Alice Scherk geb. Carsch

Verlegeort
Mozartstr. 10
Historischer Name
Mozartstr.
Bezirk/Ortsteil
Lankwitz
Verlegedatum
07. März 2009
Geboren
11. Februar 1888 in Frankfurt a.M.
Beruf
Sängerin
Tot
24. April 1934 in Berlin

Alice Carsch wurde am 11. Februar 1888 in Frankfurt a. M. geboren. Alices Vater Gustav Carsch (1850-1895) betrieb mehrere Kaufhäuser für Herren- und Knabenkonfektionskleidung in Frankfurt am Main und anderen Städten, die er unter dem Namen Carsch & Co zu einer Kette zusammengeschlossen hatte. Die Familien ihrer Mutter Susanne Albersheim (1852-1906) wie auch die ihres Vaters Gustav Carsch waren jüdischen Glaubens.
Alice war das jüngste Kind und hatte noch fünf Geschwister:
- Paul (* 1876),
- Else (* 1879),
- Hedwig (* 1880, sie starb bereits mit 14 Jahren),
- Walter Sally (* 1881),
- Siegfried (* 1882).

Alice wuchs in Frankfurt auf, wo sie eine musikalische Ausbildung in Gesang und Klavier am angesehenen Dr. Hoch’s Konservatorium erhielt, das damals in der Eschersheimer Landstraße 4 residierte. Im Jahresbericht der Musikakademie von 1906/07 war sie Schülerin im vierten Semester.
Der Bruder ihrer Mutter Susanne, Dr. Moritz Albersheim, war Chemiker und gründete 1892 in Frankfurt a.M. die Parfümfabrik Dr. M. Albersheim. Die qualitativ wie preislich hochwertigen Düfte, Verwöhnartikel und exquisiten Accessoires waren weithin bekannt. Das Ladengeschäft befand sich in der Kaiserstraße, der Standort von Produktion und Verwaltung war in der Nähe des Hauptbahnhofs, in der heutigen Karlsruher Straße.

Bereits als junges Mädchen lernte Alice den damaligen Angestellten ihres Onkels Moritz, Ludwig Scherk aus Berlin kennen, der von 1900 bis 1905 in der Parfümfabrik Dr. M. Albersheim arbeitete.
1906 bekam Ludwig Scherk die Alleinvertretungsrechte für Albersheim-Produkte in Berlin. In der Joachimsthaler Str. 9 hatte er eine Parfümerie und Drogerie eröffnet. 1911 heirateten Alice Carsch und Ludwig Scherk. Das Ehepaar wohnte in der Augsburger Str. 33.

Spätestens nach der Heirat von Alice Carsch und Ludwig Scherk begann die Herstellung von hochwertigen Scherk Parfümen und Kosmetikartikeln.
Am 8. März 1913 wurde der erste Sohn, Walter, geboren.
1914 wurde Ludwig Scherk zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. In dieser Zeit lag die Verantwortung für das junge Unternehmen bei der Ehefrau Alice. Über diese Zeit schrieb
Alice in ihr Tagebuch: “Ich war heute viel im Geschäft und führte es, als (Ludwig) im Felde war, ganz selbstständig; auch zu fabrizieren wagte ich. Und da mir alles vortrefflich gelang, half die grosse Arbeit über den Kummer und die Sorgen hinweg...“
Am 26. Mai 1918 wurde der zweite Sohn, Fritz, geboren. Im September 1918 zog die Familie in eine größere Wohnung in der Clausewitzstraße 5 nach Charlottenburg um.

In den 1920er Jahren expandierte die Firma Scherk mit zahlreichen Filialgründungen ins Ausland. Scherk Parfüms und Kosmetik gab es nicht nur in Paris, sondern seit 1921 auch in New York in der 47. Straße in Manhattan. 1923 wurden Scherk-Kosmetikartikel sogar in den USA hergestellt.
Ab 1925 produzierte Scherk im neuen Firmensitz in Steglitz - Südende, Kelchstr. 31. Die Zahl der Beschäftigen stieg auf über 400. Alice beeinflusste jahrelang maßgeblich das Design der Verpackungen. Scherk entwickelte sich neben Schering und Nivea zur dritten großen Marke am deutschen Kosmetikmarkt. 1927 eröffnete Ludwig Scherk und sein Bruder Berthold am Kurfürstendamm 231 ein hochmodernes Geschäft mit Parfümerieartikeln und feinen Lederwaren im 1. Stock.

