Jakob Zuckermann

Verlegeort
Ackerstr. 167
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
30. November 2013
Geboren
1879 in Stopnica
Beruf
Kaufmann
Abgeschoben
Oktober 1938 nach Polen
Verhaftet
in Bentschen / Zbąszyń
Deportation
1939 nach Łódź / Litzmannstadt
Später deportiert
am 20. März 1942 nach Chełmno / Kulmhof
Ermordet
in Chełmno / Kulmhof

Jakob Zuckermann (poln. Jankiel Cukiermann) wurde 1879 in Stopnica in Polen als Sohn von David und Mirjam Zuckermann geboren. Von Beruf war Jakob Kaufmann. Am 1. März 1903 heiratete er Chawa Steinhardt in Tarnbrzeg nach mosaischem Ritus. <br />
<br />
1906 wurde ihr Sohn Menasche Steinhardt geboren. Zwei Jahre später emigrierte die Familie ins Deutsche Reich. Hier kam am 30. Juli 1911 ihre Tochter Hinda zur Welt. Sie heiratete 1937 in Hamburg Karol Rechtschaffen. Mit ihrem Kind Eva konnte sie sich im Mai 1939 nach Dänemark retten, wohin auch ihr Mann Karol Rechtschaffen flüchtete. Die zweite Tochter von Chawa und Jakob Malka, spätere Kikoler, wurde am 25. Oktober 1912 geboren. Sie wanderte 1936 nach Brasilien aus. <br />
<br />
In Berlin wohnte die Familie in der Ackerstr. 167 in Berlin-Mitte. Vor 1921 an betrieb Jakob Zuckermann hier ein angesehenes Textil- und Partiewarengeschäft. Ab 1921 meldete er zusätzlich ein Möbel und Warenkredithaus an, dass er aber um das Jahr 1928 aufgab, um sich ausschließlich auf den florierenden Textilhandel als Zwischenhändler von Seide, Wolle und Futterstoffen zu konzentrieren. <br />
<br />
Die Zuckermanns waren eine angesehene bürgerliche Familie. Im Haushalt half eine Hausgehilfin. Die Kinder genossen eine gute Ausbildung. Jakob engagierte sich im kulturellen Leben. Er war Mitbegründer und Vorstandsmitglied eines Berliner Synagogen-Vereins. Am 20. April 1932 verstarb Chawa. Jakob heiratete nicht wieder. Spätestens seit 1937 musste Jakob das Geschäft, dass er nun mit seinem Sohn Menasche führte, in die Kaiser-Wilhelm-Straße 29 verlegen, „da seine Kunden, die jahrelang bei Jakob Zuckermann gekauft hatten, es nicht mehr wagten, ein jüdisches Ladengeschäft zu betreten“, wie aus den Berichten der Familie hervorgeht. „In der Kaiser-Wilhelm-Strasse befand sich das Lager auf der Etage und war daher diskret.“ Dass er das Geschäft auf seinen Sohn überschrieb, lässt sich laut den Familienangaben „daraus erklären, dass er wegen der in Berlin herrschenden Judenverfolgung seit 1938 die Absicht hatte, zu seiner Tochter Malka Kikoler nach Brasilien auszuwandern und das Geschäft dann allein von seinem Sohn, Menasche Steinhardt, fortführen zu lassen.“ Dazu kam es nicht. Am 29. Oktober 1938 wurde Jakob in Berlin verhaftet und im Rahmen der sogenannten Polenaktion nach Polen abgeschoben. Sein gesamtes Privat- wie Geschäftsvermögen beschlagnahmten die Polizeibehörden. Die Lagerbestände des Geschäfts (im geschätzten Wert von 60  000 Reichsmark) wurden geplündert. Die rassistischen Aggressionen hatten sich dabei anscheinend so weit Bahn gebrochen, dass das Geschäft dabei vollkommen zerstört wurde und man einen Teil der Ware einfach auf die Straße warf. <br />
<br />
Sein Sohn Menasche, der ebenfalls abgeschoben werden sollte, hielt sich versteckt – laut späterem Anwaltschreiben der Familie, weil er von einem menschenfreundlichen Kommissar des Reviers Weinbergsweg einen Hinweis zur bevorstehenden „Polenaktion“ erhalten hatte. Nach der Verhaftung seines Vaters tauchte Menaschem unter und hielt sich in verschiedenen Städten versteckt, um seine Flucht nach Belgien vorzubereiten. Jakob wurde im Grenzort Zbąszyń/Bentschen interniert. In diesem Lager ist er zuletzt am 5. März 1939 von seinem Schwiegersohn Karol gesehen worden. Laut seinem Schwiegersohn befand er sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf dem Weg nach Łódź. Aus dem Ghetto Łódź / Litzmannstadt existieren mehrere Schriftstücke von Jakob, mit denen er seine Familie um Hilfe bittet. Am 3. Februar 1941 attestiert der Älteste der Juden im Ghetto Mordechai Chaim Rumkowski, in seiner Funktion als Vorsitz des Judenrates, dass „Jankiel Cukiermann, wohnhaft hier, Mühlgasse 13, 62 Jahre alt, sich in materiell schlechten Verhältnissen befindet (...).“ <br />
<br />
Sein Schwiegersohn schickte ihm daraufhin aus Dänemark mehrere Geld- und Paketsendungen. Den Empfang der ersten quittierte Jakob am 3. März 1941. In den Postkarten an seine Familie bedankte er sich, „dass Ihr Euren Vater noch nicht vergessen habt“. Ob die Geld- und Paketsendungen den hilfesuchenden Vater wirklich in vollem Umfang erreichten, bleibt fraglich. Ende 1941 endet der Briefwechsel mit seiner Familie. Die letzten Sendungen Anfang 1942 sind nicht mehr persönlich quittiert. Am 5. Januar 1942 wurde Jakob Zuckermann in das Vernichtungslager Chełmno deportiert und ermordet. Sein Sohn Menasche wurde am 23. März 1945 im KZ Buchenwald ermordet. Dessen Frau, Edith Steinhardt und dessen Sohn Harry waren 1942 in Auschwitz ermordet worden. und Kind Die beiden Töchter von Jakob Zuckermann überlebten im Ausland.

