Else Jottkowitz geb. Wachsner

Verlegeort
Eisenacher Str. 25
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
10. Juni 2010
Geboren
12. Juli 1890 in Forst (Lausitz)
Deportation
am 17. März 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 19. Oktober 1944 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Else Wachsner wurde am 12. Juli 1890 als Tochter des Textilfabrikanten Louis und seiner Frau Laura, geb. Bloch, in Forst / Lausitz geboren. Noch vor dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Berlin. Bald darauf heiratete Else den Handelsvertreter Georg Jottkowitz. 1918 wurde der Sohn Hans geboren, die Tochter Gerda verstarb als Kleinkind. In der Kommandantenstraße 71 in Mitte residierte ab 1920 – mitten im Modeviertel der Hauptstadt – die Textilfirma Louis Wachsner & Co. Der Schwiegersohn Georg Jottkowitz wurde Teilhaber der Firma. Bis November 1931 lebte die Familie in einer Dreizimmer-Wohnung in der Eisenacher Straße 25. Die Weltwirtschaftskrise führte für die Firma Louis Wachsner & Co. zu derartig großen Umsatzrückgängen, dass die Tochter mit Familie zu Laura und Louis Wachsner in die Wohnung in der Barbarossastraße 45 zog. <br />
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Die Aufrufe zum Boykott jüdischer Kaufleute ab 1933 verschlechterten die wirtschaftliche Lage der Familie weiter. Nachdem Louis Wachsner vermutlich 1934 verstorben war, musste die Firma verkleinert und die Wohnung in der Barbarossastraße 45, wo die Familie 20 Jahre lang gelebt hatte, aufgegeben werden. Die Witwe Laura zog gemeinsam mit der Familie ihrer Tochter in die Kommandantenstraße 71, wo sich die Wohnung nun über den Geschäftsräumen befand. 1938 wurde die Textilagentur enteignet. Georg Jottkowitz betrieb zum Unterhalt der Familie einen illegalen Verkauf von Tischdecken aus der Konkursmasse der Firma. Am 5. November 1938 emigrierte der Sohn Hans, der 1933 das Gymnasium abgebrochen hatte, um eine Garnfärberausbildung zu absolvieren, nach Neuseeland. Nach dem Novemberpogrom war Georg Jottkowitz vorübergehend im KZ Sachsenhausen. Anfang der 1940er Jahre wurde das Ehepaar zur Arbeit in kriegswichtigen Betrieben gezwungen: Else Jottkowitz stellte bei der Firma Johannes Strempel in der Neuköllner Liberdastraße 12 Schirmgriffe her. Am 3. September 1942 wurde ihre fast 76jährige Mutter „abgeholt“ und nach Theresienstadt deportiert, wo sie einen Monat später starb. Nach und nach waren hier mehr als 30.000 Männer, Frauen und Kinder in einem Areal zusammengepfercht worden, in dem vor Kriegsbeginn nur 7.000 Menschen gelebt hatten. Die Hälfte von ihnen starb an der Folge von nicht behandelten Seuchen und Infektionen.<br />
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Am 17. März 1943 wurden Else und Georg Jottkowitz in einem Transport mit 1.283 Menschen nach Theresienstadt deportiert. Über den Aufenthalt ist nichts bekannt. Ab Dezember 1943 ließ die SS das Lager durch die Häftlinge in Zwangsarbeit zu einem Vorzeigelager herrichten, um es im Juni 1944 dem Internationalen Roten Kreuz vorzuführen und im August/September durch den Regisseur Kurt Gerron, selbst Häftling, einen Propagandafilm über die „Stadt der Juden“ drehen zu lassen. Er sollte dem Publikum vorführen, wie „normal“ die Jüdinnen und Juden in Theresienstadt lebten. Wahrscheinlich gehörten die Eheleute zu den Statisten am Rande. Am 19. Oktober 1944 wurden sie in einem Transport von 1.500 Menschen nach Auschwitz deportiert, wo sich ihre Spuren verlieren. Wahrscheinlich ist, dass die 54jährige Else Jottkowitz am Tag ihrer Ankunft in Birkenau – wie ihr zehn Jahre älterer Ehemann – in die Gaskammer „selektiert“ wurde. <br />
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Der Sohn Hans besuchte erstmals 1995 wieder Berlin. 2010 wurde der Stolperstein auf Initiative der Enkelin verlegt.