Ein Grundstück in der Lankwitzer Mozartstr. 8-10 wurde ebenfalls erworben und diente der Familie einige Jahre als Garten. 1931 wurde das Wohnhaus fertiggestellt und der Umzug aus der Clausewitzstr. 5 nach Lankwitz erfolgte. Obwohl in den Zwanziger Jahren die Kosmetikfabrik und die Geschäfte des Unternehmens Scherk prosperierten, litt Alice unter dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland: „Wir waren schon einige Male so deprimiert, dass wir ans Auswandern dachten, aber man hängt ja mit jeder Faser an diesem deutschen Boden“, schrieb Alice bereits in den frühen Zwanziger Jahren in ihr Tagebuch. Vermutlich war es für Alice auch schwer, dass sie ihre künstlerische Ausbildung und ihr musikalisches Talent kaum ausleben konnte. Die endgültige Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 verstärkten ihre Depressionen.
Am 24. April 1934 wurde Alice Scherk im Haus in der Mozartstraße tot aufgefunden. Als Todesursache wurde Suizid angenommen. Ihre Söhne Fritz und Walter waren 16 und 21 Jahre alt.
Ludwig Scherk hielt trotz zunehmender Repressionen durch die Nationalsozialisten an der Kosmetik-Produktion fest. 1938 schließlich wurde er zum Verkauf an Schering gezwungen.

Am 9. Juli 1938 emigrierte Ludwig Scherk nach London, wo er 1946 starb.
Auch die Söhne Walter und Fritz konnten der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und dem Holocaust durch Flucht entkommen: Walter über Frankreich und USA, Fritz schloss sich der französischen Fremdenlegion an und floh vom Einsatz in Nordafrika über Ägypten nach Israel.

1950 kehrte Alices jüngerer Sohn Fritz nach Berlin zurück, kaufte nach mehreren Entschädigungsverfahren von Schering das Produktionsgebäude in der Kelchstr. 11 zurück und begann erneut mit der Herstellung von Kosmetikartikeln. 1969 verkaufte Fritz Scherk die Firma. Die Marke Scherk wurde 1982 aus dem Handelsregister gelöscht.
Walter Scherk kehrte nach dem Ende des Krieges nach Paris zurück. Er hatte für Frankreich die Markenrechte an Scherk geerbt und baute dort die Firma wieder auf.
Fritz Scherk starb im Jahr 1995 in Jerusalem.
Walter Scherk starb – laut Auskunft von Verwandten – im Jahr 2002 in Kambodscha.

Alice Scherks Brüder Paul, Walter und Siegfried und ihre Familien überlebten die Nazizeit durch Emigration:
Paul Carsch (*1876) hatte 1895 nach dem Tod von Gustav Carsch die Leitung des väterlichen Unternehmens übernommen. 1933 verkaufte er gezwungenermaßen das Warenhaus in Düsseldorf. 1936 wurde das Haus in Frankfurt unter dem Namen Ott & Heinemann „arisiert“.
1939 flüchteten Paul und seine Ehefrau Bella mit ihren Kindern Walter (1905–1980) und Else (1910–1959) nach Amsterdam. Von Mai 1942 bis zur Befreiung 1945 lebten sie dort in einem Versteck. Ihrem Sohn Walter gelang die Flucht in die Vereinigten Staaten. Paul Carsch starb 1951 in Amsterdam.
Walter Carsch (*1881) hatte mit seinem Cousin Fritz Albersheim die Parfümfabrikation von Dr. Moritz Albersheim übernommen, da dieser kinderlos blieb. Die Firma wurde arisiert. Walter emigrierte mit seiner Ehefrau Frieda und den Kindern schon Anfang der Zwanziger Jahre nach
England, später in die USA. Nach dem Ende des Faschismus erstritt er 1949 die Rückerstattung der Firma "Albersheimer" und führte sie bis 1959 weiter. Walter starb 1970 in Los Angeles.
Siegfried Carsch (*1882) konnte mit Ehefrau Elsa Rose in die USA emigrieren und starb 1966 in Los Angeles.
Alices Schwester Else (*1879) war mit Stefan Goldschmidt verheiratet. Beide starben 1938 in Düsseldorf.