Jakob Zuckermann (poln. Jankiel Cukiermann) wurde 1879 in Stopnica in Polen als Sohn von David und Mirjam Zuckermann geboren. Von Beruf war Jakob Kaufmann. Am 1. März 1903 heiratete er Chawa Steinhardt in Tarnbrzeg nach mosaischem Ritus.

1906 wurde ihr Sohn Menasche Steinhardt geboren. Zwei Jahre später emigrierte die Familie ins Deutsche Reich. Hier kam am 30. Juli 1911 ihre Tochter Hinda zur Welt. Sie heiratete 1937 in Hamburg Karol Rechtschaffen. Mit ihrem Kind Eva konnte sie sich im Mai 1939 nach Dänemark retten, wohin auch ihr Mann Karol Rechtschaffen flüchtete. Die zweite Tochter von Chawa und Jakob Malka, spätere Kikoler, wurde am 25. Oktober 1912 geboren. Sie wanderte 1936 nach Brasilien aus.

In Berlin wohnte die Familie in der Ackerstr. 167 in Berlin-Mitte. Vor 1921 an betrieb Jakob Zuckermann hier ein angesehenes Textil- und Partiewarengeschäft. Ab 1921 meldete er zusätzlich ein Möbel und Warenkredithaus an, dass er aber um das Jahr 1928 aufgab, um sich ausschließlich auf den florierenden Textilhandel als Zwischenhändler von Seide, Wolle und Futterstoffen zu konzentrieren.

