Emil Louis Liepmannssohn

Verlegeort
Martinstr. 8
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
07. März 2009
Geboren
04. Oktober 1870 in Berlin
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 19. Januar 1942 nach Riga
Tot
in Riga

Emil Louis Liepmannssohn war in erster Ehe verheiratet mit der Protestantin Helene Luise Auguste, geb. Wilck (1870–1907). Aus dieser Ehe ging die Tochter Hildegard Johanna Margarete hervor (geb. 1903). Die Geburtsurkunde dieser Tochter gibt für Emil Louis Liepmannssohn mosaische Religion an. Gemeinsam mit seiner ebenfalls evangelischen zweiten Ehefrau Henriette Margarete Paula, geb. Intlekofer (1884–1935), ließ er im Mai 1912 ihren gemeinsamen Sohn Henry Hans (Jg. 1911) als Kleinkind in der Matthäuskirche von Pfarrer Dr. Bogan taufen. Emil Louis Liepmannssohn gab in seiner am 21. Dezember 1941 unterschriebenen „Vermögenserklärung“ an, er sei „vor 36 Jahren 1905 aus der jüdischen Religionsgemeinde ausgetreten“.<br />
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Seit 1939 lebten die beiden unverheirateten Schwestern von Emil Louis Liepmannssohn, Johanna und Margarete Karoline (s. dort), bei ihrem Bruder in Steglitz in der Martinstr. 8.<br />
<br />
Die Tochter Hildegard Johanna Margarete heiratete Friedrich Wilhelm Dittner (1904–1967). Die einzige Tochter dieses Ehepaares, Marion Fago, geb. Dittner, trug wesentlich zur Klärung der Familiengeschichte bei. Emil Louis Liepmannssohn war offensichtlich ein für technische Neuerungen aufgeschlossener Mensch, worauf der am 5. Oktober 1901 ausgestellte Führerschein mit der (frühen) Nr. 108 hindeutet. Er war Textilgroßkaufmann und gemeinsam mit Moritz Loeb Inhaber der Fa. Moritz Loeb & Co in der Scharrenstr. 9a in Berlin C 11; die Firma produzierte laut Aussagen der Enkelin vornehmlich Wäsche für Krankenhausbetriebe.<br />
<br />
Durch den frühen Tod beider Ehefrauen und die Emigration des getauften Sohnes 1934 nach Südafrika (gestorben 1945 in Johannesburg) verlor Emil Louis Liepmannssohn den Schutz einer „privilegierten Mischehe“ und wurde, obwohl er 1905 aus dem Judentum ausgetreten war, als „Volljude“ eingestuft.<br />
<br />
Von der Martinstr. 8 wurde Emil Louis Liepmannssohn am 19. Januar 1942 mit seinen beiden Schwestern vom Bahnhof Berlin-Grunewald mit dem „IX. Transport“ nach Riga deportiert und umgebracht. Ob die Geschwister in dem ungewöhnlich kalten Winter Riga überhaupt erreichten oder bereits auf dem Transport dorthin starben, lässt sich nicht mehr ermitteln.<br />
<br />
Nach der Deportation des Vaters machte die Tochter Hildegard Dittner (als „Alleinerbin“) gegenüber dem Oberfinanzpräsidenten mit Schreiben vom 28. März 1942 Ansprüche auf Zahlungen aus einer Rentenversicherung geltend, die ihr im Falle der „Auswanderung“ ihres Vaters im Versicherungsschein der Victoria Rentenversicherung zugesichert wurden, „sofern dieser Zahlung devisenrechtlich nichts im Wege steht.“ Der Antrag wurde abgelehnt, da „Erbfall nicht eingetreten ist“. Die in einem notariell beglaubigten Vertrag vom 15. November 1941 geschenkten Gegenstände, die die Tochter ebenfalls in einem umfangreichen Schriftwechsel beansprucht, wurden schließlich am 3. Juli 1943 freigegeben. Am 24. Januar 1952 wurde Emil Louis Liepmannssohn auf Beschluss des Amtsgerichts Lichterfelde mit Datum vom 8. Mai 1945 für tot erklärt.<br />
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Emil Louis Liepmannssohn war in erster Ehe verheiratet mit der Protestantin Helene Luise Auguste, geb. Wilck (1870–1907). Aus dieser Ehe ging die Tochter Hildegard Johanna Margarete hervor (geb. 1903). Die Geburtsurkunde dieser Tochter gibt für Emil Louis Liepmannssohn mosaische Religion an. Gemeinsam mit seiner ebenfalls evangelischen zweiten Ehefrau Henriette Margarete Paula, geb. Intlekofer (1884–1935), ließ er im Mai 1912 ihren gemeinsamen Sohn Henry Hans (Jg. 1911) als Kleinkind in der Matthäuskirche von Pfarrer Dr. Bogan taufen. Emil Louis Liepmannssohn gab in seiner am 21. Dezember 1941 unterschriebenen „Vermögenserklärung“ an, er sei „vor 36 Jahren 1905 aus der jüdischen Religionsgemeinde ausgetreten“.

