Ruth Schlome geb. Türk

Verlegeort
Luitpoldstr. 21
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
15. September 2009
Geboren
29. Oktober 1900 in Gnesen (Posen) / Gniezno
Beruf
Schneiderin
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga
Ermordet
22. Oktober 1942 in Riga

Ruth Schlome war Schneidermeisterin und fertigte Maßkleidung für die wohlhabenden Damen der Umgebung. Sie war am 29. Oktober 1900 in Gnesen in der Provinz Posen (heute: Gniezno/Polen) zur Welt gekommen. Es ist nicht bekannt, ob sie schon vor der Heirat mit dem Apotheker Paul Schlome in Berlin lebte. Wir wissen, dass Ruth mit ihrem Mann in der Luitpoldstraße 19 lebte und im Dezember 1930 die Tochter Susanne zur Welt kam. Die Tochter erinnert sich noch heute an die hübschen Kleidungsstücke, die ihr die Mutter aus den verbleibenden Stoffresten ihrer Kundinnen zu schneidern wusste.<br />
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Die mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnenden Schikanen und Ausgrenzungen gegen die Juden trug Ruth Schlome mit großer Würde. Der erste tiefe Einschnitt war 1936 die Arbeitslosigkeit ihres Mannes, der seinen Beruf als Apotheker nicht weiter ausüben durfte. Ruth Schlome ernährte jetzt mit ihrer Schneiderei die Familie. Sie verstand es, eine freundliche Atmosphäre in der Familie herzustellen und der Tochter die veränderten Lebensumstände positiv darzustellen – als neue, bereichernde Erfahrungen. So, als sich Susanne im Frühjahr 1939 das Zimmer plötzlich mit ihrem vierjährigen Cousin teilen musste, weil Paul Schlomes Bruder Julius (s. dort) und dessen Familie in der Wohnung in der Luitpoldstraße 21, in der Paul mit Frau und Tochter seit 1936 lebte, einquartiert wurde. Ebenso, als es gelang, die achtjährige Tochter im Juli 1939 mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit zu bringen. Ruth Schlome, unterstützt von ihrem Mann, stellte es der Tochter als großes Abenteuer dar, ohne Eltern nur mit vielen anderen Kindern auf eine so weite Reise zu gehen. Susanne freute sich darauf; wie viel Kraft das die Mutter gekostet haben mag, lässt sich kaum erahnen. <br />
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Das Versprechen von Ruth Schlome und ihrem Mann Paul, der Tochter bald nachzukommen, erfüllte sich nicht. Sie mussten 1942 noch in die Geisbergstraße 33 umziehen. Noch im selben Jahr, am 19. Oktober 1942, wurde Ruth Schlome gemeinsam mit ihrem Mann Paul mit dem „21. Osttransport“ nach Riga deportiert. Nach ihrer Ankunft am 22. Oktober wurde sie zusammen mit mehr als 900 weiteren Menschen in die umliegenden Wälder gebracht und erschossen. Ruth Schlome hat ihren 42. Geburtstag nicht mehr erlebt.<br />
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Dass ihre Eltern nach Riga verschleppt wurden, hat Susanne Schlome schon 1942 erfahren; doch endgültige Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen bekam sie erst 1990 bei einem Besuch im Haus der Wannsee-Konferenz.

Ruth Schlome war Schneidermeisterin und fertigte Maßkleidung für die wohlhabenden Damen der Umgebung. Sie war am 29. Oktober 1900 in Gnesen in der Provinz Posen (heute: Gniezno/Polen) zur Welt gekommen. Es ist nicht bekannt, ob sie schon vor der Heirat mit dem Apotheker Paul Schlome in Berlin lebte. Wir wissen, dass Ruth mit ihrem Mann in der Luitpoldstraße 19 lebte und im Dezember 1930 die Tochter Susanne zur Welt kam. Die Tochter erinnert sich noch heute an die hübschen Kleidungsstücke, die ihr die Mutter aus den verbleibenden Stoffresten ihrer Kundinnen zu schneidern wusste.

Die mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnenden Schikanen und Ausgrenzungen gegen die Juden trug Ruth Schlome mit großer Würde. Der erste tiefe Einschnitt war 1936 die Arbeitslosigkeit ihres Mannes, der seinen Beruf als Apotheker nicht weiter ausüben durfte. Ruth Schlome ernährte jetzt mit ihrer Schneiderei die Familie. Sie verstand es, eine freundliche Atmosphäre in der Familie herzustellen und der Tochter die veränderten Lebensumstände positiv darzustellen – als neue, bereichernde Erfahrungen. So, als sich Susanne im Frühjahr 1939 das Zimmer plötzlich mit ihrem vierjährigen Cousin teilen musste, weil Paul Schlomes Bruder Julius (s. dort) und dessen Familie in der Wohnung in der Luitpoldstraße 21, in der Paul mit Frau und Tochter seit 1936 lebte, einquartiert wurde. Ebenso, als es gelang, die achtjährige Tochter im Juli 1939 mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit zu bringen. Ruth Schlome, unterstützt von ihrem Mann, stellte es der Tochter als großes Abenteuer dar, ohne Eltern nur mit vielen anderen Kindern auf eine so weite Reise zu gehen. Susanne freute sich darauf; wie viel Kraft das die Mutter gekostet haben mag, lässt sich kaum erahnen.

Das Versprechen von Ruth Schlome und ihrem Mann Paul, der Tochter bald nachzukommen, erfüllte sich nicht. Sie mussten 1942 noch in die Geisbergstraße 33 umziehen. Noch im selben Jahr, am 19. Oktober 1942, wurde Ruth Schlome gemeinsam mit ihrem Mann Paul mit dem „21. Osttransport“ nach Riga deportiert. Nach ihrer Ankunft am 22. Oktober wurde sie zusammen mit mehr als 900 weiteren Menschen in die umliegenden Wälder gebracht und erschossen. Ruth Schlome hat ihren 42. Geburtstag nicht mehr erlebt.

Dass ihre Eltern nach Riga verschleppt wurden, hat Susanne Schlome schon 1942 erfahren; doch endgültige Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen bekam sie erst 1990 bei einem Besuch im Haus der Wannsee-Konferenz.