Gisela Kohn

Verlegeort
Bergfriedstraße 6
Historischer Name
Fürstenstraße 15
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
07. Oktober 2020
Geboren
26. Mai 1933 in Berlin
Deportation
am 04. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Gisela Kohn kam am 26. Mai 1933 in Berlin zur Welt. Ihre Mutter, die ledige Ilse Elisabeth Kohn, war jüdischer Abstammung. Sie wohnte in der Wiener Straße 28 und arbeitete als Verkäuferin. Giselas Vater soll ein „Arier“ gewesen sein, der offenbar nur unregelmäßig Unterhalt zahlte. Ilse zog mit ihrer Tochter Gisela zurück zu ihren Eltern Isidor und Elise Kohn in die Fürstenstraße 15 (das Haus existiert nicht mehr, dort befindet sich heute die Bergfriedstraße 6).<br />
In den späten 1930er-Jahren war Ilse Kohn als Wäscherin im Jüdischen Krankenhaus Berlin beschäftigt. Im März 1939 wurde sie von der Gestapo verhaftet. Ihre Schwägerin Margarete Kohn, geb. Pieper, schildert in den Entschädigungsakten: „1939, ich glaube im Frühjahr, erfuhr ich durch die Eltern von Ilse, dass sie plötzlich abgeholt worden war und sich im Polizeipräsidium Alexanderplatz befindet. Kurz danach war ihr Bruder Erich im Polizeipräsidium und erfuhr, dass Ilse aufgrund einer bloßen Denunzierung wegen Rassenschande verhaftet worden war. […] Es wurde ihm damals auch angedeutet, dass er besser nichts unternehmen sollte, auch wenn die Denunzierung nicht der Wahrheit entspricht.“<br />
Ilse Kohn wurde in das KZ Ravensbrück verschleppt, wo sie schwere Zwangsarbeit in einem Steinbruch verrichten musste. Isidor Kohn versuchte alles, um seine Tochter freizubekommen. Nach vielen Bemühungen gelang es der Jüdischen Gemeinde Berlin, für Ilse eine Stellung als Hausangestellte in England und eine Einreiseerlaubnis zu beschaffen. Sie wurde daraufhin Anfang Juli 1939 aus dem KZ entlassen und wanderte einige Tage später nach England aus.<br />
Ihre Tochter Gisela konnte sie aber nicht mitnehmen, diese hielt sich dann teils bei ihren Großeltern, die die Vormundschaft innehatten, teils bei der Familie ihres Onkels Erich auf.<br />
Gisela wurde zu Ostern 1940 in die Mädchen-Volksschule der Jüdischen Gemeinde in der Auguststraße 11-13 eingeschult. Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnte sich Gisela Kohn ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen – dies galt für Kinder ab dem vollendeten sechsten Lebensjahr.<br />
Giselas Schulzeit endete bereits nach etwa zwei Jahren, am 30. Juni 1942: An diesem Tag verboten die Nazi-Behörden jüdischen Kindern jeglichen Schulbesuch und lösten alle jüdischen Schulen auf.<br />
Ihre Großeltern Isidor und Elise Kohn wurden am 3. Oktober 1942 mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Nach der Auswanderung der Mutter muss dies ein weiterer schwerer Schicksalsschlag für Gisela gewesen sein. Das Amtsgericht übertrug der Jüdischen Gemeinde die Vormundschaft über das Mädchen. Ihre Mutter Ilse Kohn schildert gegenüber dem Entschädigungsamt: „Meine Tochter wurde dann später einem Frl. Löwenthal in Berlin, Buckower Straße in Pflege übergeben und zuletzt durch die Obervormundschaft dem Ehepaar Pottlitzer, Berlin C2, Hirtenstraße 22, übergeben. Von hier aus wurde Gisela, die sich auf dem Weg zum Besuch ihrer Verwandten in der Elsässer Straße 42 befand, auf der Straße von der Gestapo entführt und deportiert. In England war es mir gelungen, eine Einreise für Gisela nach Schweden zu beschaffen. Diese aber scheiterte, weil Berlin die Ausreise untersagte.“<br />
Gisela Kohn wurde am 4. März 1943 mit dem „34. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert, wo sie wahrscheinlich gleich nach der Ankunft ermordet wurde. Auch ihre Pflegeeltern, das Ehepaar Benno und Ilse Pottlitzer, wurden am 12. März 1943 nach Auschwitz verschleppt und ermordet.<br />
Giselas Großvater Isidor Kohn kam in Theresienstadt am 30. Mai, ihre Großmutter am 25. August 1943 ums Leben. <br />
Ihre Mutter Ilse Kohn war in England nicht in der Lage zu arbeiten, da sie sich in Ravensbrück eine Fraktur der rechten Hand zugezogen hatte, die diese unbrauchbar machte. Sie heiratete 1952 den Arbeiter Wolodzimierz Dawidow und lebte mit ihrem Mann in ärmlichen Verhältnissen. Über die Ermordung ihrer Tochter und ihrer Eltern sowie ihre eigenen Erlebnisse im KZ Ravensbrück ist sie nicht hinweggekommen. Ilse Dawidow starb 1987 in England.

