Dr. Kurt Zarinzansky

Verlegeort
Ansbacher Str. 18
Historischer Name
Ansbacher Str. 8 a
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
26. März 2014
Geboren
28. Januar 1890 in Berlin
Beruf
Rechtsanwalt und Notar
Zwangsarbeit
Arbeiter (der Schneekettenfabrik Nordland, Kurfürstenstraße 14)
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Später deportiert
am 16. Januar 1945 nach Mauthausen
Ermordet
11. März 1945 in Mauthausen

Kurt Zarinzansky wurde am 28. Januar 1890 als Sohn des Kaufmanns Sigmund und seiner Ehefrau Rosa Zarinzansky, geborene Jaretzki, in Berlin geboren. Sigmund und Rosa Zarinzansky wurden Eltern eines weiteren Sohnes, den sie Erich nannten. Der Vater führte in der Burgstraße 29 zusammen mit seinem Partner Louis Köstermann die Posamentierwarenfabrik Köstermann & Zarinzansky. Die Textilherstellungsfirma spezialisierte sich vor allem auf Möbel- und Gardinendekorationsstoffe. Der Vater verstarb im Jahre 1923. Die Söhne übernahmen jedoch nicht die Firma. Kurt trat nicht in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Kaufmann, sondern studierte in Berlin Jura und schloss sein Studium mit dem Dr. iur. ab. Danach arbeitete er als Rechtsanwalt und Notar. Seine Kanzlei befand sich zunächst in der Ansbacher Straße 10. Sein Bruder Erich hatte Architektur studiert und führte in der Güntzelstraße 54 ein Architekturbüro. Kurt Zarinzansky hatte die jüdische Religion abgelegt und war zum Katholizismus konvertiert. Er lebte bis zu seiner Heirat am 31. Oktober 1940 mit seiner ebenfalls katholischen Frau Ada Lea Löwenstein in der Fasanenstraße 56 bei seiner Mutter, zog nach seiner Vermählung aber aus und hatte ab 1933 dann seine Kanzlei und seine private Wohnung in der Ansbacher Straße 8 a (heute: Ansbacher Straße 18). Für die 3 ½-Zimmerwohnung im Vorderhaus, erste Etage rechts, bezahlten die Zarinzanskys 160,-- RM Miete. Das Ehepaar scheint keine Kinder gehabt zu haben. Im Jahre 1935 zog Kurts Mutter mit in die Ansbacher Straße 8 a. Vermutlich waren dies bereits die ersten Vorzeichen einer grundsätzlichen Verschlechterung seiner beruflichen Situation, denn vor dem allgemeinen Berufsverbot im Jahre 1938, das ihm nur noch gestattete, als so genannter "Konsulent" zu arbeiten, war ihm 1935 bereits das Notariat entzogen worden. Zuletzt arbeitete er nur noch als Testamentsvollstrecker für jüdische Klienten. Vermutlich im Rahmen der Novemberpogrome 1938 inhaftierte man ihn und hielt ihn bis zum 14. Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen in "Schutzhaft". Ab Ende 1941 oder Anfang 1942 wohnte das Ehepaar Grete Franziska und Berthold Rothschild als Untermieter mit in ihrer Wohnung. Am 4. August 1942 holte man seine hochbetagte Mutter Rosa ab und deportierte sie nach Theresienstadt. Dort starb sie am 18. August 1942 nur wenige Tage nach ihrer Ankunft. Kurz vor seiner Deportation musste er noch Zwangsarbeit bei der Schneekettenfabrik Nordland, Kurfürstenstraße 14, leisten. Am 1. März 1943 füllte er seine Vermögenserklärung aus. Nach seinen Angaben besaß er bei der Commerzbank noch ein Konto über ca. 10.000,-- RM sowie ein Postscheckkonto über 15,-- RM. Außerdem hatte er noch Wertpapiere für einen Nennbetrag in Höhe von 400,-- RM. Er machte auch darauf aufmerksam, dass ihm noch der Lohn der Firma Nordland für acht Tage zustand, er Kautionen bei der Gasag und der Bewag hinterlegt hätte und noch ein vom Wert her unbestimmtes Erbe seiner Mutter, das beim Amtsgericht Schöneberg entschieden werden musste, ausstand. Am 1. März wurde ihm die am 1. Februar 1943 bereits ausgestellte Verfügung über den Verlust seines gesamten Vermögens in der Levetzowstraße 8 zugestellt. <br />
