Alfred Michaelis Salomon

Verlegeort
Aßmannshauser Straße 10a
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
19. September 2024
Geboren
27. Juni 1878 in Strasburg (Westpreußen) / Brodnica
Beruf
Kaufmann und Fabrkant
Flucht
1937 Holland
Interniert
in Westerbork
Deportation
am 01. Februar 1944 nach Bergen-Belsen
Ermordet
01. Februar 1945 in Bergen-Belsen

Alfred Michaelis Salomon wurde am 27. Juni 1878 in Strasburg, Westpreußen (heute Brodnica, Polen), geboren. Isidor Salomon (ca. 1843–1902) und Johanna Salomon geb. Cohn (1848–1920) waren die Eltern von Alfred und seinen Schwestern, Jeanette Cohn geb. Salomon  (https://www.stolpersteine-berlin.d…) und Susette Heymann geb. Salomon (https://www.stolpersteine-berlin.d…)

Ab 1882 lebte die Familie von Alfred Michaelis Salomon in Berlin. Der zukünftige Kaufmann und Fabrikant sowie Handelsgerichtsrat besuchte in Berlin das Gymnasium zum Grauen Kloster. Im Dezember 1909 verlobten sich Alfred M. Salomon und die am 22. Oktober 1886 in Arnswalde (Choszczno) geborene Martha Marie Abrahamowsky. Beide wohnten zum Zeitpunkt der Verlobung in der Bayerischen Str. 26/27, einem Haus, dessen Eigentümer Alfred Michaelis Salomon war. Unter der gleichen Adresse wohnte ein R. Kellerhals, bei dem es sich um den Maler Richard Kellerhals (1878–1968) handeln könnte. Die Heirat von Alfred Michaelis Salomon und Martha Marie Abrahamowsky fand am 9. April 1910 in Berlin-Wilmersdorf statt.

Alfred Michaelis Salomon war „zur Hälfte Mitgesellschafter an der Berliner Firma Salomon & Kaminsky OHG., Berlin W. 8, Mohrenstr. 36. Gegenstand des Unternehmens war die Herstellung und der Vertrieb von jugendlichen Damenmoden. Im Jahre 1910 war die Gesellschaft gegründet und genoss nicht nur in Deutschland, sondern auch im Auslande außerordentliches Ansehen. Die Firma musste auf Grund der politischen Verhältnisse im Jahre 1935 zwangsweise liquidiert werden“, so nachzulesen in einer der vier vorhandenen Entschädigungsakten. Im Handelsregister findet sich bei Gründung des Unternehmens am 1. Oktober 1910 die Eintragung: „Fabrikation und Vertrieb von Baby- und Mädchenmänteln“. Das Unternehmen Salomon & Kaminsky beschäftigte „80–90 kaufmännische Angestellte, etwa 220 gewerbliche Angestellte in zwei eigenen Ateliers, daneben noch hunderte Heimarbeiter“.

Alfred Michaelis Salomon, ein Mann von „1,68 m Größe“ und von „mittlerer Gestalt“, wie es in den Kriegsranglisten und -stammrollen heißt, diente im Ersten Weltkrieg als Offizier an der Ostfront und in der Bayerischen Artillerie-Fuhrpark-Kolonne. Wie lange, ist nicht bekannt, bekannt ist, dass er Orden mit nach Hause brachte.

Mitten im Ersten Weltkrieg kam die Tochter Irmgard Viktoria Louise Salomon am 12. April 1915 in Berlin zur Welt.

Der von der Berlinischen Bodengesellschaft initiierte, damals noch im Vorort Wilmersdorf gelegene Neubau in der Aßmannshauser Str. 10 a wurde 1916/17 fertiggestellt. Unter den ersten und über die nächsten Jahre auch nur wenigen Mieter dieses Hauses waren Alfred Michaelis Salomon mit seiner Frau, seiner Tochter Irmgard und dem am 18. Februar 1917 in Berlin geborenen Sohn Horst Dietrich Salomon.

Den Rüdesheimer Platz gab es beim Einzug der Familie in die Aßmannshauser Straße bereits, den U-Bahnhof ebenfalls, aber auch noch sehr viel freie Fläche, deren Eigentümer lange Zeit die Terraingesellschaft Berlin-Südwesten war. Auch die Familie Salomon wird miterlebt haben, wie sich ihre Umgebung im „Vorort“ Wilmersdorf wandelte. Und ihnen wird nicht verborgen geblieben sein, wie die Kleingartenkolonie Johannisberg 1923 gegründet wurde und sich im Laufe der Zeit veränderte.

