Sarina Djuk

Verlegeort
Mozartstraße 22
Bezirk/Ortsteil
Lichtenrade
Verlegedatum
21. März 2007
Geboren
28. Februar 1875 in Konstantinopel / Istanbul
Beruf
Diakonisse
Deportation
am 17. März 1943 nach Theresienstadt
Tot
01. Juni 1944 in Theresienstadt

Sarina Djuk, am 28. Februar 1875 in Konstantinopel geboren, hatte Eltern, die ursprünglich jüdischen Glaubens waren, aber gemeinsam zum Christentum konvertiert waren. Ihre Mutter Rebecka stammte aus einer armenischen Rabbinerfamilie, der Vater war polnischer Herkunft. Sarina und ihre drei Geschwister wurden evangelisch getauft und erzogen. Die Familie lebte in Konstantinopel, die Kinder wuchsen in einem gebildeten, weltoffenen Elternhaus auf und beherrschten mehrere Sprachen. Der Vater, Moses Djuk, war Bibelagent der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft. Sarina besuchte die Schottische Missionsschule in Konstantinopel. Später unterrichtete sie dort fast zwanzig Jahre, bis die Schule infolge des Ersten Weltkrieges geschlossen wurde. Verwandte ermunterten die fast Vierzigjährige daraufhin, nach Deutschland zu kommen. <br />
<br />
Gegen Ende des Jahres 1914 kam Sarina Djuk in Berlin an. Von 1915 an arbeitete sie als Angestellte in verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung des Berliner Vorortes Britz, ab 1920 Berlin-Britz. Bis 1923 war sie dort tätig, dann trat sie in das Diakonissenhaus Gottestreue in der Lichtenrader Mozartstraße ein. Ab 1925 kümmerte sie sich hier um die anfallenden Büroarbeiten und war die rechte Hand der Oberin. Im Jahr 1930 ersuchte „Schwester Ina Djuk˝ um ihre Einbürgerung, die sie erhielt. <br />
<br />
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Sarina Djuks Einbürgerung widerrufen, wie ihr der Polizeipräsident Ende 1934 mitteilte. Alle Bemühungen ihrerseits wie auch ihrer Vorgesetzten, diese Entscheidung rückgängig zu machen, blieben ohne Erfolg. Im Jahr 1936 bekannte sich Sarina Djuk verbindlich zur Gemeinschaft der Diakonissen, nun war sie im Altenpflegebereich tätig. Bald darauf betrafen die Beschränkungen bei der Beschäftigung „nichtarischer˝ Mitarbeiter auch den Alltag der Diakonissen. Diese hatten konkrete Auflagen hinsichtlich der Behandlung „jüdischer und halbjüdischer“ Schwestern erhalten. Mit vier jüdischen Großeltern galt Sarina Djuk gemäß den Nürnberger Rassegesetzen als „Volljüdin˝, das zog die schrittweise Ausgrenzung innerhalb ihrer Gemeinschaft nach sich, die sie täglich zu spüren bekam: So durfte sie z. B. nicht mehr an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen. Die Gestapo kontrollierte die Befolgung sämtlicher Anordnungen regelmäßig. Ihre Mitschwestern wandelten auf dem schmalen Grat zwischen der Anpassung an die antisemitischen Verordnungen und der Integration Sarinas in die Hausgemeinschaft. <br />
<br />
Im September 1937 wurde das Diakonissenhaus Gottestreue offiziell aufgelöst, die Schwestern in die Schwesternschaft des Diakonissenhauses Friedenshort in Oberschlesien aufgenommen. Von dort aus wurden die beiden Häuser in der Mozartstraße weitergeführt, jetzt in der Rechtsform einer selbständigen GmbH. Sarina Djuk blieb weiterhin dort. Ab September 1941 musste sie den gelben Stern tragen. <br />
<br />
Am 4. Februar 1943 fuhr sie nach Mechtal/Oberschlesien in das Mutterhaus des Diakonissenheims Haus Friedenshort. Dort – weitab von Gestapo-Zentrale und Regierung – wurde die Gefahr als geringer eingeschätzt. Doch Sarina blieb nur zwei Wochen in Oberschlesien, dann kehrte sie nach Lichtenrade zurück. Warum sie dies tat, wissen wir nicht.<br />
<br />
Nur wenige Wochen nach ihrer Rückkehr wurde sie von der Gestapo abgeholt und am 17. März 1943 mit dem „4. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Dort ist sie am 1. Juni 1944 umgekommen.

