Mathilde Luise Felten

Verlegeort
Saturnstraße 1/Ecke Nordlichtstr.41 --> Saturnstraße 1/Ecke Nordlichtstr. 41
Historischer Name
Laubenkolonie Am Tegeler Schießplatz
Bezirk/Ortsteil
Reinickendorf
Verlegedatum
05. Mai 2003
Geboren
13. März 1861 in Selchow (Pommern)
Deportation
am 08. Dezember 1943 nach Meseritz-Obrawalde
Ermordet
10. Dezember 1943 in Meseritz-Obrawalde

Mathilde Felten<br />
<br />
zuletzt wohnhaft in Berlin - Reinickendorf, Laubenkolonie<br />
<br />
„Am Tegeler Schießplatz“, Saturnstr. 1, Ecke Nordlichtstr.41<br />
<br />
Mathilde Felten wurde am 13. März 1861 in Selchow/Pommern geboren. Sie war verwitwet;<br />
<br />
ihr Mann, ein Metallarbeiter, war im Alter von 55<br />
<br />
Jahren an einem Lungenleiden verstorben. Mathilde Felten hatte acht Kinder zur Welt gebracht; zwei von ihnen waren noch im Kleinkindalter gestorben, zwei erwachsene Söhne im Ersten Weltkrieg gefallen. Ihr letzter Wohnort war in Berlin-Reinickendorf in der Laubenkolonie Am Tegeler Schießplatz, nahe dem heutigen Flughafen Berlin–Tegel. Dort lebte sie<br />
<br />
gemeinsam mit einer ihrer Töchter in einer Gartenlaube, was als Hinweis auf ihre schlechte soziale Lage gedeutet werden kann. Die hygienischen Bedingungen waren ebenso wie die Möglichkeiten der Beheizung der Lauben unzureichend.<br />
<br />
So war denn auch ein akuter Bronchialkatarrh im Februar 1943 der unmittelbare Anlass für die Aufnahme von M. Felten in das Hufeland–Hospital, das zu dieser Zeit in den Gebäuden der ehemaligen Heil– und Pflegeanstalt in<br />
<br />
Berlin–Buch untergebracht war. Die Unterbringung in einem Hospital weist darauf hin, dass Mathilde Felten unabhängig von ihrer akuten Atemwegserkrankung auf Grund ihres hohen Alters pflegebedürftig und nicht mehr in der Lage war, sich selbst zu versorgen. Zudem ist in der Krankenakte vermerkt, dass die Töchter ihre Mutter bereits seit dem Sommer 1942 seelisch verändert erlebt hatten.<br />
<br />
Im Hufeland-Hospital verblieb Mathilde Felten etwa ein halbes Jahr; im Sommer 1943 verschlechterte sich ihr psychischer Zustand weiter: „Seit etwa 4 Wochen seelisch verändert, spricht verwirrt“, heißt es am 23. Juli 1943.<br />
<br />
Schließlich galt sie im Hufeland-Hospital als nicht mehr tragbar: „Völlig dement, stört die Stationsarbeit“, lautet der Eintrag vom 3. August 1943. Noch am selben Tag wurde Mathilde Felten verlegt.<br />
<br />
Die Aufnahme in die Wittenauer Heilstätten, damals die einzige noch verbliebene Heil- und Pflegeanstalt Berlins, erfolgte mit der Diagnose “Senile Demenz”; außerdem wurde eine „Herzmuskelschwäche“ festgestellt. Die Vorgeschichte wurde dem aufnehmenden Arzt von den Töchtern Mathilde<br />
<br />
Feltens mitgeteilt. Der psychische Befund bei der Aufnahme bewertete M. Felten zusammenfassend als desorientierte und geschwätzige alte Frau. Bis Dezember 1943 verschlechterte sich ihr seelischer und körperlicher Zustand<br />
<br />
weiter.<br />
<br />
Sie war bettlägerig und wurde als verwirrt geschildert: „Patientin halluziniert lebhaft, sieht in allen Personen ihre Kinder.“ Wie schon im Hufeland-Hospital<br />
<br />
wurde sie als „störend“ und „pflegebedürftig“ beschrieben. Im letzten Eintrag der Krankengeschichte heißt es am Nikolaustag 1943: „Bettlägerig, verwirrt, muss ganz besorgt werden. Zur Verlegung vorgeschlagen.“ <br />
<br />
Am 8. Dezember 1943 traf Mathilde Felten mit einem Sammeltransport in der rd. 150 km östlich von Berlin gelegenen Landesanstalt Meseritz-Obrawalde ein.<br />
<br />
Dort starb sie bereits zwei Tage später am 10. Dezember. Als Todesursache wurde Herzmuskelschwäche vermerkt. Tatsächlich lassen die Umstände ihres Todes darauf schließen, dass die nicht arbeitsfähige, alte und kranke Frau<br />
<br />
kurz nach ihrer Ankunft in Obrawalde in einem dort tausendfach geübten Verfahren mit einer Medikamentenüberdosis vergiftet wurde.