Ebenfalls 1923 wurden in den Städten Köln und München-Gladbach (heute Mönchengladbach) Zweigniederlassungen der Firma Salomon & Kaminsky errichtet.

Alfred Michaelis Salomon besaß ein hohes soziales Ansehen. Er war Mitglied des Fachausschusses für die Oberbekleidungsindustrie der Industrie- und Handelskammer zu Berlin und Mitglied einer Freimaurerloge, „soweit erinnerlich mit Namen Friedrich zur Gerechtigkeit“, so Martha Salomon in den Entschädigungsakten.

Für die Familie Salomon sollte die Wohnung in der Aßmannshauser Straße 10 a der letzte freigewählte Wohnsitz sein. Einen Einblick, wie die Wohnung der Familie Salomon eingerichtet war, legte Martha Marie Salomon als einzige Überlebende der Familie im Mai 1960 in einer Eidesstattlichen Erklärung dar. Sie zählte z.B. auf: „Es handelt sich hierbei um kostbares Mobiliar, zahlreiche Perser-Teppiche, einen Phonola-Flügel Marke Grotrian Steinweg mit 71 Notenrollen, Gemälde, kunstgewerbliche Gegenstände und eine wertvolle Bibliothek. […] Das im Katalog unter Nr. 123 genannte und näher umschriebene Gemälde von Lovis Corinth wurde durch Vermittlung von Prof. Biermann, dem Herausgeber der Zeitschrift Cicerone, für uns bei der Galerie Caspary in München zum Preise von 23.000,– Mark kurz nach dem 1. Weltkrieg gekauft.“ Der Katalog, auf den sich Martha Marie Salomon bezog, ist der 34-seitige Katalog Nr. 2099 des „Rudolph Lepkeʼs Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Wohnungseinrichtung Berlin-Wilmersdorf, Assmannshauserstrasse 10 a“. Die Ausstellung der 606 Positionen fand am 9. und 10. März 1936 statt, die Versteigerung war für den 11. und 12. März 1936 angesetzt.

Im Adressbuch der Stadt Berlin wird die Familie Salomon für das Jahr 1936 noch in der Aßmannshauser Straße 10 a als Mieter genannt. Wahrscheinlich ist, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits in der Ruhrstraße 16 in Berlin-Wilmersdorf wohnte, bis Alfred und seine Frau Anfang November 1937 nach Amsterdam (Niederlande) flohen.

In Amsterdam betrieb Alfred Michaelis Salomon Handel mit Pelzen und soll bis 1939 ein kleines Geschäft in der Beethovenstraat betrieben haben. Gewohnt hat die Familie in der Amstelkade 127/I im ersten Stock.

Vor dem Notar Pieter Leendert van den Blink unterzeichnete Alfred Michaelis Salomon im Mai 1941 sein holografisches Testament, und „gemäß Bewahrungsurkunde vom 14. Juni 1941“ vom Notar in Verwahrung genommen, berief Alfred Michaelis Salomon seine Ehefrau als alleinige Erbin seines gesamten Nachlasses.

Die Kinder Irmgard und Horst Salomon wurden im Juli 1942 von Amsterdam aus zunächst nach Westerbork gebracht und von dort nach Auschwitz deportiert.

Irmgard und Horst Salomon waren bereits tot, als am 11. März 1943 Alfred Michaelis Salomon im Lager Westerbork interniert wurde, genau sieben Jahre nachdem das Eigentum der Familie in Berlin versteigert worden war. Im Sammellager Westerbork blieb Alfred Michaelis Salomon, bis er am 1. Februar 1944 nach Bergen-Belsen deportiert wurde.

Josef Weiss, der Judenälteste im „Sternlager“ des KZ Bergen-Belsen, der für die Registrierung der jüdischen Austauschhäftlinge in diesem Teillager verantwortlich war, vermerkte in seinem Notizbuch die Namen und Grunddaten der Verstorbenen. Unter der laufenden Nummer 490 notierte er: „Salomon, Alfred, 27.6.78, 1.2.45, 130“. Am 8. Oktober 1953 wurde in einer Nachbeurkundung der Todestag von Alfred Michaelis Salomon festgehalten.