Willy Stein

Verlegeort
Gossowstr. 1
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
22. September 2009
Geboren
07. September 1892 in Bremen
Beruf
Getreidehändler
Zwangsarbeit
Arbeiter (Daimler-Benz)
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga
Ermordet
22. Oktober 1942 in Riga

Willy Stein stammte aus Bremen und war dort erfolgreich als selbständiger Kaufmann in der Getreidebranche tätig. Er war mit der Berlinerin Charlotte Blank verheiratet und hatte zwei Söhne: den 1925 geborenen Herbert Hugo und den 1930 geborenen Kurt Gustav. Willy Stein konnte seiner Frau und den beiden Kindern ein großbürgerliches Leben bieten. Die Steins führten ein gastfreundliches, offenes Haus und die Söhne wuchsen in einem liebevollen, kinderfreundlichen Umfeld auf. Die Zugehörigkeit zum Judentum spielte im Haushalt nur eine untergeordnete Rolle, die religiösen Riten und Gebräuche wurden nicht streng eingehalten.<br />
<br />
Mit dem Beginn der NS-Diktatur änderten sich die Lebensumstände von Willy Stein bald grundlegend. Seine Getreidehandlung wurde bereits 1934 „arisiert“ und er damit de facto enteignet, das Auskommen wurde immer schwieriger. Die Familie musste um 1937/1938 von Bremen nach Berlin umziehen, hier besaß Willy Steins Frau Charlotte noch ein Mietshaus in der Gossowstraße 1 in Schöneberg. Familie Stein lebte dort in einer Wohnung im 1. Stock, über einer Kneipe mit Kegelbahn. Willy Stein verwaltete das Mietshaus und versuchte, in der Hauptstadt beruflich wieder Fuß zu fassen.<br />
<br />
Als die Lebensumstände nach der Pogromnacht immer unerträglicher wurden, entschlossen sich Willy und Charlotte Stein – wie schon viele ihrer Angehörigen – zur Emigration. Die Verwandten schickten die nötigen Papiere. Der einzige Ort der Welt, wo bei der Einreise kein Visum gefordert wurde, war Shanghai. Für zahlreiche Flüchtlinge war diese chinesische Hafenstadt daher die letzte Zuflucht. Auch Willy Stein sah in der Emigration nach Shanghai die einzige Möglichkeit, es gelang ihm, die Schiffspassagen für seine Familie zu bekommen. Von Genua aus sollte es losgehen. Die Auswanderungsgebühren wurden bezahlt und die Möbel nach Genua überführt. Willy Stein und seine Familie reiste mit dem Zug nach Genua. Am oder kurz nach dem 1. September 1939, dem Datum des deutschen Überfalls auf Polen, erreichten sie Innsbruck. Dort mussten sie erfahren, dass die Grenzen wegen des Kriegsbeginns geschlossen waren. Notgedrungen kehrten sie nach Berlin zurück, in ihre fast leere Wohnung und eine aussichtslose Zukunft. Willy Stein wurde 1941 zur Zwangsarbeit bei Daimler-Benz verpflichtet. <br />
<br />
Am 19. Oktober 1942 wurde Willy Stein mit seiner Familie nach Riga deportiert, drei Tage dauerte die Reise in qualvoller Enge. Bei der Ankunft wurde die Familie auseinandergerissen, Willy Stein auf einen der bereitstehenden LKW getrieben. Es war der 22. Oktober 1942, als Willy Stein in Jungfernhof erschossen wurde.

Willy Stein stammte aus Bremen und war dort erfolgreich als selbständiger Kaufmann in der Getreidebranche tätig. Er war mit der Berlinerin Charlotte Blank verheiratet und hatte zwei Söhne: den 1925 geborenen Herbert Hugo und den 1930 geborenen Kurt Gustav. Willy Stein konnte seiner Frau und den beiden Kindern ein großbürgerliches Leben bieten. Die Steins führten ein gastfreundliches, offenes Haus und die Söhne wuchsen in einem liebevollen, kinderfreundlichen Umfeld auf. Die Zugehörigkeit zum Judentum spielte im Haushalt nur eine untergeordnete Rolle, die religiösen Riten und Gebräuche wurden nicht streng eingehalten.

Mit dem Beginn der NS-Diktatur änderten sich die Lebensumstände von Willy Stein bald grundlegend. Seine Getreidehandlung wurde bereits 1934 „arisiert“ und er damit de facto enteignet, das Auskommen wurde immer schwieriger. Die Familie musste um 1937/1938 von Bremen nach Berlin umziehen, hier besaß Willy Steins Frau Charlotte noch ein Mietshaus in der Gossowstraße 1 in Schöneberg. Familie Stein lebte dort in einer Wohnung im 1. Stock, über einer Kneipe mit Kegelbahn. Willy Stein verwaltete das Mietshaus und versuchte, in der Hauptstadt beruflich wieder Fuß zu fassen.

Als die Lebensumstände nach der Pogromnacht immer unerträglicher wurden, entschlossen sich Willy und Charlotte Stein – wie schon viele ihrer Angehörigen – zur Emigration. Die Verwandten schickten die nötigen Papiere. Der einzige Ort der Welt, wo bei der Einreise kein Visum gefordert wurde, war Shanghai. Für zahlreiche Flüchtlinge war diese chinesische Hafenstadt daher die letzte Zuflucht. Auch Willy Stein sah in der Emigration nach Shanghai die einzige Möglichkeit, es gelang ihm, die Schiffspassagen für seine Familie zu bekommen. Von Genua aus sollte es losgehen. Die Auswanderungsgebühren wurden bezahlt und die Möbel nach Genua überführt. Willy Stein und seine Familie reiste mit dem Zug nach Genua. Am oder kurz nach dem 1. September 1939, dem Datum des deutschen Überfalls auf Polen, erreichten sie Innsbruck. Dort mussten sie erfahren, dass die Grenzen wegen des Kriegsbeginns geschlossen waren. Notgedrungen kehrten sie nach Berlin zurück, in ihre fast leere Wohnung und eine aussichtslose Zukunft. Willy Stein wurde 1941 zur Zwangsarbeit bei Daimler-Benz verpflichtet.

Am 19. Oktober 1942 wurde Willy Stein mit seiner Familie nach Riga deportiert, drei Tage dauerte die Reise in qualvoller Enge. Bei der Ankunft wurde die Familie auseinandergerissen, Willy Stein auf einen der bereitstehenden LKW getrieben. Es war der 22. Oktober 1942, als Willy Stein in Jungfernhof erschossen wurde.