Lilli Blitzer

Verlegeort
Alexanderstraße 43
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Geboren
11. Juli 1922 in Berlin
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Lilli Blitzer wurde am 11. Juli 1922 in Berlin geboren als erstes Kind von Marie und Leo Blitzer. In den Jahren von 1922 bis 1933 lebte die Familie in der Kastanienallee 89, wo Leo im Erdgeschoss eine Gänse- und Geflügelschlachterei führte. Nach einigen Jahren eröffnete er eine zweite Filiale in der Schönhauser Allee 141. Die Geschäfte liefen so gut dass er 1933 beide Filialen aufgab, um in der Schönhauser Allee 137 einen neuen und vor allem größeren Laden zu eröffnen. Dort arbeitete er in den Wintermonaten gemeinsam mit zwei oder drei Gesellen und verkaufte im Sommer gemeinsam mit seiner Frau Eis. <br />
<br />
In der Zeit ab 1933 bekam die Familie Blitzer zunehmend die Auswirkungen der rassistischen Diskriminierung gegenüber den Juden zu spüren. In Folge des Aufrufes zum Boykott jüdischer Geschäfte seien wie Leo später berichtete christliche Kunden ausgeblieben wodurch sich seine Einnahmen auf etwa die Hälfte reduziert hätten.<br />
<br />
1935 zog die Familie in die Schönhauser Allee 57 um. Im selben Jahr sei, so Leo, die Belieferung jüdischer Unternehmen durch Importfirmen eingestellt worden was zu einem weiteren drastischen Rückgang seines Einkommens geführt habe. So war er gezwungen sein Geschäft Anfang 1937 zu verkaufen. <br />
<br />
Ab dem Jahr 1938 verschlechterte sich die Lage der Juden in Deutschland ganz dramatisch. Die Familie lebte inzwischen in der Alexanderstraße 43. Bei der sogenannten „Polenaktion“, die in Berlin in der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 1938 stattfand wurden polnische Juden im gesamten Land verhaftet und nach Polen abgeschoben. Lilli, die nur die polnische Staatsbürgerschaft besaß, wurde Harolds Aussage zufolge auf der Straße aufgegriffen und nach Polen gebracht, wo sich Verwandte um sie kümmerten. Harold, Leo und Marie wurden nicht abgeschoben. <br />
<br />
Aufgrund der Verfolgung bereitete Leo die Auswanderung vor und musste im Zuge dessen die Einrichtung der Wohnung wie er später selbst berichtete „verschleudern“. <br />
<br />
Kurze Zeit später, Ende Januar 1940, kehrte Lilli überraschend aus Polen zurück. Sie hatte, gemeinsam mit einer Freundin, in Polen einen deutschen Polizisten getroffen und diesem erzählt, dass sie Touristinnen aus Berlin seien, die alle Papiere verloren hätten. Da sie akzentfreies Deutsch sprachen, glaubte ihnen dieser und nahm sie auf seinem Lastwagen mit nach Berlin.<br />
<br />
Leo verließ seine Familie in Berlin am 30. April 1940. Marie und Lilli sollten Leo mit dem nächsten Transport folgen, aber dieser Plan hat nicht funktioniert. Sie mussten die Wohnung in der Alexanderstraße bald nach Leos Abreise verlassen, wahrscheinlich, weil sie die einzigen Jüdinnen im Haus waren. Die Frauen mussten im Laufe von zwei Jahren drei Mal umziehen. Zuerst zogen sie in die Prenzlauer Straße 97, danach in die Uhlandstraße 46. Ihr letzter Wohnort war die Berliner Straße 97 (heute Otto-Suhr-Allee). Ab dem 3. Juni 1940 war Marie im Siemens-Wernerwerk F (Fernmeldetechnik) als Zwangsarbeiterin beschäftigt. Leo und Harold standen mit Marie im Briefwechsel, daher wissen wir von Harolds, dass Marie und Lilli beide bei Siemens gearbeitet hatten. Auf ihrer Siemens-Personalkarte steht, dass sie im Februar 1943 ausgeschieden ist. Ende Februar 1943 wurde in Deutschland die sogenannte Fabrikaktion eingeleitet. Im Rahmen der „Entjudung des Reichsgebietes“ wurden die noch in Deutschland verbleibenden Juden nach Auschwitz deportiert, besonders betroffen davon war Berlin, wo zu dem Zeitpunkt noch 11000 jüdische Zwangsarbeiter lebten. Am 27. Februar 1943 wurden die Berliner Juden verhaftet und zur Sammelstelle gebracht. Am 3. März 1943 wurden Marie und Lilli mit dem 33. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Ab diesem Zeitpunkt gibt es keine Information zu ihrem Schicksal, daher ist es höchstwahrscheinlich, dass Marie und ihre Tochter Lilli sofort nach der Ankunft ermordet worden sind. <br />