Am 3. März 1943 wurde er im 33. Transport zusammen mit seiner Frau nach Auschwitz deportiert. Vermutlich wurde seine Frau dort sofort selektiert und ermordet. Er selbst wurde am 16. Januar 1945 auf einen Todesmarsch in das Konzentrationslager Mauthausen geschickt. Dort kam er am 11. März 1945 ums Leben. <br />
Der Bruder Erich war frühzeitig mit seiner Frau Lotte und der gemeinsamen Tochter Marion in die USA ausgewandert. <br />
Am 19. März 1943 bat der Verwalter des Grundstücks in der Ansbacher Straße 8 a die Vermögensverwertungsstelle um Erstattung der ausstehenden Miete in Höhe von 156,80 RM. Am 13. April 1943 schrieb die Vermögensverwertungsstelle an das Hauptwirtschaftsamt und bat darum, für den bombengeschädigten Nachmieter der Wohnung eine vordringliche Räumung durchzuführen, da der Antragsteller die Möbel nicht übernehmen wolle. Am 17. Juni 1943 bat der Verwalter der Wohnung erneut um Erstattung von nun insgesamt drei Monatsmieten. Die Berliner Gaswerke meldeten sich am 8. Juni 1943 bei der Vermögensverwertungsstelle und mahnten die Erstattung des Gasverbrauchs in Höhe von 77,23 RM an. Auch die Bewag wies am 31. Mai 1943 auf eine Restschuld in Höhe von 14,55 RM hin. Während die Vermögensverwertungsstelle den Betrag an die Bewag am 28. März 1945 zahlte, mahnte die Berliner Gaswerke am 18. Februar 1944 nochmals die ausstehenden Beträge an. Am 7. Oktober 1943 waren die Vermögenswerte der Zarinzanskys nunmehr offiziell verfallen. Man versäumte nicht, noch darauf hinzuweisen, dass das Postscheckkonto, auf dem noch 15,-- RM verbucht waren, noch aufgelöst werden müsse. In der Wohnung wurden zwei Mal Inventarbewertungen vorgenommen: am 15. April 1943 kam man auf einen Schätzwert von 555,-- RM, am 4. Juni 1943 errechnete der Gerichtsvollzieher 1.055,-- RM. Die letzte Schätzung ist jedoch als ungültig gekennzeichnet. Möglicherweise hing der Unterschied in der Bewertung damit zusammen, dass der Nachlasspfleger der Untermieter Rothschild unrechtmäßig Möbel aus der Wohnung geholt und verkauft hatte (s. dort), weil er davon ausging, dass diese nicht den Zarinzanskys gehörten. <br />
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Kurt Zarinzansky wurde am 28. Januar 1890 als Sohn des Kaufmanns Sigmund und seiner Ehefrau Rosa Zarinzansky, geborene Jaretzki, in Berlin geboren. Sigmund und Rosa Zarinzansky wurden Eltern eines weiteren Sohnes, den sie Erich nannten. Der Vater führte in der Burgstraße 29 zusammen mit seinem Partner Louis Köstermann die Posamentierwarenfabrik Köstermann & Zarinzansky. Die Textilherstellungsfirma spezialisierte sich vor allem auf Möbel- und Gardinendekorationsstoffe. Der Vater verstarb im Jahre 1923. Die Söhne übernahmen jedoch nicht die Firma. Kurt trat nicht in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Kaufmann, sondern studierte in Berlin Jura und schloss sein Studium mit dem Dr. iur. ab. Danach arbeitete er als Rechtsanwalt und Notar. Seine Kanzlei befand sich zunächst in der Ansbacher Straße 10. Sein Bruder Erich hatte Architektur studiert und führte in der Güntzelstraße 54 ein Architekturbüro. Kurt Zarinzansky hatte die jüdische Religion abgelegt und war zum Katholizismus konvertiert. Er lebte bis zu seiner Heirat am 31. Oktober 1940 mit seiner ebenfalls katholischen Frau Ada Lea Löwenstein in der Fasanenstraße 56 bei seiner Mutter, zog nach seiner Vermählung aber aus und hatte ab 1933 dann seine Kanzlei und seine private Wohnung in der Ansbacher Straße 8 a (heute: Ansbacher Straße 18). Für die 3 ½-Zimmerwohnung im Vorderhaus, erste Etage rechts, bezahlten die Zarinzanskys 160,-- RM Miete. Das Ehepaar scheint keine Kinder gehabt zu haben. Im Jahre 1935 zog Kurts Mutter mit in die Ansbacher Straße 8 a. Vermutlich waren dies bereits die ersten Vorzeichen einer grundsätzlichen Verschlechterung seiner beruflichen Situation, denn vor dem allgemeinen Berufsverbot im Jahre 1938, das ihm nur noch gestattete, als so genannter "Konsulent" zu arbeiten, war ihm 1935 bereits das Notariat entzogen worden. Zuletzt arbeitete er nur noch als Testamentsvollstrecker für jüdische Klienten. Vermutlich im Rahmen der Novemberpogrome 1938 inhaftierte man ihn und hielt ihn bis zum 14. Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen in "Schutzhaft". Ab Ende 1941 oder Anfang 1942 wohnte das Ehepaar Grete Franziska und Berthold Rothschild als Untermieter mit in ihrer Wohnung. Am 4. August 1942 holte man seine hochbetagte Mutter Rosa ab und deportierte sie nach Theresienstadt. Dort starb sie am 18. August 1942 nur wenige Tage nach ihrer Ankunft. Kurz vor seiner Deportation musste er noch Zwangsarbeit bei der Schneekettenfabrik Nordland, Kurfürstenstraße 14, leisten. Am 1. März 1943 füllte er seine Vermögenserklärung aus. Nach seinen Angaben besaß er bei der Commerzbank noch ein Konto über ca. 10.000,-- RM sowie ein Postscheckkonto über 15,-- RM. Außerdem hatte er noch Wertpapiere für einen Nennbetrag in Höhe von 400,-- RM. Er machte auch darauf aufmerksam, dass ihm noch der Lohn der Firma Nordland für acht Tage zustand, er Kautionen bei der Gasag und der Bewag hinterlegt hätte und noch ein vom Wert her unbestimmtes Erbe seiner Mutter, das beim Amtsgericht Schöneberg entschieden werden musste, ausstand. Am 1. März wurde ihm die am 1. Februar 1943 bereits ausgestellte Verfügung über den Verlust seines gesamten Vermögens in der Levetzowstraße 8 zugestellt.
Am 3. März 1943 wurde er im 33. Transport zusammen mit seiner Frau nach Auschwitz deportiert. Vermutlich wurde seine Frau dort sofort selektiert und ermordet. Er selbst wurde am 16. Januar 1945 auf einen Todesmarsch in das Konzentrationslager Mauthausen geschickt. Dort kam er am 11. März 1945 ums Leben.
Der Bruder Erich war frühzeitig mit seiner Frau Lotte und der gemeinsamen Tochter Marion in die USA ausgewandert.
Am 19. März 1943 bat der Verwalter des Grundstücks in der Ansbacher Straße 8 a die Vermögensverwertungsstelle um Erstattung der ausstehenden Miete in Höhe von 156,80 RM. Am 13. April 1943 schrieb die Vermögensverwertungsstelle an das Hauptwirtschaftsamt und bat darum, für den bombengeschädigten Nachmieter der Wohnung eine vordringliche Räumung durchzuführen, da der Antragsteller die Möbel nicht übernehmen wolle. Am 17. Juni 1943 bat der Verwalter der Wohnung erneut um Erstattung von nun insgesamt drei Monatsmieten. Die Berliner Gaswerke meldeten sich am 8. Juni 1943 bei der Vermögensverwertungsstelle und mahnten die Erstattung des Gasverbrauchs in Höhe von 77,23 RM an. Auch die Bewag wies am 31. Mai 1943 auf eine Restschuld in Höhe von 14,55 RM hin. Während die Vermögensverwertungsstelle den Betrag an die Bewag am 28. März 1945 zahlte, mahnte die Berliner Gaswerke am 18. Februar 1944 nochmals die ausstehenden Beträge an. Am 7. Oktober 1943 waren die Vermögenswerte der Zarinzanskys nunmehr offiziell verfallen. Man versäumte nicht, noch darauf hinzuweisen, dass das Postscheckkonto, auf dem noch 15,-- RM verbucht waren, noch aufgelöst werden müsse. In der Wohnung wurden zwei Mal Inventarbewertungen vorgenommen: am 15. April 1943 kam man auf einen Schätzwert von 555,-- RM, am 4. Juni 1943 errechnete der Gerichtsvollzieher 1.055,-- RM. Die letzte Schätzung ist jedoch als ungültig gekennzeichnet. Möglicherweise hing der Unterschied in der Bewertung damit zusammen, dass der Nachlasspfleger der Untermieter Rothschild unrechtmäßig Möbel aus der Wohnung geholt und verkauft hatte (s. dort), weil er davon ausging, dass diese nicht den Zarinzanskys gehörten.