotheker und Laborant. In den 1920er Jahren zog er von Breslau nach Berlin. 1923 trat er dort der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei und blieb bis 1927 Parteimitglied.

Am 12. März 1928 heiratete Kurt Bernhardt Charlotte Stabbert. Sie war fünf Jahre jünger als er, in Berlin geboren und kam aus einer protestantischen Familie. Wenig später, am 12. April 1928, kam der gemeinsame Sohn Rolf Kurt Friedrich Bernhardt zur Welt. Auf Wunsch des Vaters wurde er im jüdischen Glauben erzogen. Die Familie lebte in einer 2-Zimmer-Wohnung in der Ackerstraße 14/15 in Berlin-Mitte. Kurt Bernhardt konnte in Berlin nicht in seinem Beruf als Apotheker und Laborant arbeiten. Bis 1928 soll er für die Jüdische Gemeinde tätig gewesen sein und zeitweilig auch als Vertreter für Seifen, Parfum und Kosmetik. Seinem Sohn zufolge arbeitete er außerdem für die Zeitschrift „Medizinische Welt“. Nach der Machtnahme durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 fiel es ihm zunehmend schwer, Arbeit zu finden. Seine Frau Charlotte war als kaufmännische Angestellte tätig. Sie verlor allerdings mehrfach ihre Anstellung, nachdem ihrem jeweiligen Arbeitgeber die jüdische Abstammung ihres Ehemannes bekannt wurde. Dem gemeinsamen Sohn Rolf war der Schulbesuch verboten.

Um der zunehmenden antisemitischen Ausgrenzung und Verfolgung zu entgehen, bemühte sich Kurt Bernhardt ab 1937 verzweifelt um die Möglichkeit der Auswanderung für sich und seine Familie – zunächst nach Kolumbien, dann nach Shanghai. Doch es gelang ihm letztlich nicht, die nötigen Schiffspassagen zu bekommen.

Nach dem Scheitern der Ausreisebemühungen beschlossen die Eltern ihren damals 12jährigen Sohn Rolf im Juni 1940 christlich taufen zu lassen. Etwa drei Monate später, am 24. September 1940, ließen sie ihre Ehe scheiden. Diese Entscheidung trafen sie, um ihren Sohn zu schützen und ihm den weiteren Schulbesuch zu ermöglichen. Die geschiedene Charlotte Stabbert zog mit dem Sohn zu ihrer Mutter in die Luxemburgerstraße im Berliner Wedding. Dort konnte Rolf Bernhardt die Gemeindeschule in der Müllerstraße Ecke Triftstraße besuchen. Auch nach dieser „Scheinscheidung“ blieb die Familie in engem Kontakt und Charlotte Stabbert unterstütze ihren geschiedenen Mann weiterhin. Dabei musste sie sehr vorsichtig sein. Mehrfach wurden sie von den Nachbarn in der Ackerstraße angefeindet und mit einer Denunziation wegen „Rassenschande“ bedroht. Charlotte Stabbert zufolge musste ihr früherer Mann ab 1939 Zwangsarbeit für die Tiefbau-Firma Wilhelm Pless auf einem Baugelände in Berlin-Tegel leisten. Im August 1941 zog Charlotte Stabbert berufsbedingt nach Bromberg (Bydgoszcz), Rolf Bernhardt folgte seiner Mutter im April 1942 nach dem er die Schule in Berlin beendet hatte.

Kurt Bernhardt engagierte sich politisch gegen das NS-Regime. Er gehörte einer oppositionellen Gruppe an, die aus der Liga für Menschenrechte hervorgegangen war und stand außerdem in enger Verbindung zu der jüdischen kommunistischen Widerstandsgruppe um Herbert Baum. Nachdem die „Gruppe Baum“, wie sie die Gestapo nannte, am 18. Mai 1942 einen Anschlag auf die NS- Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ verübt hatte, erhöhte sich der Verfolgungsdruck. Zwei Mitglieder dieser Gruppe, Lotte Paech und Herbert Budzislawski, die untertauchten mussten, versteckte Kurt Bernhardt in seiner Wohnung in der Ackerstraße. Die Gruppe wurde schließlich enttarnt und viele der Mitglieder verhaftet. Im November 1942 erfuhr die Gestapo, auch von dem Versteck Herbert Budzislawskis in der Ackerstraße. Sie verhafteten sowohl ihn als auch Kurt Bernhardt am 13. November 1942. Kurt Bernhardt kam in die Untersuchungshaftanstalt beim Kriminalgericht in Berlin-Moabit. Dort konnte ihn sein Sohn einmal während der Haft besuchen. Am 20. Mai 1943 wurde Kurt Bernhardt zusammen mit drei weiteren Beschuldigten vor das Sondergericht II beim Landgericht Berlin gestellt. Er war angeklagt, mit illegal beschafften Schwerarbeiterzuglagekarten für Brot, Fleisch und Fett den bei ihm zuhause untergetauchten Herbert Budzislawski versorgt zu haben. Das Gericht verurteilte ihn wegen Kriegswirtschaftsverbrechen zu sechs Monaten Gefängnis.

Aus der Haft wurde Kurt Bernhardt am 28. September 1943 mit dem 43. Osttransport von Berlin nach Auschwitz deportiert. Es ist davon auszugehen, dass er noch am Tag seiner Ankunft in Auschwitz ermordet wurde.

Auch seine Mutter Elfriede Peiser (verwitwete Bernhardt) fiel der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer. Sie wurde am 27. Juli 1942 von Breslau nach Theresienstadt deportiert, wo sie verstarb. Seine Schwester Else nahm sich am 21. Oktober 1941 das Leben, einen Monat bevor ihr Mann Hans Berliner aus der gemeinsamen Wohnung in Berlin deportiert und ermordet wurde. Sein Sohn Rolf Bernhardt wurde im Oktober 1944 von der Gestapo in ein Zwangsarbeiterlager nach Jena verbracht. Er überlebte dort das Kriegsende.