Sally Levy

Verlegeort
Bismarckstr. 47
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
10. Juni 2009
Geboren
27. Dezember 1867 in Bromberg (Posen) / Bydgoszcz
Beruf
Kaufmann
Deportation
am 16. Dezember 1942 nach Theresienstadt
Tot
13. Februar 1944 in Theresienstadt

Sally Levy betrieb ein Textilgeschäft, das Kaufhaus „Der Glückshof“. Er war mit Mathilde, geb. Wallach, verheiratet, ihr Sohn Walter wurde 1927 geboren. <br />
<br />
Bei der Pogromnacht im November 1938 wurde auch der „Glückshof“ zerstört, Sally Levy musste selbst die Pflastersteine von der Aufschrift „Jude“ befreien.<br />
<br />
Über die zionistische Jugend-Alijah gelang dem damals 12-jährigen Sohn Walter 1939 die Ausreise nach Israel. <br />
Mathilde Levy wurde 1942 von der Zwangsarbeit direkt nach Auschwitz deportiert, Sally Levy eine Woche später. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits 75 Jahre alt war, kam er mit einem Alterstransport nach Theresienstadt; dort starb er am 13. Februar 1944.<br />
<br />
Der Sohn Walter Levy am Tag der Stolpersteinverlegung:<br />
„Liebe Freunde, liebe Mitbürger<br />
Wir stehen hier vor den Steinen zum Andenken an zwei wundervolle Menschen: Mathilde und Sally Levy, meine sehr geliebten Eltern, und deren grauenhaftes Schicksal, vor dem sie mich, damals 12-jährig, bewahrt haben. Genau vor 70 Jahren betrieben sie mit Hilfe der Kinder-Alijah (Einwanderung nach Israel) und der Schule meine Auswanderung ins gelobte Land – nicht wissend, vielleicht aber ahnend, dass sie damit mein Leben retten und ihr eigenes verlieren werden, und zwar auf grausamste Art und Weise, die kein Mensch niemals sich vorstellen konnte: Meine liebe Mutter wurde in Auschwitz vergast und mein Vater ist in Theresienstadt verhungert!<br />
Im März 1939 brachten sie mich mit den anderen Eltern meiner Kindergruppe zum Abschied am Anhalter Bahnhof zur Abfahrt nach Triest, von wo wir Kinder nach Israel eingeschifft wurden. Am Anhalter Bahnhof spielten sich unvergessene Szenen ab: Manche Mütter verkrafteten den Abschied von ihrem oft einzigen Kind nicht und versuchten vergeblich, es aus dem startbereiten Zug wieder herauszuzerren, was aber Polizisten brutal verhinderten. Als sich der Zug dann in Bewegung setzte und die Kinder ein letztes Mal winkten, brachen alle Menschen auf dem Bahnhof in Tränen aus und weinten so laut und lang, dass wir sie noch hören konnten, als wir schon nichts mehr sahen – lauter als die Lokomotive!<br />
Zum Schluss, liebe Freunde, hätte ich noch eine Anregung und einen Rat: Nennen wir doch diese gelegten Steine nicht ,Stolpersteine‘, sondern ,Stoppsteine‘ – denn der Betrachter soll ja nicht stolpern und hinfallen, sondern stoppen und innehalten – und dann ... nachdenklich weitergehen.“<br />

Sally Levy betrieb ein Textilgeschäft, das Kaufhaus „Der Glückshof“. Er war mit Mathilde, geb. Wallach, verheiratet, ihr Sohn Walter wurde 1927 geboren.

Bei der Pogromnacht im November 1938 wurde auch der „Glückshof“ zerstört, Sally Levy musste selbst die Pflastersteine von der Aufschrift „Jude“ befreien.

Über die zionistische Jugend-Alijah gelang dem damals 12-jährigen Sohn Walter 1939 die Ausreise nach Israel.
Mathilde Levy wurde 1942 von der Zwangsarbeit direkt nach Auschwitz deportiert, Sally Levy eine Woche später. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits 75 Jahre alt war, kam er mit einem Alterstransport nach Theresienstadt; dort starb er am 13. Februar 1944.

Der Sohn Walter Levy am Tag der Stolpersteinverlegung:
„Liebe Freunde, liebe Mitbürger
Wir stehen hier vor den Steinen zum Andenken an zwei wundervolle Menschen: Mathilde und Sally Levy, meine sehr geliebten Eltern, und deren grauenhaftes Schicksal, vor dem sie mich, damals 12-jährig, bewahrt haben. Genau vor 70 Jahren betrieben sie mit Hilfe der Kinder-Alijah (Einwanderung nach Israel) und der Schule meine Auswanderung ins gelobte Land – nicht wissend, vielleicht aber ahnend, dass sie damit mein Leben retten und ihr eigenes verlieren werden, und zwar auf grausamste Art und Weise, die kein Mensch niemals sich vorstellen konnte: Meine liebe Mutter wurde in Auschwitz vergast und mein Vater ist in Theresienstadt verhungert!
Im März 1939 brachten sie mich mit den anderen Eltern meiner Kindergruppe zum Abschied am Anhalter Bahnhof zur Abfahrt nach Triest, von wo wir Kinder nach Israel eingeschifft wurden. Am Anhalter Bahnhof spielten sich unvergessene Szenen ab: Manche Mütter verkrafteten den Abschied von ihrem oft einzigen Kind nicht und versuchten vergeblich, es aus dem startbereiten Zug wieder herauszuzerren, was aber Polizisten brutal verhinderten. Als sich der Zug dann in Bewegung setzte und die Kinder ein letztes Mal winkten, brachen alle Menschen auf dem Bahnhof in Tränen aus und weinten so laut und lang, dass wir sie noch hören konnten, als wir schon nichts mehr sahen – lauter als die Lokomotive!
Zum Schluss, liebe Freunde, hätte ich noch eine Anregung und einen Rat: Nennen wir doch diese gelegten Steine nicht ,Stolpersteine‘, sondern ,Stoppsteine‘ – denn der Betrachter soll ja nicht stolpern und hinfallen, sondern stoppen und innehalten – und dann ... nachdenklich weitergehen.“