Günter Keil

Verlegeort
Richterstr. 48
Bezirk/Ortsteil
Mariendorf
Verlegedatum
07. März 2009
Geboren
05. April 1909 in Berlin
Beruf
Verkäufer
Verstorben an den Folgen von Haft und Folter
18. August 1937 in Berlin

Günter Keil wurde am 5. April 1909 in Berlin-Kreuzberg geboren. Fünf Jahre später zog er mit seinen Eltern, Hermann und Paula Keil, und den Geschwistern nach Mariendorf in die Richterstr. 48. Er besuchte die 9. Volksschule in der Mariendorfer Friedenstr. 23 und wurde als guter Schüler auf die Eckener-Oberrealschule versetzt, musste von dort aus finanziellen Gründen aber wieder heruntergenommen werden, nachdem sein Vater wegen seiner Betriebsratstätigkeit den Arbeitsplatz verloren hatte. So konnte er nur eine kaufmännische Lehre machen. <br />
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Wie seine Eltern war er politisch engagiert. 1925 wurde er Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold (Jungbanner) und drei Jahre später Mitglied der SPD. 1931 wechselte er mit dem linken Flügel der SPD zur neu gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) und übernahm deren Ortsvorsitz in Tempelhof.<br />
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Nach dem Parteienverbot 1933 organisierte er als Leiter des Schutzbundes seiner Partei aus der Illegalität die Kurierdienste zwischen Berlin und der SAP-Zentrale in der Tschechoslowakei. Um seine Familienangehörigen nicht zu gefährden, bezog er im April/Mai 1933 im Berliner Stadtbezirk Mitte ein möbliertes Zimmer bei dem Friseur Böttcher in der Breiten Straße 29 (Berlin-Mitte).<br />
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Im November 1933 kam ihm die Gestapo auf die Spur. Nachdem bereits im August Genossen von ihm verhaftet worden waren, wurde auch er festgenommen und in einem SA-Gefängnis in Charlottenburg so brutal gefoltert, dass er einen Selbstmordversuch unternahm.<br />
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Am 1. Dezember 1933 wurden die verhafteten SAP-Mitglieder in das Columbiahaus gebracht, auch hier gingen die Folterungen weiter. Die Angehörigen von Günther Keil erfuhren erst durch seinen Vermieter von der Verhaftung. Die Suche nach ihm blieb zunächst erfolglos. Zynisch wurde sogar empfohlen, im Leichenschauhaus nachzusehen. Erst die freigelassenen Frauen der weiter inhaftierten SAP-Genossen konnten über sein Schicksal berichten. Kurze Zeit später erhielten die Eltern ein Paket mit blutiger Wäsche und damit eine Bestätigung für die Misshandlungen, die der Inhaftierte erlitten hatte.<br />
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Nach weiterer Haftzeit im KZ Oranienburg und einem Moabiter Untersuchungsgefängnis fand Ende 1934 die Verhandlung gegen die SAP-Genossen statt. Günter Keil wurde vom Volksgerichtshof zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Als er 1936 freigelassen wurde, war er ein kranker Mann. Er starb am 18. August 1937 in einem Krankenhaus an den Folgen der Misshandlungen, die er in der Haft hatte erleiden müssen.

Günter Keil wurde am 5. April 1909 in Berlin-Kreuzberg geboren. Fünf Jahre später zog er mit seinen Eltern, Hermann und Paula Keil, und den Geschwistern nach Mariendorf in die Richterstr. 48. Er besuchte die 9. Volksschule in der Mariendorfer Friedenstr. 23 und wurde als guter Schüler auf die Eckener-Oberrealschule versetzt, musste von dort aus finanziellen Gründen aber wieder heruntergenommen werden, nachdem sein Vater wegen seiner Betriebsratstätigkeit den Arbeitsplatz verloren hatte. So konnte er nur eine kaufmännische Lehre machen.

Wie seine Eltern war er politisch engagiert. 1925 wurde er Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold (Jungbanner) und drei Jahre später Mitglied der SPD. 1931 wechselte er mit dem linken Flügel der SPD zur neu gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) und übernahm deren Ortsvorsitz in Tempelhof.

Nach dem Parteienverbot 1933 organisierte er als Leiter des Schutzbundes seiner Partei aus der Illegalität die Kurierdienste zwischen Berlin und der SAP-Zentrale in der Tschechoslowakei. Um seine Familienangehörigen nicht zu gefährden, bezog er im April/Mai 1933 im Berliner Stadtbezirk Mitte ein möbliertes Zimmer bei dem Friseur Böttcher in der Breiten Straße 29 (Berlin-Mitte).

Im November 1933 kam ihm die Gestapo auf die Spur. Nachdem bereits im August Genossen von ihm verhaftet worden waren, wurde auch er festgenommen und in einem SA-Gefängnis in Charlottenburg so brutal gefoltert, dass er einen Selbstmordversuch unternahm.

Am 1. Dezember 1933 wurden die verhafteten SAP-Mitglieder in das Columbiahaus gebracht, auch hier gingen die Folterungen weiter. Die Angehörigen von Günther Keil erfuhren erst durch seinen Vermieter von der Verhaftung. Die Suche nach ihm blieb zunächst erfolglos. Zynisch wurde sogar empfohlen, im Leichenschauhaus nachzusehen. Erst die freigelassenen Frauen der weiter inhaftierten SAP-Genossen konnten über sein Schicksal berichten. Kurze Zeit später erhielten die Eltern ein Paket mit blutiger Wäsche und damit eine Bestätigung für die Misshandlungen, die der Inhaftierte erlitten hatte.

Nach weiterer Haftzeit im KZ Oranienburg und einem Moabiter Untersuchungsgefängnis fand Ende 1934 die Verhandlung gegen die SAP-Genossen statt. Günter Keil wurde vom Volksgerichtshof zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Als er 1936 freigelassen wurde, war er ein kranker Mann. Er starb am 18. August 1937 in einem Krankenhaus an den Folgen der Misshandlungen, die er in der Haft hatte erleiden müssen.