Otto Mossmann

Verlegeort
Gleditschstr. 80
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
02. Juni 2006
Geboren
08. März 1897 in Burghaslach (Bayern)
Beruf
Kaufmann
Zwangsarbeit
Transportarbeiter (der Teves Werke GmbH, Wittenau Nord)
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga
Ermordet
22. Oktober 1942 in Riga

Alles, was wir über (Gustav) Otto Mossmann wissen, stammt aus den kühl taxierenden Akten des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg. Diese wurden beim letzten Schritt der Entrechtung, Ausraubung und schließlich Ermordung jüdischer Menschen angelegt und dienten einzig dem Zweck, das „Vermögen“ der „Evakuierten“ dem Reich zukommen zu lassen. Daher wurden diese Akten weit über den Tod der Betroffenen hinaus geführt.<br />
<br />
Der ledige Otto Mossmann stammte aus Burghasloch/Mittelfranken, dort war er am 8. März 1897 als Sohn von Gustav Mossmann und dessen Frau zur Welt gekommen. <br />
<br />
Otto hatte zwei Geschwister, Toni Mossmann und Adelheid Stein. Er war von Beruf Kaufmann und wohnte seit dem 1. April 1932 in einer 4 ½-Zimmer-Wohnung mit Balkon, Bad und Warmwasser in der Vorbergstraße 10. Seine Wohnadresse in der Vorbergstraße 10 wurde 1937 in Gleditschstraße 80 umbenannt. <br />
<br />
Seit wann er bei den Teves Werken GmbH in Wittenau Nord zur Zwangsarbeit als Transportarbeiter rekrutiert war, verrät die Akte nicht, nur dass er dort für einen Wochenlohn von 28,– RM arbeitete. Allein für die Miete waren 99,67 RM aufzubringen, fast der gesamte Monatslohn. Es ist daher nicht sicher, ob er die Wohnung allein bewohnte.<br />
<br />
Am 19. Oktober 1942 wurde Otto Mossmann mit dem „21. Osttransport“ vom Bahnhof Moabit in der Putlitzstraße nach Riga deportiert. Zuvor hatte er, wie alle anderen, seine Vermögenserklärung ausgefüllt und per Verfügung erfahren, dass alles dem Reich verfallen sei. Der Transport erreichte Riga am 22. Oktober 1942. Dort wurde Otto Mossmann am gleichen Tag ermordet. <br />
<br />
Nach Otto Mossmans Deportation stand noch ein Teil seines Lohnes bei den Teves Werken aus, diesen forderte nun die Vermögensverwertungsstelle beim Oberfinanzpräsidenten ein. Ende November 1942 überwiesen die Teves Werke 73,80 RM an diese, sie wurden dort als dem Reich verfallener Vermögenswert verbucht. Otto Mossmann hatte von seinem Vater Einrichtungsgegenstände und ein Sparbuchguthaben in Höhe von 300,– RM geerbt, alles gehörte nun dem Reich. <br />
<br />
Am 3. Juni 1943, Otto Mossmann war schon über ein halbes Jahr tot, wurde seine Wohnung geräumt. Der handschriftliche Vermerk eines Finanzbeamten vom selben Tag lässt Begehrlichkeiten aufscheinen: Die Gegenstände sind schnellstens zu schätzen. Eine bombengeschädigte Familie will die Wohnung beziehen und möchte das Inventar erwerben. Anruf unter 21 15 11 Apparat 14 … Die Schätzung erfolgte einen Tag später, die Inventarbewertung, am 4. Juni 1943 gewissenhaft aufgenommen und bewertet, ergab einen Wert von 484,– RM, die ebenfalls an die Vermögensverwertungsstelle zu entrichten waren.

Alles, was wir über (Gustav) Otto Mossmann wissen, stammt aus den kühl taxierenden Akten des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg. Diese wurden beim letzten Schritt der Entrechtung, Ausraubung und schließlich Ermordung jüdischer Menschen angelegt und dienten einzig dem Zweck, das „Vermögen“ der „Evakuierten“ dem Reich zukommen zu lassen. Daher wurden diese Akten weit über den Tod der Betroffenen hinaus geführt.

Der ledige Otto Mossmann stammte aus Burghasloch/Mittelfranken, dort war er am 8. März 1897 als Sohn von Gustav Mossmann und dessen Frau zur Welt gekommen.

Otto hatte zwei Geschwister, Toni Mossmann und Adelheid Stein. Er war von Beruf Kaufmann und wohnte seit dem 1. April 1932 in einer 4 ½-Zimmer-Wohnung mit Balkon, Bad und Warmwasser in der Vorbergstraße 10. Seine Wohnadresse in der Vorbergstraße 10 wurde 1937 in Gleditschstraße 80 umbenannt.

Seit wann er bei den Teves Werken GmbH in Wittenau Nord zur Zwangsarbeit als Transportarbeiter rekrutiert war, verrät die Akte nicht, nur dass er dort für einen Wochenlohn von 28,– RM arbeitete. Allein für die Miete waren 99,67 RM aufzubringen, fast der gesamte Monatslohn. Es ist daher nicht sicher, ob er die Wohnung allein bewohnte.

Am 19. Oktober 1942 wurde Otto Mossmann mit dem „21. Osttransport“ vom Bahnhof Moabit in der Putlitzstraße nach Riga deportiert. Zuvor hatte er, wie alle anderen, seine Vermögenserklärung ausgefüllt und per Verfügung erfahren, dass alles dem Reich verfallen sei. Der Transport erreichte Riga am 22. Oktober 1942. Dort wurde Otto Mossmann am gleichen Tag ermordet.

Nach Otto Mossmans Deportation stand noch ein Teil seines Lohnes bei den Teves Werken aus, diesen forderte nun die Vermögensverwertungsstelle beim Oberfinanzpräsidenten ein. Ende November 1942 überwiesen die Teves Werke 73,80 RM an diese, sie wurden dort als dem Reich verfallener Vermögenswert verbucht. Otto Mossmann hatte von seinem Vater Einrichtungsgegenstände und ein Sparbuchguthaben in Höhe von 300,– RM geerbt, alles gehörte nun dem Reich.

Am 3. Juni 1943, Otto Mossmann war schon über ein halbes Jahr tot, wurde seine Wohnung geräumt. Der handschriftliche Vermerk eines Finanzbeamten vom selben Tag lässt Begehrlichkeiten aufscheinen: Die Gegenstände sind schnellstens zu schätzen. Eine bombengeschädigte Familie will die Wohnung beziehen und möchte das Inventar erwerben. Anruf unter 21 15 11 Apparat 14 … Die Schätzung erfolgte einen Tag später, die Inventarbewertung, am 4. Juni 1943 gewissenhaft aufgenommen und bewertet, ergab einen Wert von 484,– RM, die ebenfalls an die Vermögensverwertungsstelle zu entrichten waren.