Frieda Codik kam am 10. Oktober 1869 in Stettin zur Welt. Kurz vor ihrem fünften Geburtstag verließ ihre Familie die pommersche Hafenstadt, um sich im hessischen Kassel niederzulassen. In Friedas Familie spielte Musik eine große Rolle. Ihr Vater war Kantor und Vorsänger in verschiedenen jüdischen Gemeinden, ihre jüngere Schwester erlangte als Opernsängerin im Kaiserreich Berühmtheit, ihr Bruder wurde Kapellmeister.
Als junge Frau zog es Frieda nach Berlin, wo sie Max Codik kennen und lieben lernte. Im Frühsommer 1890 schloss das Paar den Bund der Ehe, aus der vier Kinder hervorgingen: zwei Mädchen und ein Junge, dessen Zwillingsbruder unmittelbar nach der Geburt starb. Innerhalb Berlins zogen Frieda und Max mehrmals um, die meiste Zeit lebte die Familie aber in Kreuzberg. Dort unterhielt Frieda eine Posament-Warenhandlung, während ihr Mann erfolgreich als Kaufmann tätig war. Immerhin eröffnete er nach der Jahrtausendwende im Wrangel-Kiez ein Warenhaus für Stoffe, Seide, Leinen, Wolle und Haushaltsgegenstände aller Art.
Beide Eheleute legten viel Wert auf die Beschäftigung mit der Kunst. So förderten sie auch von Anfang an die Begabungen ihrer Kinder durch Instrumental-, Gesangs- und Tanzunterricht. Freunde und Bekannte waren bei den Codiks gern gesehene Gäste, vor allem zum gemeinsamen Musizieren.
1914 starb der Ehemann von Frieda Codik im Alter von 47 Jahren. Von nun ab lastete die Verantwortung für die beiden jüngeren Kinder und den Unterhalt der Familie allein auf den Schultern der Witwe. An den wirtschaftlichen Erfolg früherer Jahre konnte sie bald nicht mehr anknüpfen. Mitte der 1920er Jahre kam es zur Schließung des Warenhauses und Frieda musste etwa 1927/28 die große Wohnung in der Köpenicker Straße gegen eine kleinere in der Neuen Ansbacher Straße 19 (heute Ansbacher Straße 74) eintauschen. Obwohl sie den Großteil ihres Besitzes inzwischen aufgegeben oder veräußert hatte, trennte sie sich bis zur Deportation weder von ihrem Klavier noch von ihren Noten.
Friedas Kinder überlebten zum Glück die Zeit des Nationalsozialismus. Ihre älteste Tochter hatte Deutschland bereits Anfang der zwanziger Jahre verlassen, ihr Sohn flüchtete 1939 über Italien nach Shanghai. Dort entging er in einem für Juden eingerichteten Ghetto zwar der Vernichtung, war aber bis zum Kriegsende äußerst demütigenden Verhältnissen, besonders dem Hunger ausgesetzt. Friedas jüngste Tochter brachten die Nazischergen im Frühjahr 1943 in die Rosenstraße 2-4, einem Sammellager für Juden aus Mischehen, deren Deportation unmittelbar bevorstand. Infolge des mutigen Protestes, hauptsächlich der Ehefrauen Inhaftierter, wurde sie wieder entlassen und konnte mit Hilfe von Freunden die Shoa überleben.
Frieda Codik hingegen verschleppten die nationalsozialistischen Machthaber nach Theresienstadt. Laut Deportationsliste für den 64. Alterstransport wurde sie am 22. September 1942 nicht etwa aus der Ansbacher -, sondern aus der Landshuter Straße 1 abgeholt. Offenbar wurde sie dorthin noch kurz vor ihrer Deportation zwangseingewiesen, wie es der damals gängigen perfiden Praxis der Nazis entsprach.
Von den 100 Personen, die sich am 22. September unter den Deportierten nach Theresienstadt befanden, wurden 93 im Ghetto umgebracht, nur sieben überlebten das Martyrium. Frieda Codik wurde am 10. April 1944 ermordet.