Else Wachsner wurde am 12. Juli 1890 als Tochter des Textilfabrikanten Louis und seiner Frau Laura, geb. Bloch, in Forst / Lausitz geboren. Noch vor dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Berlin. Bald darauf heiratete Else den Handelsvertreter Georg Jottkowitz. 1918 wurde der Sohn Hans geboren, die Tochter Gerda verstarb als Kleinkind. In der Kommandantenstraße 71 in Mitte residierte ab 1920 – mitten im Modeviertel der Hauptstadt – die Textilfirma Louis Wachsner & Co. Der Schwiegersohn Georg Jottkowitz wurde Teilhaber der Firma. Bis November 1931 lebte die Familie in einer Dreizimmer-Wohnung in der Eisenacher Straße 25. Die Weltwirtschaftskrise führte für die Firma Louis Wachsner & Co. zu derartig großen Umsatzrückgängen, dass die Tochter mit Familie zu Laura und Louis Wachsner in die Wohnung in der Barbarossastraße 45 zog.

Die Aufrufe zum Boykott jüdischer Kaufleute ab 1933 verschlechterten die wirtschaftliche Lage der Familie weiter. Nachdem Louis Wachsner vermutlich 1934 verstorben war, musste die Firma verkleinert und die Wohnung in der Barbarossastraße 45, wo die Familie 20 Jahre lang gelebt hatte, aufgegeben werden. Die Witwe Laura zog gemeinsam mit der Familie ihrer Tochter in die Kommandantenstraße 71, wo sich die Wohnung nun über den Geschäftsräumen befand. 1938 wurde die Textilagentur enteignet. Georg Jottkowitz betrieb zum Unterhalt der Familie einen illegalen Verkauf von Tischdecken aus der Konkursmasse der Firma. Am 5. November 1938 emigrierte der Sohn Hans, der 1933 das Gymnasium abgebrochen hatte, um eine Garnfärberausbildung zu absolvieren, nach Neuseeland. Nach dem Novemberpogrom war Georg Jottkowitz vorübergehend im KZ Sachsenhausen. Anfang der 1940er Jahre wurde das Ehepaar zur Arbeit in kriegswichtigen Betrieben gezwungen: Else Jottkowitz stellte bei der Firma Johannes Strempel in der Neuköllner Liberdastraße 12 Schirmgriffe her. Am 3. September 1942 wurde ihre fast 76jährige Mutter „abgeholt“ und nach Theresienstadt deportiert, wo sie einen Monat später starb. Nach und nach waren hier mehr als 30.000 Männer, Frauen und Kinder in einem Areal zusammengepfercht worden, in dem vor Kriegsbeginn nur 7.000 Menschen gelebt hatten. Die Hälfte von ihnen starb an der Folge von nicht behandelten Seuchen und Infektionen.

Am 17. März 1943 wurden Else und Georg Jottkowitz in einem Transport mit 1.283 Menschen nach Theresienstadt deportiert. Über den Aufenthalt ist nichts bekannt. Ab Dezember 1943 ließ die SS das Lager durch die Häftlinge in Zwangsarbeit zu einem Vorzeigelager herrichten, um es im Juni 1944 dem Internationalen Roten Kreuz vorzuführen und im August/September durch den Regisseur Kurt Gerron, selbst Häftling, einen Propagandafilm über die „Stadt der Juden“ drehen zu lassen. Er sollte dem Publikum vorführen, wie „normal“ die Jüdinnen und Juden in Theresienstadt lebten. Wahrscheinlich gehörten die Eheleute zu den Statisten am Rande. Am 19. Oktober 1944 wurden sie in einem Transport von 1.500 Menschen nach Auschwitz deportiert, wo sich ihre Spuren verlieren. Wahrscheinlich ist, dass die 54jährige Else Jottkowitz am Tag ihrer Ankunft in Birkenau – wie ihr zehn Jahre älterer Ehemann – in die Gaskammer „selektiert“ wurde.

Der Sohn Hans besuchte erstmals 1995 wieder Berlin. 2010 wurde der Stolperstein auf Initiative der Enkelin verlegt.