Walter Wunsch

Verlegeort
Alexandrinenstraße 31
Historischer Name
Mathieustr. 13
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
20. März 2007
Geboren
13. Juni 1879 in Schubin (Posen) / Szubin
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Walter Wunsch wurde am 13. Juni 1879 in Schubin im damaligen Posen, dem heutigen Szubin in Polen, geboren. Er hatte zwei Geschwister: Seinen 1877 ebenfalls in Schubin geborenen älteren Bruder Leo Wunsch und seine Schwester Rose Wunsch. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Walter Wunsch und seinen Geschwistern in der preußischen Kleinstadt, die etwa 20 Kilometer südwestlich von Bromberg (Bydgoszcz) liegt, haben sich keine Zeugnisse erhalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörten seine Eltern Helene, geb. Henoch, und Gerson Wunsch aber der jüdischen Gemeinde Schubins an, zu der zur Zeit der Geburt von Walter Wunsch etwa 400 Personen zählten. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts verließen zahlreiche jüdische Bewohner aus ökonomischen Gründen die Stadt Schubin, um sich in größeren deutschen Städten niederzulassen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Kleinstadt im Rahmen der Bestimmungen des Versailler Vertrages im Jahr 1920 polnisch.

Wann genau Walter Wunsch seinen Geburtsort verließ, konnte nicht mehr ermittelt werden. Ende der 1900er Jahre zogen er und sein Bruder nach Berlin. Beide waren in der Hauptstadt als Kaufmänner tätig. Walter Wunsch wohnte ab 1909 in einer Wohnung der Chausseestraße 2 in der Nähe des Oranienburger Tores in Berlin-Mitte. Im gleichen Gebäude befand sich das Geschäft „Arthur Bruschinski – Kostüme und Ausstattung für Theater und Varieté“, dessen Inhaber er in den unmittelbaren Vorkriegsjahren zwischen 1911 und 1913 war. Sein Bruder bezog eine Wohnung am Kaiser-Franz-Grenadierplatz 3 am Luisenufer (dem heutigen Heinrich-Heine-Platz) und später, ab 1914, in der Kreuzberger Ritterstraße 4-5. Leo Wunsch war seit 1911 Mitinhaber des Handelsgeschäfts „M. Michaelis & Co.“, das laut Eigenwerbung von 1915 Vertreter der ersten Häuser Berlins für Puppen und Puppenartikel war.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der inzwischen 35-jährige Walter Wunsch Frontsoldat. 1915/16 war er Rekrut im „2. Kompanie Reserve-Pionier-Bataillon 26“ und von 1916 bis Januar 1918 Gefreiter in der „Pionier-Kompagnie 26“. Am 5. Juli 1917 wurde er zum „überzeichneten Gefreiten“ befördert. Das heißt, er wäre bei einer freien Planstelle für die Beförderung zum Unteroffizier berücksichtigt worden. Für seinen Einsatz erhielt Walter Wunsch am 2. September 1917 das Eiserne Kreuz II. Klasse. Kurz vor Kriegsende wurde er am 18. Januar 1918 in die Dolmetscher-Schule Berlin versetzt. Von hier aus kam er am 16. Februar 1918 in die ein Jahr zuvor aufgestellte „Arendt-Abteilung“ der Nachrichtentruppen, in welcher er bis zum Kriegsende beim Truppenteil der bayerischen Abhörstation 247 diente. Aus seinem Personalbogen geht zudem hervor, dass seine Eltern 1918 beide verstorben waren. Ferner, dass er mit Kriegsende in Berlin-Pankow in der Parkstraße 2 am Bürgerpark wohnte und ledig war, was er wohl auch Zeit seines Lebens blieb.

Es ist nicht ganz klar, welche Tätigkeit Walter Wunsch in der Nachkriegszeit ausübte und ob er im Berlin der Weimarer Republik verblieb. Gesicherte Informationen stammen erst wieder aus dem Jahr 1938, als er bei seinem Bruder und dessen Ehefrau, der gebürtigen Berlinerin Margarete Wunsch, geb. Michaelis, in der Mathieustraße 13 in Kreuzberg (die Straße existiert nicht mehr, die Adresse entspricht der heutigen Alexandrinenstraße 31) in der Nähe des Moritzplatzes wohnte.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – hatten auch Zwangsmaßnahmen gegen Walter Wunsch und seine Familienangehörigen eingesetzt. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Der Phase der Entrechtung, der Boykotte und Pogrome in Berlin im Mai und November 1938 folgte für Walter, Leo und Margarete Wunsch im September 1941 der Einsatz bei Berliner Unternehmen als Zwangsarbeiter. In der Öffentlichkeit konnten sie sich nach der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 nur noch mit „Judenstern“ bewegen.

Am 24. Oktober 1941 wurden Leo und Margarete Wunsch in das Ghetto Litzmannstadt / Łódź deportiert. Leo Wunsch überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto, die auf die Ermordung durch Zwangsarbeit, Mangelernährung, Kälte und fehlende medizinische Versorgung zielten, kaum ein halbes Jahr. Drei Wochen nach seinem Tod am 22. April wurde Margarete Wunsch am 14. Mai 1942 aus dem Ghetto Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort ermordet. Walter lebte bis ins Frühjahr 1943 in Berlin als Untermieter in einer Wohnung in der Alexanderstraße 37 am Alexanderplatz. Am 3. März 1943 wurde er im Rahmen der Fabrikaktion, die die letzten offiziell in Berlin lebenden, vornehmlich in Rüstungsbetrieben beschäftigten Juden erfasste, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der damals 63-jährige Walter Wunsch wurde in Auschwitz – vermutlich unmittelbar nach seiner Ankunft – ermordet.