Seit 1939 lebten die beiden unverheirateten Schwestern von Emil Louis Liepmannssohn, Johanna und Margarete Karoline (s. dort), bei ihrem Bruder in Steglitz in der Martinstr. 8.

Die Tochter Hildegard Johanna Margarete heiratete Friedrich Wilhelm Dittner (1904–1967). Die einzige Tochter dieses Ehepaares, Marion Fago, geb. Dittner, trug wesentlich zur Klärung der Familiengeschichte bei. Emil Louis Liepmannssohn war offensichtlich ein für technische Neuerungen aufgeschlossener Mensch, worauf der am 5. Oktober 1901 ausgestellte Führerschein mit der (frühen) Nr. 108 hindeutet. Er war Textilgroßkaufmann und gemeinsam mit Moritz Loeb Inhaber der Fa. Moritz Loeb & Co in der Scharrenstr. 9a in Berlin C 11; die Firma produzierte laut Aussagen der Enkelin vornehmlich Wäsche für Krankenhausbetriebe.

Durch den frühen Tod beider Ehefrauen und die Emigration des getauften Sohnes 1934 nach Südafrika (gestorben 1945 in Johannesburg) verlor Emil Louis Liepmannssohn den Schutz einer „privilegierten Mischehe“ und wurde, obwohl er 1905 aus dem Judentum ausgetreten war, als „Volljude“ eingestuft.

Von der Martinstr. 8 wurde Emil Louis Liepmannssohn am 19. Januar 1942 mit seinen beiden Schwestern vom Bahnhof Berlin-Grunewald mit dem „IX. Transport“ nach Riga deportiert und umgebracht. Ob die Geschwister in dem ungewöhnlich kalten Winter Riga überhaupt erreichten oder bereits auf dem Transport dorthin starben, lässt sich nicht mehr ermitteln.

Nach der Deportation des Vaters machte die Tochter Hildegard Dittner (als „Alleinerbin“) gegenüber dem Oberfinanzpräsidenten mit Schreiben vom 28. März 1942 Ansprüche auf Zahlungen aus einer Rentenversicherung geltend, die ihr im Falle der „Auswanderung“ ihres Vaters im Versicherungsschein der Victoria Rentenversicherung zugesichert wurden, „sofern dieser Zahlung devisenrechtlich nichts im Wege steht.“ Der Antrag wurde abgelehnt, da „Erbfall nicht eingetreten ist“. Die in einem notariell beglaubigten Vertrag vom 15. November 1941 geschenkten Gegenstände, die die Tochter ebenfalls in einem umfangreichen Schriftwechsel beansprucht, wurden schließlich am 3. Juli 1943 freigegeben. Am 24. Januar 1952 wurde Emil Louis Liepmannssohn auf Beschluss des Amtsgerichts Lichterfelde mit Datum vom 8. Mai 1945 für tot erklärt.