Über Klara Semmel geb. Riesefeld gibt es nur wenige Informationen. Das einzige nachweisbare Dokument der Existenz von Klara Semmel ist ihre Sterbeurkunde, ausgestellt am 3. Juni 1938. Darin meldete die Krankenschwester Nora Elisabeth Poswiansky, ausgewiesen durch ihr Arbeitsbuch, den Tod von Klara Semmel geb. Riesefeld, geboren in Przelaika, Kreis Kattowitz, verheiratet mit dem Hauptlehrer außer Dienst Eduard Semmel. Klara Semmel verstarb im Alter von 83 Jahren in der Wohnung Martin Luther Straße 55 am 3. Juni 1938 vormittags um 10 Uhr.
Bei Ancestry ist zu finden, dass sie am 20. November 1890 den Hauptlehrer Eduard Semmel geheiratet hat und dass die gemeinsame Tochter Thea am 4. Dezember 1892 in Laurahütte bei Kattowitz geboren wurde. Thea heiratete am 15. Juni 1920 ihren ersten Ehemann Emil Grünebaum aus Bielefeld. Sie bekamen am 17. September 1921 die Tochter Miriam Therese, die auch in Bielefeld geboren wurde. Miriam konnte in die USA flüchten. Sie verstarb dort am 26. Februar 2003 unter dem Namen Miriam Therese Lang geb. Gruenebaum.
Wann genau der Umzug von Eduard und Klara Semmel nach Berlin stattfand, ist nicht bekannt, aber der Name Eduard Semmel als Haushaltsvorstand ist nachweisbar in den alten Berliner Adressbüchern ab 1923. Die erste Familienadresse war in der Großen Frankfurter Straße 35, jetzige Karl Marx Allee, und ab 1929 in der Holzmarktstraße 64 in Berlin Mitte. Ab 1935 lebte die Familie in der Badenschen Straße 42, Ecke Prinzregentenstraße in Berlin Wilmersdorf. Dies war die letzte freiwillig gewählte Adresse.
Laut Berliner Adressbuch wohnten sie ab 1938 in der Martin-Luther Straße 55 (jetzige Nr.117) Ecke Heylstraße in Schöneberg. Dieses Haus ist eindeutig als ein sogenanntes „Judenhaus" identifiziert, was wir jetzt als Zwangshaus bezeichnen.
Mit in diesem Haus lebten weitere jüdische Menschen, von denen viele später durch das NS Regime ermordet wurden. Auch die Krankenschwester Nora Elisabeth Poswiansky, die Klara Semmels Tod gemeldet hatte, lebte dort. Sie wurde am 13. Januar 1942 im Alter von 37 Jahren nach Riga deportiert und ermordet.
Dazu gehörte auch Alfred Neustadt, geboren am 8. September 1880 in Hamburg. Aus dessen Sterbeurkunde vom 14. März 1942 ist zu entnehmen, dass er am 12. März 1942 im Jüdischen Krankenhaus angeblich an Lungenentzündung und Herzschwäche verstorben sei. Und es wird erwähnt, dass Alfred mit Thea Neustadt geb. Semmel, verheiratet war. Die Eheschließung war am 22. Februar 1941 in Berlin Schöneberg erfolgt.
Klara Semmels Tochter Thea Neustadt, verwitwete Grünebaum, musste nochmal zwangsweise umziehen. Ihr Name erscheint auf der Deportationsliste nach Auschwitz vom 12. Januar 1943 mit der Adressangabe Westarpstraße 2, nahe dem Bayerischen Platz. Sie wurde dort vermutlich sofort im Alter von 50 Jahren ermordet.
Klaras Witwer Eduard Semmel wurde am 2. Februar 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 24. März im Alter von 79 Jahren ermordet wurde.