Edith Herzberg geb. Wunderlich

Verlegeort
Motzstr. 51
Historischer Name
Motzstr. 60
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
24. Juni 2006
Geboren
19. Februar 1896 in Tilsit / Sowetsk
Deportation
am 12. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Edith Herzberg, geborene Wunderlich, wurde am 19. Februar 1896 in Tilsit/Ostpreußen (heute Sowetsk) geboren. Sie wuchs mit sechs Brüdern in einem von der jüdischen Tradition geprägten Haushalt auf. Bald nach Ediths Geburt zog die Familie Wunderlich nach Königsberg, wo der Vater Hermann einen Bernsteinhandel betrieb. <br />
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Ihren späteren Ehemann, Walter Herzberg, lernte Edith schon als Kind kennen, da sie mit seiner älteren Schwester Ilse befreundet war. Die Herzbergs zogen aus familiären Gründen 1913 nach Berlin. Edith entfloh während des Ersten Weltkrieges der Enge ihres Elternhauses und versuchte ihren Weg in Berlin selbstständig zu gehen. Als ihr Jugendfreund Walter Herzberg sie nach dem Kriegsende suchte und in Berlin fand, heirateten die beiden 1919. Im Jahr darauf kam der Sohn Klaus zur Welt. <br />
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Die junge Familie zog bald zu Walters Schwester Ilse, die inzwischen verheiratet war und in Cluj (Klausenburg) lebte. Damit versuchte die kleine Familie der Nachkriegsnot in Berlin zu entgehen, denn Walter Herzberg war beruflich noch nicht etabliert. Um 1923 zogen die Herzbergs nach Obernigk, einem Vorort von Breslau. Hier lebten sie bei Charles Wunderlich, einem von Ediths Brüdern. Ediths Mann arbeitete als Bankangestellter und setzte sein Studium an der Kunstakademie in Breslau fort.<br />
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Nach Berlin kehrten die Herzbergs 1927 zurück und wohnten in der Motzstr. 60. Walter Herzberg hatte endlich eine gesicherte Beschäftigung als Karikaturist beim „Ulk“, der Wochenbeilage des Berliner Tageblatts, gefunden. Edith hatte zuvor zwei Jahre überwiegend ohne ihren Mann leben müssen, der sich während dieser Zeit vergeblich bemühte, in Baden-Baden als Kunst- und Antiquitätenhändler geschäftlich Fuß zu fassen. <br />
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Edith war aus der Jüdischen Gemeinde ausgetreten und hatte versucht, auch ihren Mann zu diesem Schritt zu bewegen, doch verschiedene Zufälle verhinderten es. Nach der Machtübernahme der Nazis trat Edith aus dem Gefühl der Solidarität heraus wieder in die Jüdische Gemeinde ein. In diesen Jahren musste Edith immer wieder alleine für sich und den Sohn sorgen, da ihr Mann gleich nach dem Reichstagsbrand nach Paris geflüchtet war. Edith zog mit Klaus von der Motzstraße in die Uhlandstraße. Walter Herzberg kam 1935 wieder zurück, nun ohne Stellung. Edith versuchte, sich und ihre Familie durchzubringen, indem sie sich vorzeitig ein Erbteil auszahlen ließ; ob sie beruflich tätig war, ist nicht bekannt.<br />
<br />
Im Frühjahr 1938 legte der Sohn Klaus sein Abitur ab. Den Eltern gelang es, für ihn ein Studentenzertifikat für die Einreisebewilligung nach Palästina zu bekommen, sie wollten ihren Sohn in Sicherheit bringen. Klaus Herzberg änderte in Palästina seinen Namen und hieß seitdem Daniel Dishon. Er starb im Februar 2009.<br />
<br />
Walter Herzberg arbeitete nun als Zeichenlehrer an der jüdischen Schule in der Rykestraße, bis diese Mitte 1942 geschlossen wurde. Nun wurde er zur Zwangsarbeit als „Ordner“ der Jüdischen Gemeinde eingesetzt und musste die Deportationsbefehle überbringen. Edith glaubte sich auf Grund der Tätigkeit ihres Mannes vor der Deportation geschützt. Doch nach dem Ende der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten noch in Berlin lebenden Juden verhaftet und anschließend deportiert wurden, waren auch Edith Herzberg und ihr Mann nicht länger geschützt.<br />
<br />
Am 8. März 1943 wurden sie und ihr Mann Walter verhaftet, beide am 12. März mit dem „36. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Von den 964 Menschen, die mit diesem Transport dort ankamen, wurden nach der „Selektion“ nur 365 Personen als „arbeitsfähig“ registriert. Edith Herzberg war nicht darunter. Sie wurde wahrscheinlich sofort nach der Ankunft in einer der Gaskammern von Auschwitz ermordet. Offiziell gilt sie als verschollen.<br />
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Auf Initiative der Historikerin Barbara Schieb wurden im Juni 2006 die Stolpersteine in der Motzstraße 51 (früher: Hausnummer 60) verlegt. Hier war die langjährige Wohnung der Familie Herzberg: Walter Herzberg, seine Mutter Rose und seine Schwester Ilse lebten hier, wie auch Walters Frau Edith und Sohn Klaus, bis sie 1933 mit der Flucht Walter Herzbergs die Wohnung verlassen mussten.