Gisela Kohn kam am 26. Mai 1933 in Berlin zur Welt. Ihre Mutter, die ledige Ilse Elisabeth Kohn, war jüdischer Abstammung. Sie wohnte in der Wiener Straße 28 und arbeitete als Verkäuferin. Giselas Vater soll ein „Arier“ gewesen sein, der offenbar nur unregelmäßig Unterhalt zahlte. Ilse zog mit ihrer Tochter Gisela zurück zu ihren Eltern Isidor und Elise Kohn in die Fürstenstraße 15 (das Haus existiert nicht mehr, dort befindet sich heute die Bergfriedstraße 6).
In den späten 1930er-Jahren war Ilse Kohn als Wäscherin im Jüdischen Krankenhaus Berlin beschäftigt. Im März 1939 wurde sie von der Gestapo verhaftet. Ihre Schwägerin Margarete Kohn, geb. Pieper, schildert in den Entschädigungsakten: „1939, ich glaube im Frühjahr, erfuhr ich durch die Eltern von Ilse, dass sie plötzlich abgeholt worden war und sich im Polizeipräsidium Alexanderplatz befindet. Kurz danach war ihr Bruder Erich im Polizeipräsidium und erfuhr, dass Ilse aufgrund einer bloßen Denunzierung wegen Rassenschande verhaftet worden war. […] Es wurde ihm damals auch angedeutet, dass er besser nichts unternehmen sollte, auch wenn die Denunzierung nicht der Wahrheit entspricht.“
Ilse Kohn wurde in das KZ Ravensbrück verschleppt, wo sie schwere Zwangsarbeit in einem Steinbruch verrichten musste. Isidor Kohn versuchte alles, um seine Tochter freizubekommen. Nach vielen Bemühungen gelang es der Jüdischen Gemeinde Berlin, für Ilse eine Stellung als Hausangestellte in England und eine Einreiseerlaubnis zu beschaffen. Sie wurde daraufhin Anfang Juli 1939 aus dem KZ entlassen und wanderte einige Tage später nach England aus.
Ihre Tochter Gisela konnte sie aber nicht mitnehmen, diese hielt sich dann teils bei ihren Großeltern, die die Vormundschaft innehatten, teils bei der Familie ihres Onkels Erich auf.
Gisela wurde zu Ostern 1940 in die Mädchen-Volksschule der Jüdischen Gemeinde in der Auguststraße 11-13 eingeschult. Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnte sich Gisela Kohn ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen – dies galt für Kinder ab dem vollendeten sechsten Lebensjahr.
Giselas Schulzeit endete bereits nach etwa zwei Jahren, am 30. Juni 1942: An diesem Tag verboten die Nazi-Behörden jüdischen Kindern jeglichen Schulbesuch und lösten alle jüdischen Schulen auf.
Ihre Großeltern Isidor und Elise Kohn wurden am 3. Oktober 1942 mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Nach der Auswanderung der Mutter muss dies ein weiterer schwerer Schicksalsschlag für Gisela gewesen sein. Das Amtsgericht übertrug der Jüdischen Gemeinde die Vormundschaft über das Mädchen. Ihre Mutter Ilse Kohn schildert gegenüber dem Entschädigungsamt: „Meine Tochter wurde dann später einem Frl. Löwenthal in Berlin, Buckower Straße in Pflege übergeben und zuletzt durch die Obervormundschaft dem Ehepaar Pottlitzer, Berlin C2, Hirtenstraße 22, übergeben. Von hier aus wurde Gisela, die sich auf dem Weg zum Besuch ihrer Verwandten in der Elsässer Straße 42 befand, auf der Straße von der Gestapo entführt und deportiert. In England war es mir gelungen, eine Einreise für Gisela nach Schweden zu beschaffen. Diese aber scheiterte, weil Berlin die Ausreise untersagte.“
Gisela Kohn wurde am 4. März 1943 mit dem „34. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert, wo sie wahrscheinlich gleich nach der Ankunft ermordet wurde. Auch ihre Pflegeeltern, das Ehepaar Benno und Ilse Pottlitzer, wurden am 12. März 1943 nach Auschwitz verschleppt und ermordet.
Giselas Großvater Isidor Kohn kam in Theresienstadt am 30. Mai, ihre Großmutter am 25. August 1943 ums Leben.
Ihre Mutter Ilse Kohn war in England nicht in der Lage zu arbeiten, da sie sich in Ravensbrück eine Fraktur der rechten Hand zugezogen hatte, die diese unbrauchbar machte. Sie heiratete 1952 den Arbeiter Wolodzimierz Dawidow und lebte mit ihrem Mann in ärmlichen Verhältnissen. Über die Ermordung ihrer Tochter und ihrer Eltern sowie ihre eigenen Erlebnisse im KZ Ravensbrück ist sie nicht hinweggekommen. Ilse Dawidow starb 1987 in England.