Mathilde Felten

zuletzt wohnhaft in Berlin - Reinickendorf, Laubenkolonie

„Am Tegeler Schießplatz“, Saturnstr. 1, Ecke Nordlichtstr.41

Mathilde Felten wurde am 13. März 1861 in Selchow/Pommern geboren. Sie war verwitwet;

ihr Mann, ein Metallarbeiter, war im Alter von 55

Jahren an einem Lungenleiden verstorben. Mathilde Felten hatte acht Kinder zur Welt gebracht; zwei von ihnen waren noch im Kleinkindalter gestorben, zwei erwachsene Söhne im Ersten Weltkrieg gefallen. Ihr letzter Wohnort war in Berlin-Reinickendorf in der Laubenkolonie Am Tegeler Schießplatz, nahe dem heutigen Flughafen Berlin–Tegel. Dort lebte sie

gemeinsam mit einer ihrer Töchter in einer Gartenlaube, was als Hinweis auf ihre schlechte soziale Lage gedeutet werden kann. Die hygienischen Bedingungen waren ebenso wie die Möglichkeiten der Beheizung der Lauben unzureichend.

So war denn auch ein akuter Bronchialkatarrh im Februar 1943 der unmittelbare Anlass für die Aufnahme von M. Felten in das Hufeland–Hospital, das zu dieser Zeit in den Gebäuden der ehemaligen Heil– und Pflegeanstalt in

Berlin–Buch untergebracht war. Die Unterbringung in einem Hospital weist darauf hin, dass Mathilde Felten unabhängig von ihrer akuten Atemwegserkrankung auf Grund ihres hohen Alters pflegebedürftig und nicht mehr in der Lage war, sich selbst zu versorgen. Zudem ist in der Krankenakte vermerkt, dass die Töchter ihre Mutter bereits seit dem Sommer 1942 seelisch verändert erlebt hatten.

Im Hufeland-Hospital verblieb Mathilde Felten etwa ein halbes Jahr; im Sommer 1943 verschlechterte sich ihr psychischer Zustand weiter: „Seit etwa 4 Wochen seelisch verändert, spricht verwirrt“, heißt es am 23. Juli 1943.

Schließlich galt sie im Hufeland-Hospital als nicht mehr tragbar: „Völlig dement, stört die Stationsarbeit“, lautet der Eintrag vom 3. August 1943. Noch am selben Tag wurde Mathilde Felten verlegt.

Die Aufnahme in die Wittenauer Heilstätten, damals die einzige noch verbliebene Heil- und Pflegeanstalt Berlins, erfolgte mit der Diagnose “Senile Demenz”; außerdem wurde eine „Herzmuskelschwäche“ festgestellt. Die Vorgeschichte wurde dem aufnehmenden Arzt von den Töchtern Mathilde

Feltens mitgeteilt. Der psychische Befund bei der Aufnahme bewertete M. Felten zusammenfassend als desorientierte und geschwätzige alte Frau. Bis Dezember 1943 verschlechterte sich ihr seelischer und körperlicher Zustand

weiter.

Sie war bettlägerig und wurde als verwirrt geschildert: „Patientin halluziniert lebhaft, sieht in allen Personen ihre Kinder.“ Wie schon im Hufeland-Hospital

wurde sie als „störend“ und „pflegebedürftig“ beschrieben. Im letzten Eintrag der Krankengeschichte heißt es am Nikolaustag 1943: „Bettlägerig, verwirrt, muss ganz besorgt werden. Zur Verlegung vorgeschlagen.“

Am 8. Dezember 1943 traf Mathilde Felten mit einem Sammeltransport in der rd. 150 km östlich von Berlin gelegenen Landesanstalt Meseritz-Obrawalde ein.

Dort starb sie bereits zwei Tage später am 10. Dezember. Als Todesursache wurde Herzmuskelschwäche vermerkt. Tatsächlich lassen die Umstände ihres Todes darauf schließen, dass die nicht arbeitsfähige, alte und kranke Frau

kurz nach ihrer Ankunft in Obrawalde in einem dort tausendfach geübten Verfahren mit einer Medikamentenüberdosis vergiftet wurde.