Edith Herzberg, geborene Wunderlich, wurde am 19. Februar 1896 in Tilsit/Ostpreußen (heute Sowetsk) geboren. Sie wuchs mit sechs Brüdern in einem von der jüdischen Tradition geprägten Haushalt auf. Bald nach Ediths Geburt zog die Familie Wunderlich nach Königsberg, wo der Vater Hermann einen Bernsteinhandel betrieb.

Ihren späteren Ehemann, Walter Herzberg, lernte Edith schon als Kind kennen, da sie mit seiner älteren Schwester Ilse befreundet war. Die Herzbergs zogen aus familiären Gründen 1913 nach Berlin. Edith entfloh während des Ersten Weltkrieges der Enge ihres Elternhauses und versuchte ihren Weg in Berlin selbstständig zu gehen. Als ihr Jugendfreund Walter Herzberg sie nach dem Kriegsende suchte und in Berlin fand, heirateten die beiden 1919. Im Jahr darauf kam der Sohn Klaus zur Welt.

Die junge Familie zog bald zu Walters Schwester Ilse, die inzwischen verheiratet war und in Cluj (Klausenburg) lebte. Damit versuchte die kleine Familie der Nachkriegsnot in Berlin zu entgehen, denn Walter Herzberg war beruflich noch nicht etabliert. Um 1923 zogen die Herzbergs nach Obernigk, einem Vorort von Breslau. Hier lebten sie bei Charles Wunderlich, einem von Ediths Brüdern. Ediths Mann arbeitete als Bankangestellter und setzte sein Studium an der Kunstakademie in Breslau fort.

Nach Berlin kehrten die Herzbergs 1927 zurück und wohnten in der Motzstr. 60. Walter Herzberg hatte endlich eine gesicherte Beschäftigung als Karikaturist beim „Ulk“, der Wochenbeilage des Berliner Tageblatts, gefunden. Edith hatte zuvor zwei Jahre überwiegend ohne ihren Mann leben müssen, der sich während dieser Zeit vergeblich bemühte, in Baden-Baden als Kunst- und Antiquitätenhändler geschäftlich Fuß zu fassen.

Edith war aus der Jüdischen Gemeinde ausgetreten und hatte versucht, auch ihren Mann zu diesem Schritt zu bewegen, doch verschiedene Zufälle verhinderten es. Nach der Machtübernahme der Nazis trat Edith aus dem Gefühl der Solidarität heraus wieder in die Jüdische Gemeinde ein. In diesen Jahren musste Edith immer wieder alleine für sich und den Sohn sorgen, da ihr Mann gleich nach dem Reichstagsbrand nach Paris geflüchtet war. Edith zog mit Klaus von der Motzstraße in die Uhlandstraße. Walter Herzberg kam 1935 wieder zurück, nun ohne Stellung. Edith versuchte, sich und ihre Familie durchzubringen, indem sie sich vorzeitig ein Erbteil auszahlen ließ; ob sie beruflich tätig war, ist nicht bekannt.

Im Frühjahr 1938 legte der Sohn Klaus sein Abitur ab. Den Eltern gelang es, für ihn ein Studentenzertifikat für die Einreisebewilligung nach Palästina zu bekommen, sie wollten ihren Sohn in Sicherheit bringen. Klaus Herzberg änderte in Palästina seinen Namen und hieß seitdem Daniel Dishon. Er starb im Februar 2009.

Walter Herzberg arbeitete nun als Zeichenlehrer an der jüdischen Schule in der Rykestraße, bis diese Mitte 1942 geschlossen wurde. Nun wurde er zur Zwangsarbeit als „Ordner“ der Jüdischen Gemeinde eingesetzt und musste die Deportationsbefehle überbringen. Edith glaubte sich auf Grund der Tätigkeit ihres Mannes vor der Deportation geschützt. Doch nach dem Ende der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten noch in Berlin lebenden Juden verhaftet und anschließend deportiert wurden, waren auch Edith Herzberg und ihr Mann nicht länger geschützt.

Am 8. März 1943 wurden sie und ihr Mann Walter verhaftet, beide am 12. März mit dem „36. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Von den 964 Menschen, die mit diesem Transport dort ankamen, wurden nach der „Selektion“ nur 365 Personen als „arbeitsfähig“ registriert. Edith Herzberg war nicht darunter. Sie wurde wahrscheinlich sofort nach der Ankunft in einer der Gaskammern von Auschwitz ermordet. Offiziell gilt sie als verschollen.

Auf Initiative der Historikerin Barbara Schieb wurden im Juni 2006 die Stolpersteine in der Motzstraße 51 (früher: Hausnummer 60) verlegt. Hier war die langjährige Wohnung der Familie Herzberg: Walter Herzberg, seine Mutter Rose und seine Schwester Ilse lebten hier, wie auch Walters Frau Edith und Sohn Klaus, bis sie 1933 mit der Flucht Walter Herzbergs die Wohnung verlassen mussten.