Sarina Djuk, am 28. Februar 1875 in Konstantinopel geboren, hatte Eltern, die ursprünglich jüdischen Glaubens waren, aber gemeinsam zum Christentum konvertiert waren. Ihre Mutter Rebecka stammte aus einer armenischen Rabbinerfamilie, der Vater war polnischer Herkunft. Sarina und ihre drei Geschwister wurden evangelisch getauft und erzogen. Die Familie lebte in Konstantinopel, die Kinder wuchsen in einem gebildeten, weltoffenen Elternhaus auf und beherrschten mehrere Sprachen. Der Vater, Moses Djuk, war Bibelagent der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft. Sarina besuchte die Schottische Missionsschule in Konstantinopel. Später unterrichtete sie dort fast zwanzig Jahre, bis die Schule infolge des Ersten Weltkrieges geschlossen wurde. Verwandte ermunterten die fast Vierzigjährige daraufhin, nach Deutschland zu kommen.

Gegen Ende des Jahres 1914 kam Sarina Djuk in Berlin an. Von 1915 an arbeitete sie als Angestellte in verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung des Berliner Vorortes Britz, ab 1920 Berlin-Britz. Bis 1923 war sie dort tätig, dann trat sie in das Diakonissenhaus Gottestreue in der Lichtenrader Mozartstraße ein. Ab 1925 kümmerte sie sich hier um die anfallenden Büroarbeiten und war die rechte Hand der Oberin. Im Jahr 1930 ersuchte „Schwester Ina Djuk˝ um ihre Einbürgerung, die sie erhielt.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Sarina Djuks Einbürgerung widerrufen, wie ihr der Polizeipräsident Ende 1934 mitteilte. Alle Bemühungen ihrerseits wie auch ihrer Vorgesetzten, diese Entscheidung rückgängig zu machen, blieben ohne Erfolg. Im Jahr 1936 bekannte sich Sarina Djuk verbindlich zur Gemeinschaft der Diakonissen, nun war sie im Altenpflegebereich tätig. Bald darauf betrafen die Beschränkungen bei der Beschäftigung „nichtarischer˝ Mitarbeiter auch den Alltag der Diakonissen. Diese hatten konkrete Auflagen hinsichtlich der Behandlung „jüdischer und halbjüdischer“ Schwestern erhalten. Mit vier jüdischen Großeltern galt Sarina Djuk gemäß den Nürnberger Rassegesetzen als „Volljüdin˝, das zog die schrittweise Ausgrenzung innerhalb ihrer Gemeinschaft nach sich, die sie täglich zu spüren bekam: So durfte sie z. B. nicht mehr an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen. Die Gestapo kontrollierte die Befolgung sämtlicher Anordnungen regelmäßig. Ihre Mitschwestern wandelten auf dem schmalen Grat zwischen der Anpassung an die antisemitischen Verordnungen und der Integration Sarinas in die Hausgemeinschaft.

Im September 1937 wurde das Diakonissenhaus Gottestreue offiziell aufgelöst, die Schwestern in die Schwesternschaft des Diakonissenhauses Friedenshort in Oberschlesien aufgenommen. Von dort aus wurden die beiden Häuser in der Mozartstraße weitergeführt, jetzt in der Rechtsform einer selbständigen GmbH. Sarina Djuk blieb weiterhin dort. Ab September 1941 musste sie den gelben Stern tragen.

Am 4. Februar 1943 fuhr sie nach Mechtal/Oberschlesien in das Mutterhaus des Diakonissenheims Haus Friedenshort. Dort – weitab von Gestapo-Zentrale und Regierung – wurde die Gefahr als geringer eingeschätzt. Doch Sarina blieb nur zwei Wochen in Oberschlesien, dann kehrte sie nach Lichtenrade zurück. Warum sie dies tat, wissen wir nicht.

Nur wenige Wochen nach ihrer Rückkehr wurde sie von der Gestapo abgeholt und am 17. März 1943 mit dem „4. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert. Dort ist sie am 1. Juni 1944 umgekommen.