Stanislaus Graf von Nayhauß-Cormons

Verlegeort
Stierstr. 4
Bezirk/Ortsteil
Friedenau
Verlegedatum
21. September 2009
Geboren
07. Mai 1875 in Baumgarten (Schlesien) / Braszowice
Beruf
Offizier
Verstorben an den Folgen von Haft und Folter
26. Juni 1933 in Breslau

Stanislaus Graf von Nayhauß-Cormons bekämpfte die Nationalsozialisten bereits in den letzten Jahren der Weimarer Republik ganz entschieden mit publizistischen Mitteln. Daher gehörte er bald nach der Machtübernahme 1933 zu den stark gefährdeten Personen.<br />
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Er wurde am 7. Mai 1875 auf Schloss Baumgarten (heute Braszowice) als siebtes Kind eines in Schlesien ansässigen katholischen Adelsgeschlechts geboren. Der Vater war Rittmeister a.D. und für die Zentrumspartei Mitglied des Reichstags und des Preußischen Landtags gewesen. Eher ungewöhnlich für seinen Stand, wurde Stanislaus von den Eltern in die örtliche Volksschule geschickt, anschließend durchlief er dann den für seine Herkunft klassischen Weg: Gymnasium und Kadettenanstalt. Zunächst in Potsdam und ab dem Alter von sechzehn Jahren in der Hauptkadettenanstalt Berlin-Lichterfelde, um dort auf die Offizierslaufbahn vorbereitet zu werden. Während seiner aktiven Offizierszeit diente er in unterschiedlichen Einheiten und an verschiedenen Standorten bei der Kavallerie, er machte sich auch als Jagdrennreiter einen Namen. Mit 37 Jahren nahm er 1912 im Range eines Rittmeisters seinen Abschied und wurde in der Industrie tätig. <br />
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Im Ersten Weltkrieg rückte er zunächst wieder als Rittmeister im 13. Königsulanenregiment in Hannover ein, verletzte sich bald schwer während eines Ausritts. Zur Genesung machte er eine Kur am Bodensee. Durch ein Missverständnis wurde aus diesem Kuraufenthalt für Graf Nayhauss-Cormons ein Albtraum, denn ab 1915 saß er, unschuldig wegen Hochverrats zum Tode verurteilt, in einer Gefängniszelle. Erst 1919 wurde er rehabilitiert, seine Erfahrungen verarbeitete er in dem 1929 erschienenen Buch „Unschuldig zum Tode verurteilt. Lebens-Erinnerungen eines deutschen Reiteroffiziers“.<br />
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Danach war Nayhauß-Cormons als Geschäftsmann tätig; spätestens seit Ende der 1920er Jahre schrieb er politische Artikel. Selbst deutschnational, engagierte er sich bereits seit 1931 intensiv gegen die Nationalsozialisten. Seine politische Position vertrat er insbesondere in der 1932 unter dem Pseudonym Clemens von Caramon erschienenen Broschüre „Führer des Dritten Reiches!“, die er persönlich vertrieb und auf Vortragsreisen erläuterte. Die Broschüre erreichte eine Auflage von 60 000 Exemplaren und war auch bei anderen politischen Parteien gefragt, vermutlich wegen der biografischen Kurzporträts mit Aufzählung der Straftaten zahlreicher NS-Vertreter. Damit geriet Graf Nayhauß-Cormons in den Fokus der Nationalsozialisten als ihr erbitterter Gegner. Bereits im Juli 1932 wurde sein Wagen bei einer Vortragsreise in Halberstadt von nationalsozialistischen Trupps umstellt, die ihn und seine Frau massiv bedrohten und die Herausgabe der Broschüre forderten.<br />
<br />
Noch nach dem Machtantritt Hitlers reiste er durch das Land und prangerte mit einer Mischung aus Mut und Geradlinigkeit, einem Blick für das Wesentliche und sicherlich auch einer Spur Naivität die nicht übersehbaren Defizite der neuen Machthaber an: … Nur der Nationalsozialismus duldet einzig und allein skrupellos an seiner Spitze, in Führerstellung, vielfach Menschen, die in des Wortes wahrster Bedeutung ‚Dreck am Stecken haben‘ … und zwar in einer Anzahl, wie es bei jeder anderen Partei von rechts bis links, die auf einwandfreie ethische, moralische Einstellung ihrer Führer hält, einfach unmöglich wäre.<br />
<br />
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. In der Nacht des 7. März 1933 stürmten acht bewaffnete SA-Männer mit brachialer Gewalt seine Wohnung in der Friedenauer Stierstraße 4. Der Hausherr war allerdings auf Vortragsreise, so dass sie lediglich auf dessen Ehefrau und die Kinder trafen. Seine Frau erstattete Anzeige, jedoch ohne Erfolg, sie musste noch zwei weitere nächtliche Überfälle in der Folgewoche erdulden, der Hausherr war auch jetzt nicht zu Hause.<br />
<br />
Am 25. Juni 1933 schrieb Graf Nayhauss-Cormons aus Breslau/Wrocław an seine Frau: ... und dann wird man mich holen. – Sie werden sich aber hüten, sowie man ihnen die Zähne zeigt. Einen Tag später, am 26. Juni 1933, wurde Nayhauß-Cormons in Breslau von der Polizei in „ Schutzhaft “ genommen und an die Polizeistelle in Oppeln überführt. Dort verliert sich seine Spur. Allerdings konnte später nachgewiesen werden, dass er sich zu diesem Zeitpunkt definitiv in Polizeigewahrsam befand.<br />
<br />
Im Juli 1933 fand man seinen Leichnam in einem See in der Nähe Falkenbergs – aufgedunsen, entstellt durch schwere Misshandlungen, augenscheinlich bereits seit längerer Zeit im Wasser. Er war an Händen und Füßen gefesselt und mit einem 50 kg schweren Stein beschwert.