Lilli Blitzer wurde am 11. Juli 1922 in Berlin geboren als erstes Kind von Marie und Leo Blitzer. In den Jahren von 1922 bis 1933 lebte die Familie in der Kastanienallee 89, wo Leo im Erdgeschoss eine Gänse- und Geflügelschlachterei führte. Nach einigen Jahren eröffnete er eine zweite Filiale in der Schönhauser Allee 141. Die Geschäfte liefen so gut dass er 1933 beide Filialen aufgab, um in der Schönhauser Allee 137 einen neuen und vor allem größeren Laden zu eröffnen. Dort arbeitete er in den Wintermonaten gemeinsam mit zwei oder drei Gesellen und verkaufte im Sommer gemeinsam mit seiner Frau Eis.

In der Zeit ab 1933 bekam die Familie Blitzer zunehmend die Auswirkungen der rassistischen Diskriminierung gegenüber den Juden zu spüren. In Folge des Aufrufes zum Boykott jüdischer Geschäfte seien wie Leo später berichtete christliche Kunden ausgeblieben wodurch sich seine Einnahmen auf etwa die Hälfte reduziert hätten.

1935 zog die Familie in die Schönhauser Allee 57 um. Im selben Jahr sei, so Leo, die Belieferung jüdischer Unternehmen durch Importfirmen eingestellt worden was zu einem weiteren drastischen Rückgang seines Einkommens geführt habe. So war er gezwungen sein Geschäft Anfang 1937 zu verkaufen.

Ab dem Jahr 1938 verschlechterte sich die Lage der Juden in Deutschland ganz dramatisch. Die Familie lebte inzwischen in der Alexanderstraße 43. Bei der sogenannten „Polenaktion“, die in Berlin in der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 1938 stattfand wurden polnische Juden im gesamten Land verhaftet und nach Polen abgeschoben. Lilli, die nur die polnische Staatsbürgerschaft besaß, wurde Harolds Aussage zufolge auf der Straße aufgegriffen und nach Polen gebracht, wo sich Verwandte um sie kümmerten. Harold, Leo und Marie wurden nicht abgeschoben.

Aufgrund der Verfolgung bereitete Leo die Auswanderung vor und musste im Zuge dessen die Einrichtung der Wohnung wie er später selbst berichtete „verschleudern“.

Kurze Zeit später, Ende Januar 1940, kehrte Lilli überraschend aus Polen zurück. Sie hatte, gemeinsam mit einer Freundin, in Polen einen deutschen Polizisten getroffen und diesem erzählt, dass sie Touristinnen aus Berlin seien, die alle Papiere verloren hätten. Da sie akzentfreies Deutsch sprachen, glaubte ihnen dieser und nahm sie auf seinem Lastwagen mit nach Berlin.

Leo verließ seine Familie in Berlin am 30. April 1940. Marie und Lilli sollten Leo mit dem nächsten Transport folgen, aber dieser Plan hat nicht funktioniert. Sie mussten die Wohnung in der Alexanderstraße bald nach Leos Abreise verlassen, wahrscheinlich, weil sie die einzigen Jüdinnen im Haus waren. Die Frauen mussten im Laufe von zwei Jahren drei Mal umziehen. Zuerst zogen sie in die Prenzlauer Straße 97, danach in die Uhlandstraße 46. Ihr letzter Wohnort war die Berliner Straße 97 (heute Otto-Suhr-Allee). Ab dem 3. Juni 1940 war Marie im Siemens-Wernerwerk F (Fernmeldetechnik) als Zwangsarbeiterin beschäftigt. Leo und Harold standen mit Marie im Briefwechsel, daher wissen wir von Harolds, dass Marie und Lilli beide bei Siemens gearbeitet hatten. Auf ihrer Siemens-Personalkarte steht, dass sie im Februar 1943 ausgeschieden ist. Ende Februar 1943 wurde in Deutschland die sogenannte Fabrikaktion eingeleitet. Im Rahmen der „Entjudung des Reichsgebietes“ wurden die noch in Deutschland verbleibenden Juden nach Auschwitz deportiert, besonders betroffen davon war Berlin, wo zu dem Zeitpunkt noch 11000 jüdische Zwangsarbeiter lebten. Am 27. Februar 1943 wurden die Berliner Juden verhaftet und zur Sammelstelle gebracht. Am 3. März 1943 wurden Marie und Lilli mit dem 33. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Ab diesem Zeitpunkt gibt es keine Information zu ihrem Schicksal, daher ist es höchstwahrscheinlich, dass Marie und ihre Tochter Lilli sofort nach der Ankunft ermordet worden sind.