Else Esther Wiesenthal geb. Baerwald

Verlegeort
Bamberger Straße 17
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
05. März 2024
Geboren
10. Januar 1875 in Nakel (Schlesien) / Nakło
Deportation
am 03. April 1942 nach Ghetto Warschau
Ermordet

Else Esther Baerwald wurde am 10. Januar 1875 - wie ihre Zwillingsschwester Grete Rebecca - im oberschlesischen Nakel (heutiges Nakło/Polen) geboren. Über die Familie ist einiges bekannt, da die „Geschichte des Hauses Baerwald“ als Festschrift anlässlich der Goldenen Hochzeit ihrer Eltern im Jahr 1913 von ihrem Vater Lesser Baerwald (1830-1916) niedergeschrieben wurde. Das Ehepaar Lesser Baerwald, der von Beruf Kaufmann und in seiner Heimatstadt hoch angesehen war (Ehrenbürger von Nakel), und Pauline Baerwald, geb. Seligsohn (1841-1940), hatte insgesamt zwölf Kinder.

Am 5. Juli 1898 heiratete Else Esther Baerwald in Magdeburg den Arzt Dr. Paul Wiesenthal (1862-1923). Das Paar hatte vier Kinder: Nach dem erstgeborenen Sohn Curt Julius Leopold (geb. 1899), der später wie sein Vater Arzt wurde, kamen die drei Töchter Elisabeth Frieda Babette (geb. 1901), Ida Ilse (geb. 1902) und Edith (geb. 1908) zur Welt. Die Familie wohnte in Magdeburg-Neustadt am Nicolaiplatz 7, wo auch die Praxis von Paul Wiesenthal untergebracht war. Nachdem ihr Mann 1923 im Alter von 61 Jahren gestorben war, lebte Else Esther Wiesenthal zunächst weiter am Nicolaiplatz 7 in Magdeburg. Sohn Curt hatte kurz zuvor sein Medizinstudium beendet und führte die Praxis seines verstorbenen Vaters weiter. 

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließen die Kinder von Else Esther Wiesenthal Deutschland. Spätestens 1936 zog sie daraufhin nach Berlin und wohnte fortan bei ihrer Zwillingsschwester Grete Rebecca und ihrem Schwager, dem Arzt Dr. Felix Hirschfeld, in der Bamberger Straße 17. Im Juli 1938 beging Felix Hirschfeld Suizid. Am 25. Februar 1940 starb die Mutter Pauline Baerwald, geb. Seligsohn, die zuletzt in der Niebuhrstr. 4 in Charlottenburg gewohnt hatte, im Alter von 98 Jahren. 

Die beiden Zwillingsschwestern wurden mit dem sog. „12. Osttransport" am 3. April 1942 vom Berliner Güterbahnhof Moabit aus in das Warschauer Ghetto deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Es muss davon ausgegangen werden, dass sie entweder im Ghetto starben oder in einem der Vernichtungslager der Nationalsozialisten ermordet wurden. Die vier Kinder von Else Esther Wiesenthal überlebten den Holocaust im US-amerikanischen Exil.