Stanislaus Graf von Nayhauß-Cormons bekämpfte die Nationalsozialisten bereits in den letzten Jahren der Weimarer Republik ganz entschieden mit publizistischen Mitteln. Daher gehörte er bald nach der Machtübernahme 1933 zu den stark gefährdeten Personen.

Er wurde am 7. Mai 1875 auf Schloss Baumgarten (heute Braszowice) als siebtes Kind eines in Schlesien ansässigen katholischen Adelsgeschlechts geboren. Der Vater war Rittmeister a.D. und für die Zentrumspartei Mitglied des Reichstags und des Preußischen Landtags gewesen. Eher ungewöhnlich für seinen Stand, wurde Stanislaus von den Eltern in die örtliche Volksschule geschickt, anschließend durchlief er dann den für seine Herkunft klassischen Weg: Gymnasium und Kadettenanstalt. Zunächst in Potsdam und ab dem Alter von sechzehn Jahren in der Hauptkadettenanstalt Berlin-Lichterfelde, um dort auf die Offizierslaufbahn vorbereitet zu werden. Während seiner aktiven Offizierszeit diente er in unterschiedlichen Einheiten und an verschiedenen Standorten bei der Kavallerie, er machte sich auch als Jagdrennreiter einen Namen. Mit 37 Jahren nahm er 1912 im Range eines Rittmeisters seinen Abschied und wurde in der Industrie tätig.

Im Ersten Weltkrieg rückte er zunächst wieder als Rittmeister im 13. Königsulanenregiment in Hannover ein, verletzte sich bald schwer während eines Ausritts. Zur Genesung machte er eine Kur am Bodensee. Durch ein Missverständnis wurde aus diesem Kuraufenthalt für Graf Nayhauss-Cormons ein Albtraum, denn ab 1915 saß er, unschuldig wegen Hochverrats zum Tode verurteilt, in einer Gefängniszelle. Erst 1919 wurde er rehabilitiert, seine Erfahrungen verarbeitete er in dem 1929 erschienenen Buch „Unschuldig zum Tode verurteilt. Lebens-Erinnerungen eines deutschen Reiteroffiziers“.

Danach war Nayhauß-Cormons als Geschäftsmann tätig; spätestens seit Ende der 1920er Jahre schrieb er politische Artikel. Selbst deutschnational, engagierte er sich bereits seit 1931 intensiv gegen die Nationalsozialisten. Seine politische Position vertrat er insbesondere in der 1932 unter dem Pseudonym Clemens von Caramon erschienenen Broschüre „Führer des Dritten Reiches!“, die er persönlich vertrieb und auf Vortragsreisen erläuterte. Die Broschüre erreichte eine Auflage von 60 000 Exemplaren und war auch bei anderen politischen Parteien gefragt, vermutlich wegen der biografischen Kurzporträts mit Aufzählung der Straftaten zahlreicher NS-Vertreter. Damit geriet Graf Nayhauß-Cormons in den Fokus der Nationalsozialisten als ihr erbitterter Gegner. Bereits im Juli 1932 wurde sein Wagen bei einer Vortragsreise in Halberstadt von nationalsozialistischen Trupps umstellt, die ihn und seine Frau massiv bedrohten und die Herausgabe der Broschüre forderten.

Noch nach dem Machtantritt Hitlers reiste er durch das Land und prangerte mit einer Mischung aus Mut und Geradlinigkeit, einem Blick für das Wesentliche und sicherlich auch einer Spur Naivität die nicht übersehbaren Defizite der neuen Machthaber an: … Nur der Nationalsozialismus duldet einzig und allein skrupellos an seiner Spitze, in Führerstellung, vielfach Menschen, die in des Wortes wahrster Bedeutung ‚Dreck am Stecken haben‘ … und zwar in einer Anzahl, wie es bei jeder anderen Partei von rechts bis links, die auf einwandfreie ethische, moralische Einstellung ihrer Führer hält, einfach unmöglich wäre.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. In der Nacht des 7. März 1933 stürmten acht bewaffnete SA-Männer mit brachialer Gewalt seine Wohnung in der Friedenauer Stierstraße 4. Der Hausherr war allerdings auf Vortragsreise, so dass sie lediglich auf dessen Ehefrau und die Kinder trafen. Seine Frau erstattete Anzeige, jedoch ohne Erfolg, sie musste noch zwei weitere nächtliche Überfälle in der Folgewoche erdulden, der Hausherr war auch jetzt nicht zu Hause.

Am 25. Juni 1933 schrieb Graf Nayhauss-Cormons aus Breslau/Wrocław an seine Frau: ... und dann wird man mich holen. – Sie werden sich aber hüten, sowie man ihnen die Zähne zeigt. Einen Tag später, am 26. Juni 1933, wurde Nayhauß-Cormons in Breslau von der Polizei in „ Schutzhaft “ genommen und an die Polizeistelle in Oppeln überführt. Dort verliert sich seine Spur. Allerdings konnte später nachgewiesen werden, dass er sich zu diesem Zeitpunkt definitiv in Polizeigewahrsam befand.

Im Juli 1933 fand man seinen Leichnam in einem See in der Nähe Falkenbergs – aufgedunsen, entstellt durch schwere Misshandlungen, augenscheinlich bereits seit längerer Zeit im Wasser. Er war an Händen und Füßen gefesselt und mit einem 50 kg schweren Stein beschwert.