Alice Carsch wurde am 11. Februar 1888 in Frankfurt a. M. geboren. Alices Vater Gustav Carsch (1850-1895) betrieb mehrere Kaufhäuser für Herren- und Knabenkonfektionskleidung in Frankfurt am Main und anderen Städten, die er unter dem Namen Carsch & Co zu einer Kette zusammengeschlossen hatte. Die Familien ihrer Mutter Susanne Albersheim (1852-1906) wie auch die ihres Vaters Gustav Carsch waren jüdischen Glaubens.
Alice war das jüngste Kind und hatte noch fünf Geschwister:
- Paul (* 1876),
- Else (* 1879),
- Hedwig (* 1880, sie starb bereits mit 14 Jahren),
- Walter Sally (* 1881),
- Siegfried (* 1882).

Alice wuchs in Frankfurt auf, wo sie eine musikalische Ausbildung in Gesang und Klavier am angesehenen Dr. Hoch’s Konservatorium erhielt, das damals in der Eschersheimer Landstraße 4 residierte. Im Jahresbericht der Musikakademie von 1906/07 war sie Schülerin im vierten Semester.
Der Bruder ihrer Mutter Susanne, Dr. Moritz Albersheim, war Chemiker und gründete 1892 in Frankfurt a.M. die Parfümfabrik Dr. M. Albersheim. Die qualitativ wie preislich hochwertigen Düfte, Verwöhnartikel und exquisiten Accessoires waren weithin bekannt. Das Ladengeschäft befand sich in der Kaiserstraße, der Standort von Produktion und Verwaltung war in der Nähe des Hauptbahnhofs, in der heutigen Karlsruher Straße.

Bereits als junges Mädchen lernte Alice den damaligen Angestellten ihres Onkels Moritz, Ludwig Scherk aus Berlin kennen, der von 1900 bis 1905 in der Parfümfabrik Dr. M. Albersheim arbeitete.
1906 bekam Ludwig Scherk die Alleinvertretungsrechte für Albersheim-Produkte in Berlin. In der Joachimsthaler Str. 9 hatte er eine Parfümerie und Drogerie eröffnet. 1911 heirateten Alice Carsch und Ludwig Scherk. Das Ehepaar wohnte in der Augsburger Str. 33.

Spätestens nach der Heirat von Alice Carsch und Ludwig Scherk begann die Herstellung von hochwertigen Scherk Parfümen und Kosmetikartikeln.
Am 8. März 1913 wurde der erste Sohn, Walter, geboren.
1914 wurde Ludwig Scherk zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. In dieser Zeit lag die Verantwortung für das junge Unternehmen bei der Ehefrau Alice. Über diese Zeit schrieb
Alice in ihr Tagebuch: “Ich war heute viel im Geschäft und führte es, als (Ludwig) im Felde war, ganz selbstständig; auch zu fabrizieren wagte ich. Und da mir alles vortrefflich gelang, half die grosse Arbeit über den Kummer und die Sorgen hinweg...“
Am 26. Mai 1918 wurde der zweite Sohn, Fritz, geboren. Im September 1918 zog die Familie in eine größere Wohnung in der Clausewitzstraße 5 nach Charlottenburg um.

In den 1920er Jahren expandierte die Firma Scherk mit zahlreichen Filialgründungen ins Ausland. Scherk Parfüms und Kosmetik gab es nicht nur in Paris, sondern seit 1921 auch in New York in der 47. Straße in Manhattan. 1923 wurden Scherk-Kosmetikartikel sogar in den USA hergestellt.
Ab 1925 produzierte Scherk im neuen Firmensitz in Steglitz - Südende, Kelchstr. 31. Die Zahl der Beschäftigen stieg auf über 400. Alice beeinflusste jahrelang maßgeblich das Design der Verpackungen. Scherk entwickelte sich neben Schering und Nivea zur dritten großen Marke am deutschen Kosmetikmarkt. 1927 eröffnete Ludwig Scherk und sein Bruder Berthold am Kurfürstendamm 231 ein hochmodernes Geschäft mit Parfümerieartikeln und feinen Lederwaren im 1. Stock.