Die Zuckermanns waren eine angesehene bürgerliche Familie. Im Haushalt half eine Hausgehilfin. Die Kinder genossen eine gute Ausbildung. Jakob engagierte sich im kulturellen Leben. Er war Mitbegründer und Vorstandsmitglied eines Berliner Synagogen-Vereins. Am 20. April 1932 verstarb Chawa. Jakob heiratete nicht wieder. Spätestens seit 1937 musste Jakob das Geschäft, dass er nun mit seinem Sohn Menasche führte, in die Kaiser-Wilhelm-Straße 29 verlegen, „da seine Kunden, die jahrelang bei Jakob Zuckermann gekauft hatten, es nicht mehr wagten, ein jüdisches Ladengeschäft zu betreten“, wie aus den Berichten der Familie hervorgeht. „In der Kaiser-Wilhelm-Strasse befand sich das Lager auf der Etage und war daher diskret.“ Dass er das Geschäft auf seinen Sohn überschrieb, lässt sich laut den Familienangaben „daraus erklären, dass er wegen der in Berlin herrschenden Judenverfolgung seit 1938 die Absicht hatte, zu seiner Tochter Malka Kikoler nach Brasilien auszuwandern und das Geschäft dann allein von seinem Sohn, Menasche Steinhardt, fortführen zu lassen.“ Dazu kam es nicht. Am 29. Oktober 1938 wurde Jakob in Berlin verhaftet und im Rahmen der sogenannten Polenaktion nach Polen abgeschoben. Sein gesamtes Privat- wie Geschäftsvermögen beschlagnahmten die Polizeibehörden. Die Lagerbestände des Geschäfts (im geschätzten Wert von 60  000 Reichsmark) wurden geplündert. Die rassistischen Aggressionen hatten sich dabei anscheinend so weit Bahn gebrochen, dass das Geschäft dabei vollkommen zerstört wurde und man einen Teil der Ware einfach auf die Straße warf.

Sein Sohn Menasche, der ebenfalls abgeschoben werden sollte, hielt sich versteckt – laut späterem Anwaltschreiben der Familie, weil er von einem menschenfreundlichen Kommissar des Reviers Weinbergsweg einen Hinweis zur bevorstehenden „Polenaktion“ erhalten hatte. Nach der Verhaftung seines Vaters tauchte Menaschem unter und hielt sich in verschiedenen Städten versteckt, um seine Flucht nach Belgien vorzubereiten. Jakob wurde im Grenzort Zbąszyń/Bentschen interniert. In diesem Lager ist er zuletzt am 5. März 1939 von seinem Schwiegersohn Karol gesehen worden. Laut seinem Schwiegersohn befand er sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf dem Weg nach Łódź. Aus dem Ghetto Łódź / Litzmannstadt existieren mehrere Schriftstücke von Jakob, mit denen er seine Familie um Hilfe bittet. Am 3. Februar 1941 attestiert der Älteste der Juden im Ghetto Mordechai Chaim Rumkowski, in seiner Funktion als Vorsitz des Judenrates, dass „Jankiel Cukiermann, wohnhaft hier, Mühlgasse 13, 62 Jahre alt, sich in materiell schlechten Verhältnissen befindet (...).“

Sein Schwiegersohn schickte ihm daraufhin aus Dänemark mehrere Geld- und Paketsendungen. Den Empfang der ersten quittierte Jakob am 3. März 1941. In den Postkarten an seine Familie bedankte er sich, „dass Ihr Euren Vater noch nicht vergessen habt“. Ob die Geld- und Paketsendungen den hilfesuchenden Vater wirklich in vollem Umfang erreichten, bleibt fraglich. Ende 1941 endet der Briefwechsel mit seiner Familie. Die letzten Sendungen Anfang 1942 sind nicht mehr persönlich quittiert. Am 5. Januar 1942 wurde Jakob Zuckermann in das Vernichtungslager Chełmno deportiert und ermordet. Sein Sohn Menasche wurde am 23. März 1945 im KZ Buchenwald ermordet. Dessen Frau, Edith Steinhardt und dessen Sohn Harry waren 1942 in Auschwitz ermordet worden. und Kind Die beiden Töchter von Jakob Zuckermann überlebten im Ausland.