Paul Schlome

Verlegeort
Luitpoldstr. 21
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
15. September 2009
Geboren
15. Mai 1886 in Janowitz (Posen) / Janowiec
Beruf
Apotheker
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga
Ermordet
22. Oktober 1942 in Riga

Paul Schlome war als ältester Sohn von Hermann und Auguste Schlome (s. dort) am 15. Mai 1886 in Janowitz in der Provinz Posen (heute: Janowiec/Polen) zur Welt gekommen. Er wurde Apotheker und betrieb gemeinsam mit seinem Schwager Adolf Cohn (s. dort) die „Westend-Apotheke“ in der Kurfürstenstraße 80 in Berlin. Er hatte als Frontkämpfer am Ersten Weltkrieg teilgenommen und sah sich als Deutscher jüdischen Glaubens, so wie das auch bei seinen Eltern und der Familie seiner Frau der Fall war. Paul Schlome war mit Ruth Türk verheiratet, sie lebten mit der 1930 geborenen Tochter Susanne in der Luitpoldstraße 19. Sie waren Teil einer jüdisch-assimilierten, großen und verzweigten Familie. Nur wenige Gehminuten entfernt, in der Berchtesgadener Straße 35, lebten ihre Verwandten, man besuchte sich gegenseitig fast täglich, und als im Dezember 1930 die Tochter Susanne geboren wurde, war sie umsorgt von Großeltern, Tanten und Onkeln, Cousinen und Cousins. <br />
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Die Westend-Apotheke wurde 1936 arisiert. Der Schwager, seiner Apotheke beraubt, verlor seine Existenzgrundlage und Paul Schlome mit ihm. Er zog mit seiner Familie in eine preiswertere Wohnung im Nachbarhaus Luitpoldstraße 21. Seine Frau Ruth sorgte fortan allein für den Lebensunterhalt der Familie. Sie war gelernte Schneiderin und unterrichtete an einer Schule für Erzieherinnen das Schneiderhandwerk.<br />
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Die täglich zunehmenden Schikanen Juden gegenüber trugen die Schlomes mit großer Würde, und insbesondere Ruth Schlome verstand es, eine freundliche Atmosphäre in der Familie herzustellen. Paul Schlome und seine Frau schafften es, ihre achtjährige Tochter Susanne in einem Kindertransport nach England unterzubringen. Die Eltern stellten für ihre Tochter ganz das Abenteuer, ohne ihre Begleitung, aber mit vielen Kindern zu verreisen, in den Mittelpunkt der Vorbereitungen, und Susanne freute sich darauf.<br />
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Das Versprechen der Eltern, bald nachzukommen, erfüllte sich allerdings nicht. Sie mussten 1942 noch in die Geisbergstraße 33 umziehen. Noch im selben Jahr, am 19. Oktober 1942, wurden Paul und Ruth Schlome mit dem „21. Osttransport“ nach Riga deportiert. Nach ihrer Ankunft am 22. Oktober wurden sie zusammen mit mehr als 900 weiteren Menschen in Riga-Jungfernhof erschossen.<br />
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Dass ihre Eltern nach Riga verschleppt wurden, hat Susanne Schlome schon 1942 erfahren; doch endgültige Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen bekam sie erst 1990 bei einem Besuch im Haus der Wannsee-Konferenz.

Paul Schlome war als ältester Sohn von Hermann und Auguste Schlome (s. dort) am 15. Mai 1886 in Janowitz in der Provinz Posen (heute: Janowiec/Polen) zur Welt gekommen. Er wurde Apotheker und betrieb gemeinsam mit seinem Schwager Adolf Cohn (s. dort) die „Westend-Apotheke“ in der Kurfürstenstraße 80 in Berlin. Er hatte als Frontkämpfer am Ersten Weltkrieg teilgenommen und sah sich als Deutscher jüdischen Glaubens, so wie das auch bei seinen Eltern und der Familie seiner Frau der Fall war. Paul Schlome war mit Ruth Türk verheiratet, sie lebten mit der 1930 geborenen Tochter Susanne in der Luitpoldstraße 19. Sie waren Teil einer jüdisch-assimilierten, großen und verzweigten Familie. Nur wenige Gehminuten entfernt, in der Berchtesgadener Straße 35, lebten ihre Verwandten, man besuchte sich gegenseitig fast täglich, und als im Dezember 1930 die Tochter Susanne geboren wurde, war sie umsorgt von Großeltern, Tanten und Onkeln, Cousinen und Cousins.

Die Westend-Apotheke wurde 1936 arisiert. Der Schwager, seiner Apotheke beraubt, verlor seine Existenzgrundlage und Paul Schlome mit ihm. Er zog mit seiner Familie in eine preiswertere Wohnung im Nachbarhaus Luitpoldstraße 21. Seine Frau Ruth sorgte fortan allein für den Lebensunterhalt der Familie. Sie war gelernte Schneiderin und unterrichtete an einer Schule für Erzieherinnen das Schneiderhandwerk.

Die täglich zunehmenden Schikanen Juden gegenüber trugen die Schlomes mit großer Würde, und insbesondere Ruth Schlome verstand es, eine freundliche Atmosphäre in der Familie herzustellen. Paul Schlome und seine Frau schafften es, ihre achtjährige Tochter Susanne in einem Kindertransport nach England unterzubringen. Die Eltern stellten für ihre Tochter ganz das Abenteuer, ohne ihre Begleitung, aber mit vielen Kindern zu verreisen, in den Mittelpunkt der Vorbereitungen, und Susanne freute sich darauf.

Das Versprechen der Eltern, bald nachzukommen, erfüllte sich allerdings nicht. Sie mussten 1942 noch in die Geisbergstraße 33 umziehen. Noch im selben Jahr, am 19. Oktober 1942, wurden Paul und Ruth Schlome mit dem „21. Osttransport“ nach Riga deportiert. Nach ihrer Ankunft am 22. Oktober wurden sie zusammen mit mehr als 900 weiteren Menschen in Riga-Jungfernhof erschossen.

Dass ihre Eltern nach Riga verschleppt wurden, hat Susanne Schlome schon 1942 erfahren; doch endgültige Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen bekam sie erst 1990 bei einem Besuch im Haus der Wannsee-Konferenz.