Ein Grundstück in der Lankwitzer Mozartstr. 8-10 wurde ebenfalls erworben und diente der Familie einige Jahre als Garten. 1931 wurde das Wohnhaus fertiggestellt und der Umzug aus der Clausewitzstr. 5 nach Lankwitz erfolgte. Obwohl in den Zwanziger Jahren die Kosmetikfabrik und die Geschäfte des Unternehmens Scherk prosperierten, litt Alice unter dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland: „Wir waren schon einige Male so deprimiert, dass wir ans Auswandern dachten, aber man hängt ja mit jeder Faser an diesem deutschen Boden“, schrieb Alice bereits in den frühen Zwanziger Jahren in ihr Tagebuch. Vermutlich war es für Alice auch schwer, dass sie ihre künstlerische Ausbildung und ihr musikalisches Talent kaum ausleben konnte. Die endgültige Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 verstärkten ihre Depressionen.
Am 24. April 1934 wurde Alice Scherk im Haus in der Mozartstraße tot aufgefunden. Als Todesursache wurde Suizid angenommen. Ihre Söhne Fritz und Walter waren 16 und 21 Jahre alt.
Ludwig Scherk hielt trotz zunehmender Repressionen durch die Nationalsozialisten an der Kosmetik-Produktion fest. 1938 schließlich wurde er zum Verkauf an Schering gezwungen.

Am 9. Juli 1938 emigrierte Ludwig Scherk nach London, wo er 1946 starb.
Auch die Söhne Walter und Fritz konnten der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und dem Holocaust durch Flucht entkommen: Walter über Frankreich und USA, Fritz schloss sich der französischen Fremdenlegion an und floh vom Einsatz in Nordafrika über Ägypten nach Israel.

1950 kehrte Alices jüngerer Sohn Fritz nach Berlin zurück, kaufte nach mehreren Entschädigungsverfahren von Schering das Produktionsgebäude in der Kelchstr. 11 zurück und begann erneut mit der Herstellung von Kosmetikartikeln. 1969 verkaufte Fritz Scherk die Firma. Die Marke Scherk wurde 1982 aus dem Handelsregister gelöscht.
Walter Scherk kehrte nach dem Ende des Krieges nach Paris zurück. Er hatte für Frankreich die Markenrechte an Scherk geerbt und baute dort die Firma wieder auf.
Fritz Scherk starb im Jahr 1995 in Jerusalem.
Walter Scherk starb – laut Auskunft von Verwandten – im Jahr 2002 in Kambodscha.

Alice Scherks Brüder Paul, Walter und Siegfried und ihre Familien überlebten die Nazizeit durch Emigration:
Paul Carsch (*1876) hatte 1895 nach dem Tod von Gustav Carsch die Leitung des väterlichen Unternehmens übernommen. 1933 verkaufte er gezwungenermaßen das Warenhaus in Düsseldorf. 1936 wurde das Haus in Frankfurt unter dem Namen Ott & Heinemann „arisiert“.
1939 flüchteten Paul und seine Ehefrau Bella mit ihren Kindern Walter (1905–1980) und Else (1910–1959) nach Amsterdam. Von Mai 1942 bis zur Befreiung 1945 lebten sie dort in einem Versteck. Ihrem Sohn Walter gelang die Flucht in die Vereinigten Staaten. Paul Carsch starb 1951 in Amsterdam.
Walter Carsch (*1881) hatte mit seinem Cousin Fritz Albersheim die Parfümfabrikation von Dr. Moritz Albersheim übernommen, da dieser kinderlos blieb. Die Firma wurde arisiert. Walter emigrierte mit seiner Ehefrau Frieda und den Kindern schon Anfang der Zwanziger Jahre nach
England, später in die USA. Nach dem Ende des Faschismus erstritt er 1949 die Rückerstattung der Firma "Albersheimer" und führte sie bis 1959 weiter. Walter starb 1970 in Los Angeles.
Siegfried Carsch (*1882) konnte mit Ehefrau Elsa Rose in die USA emigrieren und starb 1966 in Los Angeles.
Alices Schwester Else (*1879) war mit Stefan Goldschmidt verheiratet. Beide starben 1938 in Düsseldorf.