Walter Wunsch wurde am 13. Juni 1879 in Schubin im damaligen Posen, dem heutigen Szubin in Polen, geboren. Er hatte zwei Geschwister: Seinen 1877 ebenfalls in Schubin geborenen älteren Bruder Leo Wunsch und seine Schwester Rose Wunsch. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Walter Wunsch und seinen Geschwistern in der preußischen Kleinstadt, die etwa 20 Kilometer südwestlich von Bromberg (Bydgoszcz) liegt, haben sich keine Zeugnisse erhalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörten seine Eltern Helene, geb. Henoch, und Gerson Wunsch aber der jüdischen Gemeinde Schubins an, zu der zur Zeit der Geburt von Walter Wunsch etwa 400 Personen zählten. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts verließen zahlreiche jüdische Bewohner aus ökonomischen Gründen die Stadt Schubin, um sich in größeren deutschen Städten niederzulassen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Kleinstadt im Rahmen der Bestimmungen des Versailler Vertrages im Jahr 1920 polnisch.

Wann genau Walter Wunsch seinen Geburtsort verließ, konnte nicht mehr ermittelt werden. Ende der 1900er Jahre zogen er und sein Bruder nach Berlin. Beide waren in der Hauptstadt als Kaufmänner tätig. Walter Wunsch wohnte ab 1909 in einer Wohnung der Chausseestraße 2 in der Nähe des Oranienburger Tores in Berlin-Mitte. Im gleichen Gebäude befand sich das Geschäft „Arthur Bruschinski – Kostüme und Ausstattung für Theater und Varieté“, dessen Inhaber er in den unmittelbaren Vorkriegsjahren zwischen 1911 und 1913 war. Sein Bruder bezog eine Wohnung am Kaiser-Franz-Grenadierplatz 3 am Luisenufer (dem heutigen Heinrich-Heine-Platz) und später, ab 1914, in der Kreuzberger Ritterstraße 4-5. Leo Wunsch war seit 1911 Mitinhaber des Handelsgeschäfts „M. Michaelis & Co.“, das laut Eigenwerbung von 1915 Vertreter der ersten Häuser Berlins für Puppen und Puppenartikel war.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der inzwischen 35-jährige Walter Wunsch Frontsoldat. 1915/16 war er Rekrut im „2. Kompanie Reserve-Pionier-Bataillon 26“ und von 1916 bis Januar 1918 Gefreiter in der „Pionier-Kompagnie 26“. Am 5. Juli 1917 wurde er zum „überzeichneten Gefreiten“ befördert. Das heißt, er wäre bei einer freien Planstelle für die Beförderung zum Unteroffizier berücksichtigt worden. Für seinen Einsatz erhielt Walter Wunsch am 2. September 1917 das Eiserne Kreuz II. Klasse. Kurz vor Kriegsende wurde er am 18. Januar 1918 in die Dolmetscher-Schule Berlin versetzt. Von hier aus kam er am 16. Februar 1918 in die ein Jahr zuvor aufgestellte „Arendt-Abteilung“ der Nachrichtentruppen, in welcher er bis zum Kriegsende beim Truppenteil der bayerischen Abhörstation 247 diente. Aus seinem Personalbogen geht zudem hervor, dass seine Eltern 1918 beide verstorben waren. Ferner, dass er mit Kriegsende in Berlin-Pankow in der Parkstraße 2 am Bürgerpark wohnte und ledig war, was er wohl auch Zeit seines Lebens blieb.

Es ist nicht ganz klar, welche Tätigkeit Walter Wunsch in der Nachkriegszeit ausübte und ob er im Berlin der Weimarer Republik verblieb. Gesicherte Informationen stammen erst wieder aus dem Jahr 1938, als er bei seinem Bruder und dessen Ehefrau, der gebürtigen Berlinerin Margarete Wunsch, geb. Michaelis, in der Mathieustraße 13 in Kreuzberg (die Straße existiert nicht mehr, die Adresse entspricht der heutigen Alexandrinenstraße 31) in der Nähe des Moritzplatzes wohnte.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – hatten auch Zwangsmaßnahmen gegen Walter Wunsch und seine Familienangehörigen eingesetzt. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Der Phase der Entrechtung, der Boykotte und Pogrome in Berlin im Juni und November 1938 folgte für Walter, Leo und Margarete Wunsch im September 1941 der Einsatz bei Berliner Unternehmen als Zwangsarbeiter. In der Öffentlichkeit konnten sie sich nach der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 nur noch mit „Judenstern“ bewegen.

Am 24. Oktober 1941 wurden Leo und Margarete Wunsch in das Ghetto Litzmannstadt / Łódź deportiert. Leo Wunsch überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto, die auf die Ermordung durch Zwangsarbeit, Mangelernährung, Kälte und fehlende medizinische Versorgung zielten, kaum ein halbes Jahr. Drei Wochen nach seinem Tod am 22. April wurde Margarete Wunsch am 14. Mai 1942 aus dem Ghetto Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort ermordet. Walter lebte bis ins Frühjahr 1943 in Berlin als Untermieter in einer Wohnung in der Alexanderstraße 37 am Alexanderplatz. Am 3. März 1943 wurde er im Rahmen der Fabrikaktion, die die letzten offiziell in Berlin lebenden, vornehmlich in Rüstungsbetrieben beschäftigten Juden erfasste, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der damals 63-jährige Walter Wunsch wurde in Auschwitz – vermutlich unmittelbar nach seiner Ankunft – ermordet.